Titel: | Die Gesteinsbohr-Maschinen der Wiener Ausstellung 1873; von R. Ziebarth. |
Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 298 |
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Die Gesteinsbohr-Maschinen der Wiener
Ausstellung 1873; von R.
Ziebarth.
Mit Abbildungen auf Taf.
VI, VII, und VIII,.
(Schluß von S.
207 des vorhergehenden Heftes.)
Ziebarth, über Gesteinsbohrmaschinen der Wiener
Weltausstellung.
Die neuere Form der Sachs'schen Gesteinsbohrmaschine, wie
sie von der Maschinenbau-Actiengesellschaft „Humboldt“
in Kalk zur Ausstellung gebracht war, ist auf Taf.
VII [d/1] dargestellt, wo sich in Figur 1 bis
5
Ansichten und Durchschnitte derselben vorfinden. Hier dient für die Umsteuerung ein
gewöhnlicher Muschelschieber, welcher von der Kolbenstange b aus bewegt wird. An dem hinteren Ende derselben ist nämlich ein Halsband
c angebracht (Fig. 1), mit welchem die
Stange d gelenkig verbunden ist. Diese schiebt sich in
einer Hülse, die an den einen Arm eines Winkelhebels e
faßt, während dessen zweiter Arm wiederum in einen Schlitz der Stange des Schiebers
f greift und diesem dadurch eine hin und her gehende
Bewegung ertheilt. Die Zuführung der arbeitenden Luft erfolgt unter den Schieber
durch die mit der Leitung verbundene Oeffnung o, während
die verbrauchte Luft durch die Oeffnungen p, p (Fig. 2) im
Schieberkasten entweichen kann.
Gleichzeitig ist aber mit dem Arme e des vorgenannten
Winkelhebels ein dritter Arm g (Fig. 2) verbunden, welcher
bei seiner Bewegung die in zwei auf einer Verbreiterung des hinteren Cylinderdeckels
stehenden Führungsbüchsen gleitende Stange h vor-
und rückwärts schiebt. Ein auf dieser Stange befestigter Kreuzkopf trägt die beiden
Sperrhacken i und k, welche
an der Bewegung der Stange h theilnehmen. Von diesen
wirkt der erstere auf ein Sperrrad l, welches mit der
hinteren Stopfbüchse der Kolbenstange in einem Stück gegossen ist. Diese Stopfbüchse
hat eine Nuth, entsprechend einer über die ganze Länge der Kolbenstange sich
erstreckenden Feder, und in Folge dessen folgt die Kolbenstange der Drehung des
Rades m und bewirkt dadurch die Umsetzung des Bohrers,
welcher an dem vorderen Theile a der Kolbenstange
befestigt ist. Der zweite Sperrhaken k veranlaßt eine
entsprechende Drehung
des Sperrrades m; dieses ist mit der langen Mutter für
die Leitspindel n verbunden. Hierdurch ist auch ein
selbstthätiger Vorschub des Bohrers hergestellt. Die Leitspindel, mit hoher Steigung
versehen, bildet den einen Träger, mittels dessen die Maschine auf einem
bockförmigen Gestelle ruht; die Unterstützung auf der anderen Seite erfolgt durch
eine glatte Stange, wie aus Fig. 5 zu ersehen ist.
Dieser Bock dient dazu, die Maschine universalgelenkig an einem größeren Gestelle zu
befestigen.
War bei den bisher beschriebenen Gesteinsbohrmaschinen der Mechanismus zum großen
Theil noch außerhalb des Cylinders angebracht, so ist dies bei den nachfolgenden
mehr oder weniger vermieden worden.
Von diesen ist zunächst die Burleigh'sche Maschine zu
erwähnen, welche bei den Arbeiten am Hossac-Tunnel (vergl. 1874 214 32) in Amerika zuerst in Betrieb kam und auf der
Ausstellung mit einigen Verbesserungen von der Firma Mahler und Eschenbacher in Wien vorgeführt
wurde und dort häufige Proben ihrer Wirksamkeit gegen einen großen Granitblock
ablegte. Wie aus den Zeichnungen in Fig. 6 bis 9 auf Taf. VII [d/4] hervorgeht, wirkt behufs der Umsteuerung die
Kolbenstange mit einer Verstärkung a (s. Fig. 9) bei ihrem
Vor- und Rückwärtsgange auf einen der beiden unteren Ansätze eines
dreiarmigen Hebels b, dessen oberer Arm mit der Stange
des Muschelschiebers r verbunden ist. Für das Umsetzen
des Bohrmeisels, welcher in den Vordertheil der Kolbenstange eingeklemmt ist, hat
die rückwärtige Verlängerung d der letzteren eine
schraubenförmige Nuth c, in der ein Zahn in der Nabe des
Rades e (Fig. 9) sich führt.
Letzteres liegt in einer Verlängerung des Cylinders und ist außen mit Sperrzähnen
versehen, in welche die durch die Cylinderwandung tretende Sperrklinke i (Fig. 8) eingreift und bei
dem Rückgange des Bohrers eine Drehung des Rades verhindert. Dadurch ist die
Kolbenstange gezwungen, eine dem Wege des Zahnes in der Schraubennuth entsprechende
Drehung zu machen. Bei dem Vorwärtsgange dreht sich dagegen das Sperrrad, während
die Kolbenstange ohne Drehung vorgeht, weil die Reibung des Kolbens gegen die
Cylinderwandung größer ist als die des Sperrrades gegen ein neben ihm liegendes
Frictionsrad g. Der Widerstand des letzteren, welches
mit einem Zahne in der achsialen Nuth h der Kolbenstange
gleitet, kann noch durch die kleine Bremse f (Fig. 9)
regulirt werden. Dieselbe drückt mit einem Schuh auf den Umfang des Rades g und kann mittels einer Schraube mehr oder weniger fest
gegen den Umfang angestellt werden. Der ganze Mechanismus zur Umsetzung des Bohrers
liegt zwischen der hinteren Stopfbüchse und einem Stellringe, welche beide durch die
Pressionsschrauben k und l
(Fig. 7)
in ihrer Lage festgehalten werden.
Bei kleineren Maschinen erfolgt der Vorschub des Bohrers von Hand, indem die
Leitspindel in, welche in eine Bohrung der hinteren Kolbenstange eintreten kann,
mittels Handkurbel gedreht wird. Die Spindel hat ihre Mutter in n und findet ihr Widerlager in einem Bügel, der an dem
halbröhrenförmigen Untersatz der Maschine festgeschraubt ist. Für größere Apparate
ist zum Zwecke des Vorschubes ein eigenes Schaltwerk angebracht, von welchem Fig. 9 eine
genauere Darstellung gibt. Dringt nämlich der Bohrer so tief in das Loch ein, daß
der Kolben nahezu den vorderen Cylinderdeckel erreicht, so trifft die Verstärkung
a der Kolbenstange gegen den kleinen, durch eine
Feder niedergehaltenen Hebel q, hebt diesen aus und
bringt dadurch den bisher von q gestützten Arm des
größeren Hebels o zum Niederfallen, so daß dieser
ebenfalls von der Verstärkung a erreicht und abwechselnd
gehoben werden kann. Der zweite Arm dieses Hebels trägt eine Sperrklinke, mittels
deren er das mit der Mutter der Leitspindel verbundene Sperrrad p in Drehung versetzt. Sobald hierdurch genügender
Vorschub gegeben ist, trifft die Verstärkung nicht mehr gegen q, und dieses hält den Hebel o in die
Höhe.
Eigentlich von denselben Gesichtspunkten wie die vorbeschriebene geht die für Brydon, Davidson und Warrington patentirte Maschine aus, welche unter dem Namen
„Power Jumper“ von Whitley
Partners in Leeds mit ziemlichem Erfolge eingeführt wird. Sie ist im Ganzen
als eine Vereinfachung ihres amerikanischen Vorbildes zu betrachten; außerdem sind
bei ihr auch noch die Theile, welche dort außerhalb der Umhüllung des Apparates
lagen, in dieselbe verlegt. Wir verweisen dafür auf die Abbildungen in Fig. 1 bis 4, Taf.
VIII.
Nach diesen hat die Maschine zwei Kolben a und b, verbunden durch die Kolbenstange c und mit der Bohrstange d.
Da diese eine größere Stärke erhalten hat als die Kolbenstange, so ist, um gleichen
Kolbenquerschnitt bei Vor- und Rückgang zu erhalten, dem Kolben b ein größerer Durchmesser gegeben. Die Umsteuerung
erfolgt auf einfache Weise durch einen dreiarmigen Hebel, dessen beide Arme e und f, welche sich um die
Kolbenstange herum krümmen (Fig. 2) von dem
betreffenden Kolben getroffen werden und mittels des Armes g den Muschelschieber bei dem Umsetzen auf die andere Seite rücken. Die
Zuführung der Luft erfolgt über dem Schieber bei h.
Für die Drehung des Bohrers ist ähnlich wie bei der Maschine von Burleigh die schraubenförmige Nuth auf der in dem
hinteren Cylinderdeckel
drehbaren Stange i angeordnet, in welche ein in der
Ausbohrung des hinteren Kolbens a eingesetzter Zahn sich
führt und während des Rückganges den Kolben zur Drehung veranlaßt, da während dieser
Zeit die Stange i durch das Sperrrad k an der Rotation verhindert ist. Umgekehrt wird, wenn
die Kolben vorwärts gehen, die Kolbenstange c durch
einen Sperrkegel l, welcher in Fig. 4 in größerem
Maßstabe gezeichnet wurde, an der Drehung verhindert, während die Sperrung bei k jetzt ein Mitdrehen der Stange i gestattet. Die Kolbenstange ist für den angegebenen Zweck mit parallel
zur Achse laufenden Rinnen versehen, und ergibt sich aus der Form des Sperrkegels
l, daß der Kolbenstange eine Drehung nach einer
Seite gestattet ist, während eben beim Rückwärtsgange die Führung in der Nuth i eine solche Umdrehung veranlaßt. Es dürfte diese
Einrichtung der Arbeit der Maschine eine größere Sicherheit geben als die nur auf
Reibung basirte entsprechende Anordnung an der Bohrmaschine von Burleigh.
Zur Erzielung größter Einfachheit ist der Vorschub des Bohrers nicht selbstthätig
gemacht, sondern erfolgt von Hand, indem durch eine Kurbel die beiden Schrauben m, m (Fig. 3) in Umdrehung
versetzt werden, welche mittels Schneckenräder die beiden Leitspindeln n, n bewegen und dadurch den Cylinder in dem
kastenförmigen Gehäuse o vorwärts schieben. Dieses
Gehäuse ist universalgelenkig auf dem Zapfen in dem einen Fuße des dreibeinigen
Bohrgestelles befestigt, und geschieht die Feststellung in einer bestimmten Lage
durch Anziehen der einen Mutter q, welche den Keil p fest gegen das Gehäuse preßt und dadurch eine Drehung
des Reibungsstückes r sowohl in dem Gehäuse wie um den
Zapfen des Gestellfußes unmöglich macht.
Endlich hat auch Azolino dell' Acqua in Mailand bei seiner
Maschine die arbeitenden Theile vollständig in die äußere Umhüllung gelegt. Die
Bohrmaschine ist in Fig. 5 bis 8 (Taf. VIII) in
Längen- und Querschnitt und einigen Details dargestellt; sie unterscheidet
sich von den früher beschriebenen durch Anwendung einer Hahnsteuerung und hat die
Verwendung von Leitrinnen für die auszuführenden Bewegungen in weitestem Maße
herangezogen. Es ist dabei eine äußerst interessante Anordnung und Verbindung der
einzelnen Theile hervorgegangen, die allerdings durch ihre künstliche Einrichtung
die Besorgniß erwecken wird, daß bei den vielen Stößen, welche die Arbeit der
Maschine mit sich bringt, eine baldige Abnützung der arbeitenden Theile eintreten
werde. Resultate über einen längeren Gebrauch dieser Maschine scheinen noch nicht
vorzuliegen.
Der Kolben a derselben hat zum Zwecke eines kräftigeren
Schlages zwei sehr ungleiche Flächen, und ist die sehr starke vordere Kolbenstange
zugleich als Führungsmutter für die Leitspindel b
benützt. Die Umsteuerung erfolgt, wie schon bemerkt, durch einen Hahn, dessen hohl
gearbeiteter Küken c mit dem Raum hinter dem Kolben und
außerdem durch zwei schmale Schlitze mit dem Zuführungs- und Ableitungsrohr
für die Luft in Verbindung steht. Die geringe Breite dieser Schlitze hat ihre
vollständige Oeffnung auch schon bei einer kleinen Drehung der Hahnspindel zur
Folge. Um nun diese Drehung zu bewirken, trägt das hintere Ende der hohlen
Kolbenstange d einen Stift e, welcher sich in den eine Raute bildenden Ausschnitten der Platte f führt. Fig. 7 stellt die Form
dieser Ausschnitte F dar und läßt ersehen, daß der Stift
bei feststehender Kolbenstange am Ende jedes Vor- und Rückganges diese
Führungsplatte um ein bestimmtes Stück zur Seite schiebt. An der Platte f ist ein Arm befestigt, welcher mit der Hahnspindel
fest verbunden, diese um ein entsprechendes Stück nach rechts oder links dreht und
so das Oeffnen und Schließen der Schlitze im Küken veranlaßt.
Da der Bohrer an der Leitspindel befestigt ist, so stehen Vorschub und Umsetzen des
Bohrmeisels in genauem Zusammenhange und hängen gleichzeitig von dem Eindringen des
Bohrers in das Gestein ab. Dieser Zusammenhang wird auf folgende Weise
hergestellt.
Gegenüber dem Stifte e sitzt auf dem Ende der
Kolbenstange der Stift g, welcher die letztere an jeder
Drehung verhindert, indem er in der achsilen Nuth h
geführt wird. Ferner bildet den hinteren Abschluß der rückwärts von dem hinteren
Cylinderdeckel gelegenen Kammer ein Ring i, welcher an
der Führung h befestigt ist und gleichzeitig die Spindel
des Steuerungshahnes stützt. In diesem Ringe führt sich ein Muff k der seine zweite Führung auf der Kolbenstange findet
und in seiner oberen und unteren Wand eine Durchbrechung hat, deren Form in Fig. 8
dargestellt ist. In diesen Durchbrechungen gleiten die bereits erwähnten Stifte e und g auf der
Kolbenstange. Die Abbiegung der Durchbrechung an ihrem vorderen Ende veranlaßt, weil
die Kolbenstange sich nicht drehen kann, eine Drehung des Muffes, und zwar ist
letztere um so größer, je weiter der Kolben im Cylinder vorwärts geht, je weiter
also der Bohrer in das Gestein eindringt. Auf den Ring i
ist ferner eine Büchse l aufgesetzt, welche zwei weitere
ringförmige Stücke einschließt, deren eines m an dem
Ringe i, das andere n an dem
Muff k befestigt ist. Wenn nun beim Rückwärtsgange des
Kolbens die Stifte e und g
in den geraden Theil der Durchbrechungen k treten, so
macht der Muff einen entsprechenden Ausschlag, nimmt das Ringstück n mit
und schiebt mittels der an ihm angebrachten Sperrklinke o die inwendig mit Sperrzähnen versehene Büchse l mit sich herum. Dieselbe steht mittels des Keiles p mit der Leitspindel b in Verbindung, indem
letztere ihrer Länge nach eine Nuth enthält, in welche der Keil hineinfaßt. Die
Spindel b dreht sich dabei und schiebt sich gleichzeitig
in dem Kolben vorwärts. Beim Vorwärtsgange macht der Muff allerdings den
entgegengesetzten Ausschlag; doch kann ihm dann die Büchse l nicht folgen, weil der auf dem Ringstück n
angebrachte Sperrkegel q die Drehung verhindert.
Der Keil p kann leicht herausgezogen werden, wenn mittels
einer auf dem hinteren Ende der Leitspindel angebrachten Kurbel der Bohrer von Hand
zurückgenommen werden soll.