Titel: | Atmosphärischer Luft-Federhammer. |
Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 398 |
Download: | XML |
Atmosphärischer
Luft-Federhammer.
Mit einer Abbildung auf Taf. X [d/3].
Atmosphärischer Luft-Federhammer.
Auf der Wiener Weltausstellung 1873 war (neben der Derham'schen Dampfmaschine) Scholl's
Patent-Luftdruckhammer (pneumatic power hammer)
aufgestellt, über welchen unseres Wissens bisher noch keine nähere Beschreibung
erschienen ist.
Der Einrichtung und Wirkungsweise nach wäre der Scholl'sche Hammer zu den „Federhämmern“ zu zählen, indem
der in verticaler Führung bewegliche Hammerbär mit der Antriebwelle durch ein
elastisches Mittel (statt dem Stahlbügel findet sich hier Luft) und ein
Kurbelgetriebe in Verbindung steht; vielleicht wäre daher die Bezeichnung
„atmosphärischer oder Luft-Federhammer“ nicht ganz
unpassend gewählt.
Nach Scholl ist der Hammerbär unten an einem vertical
geführten Cylinder eingesetzt, dessen Kolben durch ein Kurbelgetriebe in der
bekannten Weise (vergl. 1874 213 194) in rasche Bewegung
(bis zu 400 Hübe pro Minute) gesetzt wird. In halber Höhe der Cylinderwand ist eine
kleine Oeffnung, durch welche der Cylinderraum mit der atmosphärischen Luft
communicirt.
Wird nun der Kolben bei tiefstem Stand des Hammerbärs in die Höhe gezogen über die
Luftöffnung in der Cylinderwand, so findet in der oberen Cylinderhälfte eine
Compression der abgeschlossenen Luft statt, bis schließlich der Cylinder mit dem
Hammerklotz in die Höhe schnellt. Unterdessen kehrt der Kolben seine Bewegung um,
überschreitet die Luftöffnung im Cylinder, ehe derselbe noch fällt, verdichtet nun
die im unteren Cylinderraum abgeschnittene Luft und treibt dadurch den Hammerbär
nach abwärts, um sofort das Spiel von Neuem zu beginnen.
Durch Veränderung der Weite der Luftöffnung in der Cylinderwand kann die
Schlagwirkung nach Bedarf regulirt werden.
Der amerikanische Hammer, welchen nach Mittheilung von Scientific American die Firma D. Frisbie und
Comp. in New Haven (Connecticut) nach Hotchkiß' Patent baut, arbeitet im Princip wie der Scholl'sche Hammer – nur die Disposition ist
verschieden. Wie aus der Skizze in Fig. 12 sofort zu
entnehmen ist, wird hier der Cylinder von einem Kurbelgetriebe auf und nieder
bewegt, während am Kolben der Hammerbär hängt. Die Schlagbewegung bedarf nach dem
oben Gesagten keine weitere Erklärung.
In wie weit diese Hämmer in der Praxis sich bewahren, ist dem Referenten nicht
bekannt. Es genüge einstweilen auf das Hammersystem hinzuweisen, von welchem in den
Vereinigten Staaten nach der genannten amerikanischen Zeitschrift 500 Stück der
verschiedensten Größe im Betriebe sein sollen.
Z.