Titel: | Die Hellätzung des Glases mit Fluorwasserstoffsäure und ihre praktische Anwendung in der Glas-Industrie; von M. Hock, technischer Chemiker in Himberg bei Wien. |
Autor: | M. Hock |
Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 130 |
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Die Hellätzung des Glases mit
Fluorwasserstoffsäure und ihre praktische Anwendung in der Glas-Industrie; von
M. Hock, technischer
Chemiker in Himberg bei Wien.
Mit Abbildungen.
Hock, über Hellätzung des Glases mit Fluorwasserstoffsäure und ihre
praktische Anwendung in der Glasindustrie.
Die gasförmige Fluorwasserstoffsäure sowohl als auch ihre wässerigen Lösungen haben
bekanntlich die Eigenschaft, Glas anzugreifen, indem sich bei gegenseitiger
Berührung beider Substanzen die Kieselsäure des Glases mit der Fluorwasserstoffsäure
zu Fluorsilicium verbindet, während die übrigen Bestandtheile des Glases in meistens
leichtlösliche Fluorverbindungen übergehen. Dieselben bilden dann bei Einwirkung der
gasförmigen Fluorwasserstoffsäure eine gallertige Kruste über der von der Säure
angegriffenen Glasfläche, während bei Einwirkung der wässerigen
Fluorwasserstoffsäure alle diese Verbindungen in Lösung übergehen. Die Stelle der
Glasfläche selbst, wo man die Fluorwasserstoffsäure einwirken ließ, erscheint
vertieft, und durch die mehr lichtbrechende Kraft der eisglasartigen Oberfläche des
Fleckes etwas Heller als das übrige Glas. Man war nun schon lange bemüht, diese
Eigenschaft des Glases der Industrie als theilweisen Ersatz der Graveur- und
Schleiferarbeit bei der Decoration des Glases nutzbar zu machen. Die Art und Weise,
wie man früher und theilweise auch heute noch ätzte, ist folgende. Der zu ätzende
Glasgegenstand wurde mit einem weichen, weder spröden noch kleberigen Aetzgrund
überzogen. Man nahm hierzu gewöhnlich eine weiche Wachscomposition; auf diese wurde
die Zeichnung an der betreffenden Stelle des Glases entweder mit freier Hand oder durch
Pausen aufgetragen und durch Wegradirung des Aetzgrundes vom Glase an diesen Stellen
blosgelegt. Hierauf wurde der zu ätzende Gegenstand entweder den Dämpfen der
Fluorwasserstoffsäure exponirt, oder die wachsgeschützten Gegenstände ganz in
concentrirte Fluorwasserstoffsäure eingetaucht und in derselben langsam bewegt.
Diese Methode der Aetzung des Glases hat aber, indem sie der fabriksmäßigen
Ausbeutung viele Hindernisse in den Weg stellt, keinen besonders praktischen Werth
und dürfte sich, einige Ausnahmsfälle ausgenommen, wohl nur auf Vorlesungsversuche
beschränken. Das Radiren der Zeichnung in den Aetzgrund ist meist ebenso mühsam, wie
das directe Graviren des Glases; auch fallen die Aetzungen nie rein aus, indem sich
der fettige Aetzgrund mit dem Grabstichel nie vollkommen vom Glase entfernen läßt,
und die Flußsäure dann an solchen Stellen das Glas nicht angreift, wodurch in dem
geätzten Dessin, besonders bei etwas breiten Strichen, Ritze, Flecken und sonstige
Unregelmäßigkeiten sichtbar werden. Ueberhaupt sieht das Glas durch das allzu
energische Einwirken der concentrirten Fluorwasserstoffsäure roh und zerfressen
aus.
Seit kurzer Zeit nun kommen aus England und Frankreich mit Flußsäure geätzte
Beleuchtungsgegenstände mit sehr reichen Ornamenten und auch Blumenzeichnungen im
Handel vor, welche zu verhältnißmäßig billigen Preisen verkauft werden. Die Aetzung
derselben ist sehr rein, und geben die geätzten Stellen im matten Grunde über der
Flamme einen brillanten Effect. Die Art und Weise der Ausführung dieser Art Aetzung
wird von den französischen und englischen Fabriken als großes Geheimniß gehütet.
Ich will nun in folgendem eine Methode der Flußsäureätzung beschreiben, von welcher
ich zwar nicht weiß, ob sie dem in französischen und englischen Fabriken üblichen
Verfahren analog ist, die aber eben so gute, brauchbare und billig herzustellende
Fabrikate wie die fremden liefert und praktisch sehr leicht durchführbar ist.
Schon die Zusammensetzung des Glases selbst, welches zur Erzeugung von geätzter Waare
verwendet werden soll, ist nicht gleichgiltig, indem sich sehr harte
Kali-Kalk-Gläser schlecht zur Aetzung eignen. Die tauglichsten Gläser
hierzu sind weiche Bleigläser, bei welchen auf 100 Kilogrm. Sand etwa 10 Kilogrm.
reines Minium in die Schmelze kamen. Ferner soll die fertige Rohglaswaare eine
vollkommen gleichmäßig glatte Oberfläche haben, weshalb es angezeigt ist, beim
Einblasen des Glases in die eisernen Formen Papierstreifen statt der Strohhalme als
Glättungseinlage zu
verwenden, da letztere durch den Kieselsäurereichthum der Knoten in den Halmen auf
der Oberfläche des Glases immer Streifen hinterlassen.
Die Uebertragung der Zeichnungen auf die zu ätzenden Glasobjecte geschieht analog dem
Vorgange bei der Decoration verschiedener Galanteriewaaren durch Verwendung der
sogenannten Abziehbilder, nur sind letztere für die Zwecke der Aetzung entsprechend
anders hergestellt.
1) Die Herstellung der Abziehbilder. Das hierzu verwendete
Papier darf nicht geleimt, sondern muß sehr dünn, weich und glatt sein und darf
keine Knoten oder sonstigen Fehler haben, da es sich sonst nicht vollständig an die
runde Oberfläche der Gläser anschmiegen würde. Wo billig frisches Eieralbumin zu
haben ist, kann man dieses als Grundirung des Papieres für den Aufdruck der
Zeichnungen verwenden. Da dieses Mittel jedoch meist zu theuer sein wird, so
empfiehlt sich nachstehendes Verfahren, welches auch sehr gut abgehende
Abziehpapiere liefert.
Nachdem man die Papierbogen in das passende Format gebracht hat, tränkt man sie in
einem hierzu geeigneten Becken mit einer ziemlich verdünnten Lösung von
schwefelsaurem Ammoniak. Man muß jedoch hierbei Sorge tragen, daß der Arbeiter
fettfreie Hände besitzt, damit das Papier beim Betasten keine Fettstecken bekommt
und von der Lösung vollständig durchdrungen wird. Das Papier wird nun vorsichtig an
Stangen zum Trocknen aufgehängt. Das getrocknete Papier wird dann mit einem für
diese Zwecke dem Albumin ganz entsprechenden Surrogate bestrichen, so z.B. mit
gewöhnlichem warm bereiteten Stärkekleister, welcher mit etwas wässeriger
Gummiguttlösung bis zur intensiven Gelbfärbung versetzt wurde. Dieser Kleister wird
in mittelstarker Lage mit breiten Pinseln auf das Papier gleichmäßig verstrichen und
dieses hierauf wieder getrocknet, satinirt, worauf es nun zum Bedrucken fertig ist;
es muß an einem sehr trockenen Orte aufbewahrt werden.
Die Druckfarbe muß mehrerlei Anforderungen genügen. Sie muß vollständig decken, etwas
kleberig sein, darf durch Fluorwasserstoffsäure nicht angegriffen werden, und muß
sich von dem präparirten Papiere wieder sehr leicht ablösen. Der Druck selbst darf
nicht allzu rasch eintrocknen, sondern muß immer gleich am Glase haften. Eine
Substanz nun, welche sich sehr gut hierzu eignet, und welche so ziemlich die
verlangten Eigenschaften in sich vereinigt, ist der natürliche syrische Asphalt
– Wohl zu unterscheiden von den Retortenrückständen der Theerdestillation,
welche ebenfalls Asphalt genannt werden. Dieser Asphalt ist in reinem wasserhellen
Terpentinöl sehr leicht löslich.
Diese Lösung allein würde aber zu rasch eintrocknen, bei großem Terpentingehalt zu
dünnflüssig sein, um sich zum Drucke zu eignen, und bei größerem Asphaltgehalt aber
die gravirten Druckplatten verschmieren; auch würde das bedruckte Papier ohne
Schaden von der Platte nicht mehr abgezogen werden können. Man muß daher auf
passende Verdickungsmittel bedacht sein und findet diese im Bienenwachse, dem sogen,
dicken Terpentin und im Pech. Diese Substanzen müssen selbstverständlich im Zustande
höchster Reinheit in Verwendung kommen. Das Pech befreit man dadurch von allen
mechanischen Verunreinigungen, daß man es in hochgradigem Alkohol löst, die Lösung
filtrirt und hierauf in möglichst viel kaltes reines Brunnenwasser gießt, wobei sich
das Harz als feines weißlich gelbes Mehl absetzt. Dieses Mehl wird abfiltrirt und an
einem kühlen Orte getrocknet, um das Zusammenballen zu
vermeiden. Die Lösung des Asphaltes, Terpentines, Wachses und Fichtenharzes im
Terpentinöl erfolgt in der Wärme unter beständigem Umrühren am besten in einem
eisernen Gefäße über der Spirituslampe. Man läßt diese Druckfarbe nun langsam im
bedeckten Gefäße erkalten.
Zum Drucken der Bilder verwendet man eine gewöhnliche lithographische Presse.
Die Zeichnungen sind in Kupfer- oder Zinkplatten tief gravirt, so daß sie am
Papiere dann hell im dunklen Grunde der Aetzdruckfarbe erscheinen. Die
Aetzdruckfarbe wird von Blatt zu Blatt mit einer elastischen Walze auf die gravirte
Platte aufgetragen, der Bogen Papier aufgelegt, und das Muster hierauf abgedruckt.
(Selbstverständlich können auf einer Platte auch mehrere Dessins sein, da man die
einzelnen Zeichnungen durch nachheriges Zerschneiden des ganzen Bogens erhält.)
Wegen des zu raschen Eintrocknens der Druckfarbe ist es nie gut mehr Abdrücke zu
machen, als an demselben Tage abgezogen werden, da frische Abdrücke immer auch die
reinsten und besten Abzüge an den Glasobjecten liefern.
2) Das Abziehen der Bilder und die weitere Vorbereitung der
bedruckten Glasobjecte zum Aetzen. Da meist nur Beleuchtungsgegenstände
– als Lampenkugeln, Tulpen, Gasschalen etc. – mit geätzten Zeichnungen
verziert werden, so will ich hier zur Beschreibung des Verfahrens als Beispiel auch
eine Lampenkugel wählen.
Da die Muster immer symmetrisch auf den Objecten in drei-, vier-,
fünf- oder auch mehrfacher Zahl vertheilt sind, so ist es nothwendig, die
Kugeln oder sonstigen Gegenstände auf ihrem Umfange mit der nöthigen Theilung zu
versehen. Um diese Arbeit rasch und genau durchführen zu können, bedient man sich
hierzu der Drehscheibe Fig. I. Man stellt die Kugel
auf dieselbe und läßt die Scheibe durch eine einfache Bewegung mit der Hand rotiren.
Dabei hält man an die Kugel in der halben Höhe derselben eine in Tinte getauchte
Feder und erhält so einen Aequator auf derselben, welchen man dann sehr einfach
durch Auflegen einer getheilten Pappscheibe in die nöthige Anzahl Abschnitte
eintheilt. Es ist gut, bei dieser Theilung eine Arbeitskraft fortdauernd zu
beschäftigen, welche sich dann bald die nöthige Uebung aneignet, um in kurzer Zeit
sehr viele solcher Kugeln zu theilen.
Fig. 1., Bd. 215, S. 133
Fig. 2., Bd. 215, S. 133
Auf die so getheilten Kugeln können nun die Bilder abgezogen werden. Man nimmt das
Bild, drückt es an der richtigen Stelle der Kugel leicht an, wo es durch die
Klebekraft der Druckfarbe fest anhaftet. Hierauf wird das Papier rückwärts mit einer
weichen Rolle (ähnlich den Löschpapierrollen zur Entfernung der überflüssigen Tinte
beim Schreiben), welche man früher in Wasser getaucht hat, angefeuchtet und damit an
die Kugel angedrückt, so daß das Papier nirgends Falten bildet. Auch muß man Sorge
tragen, daß kein Wasser zwischen Papier und Glas kommt, indem sonst das
Adhäsionsvermögen der Druckfarbe zum Glase gestört würde, und die Zeichnung sich an
einer solchen Stelle nicht abziehen ließe. Ist nun das Papier genügend
durchfeuchtet, so daß der Kleister erweicht ist, so hebt man das Papier am Rande
vorsichtig auf und zieht es langsam ab; die braune Zeichnung wird nun am Glase
haften. Zur leichteren Ausführung der beschriebenen Arbeit bedient man sich des
Statives Fig. II, auf welchem die Kugel beim Abziehen
der Bilder in eine feste Lage gebracht ist. Nachdem man auf diese Weise die ganze
Kugel mit den einzuätzenden Mustern versehen hat, wird dieselbe vorsichtig in kaltem
Wasser abgespült, um den noch anhaftenden Kleister der Abziehbilder zu entfernen,
und zum Trocknen bei Seite gestellt. Sind die Kugeln trocken, so werden sie mit
feinst gepulvertem Asphalt eingestaubt, welcher an den klebrigen bedruckten Stellen haften bleibt;
von dem reinen Glase wird der überflüssige Asphalt wieder mittels eines Pinsels
entfernt.
Nach dieser Operation werden die Kugeln in einer eisernen Muffel etwa 5 bis 8 Minuten
auf 100 bis 150° erhitzt, bei welcher Temperatur der Ruß des Terpentinöles
der Druckfarbe verflüchtigt, die anderen Substanzen zusammenschmelzen und die Kugel
nach der Form der Zeichnung mit einer homogenen braunen Kruste überziehen.
Schließlich, nachdem die Kugeln erkaltet sind, werden die Zeichnungen noch mit
Pinsel und Radirklinge ausgebessert, um eine regelmäßige fehlerfreie Decoration zu
erzielen. Jene Stellen der Kugeloberfläche, welche vor den Einflüssen der
Fluorwasserstoffsäure geschützt bleiben sollen, werden mit einem rasch trocknenden,
gewöhnlichen, gut deckenden Asphaltlack überstrichen und bei mäßiger Wärme möglichst
rasch getrocknet. Die Kugeln sind nun zur Vornahme der eigentlichen Aetzung
fertig.
3) Die eigentliche Aetzung. Eine Hauptbedingung für die
Erzeugung reiner, gleichmäßiger Aetzungen ist die Anwendung verdünnter
Fluorwasserstoffsäure, da concentrirte Säure das Glas zu energisch angreift, und
dasselbe – wie schon früher erwähnt – dann roh und zerfressen
aussieht, auch die Zeichnungen nie reine Contouren erhalten. Zur Aufnahme der
Aetzflüssigkeit bedient man sich gewöhnlich langer schmaler Holzkästen, welche innen
zum Schutze gegen die zerstörenden Einflüsse der Fluorwasserstoffsäure mit etwa 1,5
bis 2 Millim. starker Bleifolie ausgekleidet sind. Um vor den die Lunge und
Nasenschleimhäute heftig angreifenden Dämpfen der Fluorwasserstoffsäure halbwegs
geschützt zu sein, versieht man diese Kästen mit Deckeln, welche in eine salzartige
Rinne des unteren Kastens einfallen, die zur vollkommenen Absperrung mit Wasser
gefüllt werden kann. Durch den Kasten hindurch läuft eine hölzerne Welle, auf
welcher die zu ätzenden Glasgegenstände befestigt werden können. Dieselbe ist mit
einer Kurbel versehen, um die Kugeln in der Aetzflüssigkeit langsam zu drehen, und
sie an ihrem ganzen Umfange gleichmäßig mit der Flußsäure in Berührung zu bringen.
Die Befestigung der Kugeln an der Welle geschieht in der Weise, daß man, um das
Innere der Kugeln vor der Einwirkung der Flußsäure zu schützen, die beiden
Oeffnungen derselben mit an die Welle genau anpassenden conischen Holzspunden
verschließt. Etwa sich zeigende Spalten und Oeffnungen werden mit einer weichen
baumwachsartigen Kittmasse verstrichen. Die Skizzen in Fig.
III und IV veranschaulichen die Ausführung
dieser Operationen und die hierbei angewendeten Kästen im Quer- und
Längsschnitte. Ein solcher Kasten faßt gewöhnlich zehn Kugeln, welche gleichzeitig der Einwirkung der
Fluorwasserstoffsäure ausgesetzt werden.
Fig. 3., Bd. 215, S. 135
Fig. 4., Bd. 215, S. 135
Die angewendete Flußsäure muß mindestens soweit verdünnt sein,
daß sie keine Dämpfe mehr ausstößt. Die Dauer der Einwirkung richtet sich nach der
Concentration der Säure, nach der Stärke, in welcher man die Aetzung ausgeführt
wünscht und nach der Härte der Glasmasse. Da die angewendete Flußsäure
selbstverständlich durch ihre fortwährende Verbindung mit der Kieselsäure, den
Alkalien und anderen Bestandtheilen des Glases eine Verdünnung erleidet, so wird
ihre Einwirkung auf die Glasmasse nach und nach geschwächt. Um diesen Uebelstand zu
beseitigen, setzt man dem Aetzbade nach einiger Zeit des Gebrauches concentrirte
englische Schwefelsäure zu, wodurch die Fluorwasserstoffsäure wieder concentrirt
wird. Es ist dies zugleich ein Regenerationsproceß zur Wiedergewinnung der
Fluorwasserstoffsäure, welcher sich einige Zeit recht gut durchführen läßt und so
die Kosten des Verfahrens durch Ersparniß an Fluorwasserstoffsäure bedeutend
vermindert. Selbstverständlich darf der Zusatz der concentrirten Schwefelsäure jene
Grenze nicht überschreiten, über welche die Schwefelsäure den schützenden
Asphaltüberzug angreifen und zerstören würde.
Nachdem nun die Glasgegenstände in genügender Tiefe geätzt sind, werden sie mit der
Welle aus dem Aetzbade gehoben und in reinem Brunnenwasser von den anhaftenden
Resten des Aetzbades befreit, dann durch Waschen in warmer Aetzlauge von dem
schützenden Asphaltüberzuge befreit, in reinem Wasser abgespült und getrocknet.
Schließlich werden sie noch auf einem gewöhnlichen Schleiferzeuge auf die bekannte
Weise entweder innen oder außen, wie es eben erforderlich ist, fein mattirt und sind
hierauf zum Verkauf fertig.
So umständlich nun auch diese Methode dem Leser erscheinen mag, so ist sie
dessenungeachtet bei richtig durchgeführter Theilung der Arbeit doch sehr einfach.
Dieselbe kann von Mädchen, der billigsten Arbeitskraft, durchgeführt werden, während
ein einziger sachverständiger Dirigent genügt, alles im Geleise zu erhalten. Die
Arbeiterinnen gewinnen bei dem Umstande, daß jede jahraus jahrein immer nur
denselben Theil der Arbeit auszuführen hat, eine solche Fertigkeit, daß sie erstaunlich viel im Laufe
eines Tages fertig stellen. Die erforderlichen Gerätschaften sind einfach und
billig, so daß ein verhältnißmäßig geringes Anlagecapital erforderlich ist. Der
Verbrauch an Präparaten kann bis auf die Fluorwasserstoffsäure ein geringer genannt
werden. Will man jedoch, was auch immer das vortheilhafteste sein wird, die
Fluorwasserstoffsäure selbst herstellen, so würde ich rathen, statt des Flußspathes
als Rohmaterial Kryolith zu verwenden. Der Vortheil seiner Anwendung liegt
einestheils in der Mehrausbeute an Fluorwasserstoffsäure, anderentheils in der Art
der Erzeugungsrückstände, welche aus schwefelsaurem Natron und schwefelsaurer
Thonerde bestehen, – im Wasser leicht lösliche Salze, die eine leichte
Reinigung der verwendeten Bleiretorten ermöglichen und in Form von Natronalaun einer
weiteren Verwerthung fähig sind. Bei Verwendung des Flußspathes bleibt dagegen Gyps
als Rückstand, welcher durch sein steinartiges Erhärten schwer aus den Retorten zu
entfernen ist und dann ein völlig werthloses Abfallproduct bildet.
Daß die beschriebene Aetzmethode auf jede Form Hohlglas sowohl, als auch auf
Tafelglas Anwendung finden kann, bedarf wohl kaum der Erwähnung; es ist zu erwarten,
daß die Aetzung des Glases bald allgemein einen neuen Zweig der Glasindustrie auch
in Deutschland und Oesterreich bilden wird. Ich selbst bin jeder Zeit bereit die
genauesten Aufschlüsse und Rathschläge in dieser Sache zu ertheilen.