Titel: | Ueber Gewinnung des bei der Fabrikation des Kalksuperphosphates entweichenden Jodes; von P. Thibault. |
Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 466 |
Download: | XML |
Ueber Gewinnung des bei der Fabrikation des
Kalksuperphosphates entweichenden Jodes; von P. Thibault.
Aus den Comptes rendus, 1874 t. LXXIX p.
384.
Thibault, über Gewinnung des aus Kalkphosphat entweichenden
Jodes.
Die Anwesenheit des Jodes in gewissen Varietäten des Kalkphosphates der Departements
Tarn- u. Garonne und Lot ist schon mehrfach beobachtet worden. Man braucht
diese Mineralien im gepulverten Zustande nur mit Schwefelsäure schwach zu erwärmen,
so wird ein darüber gehaltenes Stärkepapier blau. Der größte Theil dieses Jodes ist
als eine im Wasser lösliche Verbindung, wahrscheinlich als Jodcalcium zugegen;
einige Phosphate enthalten nur Spuren, andere bis zu 0,002 Jod. Uebrigens hat Verf.
nicht nur in den Phosphaten jener Departements, sondern auch in denen aus Nassau und
Spanien (Coçues in Estremadura) Jod gefunden. Von den im Handel vorkommenden
Phosphoriten zeigte einer aus dem Departement Lot und einer aus Estremadura folgende
Zusammensetzung.
Phosphorit aus dem
Dept. Lot.
Phosphorit aus
Estremadura.
Feuchtigkeit
4,29
Feuchtigkeit
1,25
Phosphorsäure
33,05
Phosphorsäure
34,63
Kalk
47,09
Kalk
41,15
Kieselerde
2,71
Kieselerde
12,37
Fluorcalcium
6,80
Thonerde, Eisenoxyd,
Maguesia, Chlor, Fluor, Jod (0.
0012), Kohlensäure (Differenz)
12,86
Eisenoxyd, Thonerde,
Magnesia, Jod (Spuren),
Kohlensäure (Differenz)
3,80
––––––
––––––
100,00
100,00
Beauftragt mit der Einrichtung einer Fabrik zur Herstellung von Kalksuperphosphat aus
dem Rohmateriale des Lot und Spaniens, war Verf. zugleich darauf bedacht, das Jod, welches bei der
Einwirkung der Schwefelsäure entweicht, zu sammeln. Wenn man das Pulver mit seinem
gleichen Gewichte Schwefelsäure von 53° B. mischt, so steigt die Temperatur
auf 120 bis 130°. Dabei treten durch die in der Schwefelsäure stets
enthaltene schwefeligen Säure Reductions-Erscheinungen ein; das Eisenoxyd
wird zu Eisenoxydul, die Jodsäure zerstört, Jod und Jodwasserstoffsäure freigemacht,
Wasserdampf, Kohlensäure und Flußsäure entbunden. Bei Gegenwart von viel
schwefeliger Säure wird, wenn man das Mineral des Lot behandelt, die Atmosphäre des
Arbeitsraums auf einige Minuten stark violett gefärbt. Nach mehrstündiger Einwirkung
verwandelt sich das Gemisch in eine feste Masse, welche hauptsächlich aus Gyps und
Kalksuperphosphat besteht.
Verf. hat in der Fabrik von Michelet einen Apparat
construirt, welcher gestattet, das Kalksuperphosphat ohne Unterbrechung zu bereiten,
und daneben das Jod zu gewinnen, ohne die Betriebskosten wesentlich zu erhöhen. Er
besteht der Hauptsache nach aus einem gußeisernen Mischtroge (malaxeur), in welchem fortwährend das Mineralpulver und die Schwefelsäure
in dem gehörigen Verhältnisse eingetragen werden. Das Gemenge gelangt von da in
gemauerte Kammern, in denen es fest wird. Ein kräftiger Aspirator saugt die
entstandenen sauren Dämpfe auf und treibt sie durch einen Cylinder von Eisenblech,
der mit Coaks angefüllt ist, welche durch einen feinen Wasserstrahl benetzt sind.
Dieselbe Flüssigkeit passirt den Coakscylinder mehrere Male, und kann bis zu 8 Grm.
Jod per Liter und zwar als Eisenjodür aufnehmen. Außerdem enthält die Flüssigkeit
noch Eisenchlorür und Eisenfluorür, aber keine Spur von Bromür – eine
Eigenthümlichkeit, worauf schon Kuhlmann aufmerksam
gemacht hat.
Aus der Eisenjodürlösung kann man das Jod, nach dem Verfahren von Serullas für die Behandlung der Mutterlauge von der
Vareksoda, als Kupferjodür fällen, indem man ihr eine dem Jod entsprechende Menge
Kupfervitriol zusetzt. Das dadurch ausgeschiedene graue Pulver = Cu₂J + HO wird ausgewaschen, getrocknet und zur Austreibung des
Jodes mit einem Ueberschusse von 66 gräd. Schwefelsäure erhitzt. Bei dieser
Behandlung bleibt ein braunes Pulver zurück, angeblich schwefelsaures Kupferoxydul;
mit Wasser übergossen, wird dasselbe weiß, löst sich dann und geht bald in
schwefelsaures Kupferoxyd über, welches zu einer neuen Fällung benützt werden kann.
(Vergl. Langbein: Jodkalium aus Kupferjodür; 1874 213 354.)
Auf vorstehende Weise kann alles aus dem Minerale gasförmig ausgetriebene Jod gewonnen werden; allein man
erhält dadurch noch keineswegs alles im Minerale enthaltene Jod; der größere Theil davon bleibt leider
zurück, da ein mit Stärkekleister bestrichenes Papier über frischbereitetes
Superphosphat sich bald bläuet.
W.