Titel: | Zur Bestimmung des Methylalkoholes im käuflichen Holzgeiste. |
Autor: | F. Fischer |
Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 82 |
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Zur Bestimmung des Methylalkoholes im käuflichen
Holzgeiste.
Mit einer Abbildung.
Bestimmung des Methylalkoholes im käuflichen
Holzgeiste.
Textabbildung Bd. 215, S. 82
Krell hat früher (vergl. 1874 214 73) ein sehr brauchbares Verfahren zur Bestimmung des
Methylalkoholes angegeben; das von ihm vorgeschlagene Kölbchen mit doppelt
durchbohrtem Glasstopfen ist jedoch so wenig handlich, daß man sich kaum zur
Anwendung desselben entschließen kann. Als Verf. vor einiger Zeit mehrere Proben
Holzgeist zu untersuchen hatte, verwendete er daher statt dessen den
nebenstehend veranschaulichten Apparat. Ueber das Glasrohr bb, welches rechtwinkelig mit a verschmolzen ist, wird das Kühlrohr c geschoben und die Spitze von b abwärts gebogen. Man bringt nun die erforderliche
Menge Phosphorbijodid in die Kugel e, von 30 bis 40
K. C. Inhalt, und verschließt a mit einem
Kautschukstopfen, dessen Durchbohrung die Pipette mit langem, in eine feine
Spitze ausgezogenem Ausflußrohr trägt. Der Apparat wird nun etwas schräg
gestellt, so daß bb als Rückflußkühler dient;
man läßt alsdann die 5 K. C. Holzgeist (bei 15°) durch vorsichtiges
Oeffnen des mit Stellschraube versehenen Quetschhahnes d einfließen, erwärmt zur Beendigung der Reaction, senkt den Kühler
und destillirt das Jodmethyl ab.
Das Rohr bb darf nicht zu
eng genommen werden, da es sonst durch sublimirtes Jodphosphonium verstopft werden
könnte.
Der untere Theil des Meßrohres f ist in Zehntel K. C.
eingetheilt, so daß man noch 0,01 K. C. schätzen kann; die obere Erweiterung hat nur
bei 25 K. C. Inhalt eine Marke.
Um auch die Jodmethyldämpfe, welche in dem Apparate zurückbleiben, in das Meßrohr
überzuführen, öffnet man den Quetschhahn d und läßt
durch die Pipette einen schwachen Kohlensäurestrom oder Wasserdampf eintreten,
während die Spitze des Kühlers b in das Wasser des
Meßrohres f eintaucht.
Hat man mehrere Bestimmungen zu machen, so läßt sich das lästige Wechseln der
Schläuche, welche das Kühlwasser zuführen und ableiten, vermeiden, wenn man
dieselben in der angedeuteten Weise durch T-förmige Glasrohre verbindet. Dient c als
Rückflußkühler, so werden die Quetschhähne 1 und 2 geschlossen, 3 und 4 geöffnet;
soll das Destillat dagegen aufgefangen werden, so öffnet man 1 und 2, schließt aber
3 und 4.
Zur Darstellung des Phosphorbijodid (PJ₂) löst man
15,5 Grm. Phosphor in 350 K. C. Schwefelkohlenstoff, fügt nach und nach 127 Grm. Jod
hinzu, kühlt gut ab, trocknet die ausgeschiedenen Krystalle in einem schwach
erwärmten Luftstrome und bewahrt je 15 oder 30 Grm. derselben in kleinen Gläschen
mit gut schließendem Glasstopfen auf.
Grodzki und Krämer (Berichte
der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 1495) nehmen statt 30 nur 15 Grm.
Phosphorbijodid und lassen nach dem Eintropfen des Holzgeistes 5 K. C. einer Lösung
von gleichen Theilen Jod und Jodwasserstoffsäure von 1,7 spec. Gew. einfließen. Bei
Anwendung vorstehenden Apparates setzt man die Spitze der Pipette in das offene Ende
des Kautschukschlauches, öffnet den Quetschhahn d und
spült mit der Iodlösung zugleich die letzten Reste des Holzgeistes in die Kugel e.
Nach diesem Verfahren erhielten die Genannten aus je 5 K. C. der reinen Körper:
Methylalkohol
7,2
K. C.,
berechnet
7,8
Jodmethyl
Gleiche Volumen von Methylalkohol und Wasser
3,6
„
„
3,9
„
Aceton
–
„
„
–
„
Gleiche Volumen von Aceton und Methylalkohol
3,9
„
„
3,9
„
Methylacetat
3,6
„
„
3,9
„
Man kann der Berechnung also immerhin 7,2 K. C. zu Grunde legen; der Verlust der nach
der Theorie fehlenden 0,6 K. C. wird auf die im Apparat zurückbleibenden
Jodmethyldämpfe, namentlich aber auf die Bildung von Methylphosphorsäure
zurückgeführt werden müssen. Die scheinbar höhere Zahl, welche Aceton haltiger
Holzgeist gibt, ist dadurch zu erklären, daß nicht alles Aceton vom Wasser
aufgenommen, sondern vom
Jodmethyl zurückgehalten wird. Essigsaures Methyl gibt eine seinem Gehalte an
Methylalkohol entsprechende Menge Jodmethyl. Ist eine große Anzahl Bestimmungen
auszuführen, so wird man das von Grodzki und Krämer (a. a. O. S. 1497) vorgeschlagene Verfahren
anwenden können. Aus einer kleinen tubulirten Retorte wird ein gleichmäßiger Strom
JodwasserstoffAuf rothen Phosphor läßt man nach Bannow mittels
eines Tropftrichters eine Lösung von 2 Th. Jod in 1 Th. Jodwasserstoffsäure
von 1,7 spec. Gewicht tropfen. Die Jodwasserstoff-Entwickelung findet
schon ohne Wärmezufuhr statt, später unterstützt man dieselbe durch gelindes
Erwärmen. Das günstigste Verhältniß ist, wenn Jod und Phosphor nach der
Formel P₂J₅ auf einander einwirken. entwickelt. Das Gas tritt durch ein im rechten Winkel gebogenes Rohr, dessen
langer Schenkel zu zwei Kugeln aufgeblasen ist, in einen etwa 20 K. C. fassenden
Cylinder, der mit 5 K. C. des zu untersuchenden Holzgeistes beschickt ist. Der
Cylinder ist mit einem Kautschukring an dem kurzen Schenkel eines T-Stückes von weitem Glasrohr befestigt. Durch
denselben Schenkel wird auch das gebogene Rohr in den Cylinder geführt. Der lange
Schenkel des T-Stückes, der gleich als Kühlröhre
dient und daher von einem Wassermantel umgeben ist, erlaubt den Rückfluß des beim
Eintreten von Jodwasserstoff sich erwärmenden Holzgeistes. Das Kühlrohr ist an dem
aufgerichteten Ende mit einem Knierohr versehen, welches die am Schluß der Operation
entweichenden Dämpfe auf die Oberfläche einer geringen Menge vorgelegten Wassers
führt, das sich in dem zum Messen des Jodmethyls dienenden graduirten Rohr befindet.
Man führt den Jodwasserstoff im langsamen Strom dem Holzgeiste zu und unterbricht
die Operation, sobald in dem als Vorlage dienenden Meßrohr Spuren von durch
entweichenden Jodwasserstoff mitgerissenem Jodmethyl bemerkbar werden. Der zwischen
dem Gasentwickelungsapparat und Cylinder eingeschaltete Hahn wird geschlossen, der
Cylinder von dem T-Stück abgezogen und die aus
Jodmethyl und Jodwasserstoffsäure bestehende Flüssigkeit mittels eines Hebers in das
Meßrohr übertragen. Nach dem Auffüllen desselben bis zur Marke wird umgeschüttelt
und das erhaltene Volumen Jodmethyl bei 15° abgelesen.
F.
Fischer.