Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, Nr. , S. 562 |
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Miscellen.
Miscellen.
A. Bohlken's
Patent-Waschmaschine.
Fig. 1., Bd. 215, S. 562
Eine für Haushaltungen viel versprechende Waschmaschine hat in den wenigen
Monaten seit Einführung durch die „Actiengesellschaft für Maschinenbau
und Eisenindustrie zu Varel a. d. Jade“ bereits solche Erfolge
aufzuweisen, daß ihre Erwähnung in diesem Journal sich wohl rechtfertigt. Es
besteht die Waschmaschine aus einer hölzernen, inwendig gerieften, mit Deckel
verschließbaren Waschtrommel, welche in einem um die Trommelachse drehbaren
Rahmen gelagert ist. In der Waschtrommel liegt frei eine ebenfalls cannelirte
Zinkwalze, welche die Trommel etwa zur Hälfte ausfüllt. Zwischen die Walze und
der Trommelwand wird nun die zu reinigende Wäsche, welche wie gewöhnlich
vorbereitet ist, möglichst gleichmäßig und rund herum gelegt, wobei die
Waschtrommel in der Stellung der beigegebenen Figur
I sich befindet und die Zinkwalze leicht in die Mitte der Trommel
gerückt werden kann. Man gießt nun heißes Seifenwasser bis zum Rand auf,
schließt den Deckel, legt die Waschtrommel um 90° um, d.h. in die
Position der Figur II, und dreht nun dieselbe mit
dem Kurbelrad abwechselnd links und rechts herum.
Fig. 2., Bd. 215, S. 562
Bei dieser Drehung kollert die schwere Zinkwalze in der Trommel herum –
mit ähnlichem Erfolg, wie beim Waschen und Reiben der Wäsche mit der Hand, aber
in der bedeutend kürzeren Zeit von 15 bis 20 Minuten.
Nach Beendigung der Wäsche richtet man die Waschtrommel wieder auf, öffnet den
Deckel, schiebt die Zinkwalze in die Mitte, nimmt die Waschstücke einzeln zum
Ausschwenken in Wasser heraus und läßt sie zum Schluß durch Wringwalzen
hindurchgehen, um das Spülwasser auszuquetschen.
Die Zinkwalze braucht nie aus der Waschtrommel herausgenommen zu werden; zum Ablassen
des Wassers ist eine mittels Pfropfen verschließbare Abzugsöffnung vorhanden.
J.
C. Bauer's Reducirschieber.
Zur Umwandlung der alten Maße und Gewichte, sowie der bisherigen Geldwährung in
metrische bez. in Reichswährung, hat C. Bauer (bekannt
durch seine Reductionsuhr, beschrieben 1872 203 179)
neuerdings ReducirschieberVerlag von Ludw. Thoma in Nürnberg. construirt, welche durch sichere Anzeigen, leichte Handhabung und billigen
Preis eine weitere Anwendung verdienen.
Ein solcher Reducirschieber besteht aus einem hölzernen Lineal (67 Cm. lang, 6 Cm.
breit und 7 Mm. dich), dessen beide Hauptflächen mit lithographisch hergestellten
Theilungen beklebt sind, welche die mit einander zu vergleichenden Geldwerthe, Maße
oder Gewichte in Form von eigenthümlich beschaffenen Maßstäben darstellen. Das
Lineal ist nicht unmittelbar und in einer Reihe in alle Einzeltheile, sondern in
größere Abschnitte von
zweckmäßiger Ausdehnung zerlegt, wodurch gleichsam zwei Leitern mit verschiedener
Sprossenweite entstehen, und bei der speciell zur Umrechnung zwischen süddeutscher
und Reichs-Währung bestimmten Anordnung entspricht deren Abstand auf der
einen Seite je 6 kr. und auf der anderen je 10 Pf. Die einzelnen Kreuzer und
Pfennige sind in diagonaler Richtung durch ganz kurze, staffelförmig an einander
gereihte Striche bezeichnet, welche soweit auseinander gezogen und systematisch
durch verschiedene Zeichen dargestellt sind, daß jeder für sich allein steht und man
mit Leichtigkeit zu erkennen vermag, der wievielste von der nächst vorhergegangenen
Sprosse aus jeder einzelne ist.
Selbstverständlich drücken die links und rechts in gleicher Höhe liegenden Striche
immer die nämliche Größe nach zwei verschiedenen Systemen aus (süddeutsche und
Reichs-Währung, Fuß- und Metermaß, Pfund- und Grammgewicht
etc.). Um aber zu einem bestimmten Theilstrich links den correspondirenden
Theilstrich rechts rasch und sicher aufzufinden, ist längs dem Lineal eine dasselbe
umschließende und durch eine Klemmfeder gegen Abgleiten geschützte Hülse (Schieber)
aus Pappe von ca. 12 Cm. Länge verschiebbar, deren oberer, etwa 1 Cm. tief
ausgeschnittener Rand durch einen straff gespannten Faden ersetzt ist. Dieser ist
mit den Theilungslinien genau parallel und zeigt, wenn man ihn auf einen beliebigen
Theilstrich der einen Scale richtet, mit aller Bestimmtheit, welcher Strich der
anderen Scale mit jenem in gleicher Höhe liegt.
Der nähere Gebrauch des Reducirschiebers, dessen Auseinandersetzung hier zu weit
führen müßte, ist auf jedem Instrument, das man an passendem Orte an einem Nagel
aufhängt, deutlich auseinander gesetzt. Preis pro Stück 2 Mark.
Z.
Neueste Rotationspumpe.
Man denke sich ein Rohr um eine horizontale Achse in spiralförmig zu- und dann
wieder abnehmenden Windungen gewunden, die beiden Enden in der Achse gerade
ausgestreckt und in zwei hohlen Ständern gelagert, durch welche sie mit der
Saugleitung communiciren. Die in den Ständern lagernden beiden Rohrenden sind mit
nach innen öffnenden Klappen verschlossen; zwischen den Ständern befindet sich auf
jeder Seite in dem horizontalen Theile des Rohres eine nach außen öffnende Klappe;
die Spiralwindungen selbst sind zum Theile mit Quecksilber gefüllt. Wenn sich nun
das durch eine Riemenscheibe angetriebene Spiralrohr im Sinne der Windungen nach
rechts dreht, wird sich auch das Quecksilber im selben Sinne nach der betreffenden
Seite hinausschrauben, hinter sich ein Vacuum und vor sich einen entsprechenden
Ueberdruck schaffen. Dadurch wird die rückwärtige Saugklappe geöffnet und durch den
Ständer die anzusaugende Flüssigkeit – Wasser oder Luft – eingelassen;
vor dem Quecksilber aber öffnet sich die Austrittsklappe und entläßt das früher
angesaugte Wasser (resp. Luft).
Hat das Quecksilber seinen Weg nach der einen Richtung zurückgelegt, so reversirt die
Bewegung; es wird nun durch den zweiten Ständer angesaugt und das vorher angesaugte
Wasser durch die entgegengesetzt liegende Austrittsklappe ausgepreßt. Auf diese
Weise läßt sich eine continuirliche Wirkung erzielen. Patentirt in Amerika (nach
Mittheilung des Scientific American, Februar 1875 S.
118) von Daniel L. Cameron Madison Station (Miss.).
Fr.
Neuseeländisches Nutzholz.
Das Bauholz Neu-Seelands, über welches ein jüngst erschienener Bericht von T.
Kirk (Nature, durch das
Ausland, 1875 S. 304) sich verbreitet, ist von ausgezeichneter Dauerhaftigkeit,
besonders wenn die fehlerhafte Behandlung desselben seitens der Kolonisten, welche
die Bäume während ihrer Wachsthumsperiode fällen, das gefällte Holz alsbald
verwenden, grünes Holz mit einem Anstriche versehen u. dgl. vermieden wird. Das von
Kirk aufgestellte Verzeichniß der neuseeländischen
Nutzhölzer umfaßt 38 verschiedene Arten von Bäumen, unter welchen hinsichtlich der
technischen Verwendbarkeit der Kauri (Dammara
australis), der Totari (Podocarpus totara, und die Rothtanne oder Rimu (Dacrydium cupressinum) den ersten Rang behaupten. Der Kauri ist der
schönste Baum Neu-Seelands und erreicht eine Höhe von 120 bis 160 Fuß. Auch
ist sein Holz das vorzüglichste unter allen und wird mit besonderer Vorliebe zu
Masten, Spieren und anderen Gegenständen des Schiffbaues verwendet. Es ist nicht
selten schön gemasert und wäre zu Kunsttischlerarbeiten gut geeignet, wenn es einen
regelmäßigen Exportartikel bildete. In Neu-Seeland wird das Kauriholz sehr
viel zu Eisenbahnschwellen gebraucht. Als eine Probe seiner Dauerhaftigkeit führt
Kirk an, daß in der Nähe von Papakura ein alter, in
früherer Zeit verschütteter Kauriwald sich finde, dessen Stämme hie und da auf der
Oberfläche des Bodens sich zeigen. Von dem Holze wurden große Quantitäten in völlig
gesundem Zustande ausgegraben und zu Schienenschwellen auf der Eisenbahn zwischen
Ausland und Waikato verwendet. Auch nach Australien, Tasmanien und Mauritius wird
einiges Kauriholz ausgeführt, und zwar hat sich der Export im Verlaufe der letzten
drei Jahre mehr als verdoppelt. Das Vorkommen dieses werthvollen Baumes ist räumlich
ziemlich enge begrenzt und hofft man deshalb, daß geeignete Maßnahmen getroffen
werden, seine Ausrottung zu verhüten.
Pochstempel-Schuhe aus Bessemerstahl.
Nach in Pribram ausgeführten Versuchen besitzen Pochstempel-Schuhe aus
Bessemerstahl gegen solche aus Gußeisen eine 3 1/2fach größere Dauer, was ihre
Anwendung bei dem gegenwärtig nicht ganz doppelten Anschaffungspreis ökonomisch
macht um so mehr, als sich dieselben auch viel gleichmäßiger abnützen. Versuche über
Anwendung des Bessemerstahles zu Chabotten und zu Walzenhülsen der Quetschwerke sind
im Zuge und wird hierüber weiterer Bericht folgen. (Oesterr. Zeitschrift für
Berg- und Hüttenwesen, 1875 S. 133.)
Verwendung von Schienenenden im Hohofen; von Heyrowsky.
Was das Verwenden von Schienenenden, Abfallstahl, beim Bessemern anlangt, so gibt es
dafür verschiedene Methoden; es ist anerkannt, daß man 20 bis 25 Proc. ohne Anstand
in die Bessemerretorte eintragen kann.
Eine andere unseres Erachtens neue Verwendung wurde neuerer Zeit im
Zeltweger-Hohofen erzielt, welche, da Zeltweg
große Bestände von Schienenenden besitzt, für dieses Werk von großer Bedeutung ist.
Die Erzeugung im Hohofen hatte bisher 4600 Ctr. graues Bessemerroheisen pr. Woche
betragen, jetzt ist dieselbe auf 5400 Ctr. pr. Woche gestiegen. Es entspricht diese
Differenz von 800 Ctr. gerade dem Quantum der verwendeten Schienenenden. Ebenso
könnte man anstatt der Schienenenden graues und selbst weißes Roheisen aufgeben,
ohne die ökonomischen Resultate des Hohofens herabzusetzen. (Berg- und
hüttenmännisches Jahrbuch 1874 S. 437.)
Untersuchung der Trockenschmiere Metaline; von Bogdan Hoff.
Verfasser hatte während seines Aufenthaltes in London Gelegenheit, die betreffende
Compagnie in High-Holborn zu besuchen und die günstige Wirkung des
sogenannten Metaline (vergl. 1870 196 580) als trockenes
Schmiermaterial kennen zu lernen. Um die Reibung auf ein Minimum zu reduciren, wird
auf die Bearbeitung der Zapfen und Lager die größte Sorgfalt verwendet, so daß beide
Theile in einer möglichst rollendeten Rundung und spiegelblank in Berührung kommen.
In diese Lager sind reihenweise in der Richtung der Längsachse in einer Entfernung
von 2 1/2 bis 3 Cm. und in einer Tiefe von 3 Mm. Löcher gebohrt, welche dann mit
Metaline ausgefüllt werden; dies bildet die ganze Schmierarmirung des
Zapfenlagers.
Das Metaline bildet eine graphitartige, in der Härte dem Blei nur wenig nachstehende
Masse, die beim stärkeren Erhitzen nicht schmilzt, einen theerartigen Geruch
aushaucht und nach dem Erkalten ihre ursprüngliche Consistenz nur wenig verändert.
Unter dem Mikroskop lassen sich die verschiedenen Körper unterscheiden, nämlich
Graphitblättchen, Metallpartikelchen und amorphe weiße Körner. Die mit einem von der
Compagnie erhaltenen
Stück Metaline vorgenommene Untersuchung, ergab im Mittel folgende
Zusammensetzung:
Paraffin
4,98 Proc.
Kohlenstoff
18,89 „
Kieselsäure
6,44 „
Kalk
3,96 „
Magnesia
1,99 „
Eisenoxyd
3,94 „
Thonerde
2,53 „
Blei
32,40 „
Zink
20,07 „
Zinn
1,55 „
Kupfer
2,75 „
Feuchtigkeit
0,51 „
–––––––––––
100,01 Proc.
Beleuchtungsbrenner von Delphin-Baudelot.
Dieser Brenner, mit welchem Mineralöle ohne Zugglas verbrannt werden können, besteht
aus einem oben geschlossenen Rohr, in dessen lichtem Raum sich ein Docht befindet,
der nicht bis obenhin reicht, so daß über dem Dochtende noch ein Raum bleibt, um die
sich entwickelnden Gase aufzunehmen. Am Deckel und an den Seitenwänden des Rohres
befinden sich Löcher, durch welche die Dämpfe entweichen. Ueber diesem Rohr sitzt
eine nach unten gebogene Metallplatte, welche durch eine kleine Büchse getragen wird
und so angebracht ist, daß sie die von der Flamme kommende Wärme durch Reflexion auf
das Brennerrohr der Lampe überträgt. Diese Platte bezweckt außerdem noch die Flamme
auszubreiten und die Verbrennung der aus dem Brenner entweichenden Gase zu
erleichtern. Die durch die Flamme heiß gewordene Platte überträgt die Wärme auf das
Rohr und den Docht und veranlaßt eine lebhafte Verdampfung der durch Capillarität
gehobenen Flüssigkeit. Das so erzeugte Gas entweicht durch die am Umfang und dem
oberen Theil des Rohres angebrachten Oeffnungen und erzeugt ein sehr weißes und
angenehmes Licht. Um die Lampe zu entzünden, befindet sich an der Außenseite des
Brenners eine kleine Kapsel. Neigt man die Lampe ein wenig, so fallen einige Tropfen
Oel in dieselbe und werden durch ein Zündholz in Brand gesetzt; sobald der Brenner
warm geworden ist, wird hinreichend Gas entwickelt, um eine regelmäßige Beleuchtung
zu erhalten. (Nach dem Journal de l'éclairage
durch das Journal für Gasbeleuchtung etc., 1875 S. 26.)
Ambroselli's Wandputz für
Ziegelmauern.
Im J. 1868 stellte der Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen eine
Preisaufgabe, betreffend die Herstellung eines Wandputzes für Ziegelmauern,
Bedingung für diesen Putz war: 1) daß er unter den Einflüssen des Wetters eine
ebene, glatte Oberfläche behalten und in der Sonne sowie bei starkem Froste weder
reißen, noch mürbe werden, noch abblättern sollte; 2) daß er eine gleichmäßige und
dauerhafte Färbung zulasse, welche entweder durch die ganze Masse vertheilt, oder
mindestens 25 Millim. tief in die Oberfläche eingedrungen sein müsse; 3) daß seine
Herstellung billiger sei als die der Stucco lustro, während sie die Kosten des
gewöhnlichen Mörtelputzes mit Oelfarbenanstrich übertreffen dürfe.
Im Januar 1874 ist der betreffende, aus der silbernen Denkmünze des Vereins und 1500
Mark bestehende Preis dem Maurermeister Ambroselli zu
Neu-Barnim bei Wriezen zugesprochen worden, nachdem die von diesem
eingelieferte Probe durch mehrere Jahre in ihrer Wetterbeständigkeit sich bewährt
hatte. Eine praktische Anwendung in größerem Maßstabe hatte das Verfahren schon
vorher bei der Villa Abel in der Colonie Wannsee bei Potsdam gefunden, an welcher
alle horizontalen Gesimse, die Fenstereinfassungen und mehrere Ornamente nach der
Ambroselli'schen Methode geputzt worden sind. Auch an
dieser, dem scharfen Einflusse der Witterung ausgesetzten Stelle soll sich der Putz
nach jeder Richtung hin bereits durch zwei Winter bewährt haben.
Als Grundbedingungen zur Herstellung seines Putzes bezeichnet Ambroselli (Deutsche Bauzeitung, 1875 S. 13): 1) Das Mauerwerk, auf
welchem der Putz aufgetragen werden soll, muß aus festen, mergelfreien und gut
gebrannten Ziegeln gefertigt und in seiner ganzen Stärke vollkommen ausgetrocknet
sein; 2) der zur Verwendung kommende Kalk und Sand muß durch besondere Reinigung von
allen Bestandtheilen vollkommen befreit werden; 3) es müssen drei verschiedene
Sorten von Mörtel Anwendung finden, zu deren Bereitung drei verschiedene Sandarten
benützt werden; 4) das zu verputzende Mauerwerk muß vor dem Bewerfen mehrmals mit
reinem Wasser (am besten mittels einer Brause) stark angenetzt werden.
Die folgende Schilderung des Verfahrens bezieht sich auf die schwierigste und
complicirteste Anwendung desselben zur Herstellung von Façadengesimsen,
welche Sandsteingesimse imitiren. Es ist erforderlich, daß die Vormauerung derselben
dem Profile möglichst genau entspreche, damit der Putz nicht in zu großer und
ungleicher Dicke aufgetragen zu werden braucht.
Der Mörtel Nr. 1 wird zusammengesetzt aus einem Dritttheil gut gelöschtem Kalk,
welcher mindestens 14 Tage vorher gelöscht sein muß, und zwei Dritttheile des
schärfsten Sandes. Nachdem die Masse auf das innigste durchrührt ist, setzt man ihr
vor dem Bewurfe noch 0,25 ihres Volumens an unverdorbenem Portlandcement zu. Der
aufs Neue bis zu einem innigen Gemisch durchrührte Mörtel wird darauf im
schlüpfrigen Zustande möglichst gleichmäßig angeworfen. Zur Vermeidung von
Luftrissen dürfen die Mörtellagen nicht zu früh und nicht zu stark auf einander
folgen, es muß stets ein gewisser Grad der Erstarrung des Mörtels eingetreten
sein.
Hat man durch mehrmaliges Antragen dieser groben Mörtelmasse die Form des Profiles
nahezu erreicht, so geht man zur Verwendung der (feineren) Masse Nr. 2 über.
Dieselbe wird gemischt aus 2 Th. Kalk und 2 Th. feinerem Sand unter Zusatz von 0,12
Th. Portlandcement und von so viel der schon vorher aufgelösten und präparirten
Farbe, daß der Mörtel nach inniger Durcheinanderrührung die Tönung zeigt, welche das
Gesims im fertigen Zustande erhalten soll. Mit dieser, gleichfalls ziemlich
schlüpfrig zu haltenden Masse wird man durch zwei Bewürfe das Profil schon in einer
Weise hergestellt haben, welche für die meisten Fälle hinreicht.
Die für feinste Arbeit noch erforderliche Mörtelmasse Nr. 3 mischt man aus 1 Th.
feinstem Sand, 1 Th. feingesiebtem Kalk, 0,05 Th. feingesiebtem Cement und soviel
der vorher fertig gestellten, durch vorangegangene Proben ermittelten Farbe, daß das
Gesims im trockenen Zustande den gewünschten Ton zeigt. Die innigste
Durcheinanderrührung ist selbstverständlich auch hierbei erforderlich. Durch zwei
Bewürfe mit diesem Mörtel wird eine geschickte Hand das Gesims in größter Eleganz
zur Vollendung bringen.
Eine Hauptbedingung bei Herstellung dieses Putzes ist es, die Arbeit wenn möglich in
sich selbst begrenzende Tagewerke zu theilen, da jedes angefangene Stück noch an
demselben Tage vollständig fertig zu stellen ist und ein Nachputzen auf keiner
Stelle stattfinden darf. Ebenso muß das Zusammenputzen der Gesimse an den Ecken und
in den Winkeln mit großer Geschicklichkeit und äußerst schnell geschehen, wenn nicht
die Arbeit durch Flecke verdorben werden soll.
Mit sauber gearbeiteten Schablonen von hartem Holz, die mit Eisen beschlagen sind,
lassen sich schon sehr saubere Gesimse anfertigen; die höchste Eleganz ist jedoch
nur mit Schablonen aus polirten (5 Mm. starken) Stahlplatten zu erzielen, mit denen
man in oben beschriebener Weise Gesimse in natürlicher Politur herstellen kann,
welche gegen alle Einflüsse der Witterung unempfindlich sind und für alle Zeiten ein
stets neues und frisches Ansehen bewahren.
Untersuchung der Luft in Wohnzimmern mit arsenikhaltigen
Tapeten.
Hamberg (Archiv der Pharmacie, 1875 Bd. 206 S. 233 gibt
eine Zusammenstellung der Literaturangaben über die Schädlichkeit arsenikhaltiger
Tapeten in Wohnzimmern und zeigt, daß die Luft in solchen Zimmern arsenikhaltig
ist.
Seifenfabrikation.
Nach Tardini (englisches Patent vom 7. November 1873) wird
Oel oder Talg mit Aetzkalk verseift, die unlösliche Kalkseife aus der Glycerinlösung
entfernt und mit Sodalösung gekocht. Es bildet sich hierbei Natronseife und der
kohlensaure Kalk fällt zu Boden.
Ueber die Herstellung guter Gold- und Silbertinten; von
C. H. Viedt in Braunschweig.
Sehr selten trifft man im Handel feurige Gold-, Silber- und
Bronzetinten an; sie sind fast stets von matter Farbe (die Tinte
„tödtet“), fließen sehr schwer aus der Feder und liefern
eine „backige“, klebend bleibende Schrift. Architekten und
Künstler ziehen deshalb meist Muschelgold und Muschelsilber den entsprechenden
Tinten vor; indeß bieten letztere eine so viel leichtere und sichere Handhabung, daß
eine nähere Besprechung derselben wohl am Platze sein dürfte.
Zur Goldtinte verwendet man am besten, aber des theueren
Preises halber selten, echtes Blattgold, zuweilen Musivgold (Schwefelzinn) oder
Jodblei, fast stets unechtes Blattgold (Goldschaum). Bei dem verhältnißmäßig
billigen Preise des Silbers gebraucht man zu Silbertinten echtes Blattsilber,
weniger gut und seltener unechtes Blattsilber (Silberschaum) oder Musivsilber; zu
anderen Metalltinten dienen die käuflichen Bronzepulver. Die echten wie die unechten
Blattmetalle werden außer in Blattform auch als fein zerriebenes Pulver in den
Handel gebracht; man verfertigt sie aus den Abfällen (Schawine) der Goldschlägereien
durch Zerreiben in Metallsieben zu unfühlbar feinem Pulver.
In Folge des Schlagens zwischen den Goldschlägerhäutchen, haften der Schawine
Fettbestandtheile und sonstige Verunreinigungen an, welche vor der Verwendung zu
Tinte zu entfernen sind. Dazu zerreibt man die ganzen Blätter oder die käuflichen
Bronzepulver mit wenig Honig (so daß ein dünner Brei entsteht) auf einer
Glas- oder Porphyrplatte mit einem Pistill so sorgfältig wie möglich, da die
Schönheit der Tinte wesentlich davon abhängt. Den fein zerriebenen Schlamm spült man
in ein dünnwandiges Becherglas, kocht in mit etwas Alkali versetztem Wasser längere
Zeit unter öfterem Umrühren, läßt absitzen, decantirt, wäscht gut mit heißem Wasser
aus und trocknet bei gelinder Wärme. Durch Ansieden dieses Pulvers mit
Schwefelsäure, Salzsäure oder Salpetersäure haltigem Wasser kann man ihm
verschiedene Nüancen geben.
Nun vermischt man eine Lösung von 1 Th. weißem Gummi arabicum in 4 Th. destillirtem
Wasser mit 1 Th. Kaliwasserglas und zerreibt dieselbe mit der erforderlichen Menge
des gereinigten Metallpulvers. Goldtinten vertragen mehr Flüssigkeit als
Silbertinten, da Gold weit stärker deckt; auf rauhem Papier ist mehr Metall nöthig
als auf satinirtem, auf hellem mehr als auf dunklem, um die Farbe der Tinte gleich
intensiv erscheinen zu lassen. Im Allgemeinen genügt 1 Th. der Blattmetalle auf 3
bis 4 Th. obiger Flüssigkeit. Bereitet man die Tinte in größeren Mengen, so
gebrauche man zum Umfüllen in kleinere Gläser als Vorrathsgefäß eine niedrige
Porzellanmensur und rühre stets kräftig um, damit die Tinte immer gut gemischt
bleibt. Auch beim Gebrauche derselben ist ein häufiges Umrühren erforderlich. Am
besten mengt man das trockene Pulver erst unmittelbar vor dem Gebrauche mit der
Flüssigkeit an. Die Tinte läßt sich mit der gewöhnlichen Stahlfeder auftragen und
fließt bei langsamem Schreiben sehr gut; besser trägt man sie aber mit dem Pinsel
auf.
Einen Hauptwerth lege ich hierbei auf die Anwendung des Wasserglases; dasselbe hebt
sehr den metallischen Glanz der Tinte auf dem Papiere (es verhindert das sogen.
„Tödten“ der Tinte), schützt die Schrift vor dem
Mißfarbigwerden durch den Einfluß der Atmosphäre, und verhindert das allzutiefe
Eindringen in die Papierporen, ohne die Tinte gar zu schwerflüssig zu machen.
Obgleich die Schrift schon an und für sich hohen Metallglanz besitzt, kann man
denselben durch schwaches Poliren mit dem Polirstahl noch erhöhen. Die betreffenden
Tinten aus Musivgold und Silber, Jodblei etc., sind weitaus nicht so schön.
Temperatur im Innern der Erde; von W. Thomson.
Bezüglich der Temperaturverhältnisse in verschiedenen Tiefen der Erde wurden kürzlich
zu Edinburg Versuche mit mehreren Felsarten angestellt. Das Gestein bestand aus
Sandstein, Trapp und Sand und die Tiefen betrugen 3, 6, 12 und 24 Par. Fuß. Es
stellte sich heraus, daß die Temperaturschwankungen zu beiden Seiten des
Mittelwerthes bei 3 Fuß (0,975 M.) Tiefe 7,14° Fahr. (3,97° C.), bei
24 Fuß Tiefe 0,64° Fahr. (0,36° C.) betrugen. Die auf den Grund dieser
Beobachtungen construirten Curven zeigten eine Phasenverzögerung, indem die Perioden
der Maxima und Minima bei den verschiedenen Tiefen später eintrafen, so daß, wenn
man bei 3 Fuß Tiefe bereits Wintertemperatur hatte, bei 24 Fuß Tiefe noch die
Sommertemperatur herrschte. Bei dieser Gelegenheit wurde das Wärmeleitungsvermögen
des Sandsteins zu 784, des Trapps zu 267 und des Sandes zu 295 gefunden. Die Regel,
daß die Temperatur der Erde im Allgemeinen für je 50 Fuß Tiefe um 1° Fahr,
zunimmt, erlitt bedeutende Abweichungen, indem die Temperaturzunahme, offenbar in
Folge vulkanischen Einflusses, eine raschere ist. Nimmt man an, die Erde habe sich
einst in geschmolzenem Zustande befunden, so könnte nach dem Ergebniß der in Rede
stehenden Beobachtungen ein solcher Zustand nicht weiter als ungefähr 400 Millionen
Jahre zurückverlegt werden. Wollte man annehmen, die Erde sei vor 1000 Millionen
Jahren weißglühend gewesen, so würde sie gegenwärtig an ihrer Oberfläche weit kälter
sein, als sie wirklich ist. (Iron, Februar 1875 S.
236.)
P.
Ueber das Präpariren der Baumwolle für den Solidblaudruck; von
G. Witz.
Jeanmaire hat für das von ihm empfohlene Solidblau
angegeben, daß eine dem Bedrucken vorhergehende Präparation des Baumwollgewebes mit
Glycerin oder Glycerinarsenik die Ausgiebigkeit und Reinheit des resultirenden Blaus
wesentlich erhöhe (vergl. 1875 215 81). G. Witz (Bulletin de Rouen, 1874
S. 337) wiederholte diese Versuche in der Weise, daß er die Waare mit 4 und
8procentigem Glycerin imprägnirte und dann mit gewöhnlichem Solidblau bedruckte, das
mittels Zinn-Indigo-Niederschlag und verdicktem salpetersaurem
Eisenoxydul hergestellt war. Er kann jedoch nur von negativen Resultaten berichten
und constatirt sogar in der Neigung der Farbe, aus den Contouren herauszutreten,
eine positiv schädliche Wirkung des Glycerins. Ebensowenig haben andere Versuche mit
ähnlich präparirter Waare und mit Solidblau nach verschiedenen Vorschriften,
worunter auch die neue Schützenberger'sche, bessere
Resultate geliefert, auch nicht wenn statt mit Glycerin die Waare mit
Glycerinarsenik geklotzt war.
Kl.
Berichtigungen.
In dem Artikel über Anilinschwarz, 1874 214 329 Z. 2 und 3
v. u. ist „Kilogrm.“ statt
„Grm.“ zu setzen.
In diesem Bande von Dingler's polytechn. Journal ist zu lesen:
S. 24 „Rochow's“ statt „Rochaw's.“
S. 120 in der Analyse neben Kalk bis Wasser „In Salzsäure löslich“; ferner kohlensaurer
Kalk 19,41, kohlensaure Magnesia 1,16, Gyps 15,09 Proc. – Z. 10 v. u.
„Präparirung“ statt
„Prägnirung.“
S. 381 Z. 3 v. u. „280°“ statt „200°.“
S. 388 Z. 12 v. o. „gebildet“ statt „angegossen.“
S. 523 für den Grenzwerth von Calcium „4–5“ statt
„4,5“ und „Lutterstraße“ statt „Butterstraße.“
Die in der Abhandlung über die „Fabrikation des
Glaubersalzglases“ S. 71 ausgestellten Formeln sollten nach der neuen
Schreibweise mit Antiqua- statt mit Cursivschrift
gesetzt sein.
S. 467 sind die Noten 4 und 5 zu vertauschen.