Titel: | Ueber Veränderungen, welche Portlandcement durch Lagern erleidet; von Dr. L. Erdmenger. |
Autor: | L. Erdmenger |
Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 538 |
Download: | XML |
Ueber Veränderungen, welche Portlandcement durch
Lagern erleidet; von Dr. L.
Erdmenger.Diese Arbeit soll den früheren Abhandlungen des Verfassers („Ueber
Portlandcement aus dolomitischem Kalk“; vergl. 1873 209 286. 1874 211 13. 214 40. 88) als Anhang resp. zur Ergänzung dienen;
sie enthält noch einige Erfahrungen zusammengestellt, welche bei jenen
Untersuchungen zum Theil bereits gewonnen waren. Da dieselben sich auf
Portlandcement überhaupt beziehen, mit dem Magnesiagehalte nichts zu thun haben,
werden sie hier für sich besprochen.
Erdmenger, über Veränderungen des Cementes durch
Lagern.
Beim Durchgehen der vielen über Portlandcemente veröffentlichten Analysen fällt es
auf, daß ein selten fehlender wichtiger Bestandtheil oft gar nicht, oft nur
summarisch mit anderen in geringer Menge vorhandenen Bestandtheilen (als Rest etc.)
aufgeführt wird; es ist dies die Kohlensäure. Der frische Portlandcement ist
kohlensäurefrei. Aber jeder Cement – auch der von disponiblem Kalk möglichst
freie – zieht beim Lagern Kohlensäure an und zwar allmälig mehr, je länger er
lagert. Es wird dadurch die procentische Zusammensetzung des Cementes mehr und mehr
verschoben, wie beispielsweise folgende Vergleichung zeigt.
Ein Portlandcement war im frischen Zustande nach den wesentlichen
Bestandtheilen zusammengesetzt aus:
Kieselsäure
23,7 Proc.
Thonerde und Eisenoxyd
9,0 „
Kalk
65,0 „
Kohlensäure
–
Derselbe Cement zeigte, 8 Monate alt (3 Centim. hoch gelagert),
die Zusammensetzung:
Kieselsäure
23,2 Proc.
Thonerde und Eisenoxyd
8,8 „
Kalk
63,5 „
Kohlensäure
2,2 „
Fünf Monate alt, zeigte der betreffende Cement einen
Kohlensäuregehalt von 1,8 Proc. Seine Zusammensetzung läßt sich leicht
berechnen:
Kieselsäure
23,3 Proc.
Thonerde und Eisenoxyd
8,8 „
Kalk
63,8 „
Kohlensäure
1,8 „
Nur beim Kalk gelingt es, die Abweichung mit größerer Sicherheit durch chemische
Analyse zu bestimmen; bei den übrigen Bestandtheilen sind die Differenzen zu
gering.
Mit der Kohlensäure-Absorption vollziehen sich ganz bestimmte Veränderungen in
der Beschaffenheit des Cementes, in seinem Verhalten beim Anmachen mit Wasser. Bis
zu einem gewissen Grade verbessert sich der Cement fast ausnahmsweise durch jene
Absorption; er löscht sich, so zu sagen, ab. Zu viel Kohlensäure schwächt ihn aber
wieder in seiner Festigkeit, beeinträchtigt demnach ebenfalls etwas seine Güte. Der
frische Cement besitzt das höchste specifische Gewicht. Der oben angeführte Cement
zeigte frisch ein spec. Gewicht von 3,20, nach Aufnahme von 1,8 Proc. Kohlensäure
dagegen nur von 3,00 und noch einige Monate später, bei 2,2 Proc. Kohlensäuregehalt,
nur ein spec. Gewicht von 2,96.
Eine renommirte englische Marke, welcher frisch ein spec. Gew. von 3,09 zukam, ging
herab auf ein spec. Gew. von 2,85, nachdem sie im Zimmer circa 1 Decimeter hoch ein
Jahr gelagert hatte. Der Kohlensäuregehalt betrug nach dieser Frist 2,1 Proc.
Der frisch gezogene Cement erwärmt sich in den bei Weitem meisten Fällen erheblich
beim Anmachen mit Wasser. Zu den Temperaturbestimmungen wurde ein cylindrisches
Blechgefäß von 6 Centim. Höhe und 4 Centim. Weite jedesmal mit 60 Grm. Cement
gefüllt, dieser mit 20 K. C. Wasser unter Anwendung eines starken Eisendrahtes
angerührt und hierauf das Thermometer bis auf den Boden des Gefäßes eingesteckt,
nachdem man vorher die Temperatur der Cementprobe abgelesen hatte. Das Thermometer
muß cylindrisch sein und darf nicht in eine Kugel verlaufen, da es bei frischen
Cementen oft stark einbäckt, dann aber schwierig herausgezogen werden könnte. Aus
demselben Grunde darf das Thermometer nicht zu zerbrechlich sein. Die 60 Grm. Cement
füllen, lose eingeschüttelt, ein Gefäß von 40 K. C. aus, so daß annähernd auf 1,0 Maß Cement 0,5
Maß Wasser zugegeben wird. Um Vergleichsresultate zu erhalten, muß man auf dieselbe
Gewichtsmenge Cement auch stets dieselbe Wassermenge innehalten, da die
Temperatursteigerung mit der Verringerung des zugesetzten Wasserquantums zunimmt. In
folgenden Beispielen ist jedesmal die Zeit angegeben, in welcher die Erwärmung ihr
Maximum erreichte.
Tabelle
a.
Auf 1 Maß Cement wurden gegeben:
0,500 Maß Wasser.
0,333 Maß Wasser.
Temperatur-Erhöhung der Probe 1
2,5° in 70 Minuten
5,0° in 25 Minuten
„
„
„ 2
6,0 „
100 „
13,0 „
20 „
„
„
„ 3
7,0 „
105 „
13,5 „
25 „
„
„
„ 4
6,5 „
14 „
9,5 „
10 „
„
„
„ 5
11,5 „
31 „
19,0 „
25 „
„
„
„ 6
2,0
„
7 „
4,5 „
5 „
„
„
„ 7
13,3 „
18 „
17,0 „
12 „
„
„
„ 8
9,0 „
15 „
12,0 „
10 „
„
„
„ 9
4,5 „
165 „
12,6 „
120 „
„
„
„ 10
5,0
„
5 „
7,4 „
2 „
„
„
„ 11
6,6 „
102 „
13,0 „
20 „
„
„
„ 12
7,0 „
105 „
13,5 „
25 „
„
„
„ 13
8,0 „
90 „
11,0 „
65 „
Ferner nimmt die Temperatursteigerung zu mit der Feinheit des Pulvers; bei Zusatz von
20 K. C. Wasser auf 60 Grm. Cement zeigten die Proben A
bis D folgende Temperaturerhöhungen.
Tabelleb.
Durch ein Siebvon 500 Maschenpro Qu.
Cm.gesiebt.
Durch ein Siebvon 300 Maschenpro Qu.
C.gesiebt.
Das auf demSiebe von 300Masch. pro Qu.
C.zurückbleibende.
Temperatur-Erhöh. bei Probe A
10,5° in 15 Min.
8,0° in 15 M.
4,0° in 45 Min.
„ „
„ B
11,0 „ 18
„
9,0
„ 21 „
3,0
„ 40 „
„ „
„ C
8,0 „
15 „
6,0
„ 15 „
4,0
„ 30 „
„ „
„ D
9,0
„ 7 „
8,0
„ 11 „
5,0
„ 18 „
Es ist daher immer bei Vergleichen zu empfehlen, Cemente von annähernd gleicher
Feinheit zu verwenden. Es wurden deshalb die Proben sämmtlich durch ein Sieb
gesiebt, welches auf den Qu. Cm. 500 Maschen enthielt, und das auf diesem Siebe
zurückbleibende Grobe fern gehalten.
Scheint ein Cement von solcher Feinheit bei 0,5 Maß Wasserzusatz auf 1 Maß Cement
sich nicht zu erwärmen, so kann man die Temperaturprobe sowohl durch immer weitere
Verringerung der Wassermenge, sowie auch durch noch feinere Pulverisirung der Probe
immer empfindlicher machen; man erzielt auf diese Weise schließlich oft noch ganz
deutliche Temperaturerhöhung. So zeigte z.B. ein Cement bei 0,500 Wasser oft gar
keine, zuweilen 1° Erwärmung an, bei 0,333 Wasser dagegen 3,5 bis 4,5°
in 5 bis 7 Minuten. Ein zweiter Cement ergab bei 0,500 Maß Wasser 0,0°, bei
0,333 Maß Wasser 2,0° Temperaturerhöhung in 1 Minute.
Ehe die Proben angemacht werden, muß man übrigens jedesmal das Cementpulver abkühlen
lassen. Jedes die Mühle verlassende Mahlgut, ebenso auch frisch gestampfter Cement
sind, wenn auch scheinbar oft kalt, doch meist noch deutlich warm. Ebenso ist es bei
Temperaturschwankungen im Zimmer nöthig, namentlich bei langsam steigender Erwärmung
des angemachten Cementes, die Differenzen der Zimmertemperatur mit Hilfe eines
zweiten Thermometers in Berücksichtigung zu ziehen.
Auf die angegebene Weise geprüft, ergeben viele im Handel vorkommende, auch
renommirte Marken noch eine mehr oder weniger starke Temperaturerhöhung. So z.B.
zeigte bei 0,5 Wasser
ein englischer Cement
7 bis
8° Erwärmung in 5 bis
7 Minuten
eine gute deutsche Mark
8°
„ „
5
„
eine jüngere deutsche Marke
9°
„ „
15 „
Andere Marken erwärmen sich bei der erwähnten Prüfung nicht mehr. Indeß enthält, wie
bereits angeführt, jeder Cement schon nach kurzer Zeit Kohlensäure, welche ebenso
wie Feuchtigkeit die Erwärmungsfähigkeit abstumpft. Selten findet man unter 0,5
Proc. Kohlensäure, weist zwischen 1,0 und 3,0 Proc. Formt man sich aus Cement, der
gar kein Erwärmen erkennen läßt, Gußstücke, und brennt dieselben nach einigen Wochen
Erhärtungsfrist im Probirofen bis zur Cementgare und pulverisirt die erhaltenen
Cementstücke, so erhält man den Cement wieder in frischem Zustande. Es tritt nun
eine Erwärmungsfähigkeit fast stets sehr deutlich hervor, ohne daß damit gesagt ist,
daß der Cement auch bei seinem erstmaligen frischen Zustande genau dieselbe
Erwärmungsfähigkeit gehabt habe, da der Grad und die Zeit des Eintrittes der
Erwärmung auch von der größeren oder geringeren Schärfe des Brandes etc. beeinflußt
wird. So wurden z.B. die Gußstücke der Marken Nr. 3, 6 und 7 (s. 1874 211 13) in der eben hervorgehobenen Weise behandelt und
ergab sich für
Nr. 3
eine Temperatur-Erhöhung von
10 bis
11° in 5 Minuten
Nr. 6
„
„ „
11° in 10
„
Nr. 7
„
„ „
9° in
15 „
Dagegen betrugen die Erwärmungen dieser Marken bei ihrer Anwendung zur Aufstellung
der Festigkeitstabellen (a. a. O. S. 13) nur 0 bis 1°, 0 bis 2° und
0°. Ein Theil dieser so geringe Erwärmung zeigenden Cementpulver wurde einer
etwas geringeren Temperatur als der Cementgare ausgesetzt und zeigte dann, wie auch
vorauszusehen war, noch nicht die ganze Erwärmungsintensität des gar erbrannten
Pulvers. Die Temperaturen betrugen nämlich in diesem Falle bei:
Nr. 3
6,0°
in 13 Minuten
Nr. 6
7,5°
in 10 „
Nr. 7
5,0°
in 12 „
Wollte man bei Cementen, welche in kurzem Zeitraum (in etwa 0,2 bis 10,0 Minuten)
sich erheblich erwärmen, warten, bis durch Lagern eine merklichere Abstumpfung der
Erwärmungsfähigkeit eintritt, so würde dies in den meisten Fällen sehr lange dauern.
Am raschesten geht dieser Löschproceß noch in den oberen Cementlagen vor sich. So
zeigte ein frischer Cement eine Erwärmung von 10° in 6 bis 8 Minuten. Nach 4
Wochen erwärmte sich die oben aufliegende Schicht noch um 6 bis 7° in 15
Minuten, die mehrere Centimeter tiefer liegende Schicht noch um 8 bis 9° in
10 Minuten. Entsprechend diesem Verhalten würde eine Untersuchung für die oben
aufliegende Cementschicht auch schon etwas mehr Kohlensäure ergeben haben als für
die tiefer liegende. Es kommt wohl auch vor, daß frischer Cement sich beim Anmachen
nur wenig oder ganz allmälig, erst während eines Zeitraumes von oft 2 bis 4 Stunden
und darüber erwärmt. Doch hat man die Erlangung einer solchen Beschaffenheit des
Cementes wohl kaum in der Gewalt. Es hängt dies, wie es scheint von gewissen
Modificationen der Brände ab, wonach ein Cement, welcher stets aus denselben
Rohmaterialien und in stets gleicher Zusammensetzung hergestellt wird, doch sich in
Betreff des spec. Gew., der Farbe, der Erwärmungsfähigkeit, der Abbindezeit deutlich
verschieden in verschiedenen Fällen verhalten kann, während er in Bezug auf Treiben
sich in jedem dieser Fälle gleich verhält, entweder niemals oder jedesmal treibt,
wie er auch sonst ausfallen mag.
In den meisten Fällen würde bei rasch angehendem Cement eine natürliche Abstumpfung
viel Zeit und sehr ausgedehnte Lagerräume erfordern, wobei noch der Cement, ganz
flach lagernd, oft umzustechen wäre. Schneller läßt sich bei derartigem Cement die
Ablöschung auf künstliche Weise vornehmen durch Zusatz von Kohlensäure abgebenden
Salzen (Natrium-, Ammoniumbicarbonat oder Sesquicarbonat etc.). Man hört
zuweilen die Bemerkung, daß die Alkalien einen sehr wichtigen Bestandtheil des Cementes bildeten.
Diese Annahme stammt wohl vom Hörensagen, daß viele Fabriken ihren Cementen in den
Zerkleinerungsmaschinen Alkalien beimischen. Doch geschieht dies dann meist in Form
von Kohlensäure abgebenden alkalischen Salzen, und ist hierbei der Zweck, durch die
Kohlensäure-Einführung eine Milderung der Intensität des Erwärmens und
Ansaugens der Cemente zu bewirken. Die alkalische Base bindet die möglicherweise
sich bildende Schwefelsäure gegen Kohlensäure-Abgabe und wirkt so vielleicht
schädlicher Gypsbildung entgegen; sonst aber bringen die alkalischen Basen dem
Cement wohl kaum einen Nutzen. Die Wirkung stellt sich bei solchen Zusätzen daher so
dar, als ob vorhandenes freies – oder richtiger gesagt – frei
werdendes Calciumoxyd abgestumpft, d.h. in kohlensauren Kalk übergeführt würde.
Diese Annahme wird dadurch bestätigt, daß man bei solchem rasch angehenden Cement
denselben statt durch Kohlensäure auch durch andere Mittel abstumpfen kann, welche
freies Calciumoxyd ebenfalls chemisch binden, so z.B. durch Wasser. Das Wasser kann
man wie die Kohlensäuresalze gleich in den Zerkleinerungsapparaten mit dem Cement
aufgeben. Bei 0,5 Proc. Wasser und selbst darüber (auf 25 Kilogrm. Cement 125 Grm.
Wasser) hat man noch keineswegs einen den Gang der Mühlen erschwerenden
Feuchtigkeitsgrad zu befürchten. Der Cement verläßt vielmehr die Mühlen ganz
trocken, doch in seiner Erwärmungsintensität merklich herabgestimmt. Indeß übt die
Abstumpfung jäheren Cementes durch Kohlensäure doch noch einen besseren Einfluß aus
als die Abstumpfung durch Wasser. Rührt man nämlich mit derselben Wassermenge einmal
frischen, sich rasch erwärmenden Cement, dann mit etwa 0,5 Proc. Wasser abgelöschten
und endlich mit etwa 0,5 bis 1,0 Proc. Natriumbicarbonat abgelöschten Cement an, und
zwar auch jedesmal gleiche Gewichtsmengen Cement, gießt die drei Mörtel in Formen
und mißt den Kubikinhalt der erhaltenen Gußstücke, so ergeben der unabgelöschte und
der mit Wasser abgelöschte Cement gleiche oder fast gleiche Raumerfüllung, der durch
Kohlensäure abgelöschte aber eine geringere, entsprechend der größeren Dichte des
aus disponibel werdendem Calciumoxyd entstehenden kohlensauren Kalkes gegenüber des
in den beiden ersteren Fällen sich zunächst bildenden Calciumhydrates. Der durch das
Salz abgestumpfte Cement ergibt also eine größere Dichtigkeit und somit unter sonst
gleichen Umständen auch einen höheren Festigkeitsgrad. Es zeigen dies u.a. folgende
Beispiele.
Tabellec.
Die Gußstücke waren aus Mörtel geformt, der auf 1,0 Maß Cement 0,5 Maß Wasser
enthielt.
(1)
UnabgelöschterCement.
Mit 0,5 Proc. Wasserabgelöschter Cem.
Mit 0,5 Proc. Natriumbicarbonatabgel. Cem.
Temperatur-Erhöhung
8,5° in 6 Min.
5,0° in 10 Min.
4,5° in 165 Min.
Absolute FestigkeitEs wird nochmals bemerkt, daß alle Bestimmungen der absoluten
Festigkeit aus Brechversuchen vermittels der Formel k = 2,55Pl/6h² abgeleitet sind
(siehe 1873 309 288). in Kilogrm.
pro Quadr. Cm.
nach 10 Tagen
10,93
11,6
13,4
Verhältniß der
Volumen der
erhaltenen Gußstücke
1,000
0,933
0,802
(2)
UnabgelöschterCement.
Mit 1,0 Proc. Wasserabgelöschter Cement.
Temperatur-Erhöhung
7,0° in 10 Min.
3,5° in 15 Min.
Absolute Festigkeit in
Kilogrm. pro Qu. Cm. nach 20
Tagen
11,4
10,9
Verhältniß der Volumen
der Gußstücke
1,000
1,022
(3)
UnabgelöschterCement.
Mit 0,5 Proc. Natriumbicarbonatabgelöschter
Cement.
Temperatur-Erhöhung
12,0° in 3–5 Min.
7,0° in 105 Min.
Absol. Festigkeit in
Kilogrm. pro Qu. Cm. u. 10 Tag.
7,2 – 10,2
14,5
Verhältniß der Volumen
der erhaltenen Gußstücke
1,000
9,93
(4)
UnabgelöschterCement.
Mit 1,0 Proc. Wasser abgelöschterCement.
Temperatur-Erhöhung
8° in 5 Min.
0,0° (Thermomet. bäckt nach 65 Min.
ein.)
(5)
UnabgelöschterCement.
Mit 1,0 Proc. Salz abgelöschterCement.
Temperatur-Erhöhung
10,0° in 3 Min.
2,0° in 5 Min.
(6)
UnabgelöschterCement.
Mit 0,5 Proc. Wasserabgelöschter Cem.
Mit 1,0 Proc. Salzabgelöschter Cem.
Temperatur-Erhöh.
8,5° in 5 Min.
3,0° in 50 Min.
0,0°
Absolute Festigkeit in
Kilogrm. pro Qu. Cm. 10 Tage
7,1
7,0
8,7
Ansaugezeit
30 Secunden, jäh
unbemerkt
unbemerkt.
(7)
UnabgelöschterCement.
Mit 0,1 Proc. Salzabgelöscht.
Mit 1,0 Proc. Salzabgelöscht.
Absolut. Festigkeit
in Kilogr. pro Qu.
Cm. nach 20 Tagen
7,8
10,3
17,4
Verhältniß der Volumen
1,00
0,98
0,90
Wie oben ersichtlich, ist übrigens bei etwa 0,5 Proc. Salz- oder Wasserzusatz
die Abstumpfung meist noch nicht vollständig. Der Löschproceß geht aber nun doch in
den häufigsten Fällen schneller vor sich als bei unabgelöschtem Cement, gleichsam
als ob die Kohlensäure und das Wasser nicht sogleich, sondern erst nach und nach in
voller Kraft wirkten, den einmal kräftig eingeleiteten Löschproceß
beschleunigten.
Tabelled.
(1)
Unabgel. Cement.
Mit 0,5 Proc. Wasser abgel. C.
frisch.
3,5 Monat alt.
frisch.
3,5 Monat alt.
Temperatur-Erhöhung
8° in 5 Min.
6,5° in 50 M.
4° in 15 M.
0,5° in 60 M.
(2)
Unabgelöschter Cement.
Mit 0,5 Proc. Wasserabgel. Cem.
frisch.
7 Wochen alt.
frisch.
7 Wochen alt.
Temperatur-Erhöhung
12° in 4 Min.
9,5° in 10 M.
7° in 105 M.
1,5° in 15 M.
(3)
Cement mit 0,5 Proc. Salz abgestumpft.
frisch
2 Wochen alt.
Temperatur-Erhöhung
8,5° in 5 Min.
1,5 in 7 Min.
(4)
Cement durch die Zeit abgestumpft.
frisch.
15 Wochen alt.
Temperatur-Erhöhung
8° in 5 Min.
6,50 in 50 Min.
Tritt die Temperaturerhöhung bei frischen: Cement erst verhältnißmäßig spät auf, z.B.
erst nach 1/2 Stunde und darüber, so wird durch Kohlensäurezusatz gleichwohl das
Erwärmen und Abbinden fast stets noch weiter hinausgeschoben und auch in der Regel
noch eine Volumenverminderung und eine etwas höhere Festigkeit erzielt.
Indeß gibt die fast stets vorhandene Erwärmungsfähigkeit von frischem Cement beim
Anmachen mit Wasser nicht in erster Linie zu künstlichen Zusätzen Veranlassung. Es
ist vielmehr das mit schneller intensiver Temperaturerhöhung zusammenhängende
schnellere Erstarren (Abbinden) des angerührten Cementmörtels. Unterbricht man bei
Cement, welcher während des Einrührens erstarrt, das Durcharbeiten nicht, sondern
knetet die Masse ununterbrochen durch, so wird sie bald wieder gefügiger, doch oft
nicht ganz wieder so geschmeidig resp. flüssig als vorher. Die Festigkeit des auf
die angegebene Weise ohne Unterbrechung durchgerührten und nach vorübergegangenem
Ansaugen verarbeiteten oder eingeformten Mörtels ist dieselbe, wie die Festigkeit
des vor dem Ansaugen gegossenen oder vermauerten Mörtels. Es erhellt dies aus
folgenden Beispielen, in denen die Gußstücke aus 1 Maß Cement und 1/2 Maß Wasser
hergestellt waren.
Tabellee.
Absolute Festigkeit in Kilogrm. pro Qu. Cm.
nach 10 Tagen.
Vor dem Ansaugengeformt.
Nach dem Ansaugengeformt.
4,1
4,6
7,3
7,2
6,0
6,3
5,0
4,3
4,5
3,7
8,0
8,1
12,4
12,7
Jedoch weiß Jeder, wie erschrecklich leichtfertig auf den Bauten trotz aller
gegentheiligen Behauptungen oft empfindlicher Maurermeister in Betreff der
Cementverarbeitung noch immer verfahren wird. So arbeitet der Maurer etwaigen zu
rasch erstarrenden Cement nicht nochmals gehörig durch, sondern gießt lieber noch
eine unbegrenzte Menge Wasser nach, weil der Cement sich dann bequemer wieder
zertheilen läßt. Durch diese größere Verdünnung wird die Festigkeit natürlich
beeinträchtigt. Der rasch angehende Cement leistet also schlechterer Verarbeitung
Vorschub, daher im Allgemeinen der Begehr nach langsam bindenden Cementen. Allein
keineswegs ist rasch angehender und sich erheblich erwärmender Cement meist auch
gleichzeitig treibender, wie dies fast ganz allgemein, selbst von Cementtechnikern
angenommen wird. In Cementkunstgießereien, wo oft die Formen schon nach 5 bis 10
Minuten abgenommen werden, beim Mauern von Behältern, wie Tröge, Wannen aus
Stein- und Ziegelbrocken und Cementmörtel, wo der Cement oft schon das Ganze
nach ganz kurzer Zeit ohne Formen zusammenhalten soll, und in noch anderen Fällen,
ist rasch bindender Cement oft erwünscht. Liegt die Arbeit nur in geschickten
Händen, wird namentlich über ein gewisses vorher fixirtes Wasserquantum nicht
hinausgegangen, so ist in Betreff dauernder Haltbarkeit durchaus nichts zu fürchten,
sofern nur der Cement keinen freien treibenden Kalk enthält. Daß Erwärmen des
Cementes noch kein Treiben bedeutet, dafür könnten viele Belege gegeben werden. Es
wird aber genügen, auf die S. 541 angeführten Cementsorten zu verweisen. Dieselben
gehören drei renommirten Marken an, waren sämmtlich im Großen auf nassem Wege, bei
sorgfältigem Schlemmverfahren bereitet, die geformten, zu Brechversuchen verwendeten
Gußstücke später wieder
erbrannt und gepulvert. In Bezug auf Mischung war mithin gewiß Genügendes geleistet,
und doch erwärmten sie sich in frischem Zustande stark, keineswegs aber zeigten sie
Treiben. Daß Erwärmen noch kein Treiben bedingt, geht ferner auch daraus hervor, daß
man mit dem Thongehalt immer höher gehen kann, so daß also bei inniger Mischung von
Treiben immer weniger die Rede sein kann und doch das Erwärmen meist nicht beseitigt
wird. So betrug bei den folgenden aus denselben Rohmaterialien, nur nach
verschiedenen Mischungsverhältnissen bereiteten Cementen die Erwärmung:
Tabellef.
Wesentliche Bestandtheile der Cemente:
Kieselsäure.
Thonerde undEisenoxyd.
Kalk.
Temperatur-Erhöhung.
Bemerkungen.
20,8
12,0
65,4
9° in 10 Min.
treibend
21,3
12,3
64,0
11,5 „ 23 „
nicht treibend
22,4
12,9
62,1
13,5 „ 8 „
„
„
23,3
13,5
59,7
12,0 „ 31 „
„
„
Die Portlandcemente liegen ihrer Zusammensetzung nach zwischen
4CaO,2(SiO₂,R₂O₃) und 5CaO,2(SiO₂,R₂O₃),
schwanken also von 1/2- bis zu 2/5-Kalksilicat. Von etwa der Mitte
zwischen beiden gegen das 1/2-Silicat zu nimmt die Temperaturerhöhung meist
ab, bis sie bei genau 1/2-Silicat meist ganz gering oder auch Null ist. Nach
der entgegengesetzten Seite, nach dem 2/5-Silicat hin, ist die
Erwärmungsintensität entweder etwas abnehmend oder gleichbleibend, seltener
steigend. Das 2/5-Silicat zeigt daher frisch fast stets noch erhebliche
Erwärmung, 9 bis 15°. Noch weiter mit dem Kalk hinaufgehend, erhält man
gewöhnlich geringere Temperaturen von 8, 6, 4° etc. Diese Cemente sind schon
treibend. Uebrigens kommen bei treibenden wie bei nicht treibenden Cementen alle
Temperaturerhöhungen von etwa 0 bis 14° und ebenso alle Ansaugezeiten von
etwa 10 Secunden bis viele Stunden vor. Es ist daher, um das oben erwähnte
Durchschnittsverhalten der Cemente in Betreff ihrer Erwärmung bei verschiedenem
Kalkgehalt zu constatiren, eine große Reihe von Temperaturbestimmungen nöthig. Doch
tritt dann trotz vieler einzelner Abweichungen obige Regel immer mehr deutlich
hervor. Ein Cement von relativ hohem Kalkgehalt, der – frisch – selbst einige Stunden nach dem Anmachen gar keine oder nur
geringe Erwärmung zeigt, ist in Bezug auf Treiben stets mit Mißtrauen zu betrachten.
Er dürfte in den meisten Fällen treibender sein.
Das Erwärmen wird verschiedenen Ursachen zugeschrieben – so vor Allem etwa
vorhandenem freiem Kalk, demzufolge man leichthin behauptet, Erwärmen deute Treiben an.
Jedoch kann freier Kalk nur in Frage kommen, entweder bei zu hohem Kalkgehalt oder
in Folge mangelhafter Mischung der Rohmaterialien. Bei normal zusammengesetzten und
aus sorgfältigster Mischung hergestellten Cementen ist Kalk in freiem Zustande gar
nicht oder doch nur in nicht hervortretend schädlicher Menge vorhanden. Es zeigen
aber, wie wir ausführten, gerade die treibenden Cemente in ganz frischem Zustande
meist eine geringere Temperaturerhöhung als nicht treibende. Die Temperaturerhöhung
kann also vorwiegend kaum vom Vorhandensein freien Kalkes abhängen. Man kann ferner
die Temperaturerhöhung durch künstliche Zusätze ja oft völlig beseitigen, ohne daß
indeß bei erheblicher Menge von freiem Kalk das Treiben nun ausbliebe; nur die Zeit
des Eintrittes wird dann mehr und mehr hinausgeschoben. Die Temperaturerhöhung ist
also dann ganz oder fast ganz vermieden, und dennoch kann noch treibender freier
Kalk in Menge vorhanden sein. Die Erwärmung muß also noch auf anderen Ursachen
beruhen. Man kann z.B. mit mehr Grund für das Auftreten des Erwärmens anführen, daß
der Cement äußerst selten durchweg gleich scharf gebrannt, durchgängig von gleichem
Korn und gleich schwer in allen Partien der Zerlegung durch Wasser zugänglich sein
dürfte. Es gibt vielleicht immer eine Partie darunter, die loseren chemischen
Zusammenhang besitzt, durch Wasserzutritt schneller sich umsetzt und so das Erwärmen
herbeiführt. Dies Verhalten würde ganz demjenigen der hydraulischen Kalke
entsprechen. Frisch gebrannt (ehe sie sich noch an der Luft abgelöscht haben),
erwärmt sich ja das Pulver hydraulischer Kalke auch beim Anmachen mit Wasser, und
zwar meist viel stärker als Portlandcement (50° und darüber), und doch tritt
bei homogener Zusammensetzung und bei genügender Menge von thonigen Bestandtheilen
(das 1/2-Silicat darf hier nicht überschritten werden) kein Treiben ein. Die
thonigen Bestandtheile sind dann nur lose an den Kalk chemisch gebunden. Diese
Auffassung führt uns nun zu einer etwas präciseren Erklärung des auftretenden
Erwärmens bei Portlandcementen. Man kann nämlich annehmen, daß es in jedem Molecül
Portlandcement etwas der chemischen Agression des Wassers meist leichter
Zugängliches gibt, d. i. das 5. Aequivalent Kalk in der Verbindung
5CaO,2(SiO₂,R₂O₃). Wie wir oben sahen, tritt bei dem
1/2-Silicat, d. i. bei 4CaO,2(SiO₂,R₂O₃) keine oder nur
noch geringe Erwärmung auf.Bei Anwendung von 1/2 Maß Wasser auf 1 Maß Cement und einer Feinheit von 500
Maschen auf den Quadr.-Centimeter. Dieses Silicat ist nach erlittener hoher Temperatur als neutral, als nur
allmälig, nicht aber hervortretend lebhaft reagirbar zu betrachten. Bei ihm geht die
Umsetzung durch das
Wasser und die Kohlensäure der Atmosphäre, d. i. der Erhärtungsproceß von Anfang an
mit gleichbleibender, geringerer Energie von statten. Bei dem 2/5-Silicat
dagegen verleiht das 5. Aequivalent CaO dem Cement einen basischeren Charakter.
Dieses Aequivalent Calciumoxyd ist schwerer durch das Brennen zur vollständigen
Bindung zu bringen, wird daher oft ganz oder zum Theil loseren chemischen
Zusammenhalt mit den sauren Bestandtheilen haben, gieriger Wasser ansaugen, sich
schneller – und noch durch das Erwärmen befördert – in Kalkhydrat oder
kohlensauren Kalk umsetzen. Dieser theilweise eintretende Vorproceß, die schnellere
Umsetzung einer Partie Cement aus 5CaO,2(SiO₂,R₂O₃) +
H₂O in 4CaO,2(SiO₂,R₂O₃) + CaO . H₂O ist es wohl
vornehmlich, welcher die Erwärmungserscheinung hervorruft. Nachdem dieser Vorproceß
verlaufen, geht erst die weitere Erhärtung gleichmäßiger und langsamer vor sich wie
bei dem 1/2-Silicate. Diesen Vorproceß kann man nun vor der Verwendung des
Cementes durch bloßes Lagern, rascher durch künstliche Zusätze möglichst sich
vollziehen lassen. Nach Absorption von 0,5 bis 2,0 Proc. Kohlensäure ist er meist
beendet. Anderenfalls äußert er sich bei frischer Verwendung durch erheblicheres
Erwärmen und schnelleres Abbinden. Da nun von dem 1/2-Silicat aufwärts nach
dem 2/5-Silicat zu immer mehr von der Verbindung
5CaO,2(SiO₂,R₂O₃) entsteht, wird unter Umständen zu
eintretender Erwärmung immer mehr Gelegenheit geboten. Am Natürlichsten ist zunächst
die Annahme, daß das Maximum der Erwärmung vorzugsweise in dem vollen
2/5-Silicat selbst eintritt. Wie bereits erwähnt, zeigt sich die
Maximalerwärmung meist schon bei geringerem Kalkgehalt, wie sich dies auch leicht
erklären läßt. Je thonreicher nämlich ein Cement, desto mürber ist er. Bei
gebranntem Kalk und anderen mürben Materialien läßt ein Schlag des Mühlsteins die
Masse leicht in Pulver zerstäuben. Die Masse wird im eigentlichen Sinne nicht so
fein gemahlen – so fein kann überhaupt nicht gemahlen werden – sondern
zuletzt tritt ein Zerstäuben oder Zerfallen ein, so daß das Mahlgut viel feiner
ausfällt als der Steinstellung und den Sieben entspricht. In ähnlicher Weise, wenn
auch viel weniger auffallend, verhält es sich mit thonreichem Cement.
Die Cementstücke sind im Ganzen mürber als bei scharf gebranntem Cement von hohem
Kalkgehalt. Das Pulver ist oft erheblich zarter und etwas specifisch leichter als
das von Cement des 2/5-Silicats oder von noch etwas höherem Kalkgehalt. Bei
letzteren sind mürbe Stücke viel seltener, die Mühle hat oft erheblich schweres
Mahlen, das Korn wird nur genau so klein, als es der Stellung des Mühlläufers
entspricht und fühlt sich meist deutlich schärfer und rauher an. Siebt man auch von
thonreichem und
thonarmem Cement durch ein und dasselbe Sieb, so ist doch von ersterem oft viel mehr
Staubfeines im Durchgesiebten enthalten. Nun gibt aber feineres Pulver, wie oben
nachgewiesen (Tabelle b S. 540), auch größere
Temperatursteigerung. Es ist eben das Pulver in feinerem Zustande auch leichter
durch Wasser angreifbar als gröberes und festeres Pulver. Dieser Umstand mag
hauptsächlich die Veranlassung sein, daß die Maximaltemperatur häufig schon vor dem
erreichten 2/5-Silicat auftritt und von da ab bis zu jener Grenze sich
entweder constant erhält oder oft auch wieder etwas fällt.
Ueber das 2/5-Silicat hinausliegender freier Kalk bewirkt in so vielen Fällen
vielleicht deshalb keine TemperatursteigerungZuweilen tritt ein abnormes Erwärmen, bis 30° z.B. auf, wie später
noch mitgetheilt wird., weil er möglicherweise, wie dies ja auch der Magnesia zugeschrieben wird,
durch Wasser erst allmälig nach längerer Zeit angegriffen wird, sobald er vorher
hoher Temperatur ausgesetzt gewesen ist.
Es dürfte also wohl anzunehmen sein, daß Ansaugezeit und Erwärmen des Cementes zwar
in bestimmter Beziehung zu einander stehen, daß geringe oder spät auftretende
Temperaturerhöhung langsam bindenden Cement anzeigt, – nicht aber, daß auch
Treiben und Erwärmen einen solchen Zusammenhang haben, daß das eine aus dem anderen
sich folgern lasse; die Temperaturerhöhung zeigt vielmehr vor Allem noch mehr oder
weniger frischen Cement an, ist auf theilweise leicht disponibel werdendes
Calciumoxyd des 5. Kalkäquivalentes in 5CaO,2(SiO₂,R₂O₃)
zurückzuführen. Die Ursache des eigentlichen Treibens dagegen schreibt sich her von
freiem, gleich anfänglich in freiem überschüssigem Zustande vorhanden gewesenem
Calciumoxyd, hervorgehend aus schlechter Mischung oder zu geringem Thonzusatz. Wird
bei sorgfältiger Mischung der Rohmaterialien über das 2/5-Silicat mit der
Kalkmenge nicht hinausgegangen, so tritt kein Treiben ein, mag auch der Cement, was
meist der Fall sein wird, sich in frischem Zustande stark erwärmen.
Wie schwierig und mißlich es wäre, bei ärger treibendem Cement durch
Kohlensäure-Einführung das Treiben zu beseitigen, erhellt leicht aus einer
flüchtigen stöchiometrischen Berechnung. Gesetzt, es wären 3 Proc. Calciumoxyd im
Cement im Ueberschuß, welche durch die Kohlensäure von Natriumbicarbonat abgestumpft
werden sollten. Es binden 28 G. Th. Calciumoxyd 22 G. Th. Kohlensäure, erfordern
mithin 84 G. Th. des Salzes. Es verlangen demnach 3 Proc. Calciumoxyd eine Salzmenge
von (84/28) · 3 = 9 Proc. des Cementgewichtes, d. i. 9 Kilogr. Salz auf 100 Kilogr. Cement. Man
kann sich leicht vergegenwärtigen, wie theuer und für die Großpraxis unausführbar
eine derartige Aufbesserung werden würde. Zudem scheint aber auch dadurch arges
Treiben noch gar nicht beseitigt werden zu können, wie sich dem Verfasser bei
weiteren Untersuchungen in dieser Frage immer mehr herausstellt. Zunächst wirkt das
Salz wieder nur in Betreff Temperaturerhöhung, Abbindezeit und Contraction
abstumpfend, schiebt das Erhärten und den Eintritt des Treibens weiter hinaus. Man
hat bei viel Salzzusatz schließlich ein leichteres Pulver, das neben eigentlicher
Portlandcementsubstanz eine erheblichere Menge specifisch leichteres kohlensaures
Kalk- und Natronsalz enthält. Das Ansaugen tritt bei frischem Cement oft
zweimal auf. Es erhellt dies u.a. aus folgenden Beispielen.
Tabelleg.
Zusammensetzung.
Temp.-Erh.
I. Ansaugen.
II. Ansaugen.
Bemerkungen.
Kieselsäure.
Sesquioxyde.
Calciumoxyd.
21,3
12,3
64,0
11,5° in 7 M.
35–60 Sec.
90–105 Sec.
nicht treibend.
20,8
12,0
65,4
9,0 „ 10
„
45–55
„
120–135 „
treibend.
20,9
12,1
65,0
8,0 „ 10
„
45 „
80
„
„
Dieses doppelte Ansaugen geht nach kurzer Lagerzeit in eins über. So zeigten die drei
Cemente der Tabelle g schon nach 2 Tagen folgende
Verschiebung in ihrem Verhalten betreffs des Ansaugens.
Tabelleh.
I. Ansaugen.
II. Ansaugen.
Cement
1
60 bis 70 Secunden.
105 bis 125 Secunden.
„
2
90
„
150 bis 195
„
„
3
zeigt nur noch ein Ansaugen von 90 bis
150 Sec.
Wie bei Verringerung des Wasserquantums die Temperatur steigt (vergl. Tab. a auf S. 540), so verkürzt sich auch die
Ansaugezeit.
Tabellei.
Auf 1 Maß Cement wurden gegeben:
Ansaugezeit in Secunden:
0,333 Maß Wasser
35 bis 45
0,500 „ „
70 bis 75
0,666 „ „
165.
Andererseits wird natürlich auch durch Abstumpfung das Ansaugen immer weiter
hinausgeschoben und in der Jähheit seines Auftretens gemildert, so daß es
schließlich nicht oder kaum mehr wahrnehmbar wird. Mit gröberem Pulver wird,
entsprechend der viel langsameren Zersetzung durch Wasser, die Abbindezeit ebenfalls
verlängert. Ist unter dem groben Pulver feines, so tritt selbst bei geringer Menge des
feineren doch dessen Ansaugezeit fast stets deutlich hervor. – Daß in Betreff
Temperaturerhöhung, Abbinden, Festigkeit in bestimmtem Zeitraume, die warmen
Jahreszeiten oft sehr beschleunigend, die kalten verzögernd einwirken, ist wohl
ziemlich bekannt.
(Schluß folgt.)