Titel: | Landau's Sicherheitslampe. |
Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 29 |
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Landau's Sicherheitslampe.
Mit einer Abbildung auf Taf. I [b/1].
Landau's Sicherheitslampe.
Bis zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts wurde das einzig brauchbare Licht für
Bergleute, welche an Orten arbeiten, wo explosive Gase in gefährlicher Menge
auftraten, der sogen. Stahlmühle entnommen — einem Instrumente, welches durch
Anschlagen eines in schnelle Rotation versetzten Stahlrades gegen einen Feuerstein
einen ununterbrochenen Feuerstrom hervorbrachte, der freilich die Dunkelheit mehr
zeigte, als erhellte. Die Versuchung, ohne dieses sehr primitive Hilfsmittel lieber
bei offenem Lichte zu arbeiten, lag sehr nahe, und der Betrieb des
Steinkohlenbergbaues fand auch ganz allgemein in dieser unvorsichtigen Weise statt,
bis eine im J. 1812 in einer Durhamer Kohlengrube
stattgehabte Endzündung schlagender Wetter, bei welcher über 90 Arbeiter ums Leben
kamen, die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Autoritäten auf diesen
Gegenstand lenkten. Nachdem kurz nach dieser Katastrophe Dr. Clanny aus Sunderland eine Sicherheitslampe
construirt hatte, erfand im J. 1816 Humphry Davy die nach ihm benannte und bis jetzt noch allgemein
benützte, wenn auch in ihren Details mehrfach veränderte Sicherheitslampe, welche in
ihrer großen constructiven Einfachheit so lange hinreichende Sicherheit bietet, als
der Arbeiter sie nicht etwa leichtsinniger Weise in einem mit schlagenden Wettern
angefüllten Raume öffnet, und wenn er sich sofort zurückzieht, sobald er durch das
Auftreten der blauen Flamme im Innern des Drahtcylinders und Glühendwerden des
letzteren von dem Vorhandensein erheblicher Mengen des Kohlenwasserstoffgases
Kenntniß erhält.
Die größte Schwäche der Davy'schen Lampe beruht in der
bekannten Thatsache, daß ein mit einer Geschwindigkeit von 3 bis 4 Meter pro Secunde
auf die Drahtgaze der Lampe treffender explosiver Gasstrom fast stets eine
Entzündung außerhalb der Lampe herbeiführt, und hierin ist der Grund dafür zu
suchen, daß so häufig eine an einer Stelle der Grube stattfindende Explosion, in
mehr oder weniger entfernten, mit einem an sich nicht gerade schon gefährlichen
Gasgemisch gefüllten Strecken (Gängen) fast unmittelbar darauf ebenfalls eine
Explosion herbeiführt. — Ueber die Wirkung des Schalles auf diese
Sicherheitslampen ist schon in diesem Journal (1874 214
420) berichtet worden.
Von Landau's Lampe wird behauptet, daß sie auch unter
solchen Umständen jegliche Sicherheit gewähre, und es ist nicht zu leugnen, daß die
zum Theil sinnreiche, wenn auch etwas complicirte Construction dies wahrscheinlich
macht.
Als besondere Vorzüge und Eigenthümlichkeiten dieser Lampe werden folgende Punkte
hervorgehoben: 1) das Vorhandensein einer Vorrichtung, welche die Flamme sofort
auslöscht, wenn der Versuch gemacht wird, die Lampe zu öffnen; 2) die vorsichtige
und sorgfältige Einführung der zur Speisung der Flammen erforderlichen Luft und die
zweckmäßige Abführung der Verbrennungsproducte.
Sämmtliche in die Lampe eindringende Luft hat an verschiedenen passend angeordneten
Stellen kleine, mit Metallgaze überdeckte Oeffnungen zu passiren und tritt in Folge
dieser Anordnung durchaus ruhig und ohne Zug ein. Bringt man die Lampe in ein
explosives Gasgemenge, z. B. von Sumpfgas und atmosphärischer Luft, so soll die
Flamme ebenso leicht sofort erlöschen, als wenn man einen Strom von Leuchtgas auf
sie richtet. Das von ihr verbreitete Licht soll erheblich heller sein, als das der
Davy'schen Lampe.
Nachstehend eine allerdings unvollkommene Beschreibung der Landau' schen Lampe, soweit sie im Iron, März
1875, S. 361 mitgetheilt wird.
In Figur 35
ist A im unteren Theile der Lampe eine Luftkammer von
ringförmigem Querschnitte, welche an ihrer oberen Seite bei a′ 15 mit Drahtgaze überdeckte und so angeordnete Oeffnungen
enthält, daß je fünf dieser Löcher eine Gruppe für sich bilden und zwischen diesen
Gruppen von Oeffnungen gleich große, nicht durchlöcherte Theile der Decke dieser
Luftkammer vorhanden sind. Mit diesen massiven Zwischenräumen in der Decke
correspondirend, befinden sich an der inneren Wandung der Kammer und nahe am Boden
derselben 3 größere Oeffnungen a, welche ebenfalls mit
Metallgaze bedeckt sind und der durch a′
eingetretenen Luft den Zugang zur Flamme gestatten.
B ist der Oelbehälter, welcher auf dem Boden der Lampe in
einer ringförmigen Führung b dergestalt ruht, daß er in
einem sogen. Bayonet-Verschluß theilweise um seine Achse gedreht werden kann.
Am Oelbehälter befindet sich in einer Vertiefung oder Nische eine selbstthätige
Vorrichtung zum Auslöschen der Flamme mittels der Platte f, sobald bei dem Versuch der Oeffnung der Lampe der Oelbehälter gedreht
wird. An letzterem befindet sich nämlich noch die Feder g, welche losgelassen ein Niederfallen der Platte f bewirkt. Wenn der Oelbehälter so gedreht ist, daß der Hebel e den an der inneren Wand der ringförmigen Luftkammer
befindlichen Stift i berührt, so wird die Platte f in einer fast verticalen Stellung gehalten und die
Flamme brennt ganz ungehindert.
P ist der obere Theil der Lampe; mit der unteren Fläche
dieses Obertheils ist der Ring H verschraubt, welcher
mit einem aus der Zeichnung nicht ersichtlichen Haken versehen ist, der in Berührung
mit dem Hebel e tritt, sobald die beiden Lampenhälften
fest mit einander verbunden sind. Bei einer geringen Drehung (etwa ⅛ Tour)
des oberen Theiles der Lampe, die sich dem Oelbehälter mittheilt, wird die Platte
f durch den oben erwähnten Haken noch in erhobener
Stellung erhalten; sobald man aber die Lampe weiter zu öffnen versucht, so wird
dieser Haken die Auslöschplatte nicht länger zurückhalten, diese vielmehr sofort
niederfallen und die Flamme erdrücken. Der obere Theil der Lampe enthält drei
concentrisch angeordnete Glascylinder, von denen der innere und der mittlere an
ihren oberen Enden mit Scheiben von Metallgaze versehen sind.
Landau's Verbesserungen an der Sicherheitslampe sollen
auch mit Vortheil bei Lampen zu verwenden sein, welche zur Beleuchtung von
Eisenbahnwagen, auf Schiffen u. s. w. benützt werden.
L. R.