Titel: | Maschine zum Heben schwerer Eisenstäbe; von Hüttendirector H. A. Tappe. |
Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 108 |
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Maschine zum Heben schwerer Eisenstäbe; von
Hüttendirector H. A.
Tappe.
Mit Abbildungen auf Taf.
IV [c.d/4].
Tappe's Maschine zum Heben schwerer Eisenstäbe.
Das Heben von schweren Eisenstäben, besonders von Eisenbahnschienen, auf eine mäßige Höhe ist eine Operation, welche auf allen
Hütten vorkommt. Jeder, welcher mit Beschaffung von Arbeitskräften zu solcher Arbeit
betraut war, wird gewiß häufig die Schwierigkeit empfunden haben, passende Leute
hierzu zu finden. Zum Heben von Eisenbahnschienen, welche 50 bis 300 Kilogrm.
wiegen, sind 4 Mann nöthig, zum Heben von 6 bis 10 Meter langen Flachstäben, die
etwa 150 Kilogrm. Gewicht haben, wenigstens 3 Mann. Die Leute müssen sehr kräftig
sein, willig arbeiten und, was die Hauptsache ist, sie müssen es verstehen, mit
vereinten Kräften gemeinschaftlich zusammenzuwirken – kurz, sie müssen
Eigenschaften besitzen, welche, wenn große Leistungen gewünscht werden, nicht leicht
zu finden sind. Noch schwieriger ist es, passende Leute zu finden, wenn es sich um
den Transport heißen glühenden Eisens handelt.
Vorliegende höchst einfache Maschine (Fig. 5 und 6) ist jetzt schon seit
einigen Jahren zu Henrichshütte bei Hattingen (Westphalen) in Gebrauch. Eine
derselben wurde zunächst zum Heben von etwa 150 Kilogrm. schweren Eckeisen für
Schienen auf eine Höhe von 1,25 Meter benützt, eine zweite zum Heben von
Eisenbahnschienen auf die Höhe der Bank der Schienenrichter und endlich eine dritte
zum Heben von Schienen auf die Höhe der Eisenbahnwaggons, also etwa 1,68 Meter.
Eine Welle a, welche an den Enden zwei Kurbeln b, b trägt, wird durch eine Transmission mittels Rad und
Vorgelege in langsam drehende Bewegung gesetzt, so daß sie etwa 0 bis 9, zum Heben
schwerer Stäbe jedoch noch weniger, etwa 4 bis 5 Umdrehungen macht. Beabsichtigt man
z.B. Schienen etwa 1,30 bis 1,50 Meter zu heben, so wird die Welle 6,30 bis 7,50
Meter über die Hüttensohle gelegt.
An den beiden Kurbelzapfen c, c; hängen zwei einfache
Stangen d, d von ⊔-Eisen oder auch von Holz mit Bandeisen bekleidet. Etwa 1,70
Met. vom Boden ist eine feste Führung der Stangen geschaffen, und zwar durch ein
paar Holz- oder Metallrollen e, e, deren Lager
mit dem Dachstuhl durch Stangen f, f oder auch mit den
Seiten des Hüttengebäudes fest verbunden sind. Während nun die oberen Endpunkte der HebestangenHebestanstangen eine kreisförmige Bewegung machen, werden die unteren Enden der Stange,
welche die Haken g, g bilden, ein langgestrecktes Oval
beschreiben, welches je nach den Entfernungen der Stangen-Endpunkte von den Gleitrollen
verschieden ausfällt. Der Stand der Rollen wird so gewählt, daß das armförmig
gebogene Ende der Hebestangen bequem unter das auf der Hüttensohle h liegende und zu hebende Eisen p packt. Bei weiterer Drehung der Kurbeln b
wird alsdann das Eisen gehoben.
Die am Ende der Bank i, auf welche die Schiene gehoben
werden soll, befindlichen Fallscharniere k, k werden
durch die gehobene Schiene aufwärts gedreht, fallen aber bei fernerer Hebung der
Schiene in ihre frühere Lage zurück. Hierauf senkt sich die Schiene wieder und wird
ganz sanft auf die Scharnierhebel k aufgesetzt. Das
Heben ist vollendet. Das horizontale Fortschieben auf der Bank i kann alsdann durch schwache Kräfte, von Knaben oder
älteren Leuten besorgt werden.
Die Maschine eignet sich besonders zum Heben regelmäßiger Eisenstäbe bis zu Höhen von
2,0 bis 2,5, unter besonderen örtlichen Verhältnissen auch bis zu 3,0 Meter.
Nachdem sich diese Einrichtung durch geringe Herstellung- (etwa 900 Mark) und
Unterhaltungskosten und durch ihre Einfachheit schon längere Zeit bewährt hat, kann
dieselbe in dieser oder in ähnlicher Form wohl empfohlen werden. (Aus der Zeitschrift des Vereins
deutscher Ingenieure, 1874 S. 744.)