Titel: | Ueber das Nachgrünen des Anilinschwarz; von C. F. Brandt. |
Autor: | C. F. Brandt |
Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 454 |
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Ueber das Nachgrünen des Anilinschwarz; von
C. F. Brandt.
Brandt, über das Nachgrünen des Anilinschwarz.
In den ersten Zeiten des Anilinschwarz kam es nicht selten vor, daß diese Farbe auf
der fertigen Waare im Magazin einen grünen Stich oft in sehr ausgesprochener Weise
annahm. Diese Erscheinung des Nachgrünens war damals auf eine zu schwache
Sodapassage zurückzuführen, sei es daß das Bad von Anfang an nicht stark genug
angesetzt, oder daß beim Nachbessern die Schwere der durchlaufenden Muster nicht
genügend bemessen worden war (vergl. 1870 196 68). Heule
ist anzunehmen, daß man in allen Fabriken mit der Behandlung der anilinschwarzen
Stücke vollkommen vertraut ist; gleichwohl tritt derselbe Uebelstand von Neuem und
zwar, wie es scheint, in verstärktem Maße und in empfindlicherer Weise auf, so daß
an und für sich geringfügige Umstände, wie die Gasbeleuchtung der Lagerräume, schon
im Stande sind, dieses Nachgrünen des Anilinschwarz hervorzurufen.
Brandt bespricht im Bulletin de
Rouen, 1874 S. 252 diese auffallende Erscheinung und ist der Ansicht, daß
die angestrebten Versuche, eine Vorschrift für ein Anilinschwarz zu finden, welches
von der Eigenschaft, durch Berührung mit Säuren grün zu werden, gänzlich befreit
wäre, zwar das gründlichste Mittel gegen dieses unfreiwillige Nachgrünen an die Hand
geben müßten, daß diese Versuche aber wenig Aussicht auf Erfolg haben werden, weil
eben diese charakteristische Reaction bis zu einem gewissen Grad mit jedem
Anilinschwarz als solchem verbunden ist. Die Reaction läßt sich aber abschwächen
oder verstärken, je nachdem die Druckfarbe einen kleineren oder größeren Ueberschuß
an Säure enthält, nach der angewendeten größeren oder kleineren Menge von
chlorsaurem Anilin, überhaupt nach der stärkeren oder schwächeren Concentration der
Farbe. Je concentrirter ein Anilinschwarz gehalten wird, desto weniger wird es durch
Befeuchten mit Säure nüancirt, desto weniger ist auch das Nachgrünen zu befürchten
und umgekehrt.
Verfasser weist ferner darauf hin, daß man früher für Anilinschwarz nur unreines
Anilinöl verwendet habe, daß man aber in neuerer Zeit sich hierzu mit Vorliebe des
reinen Anilinöls bediene, und bringt diese Thatsache mit dem neuerlichen Auftreten des
genannten Uebelstandes in causalen Zusammenhang. Ein solches reines Anilinöl, das
wenig Toluidin und Pseudotoluidin enthält, liefert nämlich ein reines Blauschwarz,
welchem die Beimischung von violettem Pseudotoluidinschwarz und von bräunlichem
Toluidinschwarz fast gänzlich fehlt, und das aus diesem Grunde, bei sonst gleicher
Concentration, viel schneller und leichter in Grün übergeht als ein Schwarz aus
unreinem Anilinöl. Verfasser ist nun nicht der Ansicht, daß man deshalb die
sonstigen anerkannten Vortheile, welche das Arbeiten mit reinem Anilinöl mit sich
bringt, aufzugeben habe, oder daß man dem reinen Anilinöl einen Zusatz des theuren
Toluidins und Pseudotoluidins geben solle, sondern er erblickt in dieser Betrachtung
nur eine weitere Aufforderung, gerade jetzt bei Anwendung von reinem Anilinöl den
Gehalt der Druckfarbe an chlorsaurem und salzsaurem Anilin entsprechend zu erhöhen,
um ein Schwarz zu erhalten, welches durch Säuren möglichst wenig nüancirt wird. Wird
eine Waare, die mit genügend concentrirtem Anilinschwarz bedruckt ist, nach dem
Sodabad herzhaft gechlort, bis das Schwarz einen braunen Stich annimmt, und wird sie
hernach durch ein starkes Seifebad genommen, so erholt sich die Farbe wieder
vollständig und man hat auf der Baumwolle ein Schwarz, welches sehr schwer in Grün
überzuführen ist, also auch kein Nachgrünen auf dem Lager befürchten läßt –
um so weniger, wenn man als weiteres Präservativ der Appretmasse ein gewisses
Quantum Magnesia einverleibt.
Kl.