Titel: | Constant's Befestigungsart der Heizröhren bei Röhrenkesseln. |
Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 488 |
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Constant's Befestigungsart der Heizröhren bei Röhrenkesseln.
Mit Abbildungen auf Taf.
XII [d/3].
Constant's Befestigungsart der Heizröhren bei
Röhrenkesseln.
Das Bestreben für Röhrenkessel, welche stark mit Kesselstein zu leiden haben, eine
Befestigungsart der Röhren zu finden, welche das Einziehen nicht wesentlich
erschwert, dagegen ein rasches Herausziehen der Röhren
ohne Abschneiden der Endstücke derselben ermöglicht,
ist nicht neu. Vor
einigen Jahren schon ist diesbezüglich ein Vorschlag von Langlois in diesem Journal (1868 188 184. 1871
202 98) beschrieben worden, welcher trotz seiner
anscheinenden Kostspieligkeit und keineswegs besonderen Einfachheit Anwendung bei
Schiffskesseln sich verschafft haben soll. Die Revue
industrielle, März 1875 S. 63, theilt nun eine vom Ingenieur J. Constant patentirte Befestigungsart für Heizröhren
(Siederöhren) mit, welche wir hier mit Hilfe der Figuren 1 bis 14 kurz
beschreiben wollen.
Constant wendet innen und außen conisch hergerichtete
Dichtringe (Fig.
3) an, welche um die Rohrenden in die Rohrwand eingesteckt werden –
mit einer Zwischenlage von Asbest, um eine sichere
Dichtung der Rohre, zugleich aber auch die Möglichkeit zu erreichen, daß sich die
Rohre unter dem Einfluß der wechselnden Temperatur ohne Gefahr ausdehnen und
zusammenziehen können. Ein nach diesem System eingezogenes Siederohr ist in Figur 1 und
2
veranschaulicht.
Behufs Einziehen eines Siederohres wird zunächst das eine
Ende desselben mit dem Dichtring von Asbest und von Eisen versehen. Man umwickelt
das Rohrende mit einem gewebten Asbestband, dessen baumwollene Bindefäden man
alsdann über einem Feuer verascht, streicht etwas Miniumkitt oder Schweißpulver auf
und steckt zuletzt den Eisenring mit dem conisch verjüngten Ende darüber. Das Rohr
wird auch am anderen Ende mit Asbest versehen und in die Rohrwände eingelegt und von
der einen Seite fest eingetrieben, nachdem man von der anderen Seite den eisernen
Dichtring eingesteckt hat. Dieser Dichtring wird nun auch festgetrieben, und bedient
man sich hierbei abgesetzter Dorne, wie sie in Figur 4 bis 7 skizzirt
sind. Mit dem Dorn F, welcher ebenso wie H in das Rohr gut einpaßt, schlägt man die Dichtringe,
eventuell unter Zwischenlage des Ringes I (Fig. 8 und 9) nach;
verrückt sich hierbei das Rohr selbst, so stemmt man dasselbe mit Hilfe des Dornes
H zurück.
Zum raschen Ausziehen der Rohre hat Constant die Werkzeuge in Figur 10 bis 14 ausgeführt.
Zunächst wird der Asbestring mittels des Kronbohrers (Fig. 10 und 11)
herausgebohrt und dergestalt das Rohr von seinen Dichtringen gelöst, so daß es ohne
weiteres ausgezogen werden kann. Die Dicke der Bohrzähne entspricht genau der
Asbestschicht, da weder Rohr noch Dichtringe angebohrt werden dürfen, um deren
sofortige Wiederverwendung – und darin liegt der Schwerpunkt solcher
Befestigungsarten – zu ermöglichen. Zwischen dem Führungsdorn L und dem Hohlbohrer N ist
zur Aufnahme der Asbestspäne freier Raum gelassen.
Um die in der Rohrwand zurückbleibenden Dichtringe herauszuziehen, bedient man sich
des expandirbaren Ringziehers, welcher in Figur 12 bis 14
veranschaulicht ist. Der Schaft rr
', welcher im geschlossenen Zustand in den
auszuziehenden Ring eingesteckt wird, ist zweitheilig und bei xx drehbar an der Spindel y befestigt. Wenn
daher die central im Werkzeug liegende Stange z mit dem
keilförmigen Ende c durch Drehen der Flügelmutter d zurückgezogen wird, so geht der Schaft rr
' auseinander, und wenn nun die Schraubenmutter
e mittels eines Schlüssels gedreht wird, so legt
sich zunächst der Ringzieher mit seinem Bügel tt fest
gegen die Rohrwand an und dann zieht der Schaft rr' den
Ring zurück, unter welchen sich der vorspringende Schaftrand scharf angelegt
hat.
Nach diesem Systeme sollen Siederöhren bei mehreren Locomotiven eingezogen sein und
seit mehr als ein Jahr ohne jede Reparatur sich bewähren.