Titel: | Ueber die neuesten Fortschritte in der Soda- und Chlorkalk-Industrie in England; von Dr. Georg Lunge (South-Shields). |
Autor: | Georg Lunge [GND] |
Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 229 |
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Ueber die neuesten Fortschritte in der
Soda- und Chlorkalk-Industrie in England; von Dr. Georg Lunge (South-Shields).
(Nachtrag zu S.
161 des vorhergehenden Heftes.S. 150 Z. 7 v. u. lies statt „Chlormagnesium“
„Chlormangan.“
)
Lunge, über die neuesten Fortschritte in der Soda- und
Chlorkalk-Industrie.
1. Zur nassen Verhüttung der
Pyrit-Rückstände.
Nach Gibb (bis jetzt unpublicirte Angaben) betrug die
Gesammtmenge der im Jahre 1866 nach England eingeführten Menge von kupferhaltigen
Pyriten aus Spanien und Portugal 180.000 Tonnen, im J. 1874 jedoch 500.000 Tonnen,
welche 350.000 Tonnen Rückstände ergeben. Die Pyrite aus den drei größten Gruben
enthalten sämmtlich 47–49 Proc. Schwefel, und im Durchschnitt:
Kupfer
Silber
Proc.
(Unzen per Tonne)
Rio Tinto
3,80
1,20
Tharsis
3,50
0,75
San Domingos
3,70
0,75
Folgendes sind Durchschnitts-Analysen der Erze nach dem Abrösten, so wie sie
aus den Schwefelsäurefabriken an die Kupferhütten gelangen, mit Zuziehung des Erzes
von Ytteröen in Norwegen.
Rio Tinto
Tharsis
San Domingos
Ytteröen
KupferEisen
berechet alsCu₂Fe₂S₄
1,65 3,64
1,503,23
1,55 3,76
1,013,33
Schwefel
3,53
3,15
3,62
3,10
Kupferoxyd
2,75
2,56
2,70
0,39
Zinkoxyd
2,02
0,55
0,47
6,46
Bleioxyd
0,47
0,70
0,84
0,06
Silber
0,0037
0,0023
0,0023
–
Cobaltoxyd
0,007
0,032
0,033
–
Wismuthoxyd
0,013
0,010
0,013
–
Kalk
0,20
0,25
0,28
2,30
Eisenoxyd
77,40
77,00
78,15
68,06
Schwefelsäure (SO₃)
6,10
5,25
5,80
6,56
Arsensäure
0,24
0,17
0,25
0,05
Unlöslicher Rückstand
1,45
5,85
1,85
8,74
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
99,47
100,26
99,32
100,06
Die zur chlorirenden Röstung benützten Oefen theilen sich in folgende Classen:
1. Offene Flammöfen von gewöhnlicher Art – die
älteste Form, nur noch in zwei oder drei kleinen Hütten gebräuchlich.
2. Flammöfen mit rotirendem
Herd (Gibb u. Gelstharp's
mechanischer Ofen, von mir beschrieben in diesem Journal, 1872 204 294). Diese Oefen stehen in einer der größten Hütten, der Bede Metal Company zu Hebburn-on-Tyne, im
Gebrauch und sind wohl als die besten zu betrachten, aber theuer in der Anlage.
3. Muffelöfen. Gebräuchlich in allen Fabriken der großen
Tharsis Sulphur and Copper Company. Für sie wird das
Verdienst in Anspruch genommen, gegnerischerseits aber geläugnet, daß sie die beste
Regulirung der Röstung ermöglichen. Dem steht übrigens auch ein Mehrverbrauch an
Kohlen gegenüber (das 1 1/2 bis 2 fache der übrigen Oefen.)
4. Combinirte Oefen mit oberschlächtiger Flamme, welche
jedoch durch ein bis zur Hälfte des Arbeitsraumes durchgehendes Schutzgewölbe für
diese Distanz von directer Berührung mit der Charge abgehalten ist. Angewendet
(neben Nr. 2) in den Bede Metal Works und von mir
beschrieben in diesem Journal, 1872 204 293. Es ist
jedoch dort übersehen worden anzugeben, daß die Flamme unter der (aus Thonplatten
bestehenden) Sohle zurückkehrt und diese somit auch von unten heizt.
5. Combinirte Oefen, wobei die Flamme eines Gasgenerators
erst unterhalb der Ofensohle und dann über dieselbe, aber in directem Contact mit
der Charge (nicht in Art einer Muffel) geführt wird. Diese Oefen sind in Lancashire
meist gebräuchlich.
Die Art der Calcinirung läßt sich aus den folgenden Analysen des Röstproductes aus
den drei wichtigsten Ofenarten beurtheilen.
Gasöfen
Muffelöfen
Mechan. Oefen
Proc.
=
Proc. Cu
Proc.
=
Proc. Cu
Proc.
=
Proc. Cu
Kupferchlorid
4,03
=
1,90
4,25
=
2,00
6,70
=
3,15
KupferchlorürKupferoxyd
0,321,26
==
0,201,00
0,35 0,88
==
0,210,70
0,32
=
0,25
Chlornatrium
2,50
–
34,0
–
0,90
–
Natriumsulfat
13,18
–
47,40
–
14,03
–
Unlösl. Kupfer
–
0,15
–
0,12
–
0,13
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
3,25
3,03
3,53
Ganz sichere Vergleichsresultate lassen sich jedoch hieraus nicht ziehen, weil die
der Verarbeitung unterzogenen Erze in den verschiedenen Oefen verschieden waren.
Folgendes ist die Durchschnittsanalyse zweier als typisch anzusehender Sorten von Purple Ore (Rückstand vom Auslaugen des Kupfers
etc.):
Eisenoxyd
90,61
95,10
= Eisen.
63,42
66,57
Kupfer
0,15
0,18
Schwefel
0,08
0,07
Phosphor
–
–
Bleisulfat
1,46
1,29
Calciumsulfat
0,37
0,49
Natriumsulfat
0,37
0,29
NatriumchloridUnlösl. Rückstand
0,286,30
2,13
–––––
–––––
99,62
99,55
Nachstehend die Durchschnittszusammensetzung des aus den Lösungen präcipitirten
Kupferniederschlages:
Eisenschwamm
Gefällt mitschweremBrucheisen
leichtemBrucheisen
Kupfer
67,50
72,50
67,50
Arsenik
0,137
0,306
0,100
Silber
0,011
0,046
0,066
Blei
1,30
2,60
1,74
Eisenoxyd
5,15
4,41
7,56
Kohle
5,10
–
–
Kieselsäure
3,20
–
–
Trotz der entgegenstehenden Behauptungen von Bischof und
von Down gelingt es nicht, die
Niederschlagung von Arsen zugleich mit dem Kupfer zu verhindern.
Durchschnitts-Analysen a) von
Kupfer aus der nassen Verhüttung, b) von English Copper, gewonnen durch den alten
Schmelzproceß.
Textabbildung Bd. 215, S. 231
„tough“;
Silber; Proc.; Arsen; Antimon; Spur; Wismuth; Blei
2. Zur Entsilberung nach Gibb (1874
214 468).
Gehalt der Kupferlösungen:
Kupferper Liter
Silber perTonne Kupfer
Vor dem Behandeln mit Schwefelwasserstoff
20,1 Grm.
18,00 Unzen
Nach demselben.
18,1 „
2,95
„
Gehalt des Schwefelwasserstoff-Niederschlages
1,3 „
220,00 „
Zusammensetzung des schließlich erhaltenen Chlorsilberrückstandes
(vom Fällen mit Kalk und Auswaschen mit Wasser und Schwefelsäure; 1874 214 470).
Silber
8,77
Bleioxyd
28,66
Kupferoxyd
3,75
Eisenoxyd
2,61
Kalk
13,67
Schwefelsäure (SO₃)
31,72
Chlor
4,70
Wasser
4,20
Unlösl. Rückstand
1,40
–––––
99,48
3. Zur Verarbeitung von
Pyrit-Schlich (1874 214 470).
Ueber den Mac Dougal'schen Ofen habe ich bestimmt gehört
(wie ich dies gleich anfangs befürchtet hatte), daß in demselben eine ganz
unverhältnißmäßige Menge Flugstaub entsteht. Die Erfinder wenden deshalb einen nassen Waschapparat an, wobei das Gas einen wenn auch
geringen Wasserdruck zu überwinden hat; dies läßt sich freilich, bei der Anwendung
von gepreßter Luft, leicht bewerkstelligen, kühlt aber natürlich das Gas so sehr,
daß der Apparat überhaupt mit einem Gloder'schen Thurme
gar nicht verbunden werden kann.
South-Shields, 30. Januar 1875.