Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, Nr. , S. 90 |
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Miscellen.
Miscellen.
Imprägniren der Sandsteine.
Lewin imprägnirt die Sandsteine aus seinen großen
Steinbrüchen Saxonia in Neundorf bei Pirna mit einer
Lösung von schwefelsaurer Thonerde und dann mit Wasserglaslösung. Den imprägnirten
Stein kann man Poliren und ihm ein marmorähnliches Aussehen ertheilen. Er widersteht
dem Feuer und der Luft und eignet sich vorzüglich für Wasserbauten. Für
Treppenstufen wird er den unansehnlichen rohen Sandstein, wie auch durch seine
Dauerhaftigkeit den Marmor ersetzen. Durch Behandeln des imprägnirten Sandsteines
bei hohen Temperaturen erhält er eine Art Verglasung, welcher man jede beliebige
Färbung ertheilen kann. (Polytechnisches Notizblatt, 1874 S. 353.)
r.
Sayn's Baggermaschine.
Die Revue industrielle (September 1874 S. 296) bringt
Zeichnung und Beschreibung eines Erdräumers für Abhänge, welcher von Ingenieur Sayn in Paris construirt und von der Firma Vignaud, Barbaud und Comp.,
den Unternehmern des Marne-Rhein-Canals, in Thätigkeit gesetzt wurde.
Nachstehend einige Preisdaten und Betriebsresultate dieser Maschine.
Die totale Lieferung derselben beträgt 600 Kubikmeter in
10 Stunden bei gewöhnlicher regelmäßiger Arbeit, wobei die Wagen von 2 Meter Höhe
mit einer Vorrückungsgeschwindigkeit von 1 Meter in 2 Minuten gefüllt werden. Die
Dauer der Füllung eines Wagens von 2 Meter Höhe beträgt 1 Minute bei einer
Fortrückung von 1,50 Meter was einer Lieferung von 1200 Kubikmeter in 10 Stunden
entspricht. Die mittlere Lieferung ist 900 Kubikmeter in 10 Stunden.
Der Preis des montirt gelieferten Baggers, mit 300 Meter Schienengeleis – pro
1 Meter Länge 25 Kilogrm. schwer und 30 Franken (24 Mark) Kosten – beträgt
48000 Franken (38400 Mark).
Die Kosten für 1 Kubikmeter auf Wagen geladenes Baggermaterial – unter Annahme
von nur 600 Kubikmeter täglicher Leistung – berechnen sich aus folgenden
Ziffern.
6 Proc. jährl. Zinsen (250 Arbeitstage im Jahr)
pro
Tag
11,52
Fr.
oder
9,22
Mark
Amortisation in 6 Jahren
„
„
21,20
„
„
16,96
„
Tägliche Unterhaltungskosten
„
„
40,00
„
„
32,00
„
Oel und Fett
„
„
5,00
„
„
4,00
„
Putztücher
„
„
2,50
„
„
2,00
„
Wasser (hier 3 K. M.)
„
„
3,00
„
„
2,40
„
Brennmaterial (500 Kilogrm. für 10 St. à 40 Fr.)
„
„
20,00
„
„
16,00
„
Erster Maschinist
„
„
8,50
„
„
6,80
„
Gehilfe
„
„
8,50
„
„
6,80
„
Heizer
„
„
6,00
„
„
4,80
„
Wächter für die Nacht
„
„
5,00
„
„
4,00
„
Zuführer
„
„
4,00
„
„
3,20
„
Unvorhergesehenes
„
„
10,00
„
„
8,00
„
––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Gesammtkosten
pro
Tag
145,22
Fr.
oder
116,18
Mark.
Es kommt also das Ausbaggern von 1 Kubikmeter Erde auf 0,242 Fr. oder 0,194 Mark zu
stehen.
L.
Gombo, ein Surrogat für Papierfabrikation; von Ed. Landrin.
Der Gombo (Hibiscus esculentus), eine Pflanze aus der
Familie der Malvaceen, kommt im Orient namentlich in Syrien und Egypten vor, wo er
sehr bekannt ist und schon lange wegen seiner schleimigen eßbaren Frucht (auch wegen
seiner spinnbaren FaserIn Wiesner: „Die Rohstoffe des
Pflanzenreiches“ ist diese Bastfaser unter dem Namen
„Gambohanf“ angeführt.) angebaut wird. Aufmerksam gemacht durch das faserige gewebartige Ansehen
dieser Pflanze glaubten die Gebrüder Bouju sie zum Zweck
industrieller Verwendung in Europa einführen zu sollen, und ließen sich ihre darauf
bezüglichen Versuche patentiren (was übrigens schon J. B. Geidley im J. 1869 in England that. D. R.). Gegenwärtig bewirken dieselben
die Trennung der Faser auf mechanischem Wege in einem Strome Wasser und ohne Hilfe
eines chemischen Agens. Der gewaschene und gebleichte Brei liefert sehr schönes und
festes Papier, welches mit den besten Hadern-Papieren den Vergleich aushalten
soll.
Wenn man die verschiedenen Theile des Gombostengels und selbst die Hülle seiner
Frucht mit Wasser behandelt, so erhält man eine sehr schleimige und gummiartige
Substanz, welches Verf. Gombin nennt, und die zuweilen in
der Pharmacie zur Bereitung einer, Gombopaste genannten, Brustarznei dient. Das durch Verdunsten des
Auszuges Hinterbliebene Gombin ist spröde, röthlich, löslich in Wasser, unlöslich in
Weingeist und Aether, und sehr hygroskopisch. Durch Behandeln mit Salpetersäure gibt
es nicht, wie das Gummi, Schleimsäure; auch wird es von Kali nicht angegriffen.
Durch Einwirkung anderer Säuren geht es leicht in Zucker über; dieses Verhalten und
die violette Färbung, welche es durch Jodtinctur annimmt, nähern es sehr dem
Dextrin, welchem es übrigens isomer ist. Bleieisig und schwefelsaure Alaunerde
fällen den Schleim aus seinen Lösungen. Die Gebr. Bouju
bedienen sich dieses durch das Alaunerdesulfat erzeugten Niederschlages zum
nachherigen Leimen des Papieres.
Außer dieser in Wasser löslichen Substanz enthält der Gombo ein Harz, das sich durch
Chlor und Säuren roth färbt und eine Zeit lang ein Hinderniß für die Bleichung des
Papierbreies war. Die Schwierigkeit wurde dadurch gehoben, daß man beim Bleichen den
Chlorkalk durch Alaunerdesulfat zersetzte und dadurch zugleich das Harz
niederschlug. Die Analyse des Gombo lieferte folgende Zusammensetzung:
Wasser
13,82
Proc.
Gombin
19,50
„
Cellulose
60,75
„
Harz
0,93
„
Asche
4,75
„
Nicht bestimmte Stoffe (Differenz)
0,25
„
–––––––––––
100,00
Proc.
Wie man sieht, enthält der Gombo 61 Proc. Cellulose; die industrielle Ausbeute ist
aber etwas höher, nämlich 66 Proc.
Auch der Samen dieser Pflanze verdient Beachtung, denn er enthält, wie nachstehende
Analyse zeigt, eine merkliche Menge fettes Oel:
Wasser
4,21
Proc.
Oel
16,50
„
Harz
1,21
„
Asche
6,38
„
Nicht bestimmte Stoffe (Differenz)
71,70
„
–––––––––––––
100,00
Proc.
Das durch Aether, Schwefelkohlenstoff oder Auspressen erhaltene Oel besitzt zwar
unangenehmen Geruch und Geschmack, eignet sich daher kaum zu Speisen, dagegen sehr
gut zur Fabrikation fetter Säuren und der Seifen; es besteht aus einem Gemisch von
Stearin und Margarin, von denen das erstere vorherrscht. Der Preßkuchen kann
vortheilhaft als Dünger verwendet werden, da er 4,18 Proc. Stickstoff und 1,55 Proc.
Phosphorsäure enthält.
Landrin empfiehlt daher den Anbau des Gombo in Algier.
(Comptes rendus, 1874 t.
LXXIX p. 1132).
W.
Ueber Funkenlänge bei Elektrisirmaschinen; von C. A. Grüel in Berlin.
Ein Irrthum, welcher in der Beurtheilung der Güte oder Ausgiebigkeit der
Elektrisirmaschinen häufig begangen wird, liegt in der Annahme, daß die versprochene
oder erzielte Funkenlänge einen Maßstab für die Leistung derselben abgeben könne.
Jeder, der sich mit elektrischen Versuchen und der Construction der Maschinen
eingehend beschäftigt hat, wird zu dem Resultat gelangt sein, daß die
Elektricitätsmenge von bestimmten Bedingungen, von der Größe und elektrischen
Qualität des Glases, der richtigen Construction des Reibzeuges und der
Vollkommenheit der Isolirung abhängt, ganz abgesehen von dem Umstande, daß
Luftbeschaffenheit und Reinhaltung aller Mastheile die Wirkung wesentlich
unterstützen. Zur Isolirung gehört auch die gute Abrundung aller Theile in der Nähe
der Scheibe, was von den Mechanikern, die gewohnt sind, ihre Messingflächen
scharfkantig und mit spitzen Enden zu arbeiten, oft nicht beachtet wird. Eine solche
scharfe Ecke zeigt deutlich ihre schädliche Wirkung, sobald man die Maschine im
finsteren Raume probirt, und zwar an dem blauen Lichtpunkt, welcher an der Ecke
erscheint, und oft die Hälfte der producirten Elektricität. einsaugt.
Die Größe des Conductors hat keinen Einfluß auf die Ausgiebigkeit der Maschine,
letztere kann bei kleineren Funken ganz dieselbe sein als bei größeren. Es gibt
gewisse condensatorisch wirkende Vorrichtungen, zu welchen auch der Winter'sche Ring gehört, um die Funkenlänge zu
vergrößern, und so mag es wohl manchem imponiren, wenn ihm von einer Maschine von
bestimmten Dimensionen, die nach Erfahrung etwa 2zöllige (50 Mm. lange) Funken zu
geben pflegt, 7 bis 8zöllige (175 bis 200 Mm.) Funken versprochen werden. Es war
meine Absicht, durch diese Zeilen die Täuschung zu constatiren, welche durch diese
Offerte zu Tage treten muß, wenn Jemand solche Maschine empfangen und sich
überzeugen würde, daß sie nicht mehr als eine andere und zwar eine solche ohne
ringförmigen Aufsatz leiste.
Es gibt nur ein einziges zuverlässiges Mittel, die Maschinen zu vergleichen, und
dieses ist die Rieß'sche Maßflasche, welche durch die
Zahl ihrer Selbstentladungen in gegebener Zeit die Ladungscapacität und also die
Güte einer Maschine angibt. Andererseits ist der Werth langer Funken ein sehr
geringer, der Erfolg des unbequemen Ringes auch mit anderen Mitteln erreichbar, und
man wünscht lieber den Ring hinweg, wenn man gewahr wird, daß er die
Berührungsfläche des Conductors vergrößert und hiermit die Ableitung der
Elektricität in die umgebende Luft vermehrt. Aus diesem Grunde pflegt man bei
starken Ladungsversuchen die großen Conductoren durch kleinere zu ersetzen.
Besonders muß ich aber schließlich hervorheben, daß die Erzielung großer Funkenlänge
als ein besonderes Experiment hingestellt werden darf, und daß die Funken in
demselben Maße seltener zur Erscheinung kommen, als sie an Länge gewonnen haben; man
macht dabei nur einen Tausch, weil das erfreuliche knarrende Geräusch, mit welchem
sonst die Funken in stürmischer Eile hervorbrechen, nicht entsteht.
Untersuchung des Sprengöles.
Hauptmann Heß (Zeitschrift für analytische Chemie, 1874 S. 257) hat einige Sprengöle
des Handels, welche nach verschiedenen Fabrikationsmethoden gewonnen wurden,
bezüglich ihres Stickstoffgehaltes untersucht und gefunden, daß dieser die für
Trinitroglycerin C₂H₃ (ONO₂)₃ verlangte Höhe von 18,5
Proc. nicht erreicht, so daß die gleichzeitige Gegenwart des Mono- und des
Binitroglycerins, oder zum Mindesten eines dieser beiden in dem nach großem Maßstabe
erzeugten Producte angenommen werden muß. Die beste Methode der
Stickstoffbestimmung, ist nach den mitgetheilten Versuchen die von Schulze (in der Zeitschrift für analytische Chemie, 1870
S. 400; 1872 S. 313) angegebene.
Verf. theilt schließlich folgende Stickstoffbestimmungen verschiedener Sprengöle
mit:
Aus„
Nobel's Fabrik in Zamky vom J.
1872
„
„
„ „
„ „ 1873
14,016,1
Proc.„
Erzeugung nach Nobel.
„
dem Lithofracteur von Krebs in Kalkbei
Deutz
13,7
„
„
„ Krebs u. Luckow.
„
Dualin von Ditmar (Charlottenburg)
13,9
„
Art der Erzeugung unbekannt.
„
der rheinischen Dynamitfabrik Opladenbei Köln
16,6
„
Erzeugung u. Mowbray, aber ohne
Lufteinfuhr.
r.
Vergolden von Glas; von Schwarzenbach.
Von allen Beimengungen freies Goldchlorid wird in kochendem Wasser gelöst, die Lösung
filtrirt, das Filtrat so weit verdünnt, daß 200 K. C. Flüssigkeit 1 Gran (0,0648
Gramm) metallisches Gold enthält, und sodann mit Natronlauge alkalisch gemacht.
Das Reductionsmittel ist mit Grubengas gesättigter Weingeist, den man nach der
Sättigung mit dem eigenen Volumen Wasser verdünnt. Von dieser Flüssigkeit werden 25
K. C. der alkalischen Goldchloridlösung zugesetzt, und diese Mischung wird zwischen
die (vorher wohl gereinigte) zu vergoldende Platte und eine unter diese in einer Entfernung von 3
Millim. gelegte Glasscheibe gegossen. Nach zwei bis drei Stunden Ruhe ist die
Vergoldung bewerkstelligt; man entfernt die Platte und wäscht sie. (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 1466).
Färbung der Metalle.
Es ist möglich, Metalle rasch und auf billige Weise durch Bedecken ihrer Oberfläche
mit einer dünnen Schicht einer schwefeligsauren Lösung zu färben. In wenigen Minuten
kann man dadurch Gegenständen aus Messing oder Kanonenmetall die Farbe von Gold,
Kupfer, Carmin, Kastanienbraun, Hellem Anilinblau, einem blasseren Blau oder endlich
von einem röthlichen Weiß ertheilen, und zwar je nach der Dicke der Schicht und der
Dauer der Einwirkung der Flüssigkeit. Die so erhaltenen Farben besitzen ein schönes
Lüster, und wenn die Gegenstände zuvor der Behandlung von Säuren oder Alkalien
unterworfen worden waren, so haften die Farben so fest an der Oberfläche, daß sie
durch die zum Poliren verwendeten Werkzeuge nicht leiden.
Zur Darstellung der Solution löst man 42,5 Grm. unterschwefligsaures Natron in 450
Grm. Wasser, und mischt dazu eine Lösung von 45,5 Grm. Bleizucker in 225 Grm.
Wasser. Erwärmt man diese Mischung auf 88 bis 93°, so zersetzt sie sich und
läßt Schwefelblei in schwarzen Flocken fallen. Ist nun gleichzeitig ein Metall
zugegen, so lagert sich ein Theil des Schwefelbleies auf demselben ab, und die oben
genannten Farben treten je nach der Dicke des Niederschlages auf. Damit dieser
Niederschlag gleichförmig entsteht, ist es nothwendig, daß die Gegenstände durch und
durch gleichmäßig erwärmt werden. Unterwirft man Eisen diesem Processe, so bekommt
es ein stahlblaues Ansehen; Zink wird braun.
Wendet man statt des Bleizuckers eine gleiche Menge Schwefelsäure an, und verfährt
übrigens, wie angegeben – nur mit dem Unterschiede, etwas mehr zu erwärmen,
so werden Kanonenmetall oder Bronze erst roth, dann grün und zuletzt prächtig
grünroth. Nur dieser letzte Ton zeigt sich dauerhaft, nicht aber die übrigen.
Es ist möglich, schöne Marmor-Imitationen zu erhalten, wenn man eine
Bleilösung, nachdem sie mit Traganth verdickt ist, auf zuvor bis auf 100°
erhitzte Bronze aufträgt, und diese schließlich mit der schwefelbleihaltigen
Flüssigkeit behandelt. Diese Flüssigkeit kann wiederholt verwendet werden. (Jron, October 1874 S. 419.)
W.
Ueber einige japanesische Legirungen.
S. Kalischer hat Analysen von vier japanischen Metallen
folgender Zusammensetzung ausgeführt:
I.
II.
Gold
4,16
Proc.
0,12
Proc.
Silber
0,08
„
48,93
„
Kupfer
95,77
„
51,10
„
–––––––––––
–––––––––––
100,01
Proc.
100,15
Proc.
III.
IV.
Zinn
4,38
Proc.
4,36
Proc.
Blei
11,88
„
12,29
„
Kupfer
76,60
„
76,53
„
Zink
6,53
„
6,58
„
Eisen
0,47
„
0,33
„
––––––––––
––––––––––––
99,86
Proc.
100,09
Proc.
Die goldreiche Legirung (I) hat eine hellrothe Farbe mit einer bläulichschwarzen,
glänzenden Patina auf einer Seite der Oberfläche. Die silberreiche (II) ist von
grauer, fast silberweißer Farbe, mit einem leisen Stich ins Gelbe. Die beiden
letzteren endlich (III und IV), welche in der Farbe unserem Messing ähnlich sehen,
haben sich, wie aus den vorstehenden Zahlen ersichtlich, als identisch erwiesen und
repräsentiren eine eigenthümliche Bronzeart. Sie gleichen auch äußerlich einander
vollständig bis auf einen
feinen Ueberzug der einen dieser beiden Bronzen auf einer Seite der Oberfläche,
dessen Farbe einen etwas matteren Ton hat als die des Metalles selbst. Sie
unterscheiden sich von unseren Bronzen namentlich durch den hohen Bleigehalt, auch
der Gehalt an Zink ist in letzteren gewöhnlich bei weitem geringer und wird nur
selten höher angetroffen. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S.
1113; vergl. dies Journal, 1867 183 289. 1874 213 358 447.)
Drahtziehen.
In der Drahtzieherei glüht man dickere Drähte, bevor sie weiter ausgezogen werden,
aus, um ihnen die nöthige Dehnbarkeit zu geben, und reinigt sie sodann mit
verdünnter Schwefelsäure. Dabei kommt es häufig vor, daß die Drähte ganz brüchig
werden; sie enthalten alsdann, wie D. Sevoz beobachtet,
eine gewisse Menge eines brennbaren Gases (Kohlenoxyd oder Wasserstoff?)
eingeschlossen, welches sich entwickelt, sobald man den Draht durchbricht und das
Ende in Wasser taucht. Läßt man solche Drähte während 8 Tagen an der Luft liegen, so
verlieren sie das eingeschlossene Gas und sind alsdann wieder dehnbar geworden.
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 1644.)
Schwarze Beize auf Holz; von Eduard Lauber.
Von Paris aus kommt seit einiger Zeit eine sogenannte Ebenholzbeize, die kalt
angewendet wird und daher vor anderen Beizen, welche warm angewendet werden müssen,
den Vorzug verdient, zu verhältnißmäßig sehr hohem Preise (2,75 Mark pro Liter) in
den Handel. Nach E. Lauber (Gewerbeblatt aus Württemberg,
1874 S. 486) läßt sich dieselbe in folgender Weise herstellen.
Man löst so viel Blauholzextract in heißem Wasser, bis die Lösung 10° B.
zeigt, mischt 5 Liter dieser Lösung mit 2 1/2 Liter holzessigsaurem Eisen von
11° B. und 1/2 Liter Essigsäure von 2° B., erwärmt das Ganze etwa eine
Viertelstunde lang, worauf die Beize zum Gebauch fertig ist. Die kalt anzuwendende
Beize muß bei weniger dichten Hölzern noch mit etwas Wasser verdünnt werden.
Buntfarbiger Druck.
Auf der Londoner internationalen Ausstellung 1874 führten J. M. Johnsons and Sons ein neues Verfahren vor,
durch welches billige, in beliebig vielen Farben colorirte Illustrationen,
Landkarten, Buntpapier etc. hergestellt werden und das bereits ziemlich
befriedigende Resultate liefern soll. Soll danach z.B. eine colorirte Landkarte
hergestellt werden, so wird die Zeichnung auf Messingblech übertragen, und letzteres
entsprechend den verschiedenfarbigen Theilen zerschnitten. Nach diesen Schnitten
werden dann genau entsprechend Stücke aus circa 12 Mm. dicken Farbenplatten
ausgeschnitten und diese Farben hierauf nach der gegebenen Zeichnung
zusammengesetzt, durch eine geeignete Unterlage zu einem Ganzen verbunden und das
Ganze mit völlig geebneter Oberfläche in einen Metallrahmen gebracht, so daß es
einen mäßigen Druck aushalten kann. Beim Drucken wird das Papier mit Terpentinöl
angefeuchtet, wodurch bei jedem Druck eine dünne Farbschicht abgenommen wird, und
zwar sollen von einer 12 Mm. starken Farbplatte 8000 Abdrücke genommen werden
können. Die angewendete Presse ist ganz ähnlich einer gewöhnlichen lithographischen,
aber mit einer besonderen Einrichtung versehen, um die allmälig abnehmende Dicke der
Farbplatte auszugleichen es werden nämlich die Lager einer Druckwalze durch
hydraulischen Druck getragen und bei jeder Bewegung des Schlittens durch eine kleine
Pumpe der Wassersäule einige Tropfen Wasser hinzugefügt, um so die Farbenplatte
stets in gleicher Entfernung von der Druckfläche zu erhalten.
Ueber dieses neue Verfahren für Chromolithographie hat die Section für Kunstgewerbe
des niederösterreichischen Gewerbevereins in Wien (dessen Wochenblatt diese Notizen
bringt) nachstehendes Gutachten abgegeben: „Wir können die oben
ausgesprochenen Vortheile des neuen Verfahrens bei Farbendruck in ihrer Begrenzung auf
industrielle billige Arbeiten, für Landkarten, Zeitungen und bei großem Bedarf
für kaufmännische Zwecke vollkommen bestätigen, da durch die rasche Herstellung
auch Billigkeit eintreten muß; wir setzen dabei voraus, daß große Auflagen
gedruckt werden und daß die Zusammensetzung der Farben im Laufe der Arbeit durch
Vermischung an den Rändern keine Störung verursacht. Zu feineren Arbeiten ist
das Verfahren für sich allein unanwendbar, da bei demselben nur glatte Töne mit
scharfer Begrenzung gedruckt werden können. Das Verfahren hat den weiteren,
namentlich in Bezug auf Bilderwerke hervortretenden Nachtheil, daß durch zu
ölige Beschaffenheit der Farben diese durchschlagen und der Rücken der Blätter
nicht rein erscheint.“
Zur Spectralanalyse gefärbter Flüssigkeiten, Gläser und
Dämpfe.
W. Stein zeigt, daß die gewöhnlichen Mischungsspectra zur
Identificirung einer Substanz werthlos sind. Dazu eignen sich nur allein die
unveränderlichen Streifenspectra, welche bis jetzt, wie bekannt, an einer nur
geringen Zahl von Stoffen beobachtet worden sind. (Journal für praktische Chemie,
1874 Bd. 10 S. 368.)
Moffit's Methode der Seifenanalyse;
von A. Sienier jun.
Drei wesentliche Bestandtheile sind in allen Seifen vorhanden, nämlich eine Vase,
eine Fettsäure und Wasser. Außer diesen findet sich meist mehr oder weniger
Glycerin, theils absichtlich beigemengt, theils von mangelhafter Reinigung
herrührend; ebenso ein Ueberschuß von freiem Alkali, alkalischen Erdcarbonaten, wie
auch Sulfate und Chloride öfter vorkommen. Bei der folgenden Methode werden die
Fettsäuren zusammen bestimmt, die Vase als Soda in harten, als Potasche in weichen
Seifen, die Wassermenge durch Subtraction des Gewichtes aller gefundenen Substanzen
vom Bruttogewichte gefunden (sie soll nicht mehr als 20–30 Proc. betragen).
Kurz zusammengestellt sind die Bestandtheile: Alkali in Verbindung und frei,
Carbonate, Fettsäure (Schmelzpunkt zu bestimmen), Harz, Glycerin, Salze, Farbstoffe,
Wasser.
Die Seife wird sorgfältig zerkleinert. Hiervon werden 10 Grm. mit 150 bis 180 K. C.
Alkohol im Wasserbade digerirt, filtrirt, der Rückstand öfter mit heißem Alkohol
gewaschen (in einem gewärmten Opodeldoktrichter). Der Rückstand (Carbonate, andere
Salze, Farbstoffe etc.) wird bei 1000 getrocknet, gewogen (mit gleichem Filter als
Gegengewicht), mit Wasser digerirt und die Lösung mit Normaloxalsäure titrirt. Jeder
verbrauchte Kubikcentimeter derselben zeigt ein Milligrammäquivalent oder 0,053 Grm.
Na₂CO₃ (NaO, CO₂) an. Dabei ist
etwaige Fällung von Kalkoxalat zu berücksichtigen. Das Gewicht des gefundenen
Na₂CO₃ wird vom Gewichte des ganzen in Alkohol unlöslichen Rückstandes
subtrahirt; die Differenz ist das Gewicht der Salze und fremder Stoffe, die
nöthigenfalls weiter analysirt werden. Durch das Filtrat (alkoholische Lösung der
Seife und des freien Alkalis) wird ein Strom Kohlensäure so lange hindurchgeleitet,
bis keine Fällung mehr entsteht, filtrirt, der Niederschlag in Wasser gelöst und mit
Normaloxalsäure titrirt. Jeder Kubikcentimeter Säure zeigt ein Milligrammäquivalent
freies Alkali, also 0,031 Grm. Natron oder 0,047 Grm. Kali an. Kein Niederschlag
zeigt das Fehlen freien Alkalis.
Das Filtrat von dem Niederschlage durch Kohlensäure oder, falls kein Niederschlag
erfolgte, die alkoholische Lösung wird nach dem Zufügen von etwa 15 K. C. Wasser im
Wasserbade erwärmt, bis aller Alkohol verdampft ist. In dieser wässerigen Lösung
wird mit Normaloxalsäure das gebundene Alkali in bekannter Weise titrirt. Jetzt wird
etwas Schwefelsäure zur schnelleren Abscheidung der Fettsäuren zugefügt, alles mit
10 Grm. vorher durch Schmelzen vom Wasser befreiten Bienenwachs im Wasserbade
erwärmt, bis die Fettsäuren sich als reine, obenauf schwimmende Schicht abgesondert
haben. Die Flüssigkeit wird dann abgekühlt und die erhärtete Schicht abgehoben,
getrocknet und gewogen. Nach Abzug des Wachses erhält man das Gewicht der Fettsäuren
und des Harzes.
40 Grm. Seife werden in Wasser gelöst und bis zum Aufhören der Fällung Schwefelsäure
zugesetzt. Nach dem Stehen an einem kühlen Orte scheiden sich die Fettsäuren oben ab und können
dann nach dem Trocknen gewogen werden. Dieselben werden nun unter stetem Umrühren
mit einer Mischung aus Wasser und etwa gleich, viel Alkohol digerirt, bis die
Flüssigkeit nach dem Erkalten aufhört milchig auszusehen. Die zurückbleibende
Schicht wird wieder gewogen. Die Gewichtsdifferenz zeigt annähernd die Menge des
Harzes.
Schmelzpunkt-Bestimmung der ausgeschiedenen Fettsäuren. 10 Grm. Seife werden
in Alkohol gelöst, mit Alkohol verdünnte Schwefelsäure zugesetzt, bis keine Fällung
mehr entsteht; dann wird filtrirt, Bariumcarbonat zugesetzt und wieder filtrirt. Der
Alkohol wird abgedampft und der süße Rückstand gewogen, gibt Glycerin.
Das gefundene Gewicht von Carbonat, Salzen und fremden Stoffen, freiem und gebundenem
Alkali, Fettsäuren, Harz, Glycerin wird addirt. Die Differenz zwischen dieser Summe
und 10 Grm. ist das Gewicht des Wassers. (Zeitschrift des österreichischen
Apothekervereins; chemisches Centralblatt, 1875 S. 8; vergl. auch Dingler's polytechn. Journal, 1873 207 224.)
d.
Zur Kenntniß des Glycerins.
Bei der Untersuchung eines chemisch reinen Glycerins aus der k. k.
Apollokerzen-Fabrik in Wien fand Godeffroy, daß
dasselbe, auf 150° erhitzt, Feuer fing und mit ruhiger, blauer, nicht
leuchtender Flamme verbrannte, ohne den geringsten Geruch zu verbreiten oder irgend
einen Rückstand zu hinterlassen. Das Glycerin hatte ein specifisches Gewicht von
1,2609.
Oppenheim und Salzmann
bestätigen daß reines Glycerin bei 290° siedet. (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1874 S. 1566, 1622.)
Preisregulirung wasserhaltiger Droguen; von Iwan Steinbach.
Steinbach wählt als Beispiel einen Handelsartikel, der in
manchen Fabriken Jahr aus, Jahr ein in großen Quantitäten verwendet und allerdings
mit sehr variablem Wassergehalt geliefert wird, nämlich die Seife – eine Wahl, welcher vermuthlich eine specielle Veranlassung
zu Grunde liegt. Er setzt den Preis der Seife zu 64 Franken für 100 Kilogrm., wobei
ein Wassergehalt von 30 Proc. conventionell zugelassen ist. Es zeigt sich aber, daß
die Seife 33 Proc. Wasser enthält, und nun werden in solchen Fällen auf den
Schreibstuben der Fabriken einfach 3 Proc. von der feuchten Seife resp. 1,92 Fr. pro 100 Kilogrm. von der Rechnung abgezogen.
Der Käufer zahlt bei dieser Rechnungsweise zuviel; er hat vertragsmäßigen Anspruch
auf eine Waare mit einem Gehalt von 70 Proc. trockener Seife, und nur dies ist der
einzig richtige Ausgangspunkt für die Calculation. Er hat daher in folgender Weise
zu calculiren.
So wie die Waare bestellt ist, kosten 70 Kilogrm. trockener Seife 64 Fr., also sind
67 Kilo trockener Seife (entsprechend 33 Proc. Wassergehalt) nur 61,25 Fr. werth,
somit beträgt der berechtigte Abzug 2,75 Fr.; d.h. die nach den zwei verschiedenen
Methoden berechneten Abzüge differiren um 0,83 Fr. Pro 100 Kilogrm. der gelieferten
Seife, und zwar zu Ungunsten des Consumenten. Diese Differenz in der Preisregulirung
berechnet sich natürlich um so höher, je mehr der wirkliche Wassergehalt den
festgesetzten übersteigt. Nimmt man im vorliegenden Fall den ersteren zu 40 Proc.
an, so beträgt die Differenz schon 2,75 Fr. per 100 Kilogrm., und sie nimmt an
Bedeutung zu mit dem höheren Werth der kostspieligeren Droguen, wie Chromgrün,
Cochenillelack, künstliches Alizarin und dergl., welche bei festgesetztem
Wassergehalt in bedeutenden Quantitäten von den Fabriken verwendet werden. (Nach dem
Bulletin de Mulhouse, 1874 S. 449.)
Kl.