Titel: | Der mehrfache Telegraph von Bernhard Meyer in Paris. |
Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 310 |
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Der mehrfache Telegraph von Bernhard Meyer in
Paris.
Mit Abbildungen auf Taf.
C und Taf. IX [c.d/3].
Meyer's mehrfacher Telegraph.
Nachdem wir bereits im vorigen Jahrgange dieses Journals (vergl. 1874 213 17) über den einen (Alois Bauer's Illimit-Telegraph) jener beiden im J. 1873 auf der Wiener
Ausstellung befindlichen Telegraphen, mittels deren mehrere Telegramme gleichzeitig
und dabei periodisch mit einander abwechselnd auf einem und demselben Leitungsdrahte
befördert werden sollen, einige Mittheilungen gemacht haben, besprechen wir
nachfolgend den anderen, d. i. Meyer's vierfachen
Telegraphen ausführlicher, weil derselbe in seiner jetzigen verbesserten Gestalt in
Frankreich zwischen Paris und Marseille und seit nun etwa 3/4 Jahren auf der Linie
Wien-Prag befriedigend arbeitet.
Die erste Beschreibung seines zuerst im J. 1872 ausgeführten mehrfachen Telegraphen
veröffentlichte Meyer im Journal
télégraphique (März 1873); in seiner jetzigen Gestalt wird
dieser Telegraph beschrieben in den Annales
télégraphiques (3. Serie, 1. Bd. S. 187). Beiden Quellen
folgen wir im Nachfolgendem, ohne jedoch des an letzterer Stelle ausführlicher
besprochenen mehrfachen Telegraphen von
Rouvier (1858) eingehender zu gedenken, weil wir damit
doch nicht bis auf den ersten VorschlagVergl. Zetzsche: die Copirtelegraphen, die
Typendrucktelegraphen und die Doppeltelegraphie (Leipzig 1865) S. 189
ff. der Art zurückgegangen wären. Es mag nur erwähnt werden, daß Rouvier die Morseschrift entweder durch gleichgerichtete
Ströme in Punkten und Strichen in einer Zeile oder durch Ströme von verschiedenem
Vorzeichen in Punkten allein, aber in zwei Zeilen telegraphiren wollte.
Die Zahl der verschiedenen Stromsendungen, welche eine Telegraphenleitung verträgt,
wechselt natürlich mit ihrer Leitungsfähigkeit. Man kann annehmen, daß eine Leistung
von 25 Telegrammen in der Stunde (was etwa die Leistung eines Beamten am Morse ist) den Leitungsdraht ungefähr mit (höchstens) 5
Stromgebungen in der Secunde beansprucht. Aus verschiedenen Erfahrungen weiß man
aber, daß Telegraphenleitungen im Allgemeinen mehr als 20 Stromgebungen in der
Secunde vertragen; ja mittels des automatischen Telegraphen hat man mit elektrischen
Strömen von 1/560 Secunde Dauer gearbeitet und doch, sei es auf chemischem Wege, sei
es mit Druckfarbe, sehr reine Schriftzeichen erhalten. Wenn nun zur Versendung von
je 25 Telegrammen in der Stunde 5 Stromsendungen in der Secunde erforderlich sind,
durch den Draht aber bequem n Ströme in jeder Secunde
gesendet werden können, so lassen sich n: 5 = z Empfangsapparate mit demselben Leitungsdraht
verbinden, und es können dann z Beamte gleichzeitig (mit
einander abwechselnd) auf diesem Draht arbeiten. Bei n =
20 würde z = 4 werden.
Darauf ist denn der vierfache Meyer'sche Telegraph
berechnet, bei welchem eine Welle mit einer (übrigens nach dem jeweiligen
Leitungszustande der Linie regulirbaren) Geschwindigkeit von 75 Umdrehungen in einer
Minute umläuft und bei jeder Umdrehung je einen ganzen Buchstaben (nicht blos ein
einzelnes telegraphisches Elementarzeichen, was jedoch auch ausführbar wäre und von
Rouvier versucht wurde) von jedem der 4 gleichzeitig
beförderten, auf die 4 Pulte x (Holzschnitt I Taf. C) aufzulegenden Telegramme telegraphirt. Das
diesem Telegraphen zu Grunde liegende System, würde sich natürlich ebenso leicht
jeder anderen überhaupt zulässigen Zahl z anbequemen
lassen. Die 4 Empfangsapparate sind in angemessenen Abständen von einander auf einem
gemeinschaftlichen Tisch BB (Fig. I) aufgestellt, und
jeder hat neben sich eine zum Telegraphiren bestimmte Claviatur a mit 8 Taften. Eine durch alle 4 Apparate gehende Welle
EE' bewegt die 4 Papierstreifen, auf welche die ankommenden
Telegramme niedergeschrieben werden sollen; eine zweite, ebenfalls allen 4 Apparaten
gemeinschaftliche Welle GG' treibt in jedem Apparat eine
Schreibwalze A (vergl. Holzschnitt V), auf welcher ein Viertelschraubengang h vorsteht und über welcher eine kleine Farbwalze r umläuft. Beide Wellen EE'
und GG' werden durch ein einziges, durch ein Gewicht Q getriebenes und mit einen: conischen Pendel als
Regulator ausgerüstetes, Uhrwerk in Umdrehung versetzt, welches mittels der Kurbel
m aufgezogen wird.
Das wichtigste und eigenthümlichste Organ des Meyer'schen
Telegraphen ist aber der neben dem ersten Empfangsapparat aufgestellte und in Fig. II und
III
abgebildete Vertheiler
KK', welcher die 4 Claviaturen k und die 4 Empfangsapparate der Reihe nach und zur rechten Zeit mit der
Erdleitung T und der Telegraphenleitung verbindet. Der
VertheilerEinen ähnlichen Vertheiler hatten Vavin und Fribourg schon etwas früher bei ihrem
Typentelegraphen benützt. (Vergl. Katechismus der Telegraphie, 5. Aufl.,
Leipzig 1873, S. 203.) sendet, in vier fast gleichen Zeiträumen, den Strom der gemeinschaftlichen
Linienbatterie nacheinander nach jedem der 4 Empfangsapparate der telegraphirenden
Station und von da nach dem zugehörigen Empfangsapparate der empfangenden Station;
beide Stationen sind ganz gleichmäßig eingerichtet, und auf beiden wird das
Telegramm zugleich niedergeschrieben. Der Vertheiler enthält eine festliegende
isolirte Ebonitscheibe OO'; dieselbe hat auf ihrem
Umfang 48 in den Ebonit eingelassene, metallische, aber gegen einander isolirte
Felder, also 12 auf jedem Viertelumfang; 4 voll den 12 Feldern desselben
Viertelumfanges nämlich v bis v''' stehen beständig mit der Erdleitung in Verbindung, die übrigen 8
dagegen sind, zu je zweien gruppirt, durch ein Bündel von 8 isolirten Drähten mit
den 8 Tasten der zugehörigen Claviatur verbunden. Es laufen also 4 solche Bündel H bis H''' (mit im Ganzen 4
× 4 = 16 Drahtpaaren) von den 4 Claviaturen a bis
a''' nach dem Vertheiler KK'. Auf die Welle GG' ist ein metallener Arm
I aufgesteckt; eine an diesem Arm I befestigte Feder u aber
schleift auf dem Umfang der Scheibe OO' und setzt bei
ihrem Umlauf der Reihe nach die 4 Claviere und Empfangsapparate mit der
Telegraphenleitung in Verbindung, so daß jeder Strom, der während der Zeit, in
welcher die Feder über denselben Viertelumfang der Scheibe OO' läuft, aus der Leitung ankommt oder mittels der Claviatur in dieselbe
abgesendet wird, den zu diesem Viertel gehörigen Empfangsapparat durchläuft. Demnach
hat jeder Telegraphist die Leitung während einer Viertelumdrehung der Welle GG' zu seiner Verfügung und kann während derselben nach
Belieben und ganz
unabhängig von den drei anderen Apparaten ein Telegramm absenden, empfangen oder
unterbrechen, oder auch ausruhen.
Als Zeichengeber dient eine Claviatur a (Fig. I) mit 4 weißen und 4
schwarzen Tasten, welche sich zwischen dem Poldraht P
der Telegraphirbatterie und der Erdleitung T um die
Achse N (Fig. IV) auf und nieder
bewegen lassen. Ein Paar solcher Tasten ist in Fig. IV in seiner
Verbindung mit dem Vertheiler K abgebildet. Jede
schwarze Taste t₁ ist mit dem ersten Feld 1, jede
weiße Taste t₂ mit dem zweiten Felde 2 einer
Gruppe der Scheibe OO' im Vertheiler KK' verbunden, auf welchem die Feder u in der Richtung des Pfeils umläuft. Beim Niederdrücken
einer schwarzen Taste t₁ geht der Strom von P in den metallischen Körper der Taste t₁, durch den Draht g
nach dem Feld 1; wird dagegen eine weiße Taste t₂
niedergedrückt, so nimmt der Strom aus P seinen Weg im
Tastenkörper und im Drahte k nach dem Felde 2, zugleich
aber auch im Drahte y nach der Platte b und im Drahte g nach dem
Feld 1. Im ersteren Falle vermittelt die aufschleifende Feder u die Absendung eines kurzen Stroms, im zweiten Fall die Absendung eines
doppelt so langen Stroms. Diesen Strömen von einfacher oder doppelter Dauer
entsprechend werden auf dem Papierstreifen p des
betreffenden Empfangsapparates Punkte und Striche erzeugt, welche als telegraphische
Elementarzeichen zu einem dem Morse'schen ähnlichen
Alphabete gruppirt werden. Um einen Buchstaben zu telegraphiren, drückt man
gleichzeitig so viele weiße oder schwarze Tasten nieder, als der zu telegraphirende
Buchstabe Punkte oder Striche enthält, geht aber dabei bei Buchstaben stets von der
linken, bei Ziffern dagegen von der rechten Seite der Claviatur aus und hält die
Tasten während eines ganzen Umlaufs der Feder u
niedergedrückt. Ein besonderes Zeichen markirt den Moment, wo der Buchstabe fertig
ist; es ist nämlich zu diesem Behuf auf der Welle GG',
neben jeder der 4 Claviaturen, bei e (Fig. II), ein Excenter
aufgesteckt, welches die Aufgabe hat, nach jedem Buchstaben einen Winkelhebel ein zu heben, welcher dann durch sein Eigengewicht
wieder niederfällt, dabei einen schwachen Ton erzeugt und so für den Telegraphisten
den Takt schlägt; dadurch vermag der Telegraphist leicht zu arbeiten, ohne weiter
auf den Gang des Apparates oder den Lauf der Feder u
achten zu müssen. Durch den Metallstift z (Fig. IV) steht
die nicht niedergedrückte weiße Taste und, so lange die schwarze nicht
niedergedrückt ist, auch diese über b, y und k mit der Erdleitung T in
Verbindung.
Jeder Empfangsapparat besitzt als Druckvorrichtung ein
Stück Schraubengang h (Fig. V); dasselbe umfaßt
bei einem Apparat zu vierfacher Beförderung einen Viertelumfang der auf die Welle
GG' aufgesteckten, etwa 20 Centimeter langen
Trommel A. Die sämmtlichen Schraubengangtheile bilden
einen auseinander gerissenen vollen Schraubengang. Der Schraubengang jedes
Empfangsapparates und die aufschleifende Feder u des
Vertheilers K vollenden in derselben Zeit eine
Umdrehung; dabei geht letztere über das erste Viertel des Umfanges von OO
', während das Schraubengangstück des ersten
Empfangsapparates an dessen Papierstreifen p
vorübergeht; ebenso ist es bezüglich der 3 anderen Empfangsapparate und der 3
anderen Viertel.
Eine Farbwalze dreht sich bei r (Fig. V) frei über jedem
der Schraubengänge. Unter den Trommeln A der 4 Empfänger
rollen sich ununterbrochen, mit einer Geschwindigkeit von etwa 3 Mm. bei jeder
Umdrehung, vier endlose Papierstreifen p bis p''' (Fig. I) ab; jeder dieser
Streifen legt sich vollkommen dicht auf die Leiste eines Winkelhebels auf, welcher
auf dem einen Schenkel einen stabförmigen Elektromagnet trägt. Der Kern eines jeden
der 4 Elektromagnete E₁ bis E₄ steht (wie die Figur 18 auf Taf. IX [c.d/3] deutlich zeigt) als Anker dem einen von 4
permanenten Hufeisenmagneten M₁ bis M₄ als Anker gegenüber, wird von diesem
angezogen, solange die Linie stromfrei ist, dagegen abgestoßen, so oft und so lange
ein Telegraphirstrom oder besser der durch diesen mittels eines Relais geschlossene
Strom einer Localbatterie die Elektromagnetspule durchläuft, weil jeder solche Strom
im Kerne Pole hervorruft, welche mit denen des Hufeisens gleichnamig sind. Der von
einer Rolle unter p (Fig. V) kommende
Papierstreifen folgt daher den durch die Telegraphirströme veranlaßten Schwingungen
jenes Winkelhebels, deren Weite durch zwei Stellschrauben begrenzt wird und 1/10 Mm.
nicht übersteigt, und wird durch jeden die Spule des zugehörigen Elektromagnetes
durchlaufenden kurzen oder langen Strom mit einem Punkt oder Strich bedruckt. Man
kann daher nicht nur die Zahl und die Aufeinanderfolge der Punkte und Striche zur
Schriftbildung verwenden, sondern auch die Stellung derselben auf dem Streifen und
ihre gegenseitige Entfernung von einander. So drucken sich denn die Buchstaben in
von links nach rechts, die Ziffern dagegen in von rechts nach links laufenden
Punkten und Strichen quer über den Streifen p auf. Die
einzelnen Worte aber trennt man dadurch von einander, daß man den Schraubengang
einen oder einige Umläufe machen läßt, ohne daß man eine Taste niederdrückt. Das
vollständige Alphabet sieht so aus:Die Punkte sollten richtiger Weise nicht in der Mitte sondern in der ersten
(linken) Hälfte der verticalen Strichreihen stehen.Die Red.
–
–
–
–
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·
.
·
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·
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–
–
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·
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·
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·
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–
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–
„“
·
·
Unterstrichen
·
·
·
·
–
–
–
–
Die Noten in der Musik:
Apostroph
·
Quadrat □
–
–
c
·
ent
·
–
·
–
–
–
d
–
Bindestrich
–
–
–
–
–
e
·
f
–
g
·
a
–
h
·
c
–
Diese Stellung der zu einem Buchstaben gehörigen Zeichen quer über den Papierstreifen
hat einen doppelten Vortheil; sie verhütet jedes Vermengen der zu zwei verschiedenen
Buchstaben erforderlichen Zeichen und vermindert zugleich die Länge des zu einem
Telegramm gehörigen Papierstreifens.
Freilich braucht man dabei auch zum Telegraphiren eines jeden Buchstabens, ohne
Rücksicht auf die Anzahl und Länge seiner Elementarzeichen, gleich viel Zeit, was ja
auch schon durch die ganze sonstige Einrichtung dieses Telegraphen bedingt ist.
Hierdurch macht sich unter übrigens gleichen Verhältnissen, gegenüber der beim
gewöhnlichen Telegraphiren möglichen und üblichen Art und Weise der Inanspruchnahme
der Linie, für jeden einzelnen Buchstaben ein Mehraufwand an Zeit von etwa 50 Proc.
nöthig.
Ohne Synchronismus im Gange der beiden zusammen
arbeitenden Telegraphen der telegraphirenden und der empfangenden Station ist aber
auf diese Weise eine gleichzeitige Beförderung mehrerer Telegramme auf demselben
Leitungsdrahte nicht möglich. Daher hatte Meyer schon bei
den älteren derartigen Telegraphen, außer dem als Regulator für das Triebwerk
dienenden conischen Pendel (obgleich dieses kaum 1/1000 Secunde Abweichung zwischen
den einzelnen Umläufen zuließ), noch ein besonderes Correctionssystem an den
Apparaten angebracht; es lief nämlich der eine Apparat frei, sendete aber bei jedem
Umlauf der Schreibwalze A einen zur Correction des
anderen Apparates verwendeten Strom, mittels dessen dieser zweite Apparat nach
Bedarf durch Hebung oder Senkung der Kugel des Pendels etwas beschleunigt oder aufgehalten wurde. Beim
Beginn des Telegraphirens wurden beide Pendel in annähernd gleichen Gang versetzt;
der maßgebende Apparat sendete beim länger andauernden Niederdrücken der ersten
Taste des einen Apparates bei jedem Umlauf einen Strom nach dem anderen Apparate;
dies offenbarte sich auf beiden Stationen durch einen Strich auf dem einen
Papierstreifen, und mittels dieser Striche konnte man durch entsprechende
Beschleunigung oder Verzögerung den Gang des zweiten Apparates in den Wirkungskreis
des Correctionssystems bringen.
Die Einrichtung des Correctionssystems war folgende. Die linsenförmige Kugel des
Pendels, welche mit sanfter Reibung auf dem Pendelstabe gleitete, war mittels einer
doppelten Spiralfeder von einer bestimmten Elasticität an einem Hebel aufgehängt;
dies war deshalb geschehen, damit die Verrückung der Kugel im verticalen Sinne
möglichst leicht erfolgen konnte. Eine mit dem einen Ende an dem anderen Arm des
Hebels befestigte Schnur wickelte sich mit ihrem anderen Ende um eine horizontale
Trommel; je nachdem diese Trommel sich in dem einen oder in dem anderen Sinne
drehte, wickelte sich die Schnur auf oder ab, und in Folge dessen stieg oder fiel
die Kugel, was wieder eine Beschleunigung oder Verzögerung des zweiten Apparates
nach sich zog. Die Welle, welche die Trommel trug, hatte außerdem an ihrem anderen
Ende eine eiserne Scheibe sitzen, und durch diese Scheibe war die Trommel der
Einwirkung eines vom Correctionsstrome durchlaufenen Elektromagnetes ausgesetzt.
Zwei Daumen, welche auf zwei sich in entgegengesetztem Sinne drehenden Rädern saßen,
wirkten nämlich bei jeder Umdrehung mittels des Elektromagnetes auf die Scheibe. Der
eine erzeugte einen Stoß von oben nach unten auf die Scheibe und machte die Kugel in
die Höhe steigen, der andere einen Stoß von unten nach oben und ließ die Kugel
abwärts gehen. Mittels dieser doppelten Wirkung erhielt sich der Synchronismus der
beiden Apparate für alle Zeiten, da die Trommel nur dann nicht gedreht wurde, wenn
beide Daumen die Scheibe gleichmäßig erfaßten.
Laufen die Apparate ganz gleichmäßig, so hat jeder Telegraphist den Liniendraht
während einer Viertelumdrehung der Welle GG' zu
seiner ausschließlichen und vollkommen freien Verfügung. Während der übrigen 3
Viertelumdrehungen aber ist er gegen die Leitung isolirt und kann demnach auch das
Telegraphiren auf den 3 anderen Apparaten nicht stören. Nach jeder Stromsendung wird
die Leitung an beiden Enden mit der Erde verbunden. Man kann natürlich ganz nach
Belieben alle 4 gleichzeitig beförderte Telegramme in gleicher Richtung gehen lassen oder nach
entgegengesetzten Richtungen. Auch kann man ebenso leicht blos 1, 2 oder 3
Telegramme zugleich befördern.
Der eben beschriebene mehrfache Telegraph ist in Frankreich versuchsweise für den
öffentlichen Dienst zwischen Paris und Lyon täglich von 11 Uhr Vormittags bis 6 Uhr
Abends in Gebrauch genommen worden und hat dabei folgende, durch den officiellen
Bericht der Commission festgestellte Ergebnisse geliefert. Das Maximum für einen
Telegraphisten stieg auf 28 Telegramme in der Stunde; die höchste Leistung eines
Drahtes war 110 Telegramme in der Stunde, bei 85 Umläufen in der Minute. Das Mittel
für einen Telegraphisten, welches den ersten Tag nur 19 Telegramme in der Stunde
war, stieg auf 22 bis 23 Telegramme. Das Mittel für einen Draht war also 92
Telegramme in der Stunde, während das eines Morse'schen
Apparates 22 bis 25, das eines (von zwei Beamten an jedem Ende der Leitung
bedienten) Hughes'schen Apparates 45 in der Stunde ist.
Die gesammte Arbeit während der 7stündigen Arbeitszeit belief sich auf 150
Telegramme für einen Telegraphisten, also 600 Telegramme für den ganzen Draht.
Aehnliche Ergebnisse wurden auch während der Wiener Ausstellung erzielt; dabei war
der in der französischen Abtheilung der Weltausstellung befindliche Apparat durch
eine etwa 1/2 Meile lange Leitung mit einem zweiten, im Gebäude der
Staatstelegraphen aufgestellten, verbunden; im August 1873 ward auch wiederholt eine
etwa 54 Meilen lange Linie von Wien nach Linz und zurück mit in den Stromkreis
eingeschaltet.
Die Gesammtleistung eines mehrfachen Apparates für vierfache Beförderung wäre
hiernach das Doppelte eines Hughes und das Vierfache
eines Morse. Er gibt aber das Dreifache eines Hughes, wenn er (wie derjenige, welcher jetzt für die
Linie Paris-Lyon gebaut wird) auf sechs Apparaten zugleich Telegramme
befördert etc. Bei u Umläufen in der Minute 60 würde ein
xfacher Telegraph in der Stunde 60ux Buchstaben zu befördern vermögen; rechnet man im
Mittel 5 Buchstaben, auf das Wort und 1 Umlauf für den Zwischenraum, so würde man in
der Stunde 1/3ux Telegramme mit durchschnittlich 30
Wörtern versenden können, was bei x = 4, u = 75 als Maximum 100 einfache TelegrammeBei meiner Anwesenheit in Wien im Juli 1874 nannte man mir als Mittel des
Austausches zwischen Wien und Prag 4 × 15 = 60 einfache Telegramme in
der Stunde. Da aber auf der Linie Wien-Prag nicht stets so viele
Telegramme zu befördern waren, als der Meyer'sche
Telegraph bei ununterbrochenem Betriebe auf allen 4 Clavieren zu befördern
vermocht haben würde, so dürften die bisher erlangten Ergebnisse wohl noch
nicht als endgiltige anzusehen sein. Man kam jedoch wiederholt auf 20 bis 25
Telegramme auf 1 Claviere, und deshalb steht wohl zu hoffen, daß das Mittel
sich von 60 auf 90 bis 100 Telegramme für die Stunde erhöhen dürfte. Freilich
würde dazu wohl auch die Beseitigung manches kleinen Mangels erforderlich
sein, welcher dem Apparate noch anhaftet und theils zu häufige Reparaturen
nöthig macht, theils Betriebsstockungen veranlaßt, oder doch wenigstens dem
Telegraphisten das Arbeiten unbequem macht. Auf Linien, welche die zur
vollen Beschäftigung des Meyer'schen Telegraphen
erforderliche Anzahl von Telegrammen nicht zu bewältigen haben, kann
derselbe natürlich leicht dazu führen, daß die bessere Ausnützung der
Leitungen durch eine Personalverschwendung erkauft wird.D. Ref. geben würde. Zwischen Paris und Marseille hofft man auf einem vierfachen
Telegraphen bei 65 Umläufen in der Minute arbeiten zu können.
Die Herstellungskosten des mehrfachen Systems lassen sich auf das ebenso Vielfache
von einem Morse schätzen, wie viel Telegramme zugleich
befördert werden können.
In den neueren Apparaten hat zunächst der Vertheiler
K eine abweichende Einrichtung erhalten, welche zugleich
mit der abgeänderten Gesammtanordnung eines vierfachen Telegraphen aus der
zugehörigen Abbildung (Fig. 18 Taf. IX) deutlich
zu erkennen ist. In den älteren Apparaten war der allen
Empfangs-Elektromagneten gemeinschaftliche Localstromkreis geschlossen, wenn
die Linie von keinem Telegraphirstrom durchlaufen war; er wurde dagegen bei jeder
Linienstromsendung in allen Empfängern zugleich unterbrochen. Da jedoch jedesmal nur
in einem Empfänger die Trommel A ihren Schraubengang h dem Papierstreifen gegenüberstehen hatte, so konnte
auch nur dieser Empfänger das eben telegraphirte Zeichen niederschreiben, die andern
arbeiteten aber ins Leere. Bei den neueren Apparaten dagegen wird der Localstrom
immer nur durch einen Empfangsapparat hindurch geschlossen und zwar durch
denjenigen, über dessen Viertel im Vertheiler eben der Arm I hinwegläuft. Am Arme I sitzen daher zwei
Schleiffedern u₁ und u₂, sind aber gegen einander isolirt; die Feder u₁ läuft auf den in die ebene Fläche der
Ebonitscheibe K eingelegten und mit den Tasten der
Claviere beziehungsweise mit der Erde verbundenen Metallplatten; in der Zeichnung
sind immer die beiden ersten schraffirt. Die 4 einzelnen Quadranten sind von
einander durch Erdplatten von etwas größerer Breite, als jene zwischen den einzelnen
Strichen besitzen, getrennt. Der zur Correction bestimmte Zwischenraum liegt im
oberen Theile der Scheibe K und ist in Figur 18 in seiner ganzen
Länge mit der Erde verbunden, weil dieselbe denjenigen der beiden
zusammenarbeitenden Telegraphen darstellt, welcher mit der Correctionsvorrichtung
ausgerüstet ist. Die zweite Feder u₂ am Arme I schleift auf einem Metallringe B, welcher in vier gegen einander isolirte Theile zerlegt ist; jeder
dieser vier Theile entspricht einem Viertel des Vertheilers und ist durch einen
Draht f₁, f₂,
f₃ oder f₄
mit dem einen Ende je einer Elektromagnetspule E₁, E₂, E₃, oder E₄ der 4 Empfänger verbunden, während
die zweiten Enden aller 4 Spulen durch einen gemeinschaftlichen Draht mit der Erde
in leitende Verbindung gesetzt sind. Die Feder u₁
steht durch das Apparatgestell und den Draht d in
bleibender Verbindung mit der Spule E₃ des Relais
und mittels des Drahtes c auch mit der Linie; von der
Feder u₂ dagegen führt ein Draht n₁n₂ zu der
Ruhestellschraube r des Relais.
Das Relais enthält, ähnlich wie die 4 Empfänger, einen
Hufeisenmagnet M₅, und diesem gegenüber liegt, um
eine verticale Achse drehbar, ein horizontales Stäbchen aus weichem Eisen, welches
zu beiden Seiten der Achse von einer kleinen Elektromagnetspule umgeben ist und
dieser als Kern dient; so lange die Spule E₅
stromfrei ist, zieht der Magnet M₅ mit seinen
beiden Polen den Kern an und legt die an diesem sitzende Zunge Z an die Schraube r; wenn
dagegen der Telegraphirstrom die Spule E₅
durchläuft, so macht er die Enden des Kernes zu Magnetpolen, welche mit den ihnen
gegenüberliegenden Polen des Magnetes M₅
gleichnamig sind, so daß also der Kern an seinen beiden Enden abgestoßen wird und
die Zunge Z sich an die Arbeitscontactschraube s legt. Eine Spannfeder erleichtert die Abstoßung,
während die Anziehung aus der Ferne hinreicht, um den Kern wieder mit dem
permanenten Magnete M₅ in Berührung zu bringen.
Endlich ist quer über die Schenkel des Hufeisens M₅ eine Schiene aus weichem Eisen gelegt und kann den Polen des
Hufeisens mehr oder weniger genähert werden; auf diese Weise läßt sich die
magnetische Anziehung der Stromstärke entsprechend sehr fein reguliren.
Will man nun in die Linie und nach der fremden Station
arbeiten, so steckt man einen Stöpsel in den Umschalter C₁ und entfernt den Stöpsel aus dem Umschalter
C₂. Während dann die Feder u₁ über den ersten Quadranten hinläuft, geht der
Localstrom im Drahte e zur Zunge Z und von der Stellschraube r im Drahte n₁n₂ und durch
die Feder u₁ in das erste Viertel des Ringes B durch den ersten Empfänger zur Erde. Daher hält blos
der erste Empfänger seinen Papierstreifen p von der
Trommel A entfernt, die drei anderen Empfänger werden
vom Localstrom nicht durchlaufen, deshalb werden ihre Elektromagnetkerne jetzt von
den Polen der Hufeisenmagnete M₂, M₃ und M₄
angezogen und legen zwar durch die früher erwähnten Winkelhebel die Papierstreifen
an die Trommeln A an, allein ein Drucken kann in diesen
drei Empfängern jetzt nicht erfolgen, weil die Schraubengänge h zur Zeit nicht dem Papierstreifen gegenüber stehen. Drückt man nun eine
Taste der ersten Claviatur, so gelangt der Linienstrom von P₁ aus zur Feder u₁ und durch
das Gestell in die Spule E₅ und in die Linie; die dadurch
veranlaßte Bewegung der Zunge Z von der
Ruhestellschraube r zur Arbeitsstellschraube s unterbricht den Localstrom im ersten Empfänger der
telegraphirenden Station und läßt diesen das telegraphirte Zeichen auf den Streifen
niederschreiben. Zu gleicher Zeit unterbricht der Linienstrom im Relais der
Empfangsstation auch deren Localstrom und läßt so in ganz gleicher Weise auch den
dortigen ersten Empfänger das Zeichen schreiben oder drucken.
Will man dagegen nur local arbeiten, etwa zur bloßen
Uebung oder um die Empfänger zu reguliren, so schaltet man zunächst die
Linienbatterie aus, löst die Localbatterie vom Relais und legt sie an das Gestell;
darauf zieht man den Stöpsel aus dem Umschalter C₁ und steckt ihn in den Umschalter C₂. Läuft nun die Feder u₁ wieder
auf dem ersten Quadranten, so gelangt der Localstrom vom Gestell zur Feder u₁ durch den ersten Taster nach T₁ und C₂,
über n₂ in die Feder u₂, aus dem ersten Viertel des Ringes B
aber im Drahte f₁ blos nach der Spule E₁ und über i und C₁ zur Erde, zu welcher auch der zweite Pol der
Localbatterie abgeleitet ist; beim Niederdrücken der Tasten des ersten Claviers
unterbricht man demnach den Localstromkreis und läßt dadurch den ersten Empfänger
schreiben.
Eine weitere, auch aus der Abbildung auf Taf. IX
ersichtliche Verbesserung besteht bei den neueren Apparaten darin, daß sie anstatt
der in den älteren vorhandenen beiden Wellen EE'
und GG' nur eine einzige enthalten, und daß bei
ihnen je 2 Empfänger in ein gemeinschaftliches Gestell und so gelegt worden sind,
daß die 4 Telegraphisten nicht mehr, wie früher (vgl. Holzschn. I), auf der
einen Seite eines ziemlich langen Tisches neben einander sitzen, sondern zu je
zweien einander gegenüber an zwei Gegenseiten des Tisches, welcher deshalb
wesentlich kürzer ist.
In den zur Erhaltung des Synchronismus bestimmten Theilen
endlich zeigen die neueren Apparate ebenfalls eine sehr wesentliche Veränderung. In
den älteren mehrfachen Telegraphen Meyer's war für das
Correctionssystem des Synchronismus auf der Scheibe OO' des Vertheilers (Fig. II) etwa 1/12
aufgespart, und nur die dann noch übrigen 11/12 des Umfanges waren in 4 gleiche
Theile getheilt. In dem unabhängigen oder corrigirenden Apparate war das aufgesparte
1/12 wieder in 3 gleiche Theile getheilt, von denen der mittlere mit der
Telegraphirbatterie, die beiden äußeren mit der Erde in leitender Verbindung stand,
so daß dieser Apparat bei jedem Umlaufe nach dem anderen, zu corrigirenden einen
Correctionsstrom sendete. In dem letzteren, in welchem die 3 Theile des der
Correction gewidmeten 1/12 des Umfanges sämmtlich zur Erde abgeleitet waren, lief der
Correctionsstrom durch das Relais R (Fig. VI), welches die
Localbatterie B₀ schließt; für die Correction war
nun ferner ein Elektromagnet E₆ bestimmt, dessen
Spule an dem einen Ende mit der Erde T verbunden war,
während von dem anderen Ende ein Draht m₁m₂ nach der Stellschraube s des Relais R führte, an welche sich die
Zunge Z anlegte, wenn der Linienstrom den Elektromagnet
E₃ durchlief; damit jedoch der
Corrections-Electromagnet nur in den Zeitpunkten, in welchen die Correction
erfolgen sollte, in Thätigkeit kommen konnte, waren die Drahtenden m₁ und m₂ an
zwei verticale Federn a und b geführt, welche auf einer auf die Achse GG'
des Vertheilers aufgesteckten Ebonitscheibe schleiften, so daß zwischen a und b der Stromweg nach
E₆ unterbrochen war, so lange nicht beide
Federn a und b zugleich eine
in die Ebonitscheibe eingelassenen Metallplatte berührten, was eben nur geschah,
während der Arm I des Vertheilers über jenes der Correction gewidmete 1/12
hinwegging. Der Corrections-Elektromagnet E₆ war mit schwacher Reibung auf eine ihrerseits auf Zapfen laufende
Welle XY aufgesteckt; an seinem Muffe M saß eine quervorliegende Gabel uu, deren Bewegungen den Elektromagnet in Umdrehung versetzten. Eine auf
der nämlichen Welle festsitzende eiserne Scheibe D
diente dem Elektromagnete als Anker und zwischen diesem festliegenden Anker und dem
Elektromagnete ließ der Correctionsstrom eine magnetische Anziehung entstehen,
welche ausreichte, um beide zu einem Ganzen zu verbinden. Dann mußte jede der Gabel
u und somit dem Elektromagnete ertheilte Bewegung
sich dem Anker D und der durch ihn hindurch gehenden
Drehachse XY mittheilen. Auf die Achse XY war ferner ein Faden aufgewickelt, welcher an dem
einen Ende ein Gewicht p trug, während das andere Ende
auf einen gebogenen Hebel h wirkte, an welchem bei q zugleich die Pendellinse aufgehängt war; die Linse
mußte sich daher, den ganzen Apparat beschleunigend oder verzögernd, heben oder
senken, je nachdem sich das obere Fadenende auf- oder abwickelte. Der Gabel
u gegenüber befanden sich zwei Räder R₁ und R₂,
deren jedes mit einem in einen Daumen auslaufenden Arme ausgerüstet war; diese
beiden Räder drehten sich in entgegengesetztem Sinne, und bei jeder Umdrehung stieß
der Arm des einen gegen die obere, der Arm des anderen gegen die untere Zinke der
Gabel u.
Im Holzschnitt
VII ist nun rechts der Vertheiler K₁
der corrigirenden Station I mit seinen drei mit der Erde T und der Linienbatterie P verbundenen
Correctionsfeldern – und der Vertheiler K₂
der zu corrigirenden Station II mit dem zur Erde T
abgeleiteten Mittelfelde skizzirt, links dagegen die Räder R₁ und R₂ mit der Gabel u. Jene beiden Daumen waren so gestellt, daß, wenn der Arm des
Vertheilers in II sich bei m befand, der untere Daumen
auf die untere Zinke der Gabel u drückte und die
Stellung o₁m₁
einnahm; der obere Daumen war dann in der Lage o₂m₂; wenn dagegen der Arm des
Vertheilers in II nach n kam, so befand sich der obere
Daumen in der Stellung o₂n₂ und drückte auf die obere Zinke der Gabel u, der untere Daumen aber hatte dann die Lage o₁n₁.
Liefen die Telegraphen beider Stationen synchron, so wirkte der Correctionsstrom
während der ganzen Zeit, während welcher der Arm des Vertheilers in Station II den
Bogen mn durchlief; die beiden Daumen trieben die Gabel
u nach einander und in entgegengesetztem Sinne, so
daß sich ihre Wirkungen aufhoben. Wenn der Apparat in Station II jenem in Station I
vorauseilte, mußte der Arm in II auf p sein, wenn jener
in I bei m ankam; in dem Augenblicke also, wo der
Correctionsstrom die Gabel u mit der Drehachse XY fest verband, war der untere Daumen schon in o₁p₁ und
konnte nicht auf die Gabel wirken; der obere Daumen dagegen war in der Stellung o₂p₂ und mußte
bei seiner weiteren Drehung die obere Zinke der Gabel u
von unten nach oben drücken und so das obere Ende des Fadens verlängern, die Linse
mußte sich senken und die Bewegung des Apparates II sich verlangsamen. Wenn endlich
der Apparat in II hinter jenem in I zurückblieb, so mußte der Arm des Vertheilers in
II auf q sein, während der in I den Correctionsstrom
abzusenden begann; der untere Daumen war demnach in o₁q₁ und mußte gleich hernach
auf die Gabel u von oben nach unten wirken und ein Stück
des oberen Fadens auf die Welle XY aufwickeln, somit die
Bewegung des Apparates II durch Heben der Pendellinse beschleunigen; der obere
Daumen dagegen war dann erst in o₂q₂ und kam erst in die Stellung o₂n₂ und zur
Wirkung, wenn der Correctionsstrom schon wieder unterbrochen, die Verbindung
zwischen dem Muffe M und der Welle XY schon wieder gelöst war, der Elektromagnet E₆ sich also frei um die Achse XY drehen konnte, ohne dieselbe mitzunehmen. Zwei
Blattfedern, welche zu beiden Seiten des Elektromagnetes E₆ angebracht waren, führten denselben nach dem Aufhören jedes von
den Daumen auf ihn ausgeübten Stoßes in seine ursprüngliche Lage zurück.
Bei den neueren mehrfachen Telegraphen, welche zwischen Wien und Prag, sowie zwischen
Paris und Marseille arbeiten, bewirkt Meyer die
Correction nach demselben Princip, welches er schließlich für seinen
CopirtelegraphenEs ist dies eine von E. Hardy, dem Erbauer dieser
Telegraphen, angebrachte Verbesserung; vgl. Annales
télégraphiques, Bd. I. S. 50. angenommen hat. Anstatt auf das conische Pendel zu wirken, wirkt man auf das
Räderwerk unmittelbar, und indem man das Räderwerk im Vergleich mit der jeweiligen
Stellung des conischen Pendels vor- oder zurückrückt, thut man dasselbe mit
den den Druck besorgenden Schraubengängen h der
Empfangsapparate. Zu diesem Behufe wird ein Trabantenrad in einem beweglichen Rahmen
gelagert, welchen zwei in zwei Sperrräder auf einer Schraube ohne Ende eingreifende
Sperrkegel in dem einen oder dem anderen Sinne umdrehen können. Die Umdrehung der
Schraube ohne Ende in dem jedesmal erforderlichen Sinne bewirkt der in Fig. VIII
abgebildete Mechanismus automatisch. Auf der horizontalen Achse der Schraube ohne
Ende sitzen die beiden kleinen Sperrräder r und r', deren Zähne entgegengesetzt geschnitten sind. Diese
beiden Sperrräder werden von den beiden Armen l und l' einer beweglichen Gabel G₁ umfaßt, deren Drehachse o' in einem
horizontalen, um die Achse o drehbaren Rahmen liegt. Auf
den Rahmen wirkt eine Daumenscheibe f bei jedem Umlaufe
einmal und hebt die Gabel, während das Gegengewicht S
gleich darauf den Rahmen und die Gabel wieder nach unten zieht. Bei o'' ist mit der Gabel G₁ drehbar ein horizontaler Hebel verbunden, welcher an seinem vorderen
Ende den Anker D des Corrections-Elektromagnetes
E₆ trägt. Wenn die Daumenscheibe, deren
Umdrehungszahl dieselbe ist wie die des Armes im Vertheiler, durch den Rahmen die
Gabel G₁ hebt, tritt die Nase e an dem die Arme l und l' verbindenden Querstücke in den Einschnitt w, ein am Arme l' sitzender
Sperrkegel legt sich in das hintere Sperrrad r' ein und
dreht beim Niedergange der Gabel G₁ die Schraube
ohne Ende. Wenn aber in dem Augenblicke, wo die Gabel in die Höhe geht, ein Strom
den Elektromagnet E₆ durchläuft und dieser daher
seinen Anker D anzieht, so neigt sich die Gabel G₁, deren Nase e
jetzt in den Einschnitt v eintritt, oben nach links, und
bei ihrem Niedergange dreht der in das vordere Sperrrad r eingefallene Sperrkegel am Arme l die
Schraube ohne Ende im entgegengesetzten Sinne. Eine verticale Feder h zwischen zwei Führungsstiften i erhält die Gabel G₁ in einer solchen
Lage, daß die Nase e in den rechten Einschnitt w eintreten muß, wenn der
Corrections-Elektromagnet E₆ seinen Anker
nicht angezogen hat. In Folge dieser Anordnung wird der Mechanismus, sobald beim
Beginn des Aufsteigens der Gabel G₁ der
Correctionsstrom die Linie nicht durchläuft, bei jedem Umlaufe auf das Rad des
Apparates, mit welchem er in Verbindung steht, beschleunigend wirken.
Die Scheibe f ist auf die Achse des Armes im Vertheiler
der Station II so aufgesteckt, daß ihr Daumen die Gabel G₁ in dem Augenblicke zu heben beginnt, wo der Arm in n (Fig. VII) ankommt. Gehen
daher die Telegraphen
beider Stationen synchron, so tritt der Correctionsstrom von I auf dem aus Holzschn.
VI oder aus Fig.
18 Taf. IX ersichtlichen Wege in den Elektromagnet E₆ ein, sobald die beiden Arme bei m
ankommen, wird aber unterbrochen, sobald die Arme bei n
ankommen, d.h. in dem Augenblicke, wo das Aufsteigen der Gabel G₁ beginnt; diese wird daher bei ihrem
Niedergange auf das Rädchen r' wirken und das Räderwerk
beschleunigen. Dasselbe geschieht, wenn der Telegraph II zurückbleibt, denn auch
dann steigt die Gabel G₁ erst nach Unterbrechung
des Correctionsstromes auf. Wenn dagegen der Telegraph II voreilt, wird der Arm in
II vor der Unterbrechung des Correctionsstromes bei n
ankommen; dieser Strom wird daher die Gabel G₁
vor ihrem Emporsteigen etwas nach links neigen, die Nase e wird sie in den Einschnitt v eintreten
lassen; der Sperrkegel am Arme l wird in das vordere
Rädchen r eintreten und beim Niedergange der Gabel G₁ das Räderwerk verzögern. Somit erhält der
Telegraph II bei jedem Umlauf einen Anstoß zum Schnellerlaufen; sobald er jedoch den
Telegraph I an Geschwindigkeit übertrifft, hält ihn der Correctionsstrom auf. Die
Beschleunigung ist also eine rein mechanische, die Verzögerung eine elektrische.
Weil es jedoch leichter ist ein Triebwerk zu beschleunigen, als zu verzögern, da ja
im ersteren Falle die Einwirkung im Sinne der Bewegung erfolgt, so läßt man jetzt
die Verzögerung auf rein mechanischem, die Beschleunigung aber auf elektrischem Wege
hervorbringen.Als ich die neueren Telegraphen im Juli 1874 in Wien arbeiten sah, waren sie
mit der mechanisch beschleunigenden Correction ausgerüstet; im November 1874
erhielten sie eine neue Correctionsvorrichtung; doch vermag ich nicht
anzugeben, ob dieselbe mechanisch verzögert und sie sich blos dadurch von
der früheren unterscheidet; wohl aber erwies sich die Correction wesentlich
förderlich für die Abwickelung der Correspondenz.D. Ref.
Die Beschleunigung oder Verzögerung läßt sich endlich von der Schraube ohne Ende, auf
deren horizontalen Achse jene beiden Sperrräder sitzen, in ähnlicher Weise wie bei
Meyer's Copirtelegraphen auf das Räderwerk selbst
übertragen. Bei diesen greift der Rahmen H, welcher das
Trabantenrad Z₁ (Holzschn. IX) trägt,
mittels eines horizontal liegenden Zahnrades in das Gewinde der Schraube ohne Ende
ein, so daß letztere ihre Drehung vorwärts oder rückwärts der verticalen Rahmenachse
mittheilt. Diese Bewegung macht natürlich die im Rahmen festliegende verticale Achse
des Trabantenrades Z₁ und demnach auch ein
zweites auf diese Achse fest aufgestecktes Zahnrad Z₂ mit. Das Trabantenrad Z₁ greift
in ein Zahnrad Z₃ ein; die Achse dieses Zahnrades
Z₃ aber trägt unten fest ein Kegelrad W, welches in ein zweites auf der Achse GG' (Holzschnitt I und V) des
Vertheilers und der Trommeln A
Taf. C. Meyer's vierfacher Telegraph. S. 324–325
der Empfangsapparate sitzendes Rad eingreift. Oben dagegen ist
auf die Achse lose ein Muff aufgesteckt; an diesem Muffe nun sitzt zugleich der vom
conischen Pendel unmittelbar bewegte Arm K und ein
Zahnrad Z₄, welches die Bewegung des Pendels dem
Zahnrade Z₂, mit welchem es im Eingriffe steht,
also auch dem Trabantenrade Z₁ und durch dieses
dem Zahnrade Z₃, der verticalen Welle desselben
und durch das Kegelräderpaar schließlich der Achse GG'
mittheilt und so für gewöhnlich diese vom Gewichte Q aus
in Umdrehung versetzte Achse GG' dem regulirenden
Einflusse des conischen Pendels unterwirft. Wenn dagegen der Correctionsmechanismus
den Rahmen und die Achse des Trabantenrades Z₁
vor- oder rückwärts dreht, so wälzt sich das Zahnrad Z₂ auf dem Zahnrade Z₄ ein
entsprechendes Stück vor oder zurück, dreht sich dabei natürlich um seine eigene
Achse, dreht also auch das Trabantenrad Z₁ um den
nämlichen Betrag und dieses endlich dreht Z₃, die
Kegelräder und die Achse GG'. Somit wird die nöthige
Correction an der Stellung der Achse GG' und der auf ihr
sitzenden Trommeln A, sowie des Armes im Vertheiler
unmittelbar ausgeführt.
E–e.