Titel: | Wolf's Drei-Kessel-System. |
Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 113 |
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Wolf's Drei-Kessel-System.
Mit einer Abbildung auf Taf. II [a.b/4].
Wolf's Drei-Kessel-System.
Die bekannte Magdeburger Maschinenfabrik und Kesselschmiede von R. Wolf liefert in neuester Zeit unter dem Namen
„Dreikesselsystem“ eine Combination von Röhrenkesseln und
gewöhnlichen Walzenkesseln. Dieses System besteht aus einem einfachen Cylinder als
Mittelkessel und aus zwei seitlich liegenden Röhrenkesseln, welche behufs leichterer
Reinigung von Kesselstein mit ausziehbarem Rohrsystem construirt sind. Die drei
Kessel communiciren einerseits durch entsprechende schmiedeiserne Stutzen mit einem
querliegenden Vorwärmer, durch welchen gespeist wird, und welcher als Schlammsack
wirken soll, während andererseits die Dampfräume der Röhrenkessel mit dem
Mittelkessel, welcher das Dampfentnahmsventil trägt, durch Compensationsrohre
verbunden sind. Die Führung der Züge ist durch die eingetragenen Zahlen und Pfeile
aus der Zeichnung in Fig. 6 ersichtlich.
Diese Kesselconstruction strebt, gleich dem Dupuis-Kessel (beschrieben 1874 213 13) an,
die Vortheile des Röhrenkessels ohne dessen Nachtheile zu gewähren. Das
Dreikesselsystem schafft den namentlich bei variabler Dampfentnahme so wichtigen
großen Wasserraum und gewährt den weiteren Vortheil gegenüber gewöhnlichen
Röhrenkesseln, daß der durch die Rohre gebotene Zugsquerschnitt hier, weil zwei
Rohrsysteme vorhanden, ausreichend groß gemacht werden kann.
Das Kesselsystem dürfte sonach in vielen Fällen gewöhnlichen Röhrenkesseln unbedingt
vorzuziehen sein; daß es aber im Allgemeinen wesentliche Vortheile gegen andere
Kesselsysteme bieten soll, scheint dem Ref. nicht zweifellos. Iedenfalls kommt es
sehr theuer; so kostet laut Preisblatt z. B. ein Kessel von 60 Quadratmeter, für 6
Atmosphären Ueberdruck und etwa 7300 Kilogrm. schwer exclusive Armatur 7050 Mark.
Auch dürfte das Herausziehen des Röhrensystems behufs Reinigung von Kesselstein in
der Praxis doch einige Schwierigkeiten ergeben.
Einem Prospect der Firma R. Wolf entnehmen wir
vergleichende Verdampfversuche, welche der Magdeburger Verein für Dampfkesselbetrieb
mit verschiedenen Kesselsystemen vorgenommen hat. Unter diesen heben wir vorerst
jenen mit einem Dreikesselsystem hervor. Hierbei wurde 7 Tage und 7 Nächte geheizt,
und verdampfte 1 Kilogrm. Braunkohlen aus der Grube Maria
bei Atzendorf (mit 4124 Calorien) 3 bis 3,18 Kilogrm. Wasser von 29° bei ca.
4 Atmosphären Dampfspannung. Dieses Resultat ist ein ganz gutes, wurde aber mit
anderen Kesseln gewöhnlicher Construction auch erzielt. Der Verdampfversuch wurde
mit geschlossenem Mannloch während des Betriebes gemacht; doch ist ein auffallendes
Ueberkochen, wenn auch nicht ausgeschlossen, so doch nicht anzunehmen, da die
Verdampffläche aller drei Kessel ziemlich groß wird. Interessant ist die
Beobachtung, daß dieselbe Kohle, genäßt verfeuert, nur
2,7 Kilogrm. verdampfte (vergl. 1873 210 233).
Die weiters angeführten, vom genannten Verein gemachten Verdampfproben haben in Folge
der kurzen Versuchsdauer keinen Werth. Die Versuche dauerten, gerechnet vom Moment
der Dampfentwickelung, nur 1½ bis 2¾ Stunden und wurden hierbei nur
300 bis 500 Pfund Kohle verbrannt — also kaum hinreichend, um den Rost einmal
ordentlich zu beschicken. Diese Umstände erklären auch die sonst unbegreiflichen
Resultate, daß der Cornwallkessel 4,6 und ein sogen. Gegenstromkessel nur 3,66
Kilogrm. Wasser verdampfte, wobei mit westphälischer Kohle (Zeche Court bei Kamen;
8542 Calorien) gefeuert wurde.
Wären diese Resultate richtig, so herrschte in jener Zuckerfabrik, wo die Versuche
vorgenommen wurden, die reinste Kohlenverwüstung. Es ist sehr zu bedauern, daß diese
Verdampfversuche nicht sorgfältiger durchgeführt wurden, da sich ohnedies selten
Gelegenheit zu solchen bietet.
C. L.