Titel: | Bock's continuirlicher Canalofen für Ziegelsteine, Thonwaaren, Cement, Kalk und Gyps; von F. Fischer. |
Autor: | Ferd. Fischer |
Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 200 |
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Bock's continuirlicher Canalofen für Ziegelsteine, Thonwaaren, Cement,
Kalk und Gyps; von F.
Fischer.
Mit Abbildungen auf Taf.
III [c.d/4].
Fischer, über Bock's continuirlichen Canalofen.
Versuche Oefen herzustellen, in denen die Ziegel allmälig gegen den Feuerherd
vorrücken, sind schon von Demimuid (1856 140 268), Guevel (daselbst
269) PechinéWagner's Jahresbericht, 1858 S. 269.,
BorieHeusinger von Waldegg :
Ziegelfabrikation (Leipzig 1867) S. 301. und AnderenMittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1863 S. 368.
gemacht, wurden jedoch bald wieder aufgegeben. Ziegelei-Ingenieur Otto Bock in Braunschweig ist jetzt eine Construction
gelungen, welche die allgemeinste Beachtung umsomehr verdient, als dieselbe unter
Umständen selbst dem sonst so vortrefflichen Hoffmann'
schen RingofenVergl. 1859 155 178. 1860 158 183. 1861 160 199. 1864 174 289. 1867 183 138.
1868 188 30. 1870 197
141. 1871 200 79. 1872 205 311. 1874 214 210.
vorzuziehen ist.
Wie Ingenieur Bock bei einem Besuche des Verf. in
Braunschweig mittheilte, ist der von ihm daselbst (Roßstrasse 11) erbaute Ofen
bereits seit Mitte vorigen Jahres im Betriebe. — Die Figuren 8 bis 10 zeigen
Längenansicht, Längenschnitt und Draufsicht; Fig. 11 den Querschnitt
eines einfachen, Fig. 12 eines Doppelofens für Ziegelsteine, während Fig. 13 den Querschnitt
eines einfachen Ofens für Cement, Kalk und Gyps veranschaulicht.
Der Ofen besteht aus einem langen, horizontal liegenden Canal von 1 M. Breite und 1,3
M. Höhe, welcher aus Chamotte- und Ziegelsteinen gebaut, mit kräftigen Ankern
n, n und — wie
der 20 M. hohe Schornstein — mit Luftisolirschichten versehen ist.
Die zu brennenden Ziegel u. dgl. werden auf Rollwagen bei A in den Canal eingeschoben und auf einem Schienengleise dem etwa in der
Längsmitte des Ofens liegenden Heizraum entgegengeführt. Fig. 14 zeigt einen
solchen Brennwagen im Ofen, dessen Seitenränder i in die
mit Sand gefüllten Rinnen h eintauchen. Fig. 15 veranschaulicht
die Seitenansicht eines Wagens mit Nuth k und Feder l, durch welche der Endverschluß der in den Brennraum
eingeschobenen Wagen hergestellt wird. Da der Ofen ganz mit beladenen Wagen
angefüllt ist, so wird durch den eigenthümlichen Seiten- und Endverschluß der
obere Ofencanal C, in welchem sich die zu brennenden
Ziegelsteine und das Feuer befinden, völlig von dem unteren Raume D getrennt. Weil ferner die Ausgangsöffnung B durch eine zweiflügelige eiserne Thür dicht
verschlossen ist, so tritt die zum Brennen erforderliche atmosphärische Luft bei A (Fig. 9) in den unteren
Canal D, kühlt die Wagen ab, gelangt auf etwa 30°
vorgewärmt vor der Ausgangsthür B in den oberen Canal
C, durchstreicht hier die abzukühlenden gebrannten
Steine und tritt zur Rothglut erhitzt in den Feuerraum. Um die directe Hitze von dem
Wagen abzuhalten, wird die 1 M. breite und 1,6 M. lange gußeiserne Platform
desselben (Fig.
16) mit zwei Schichten Backsteinen bedeckt und mit Lehm gut
verstrichen.
Das Brennmaterial (Steinkohlengruß, Sägespäne u. dgl.) wird nach Bedürfniß durch die
schlitzförmigen Heizlöcher c, c eingestreut. Diese Heizlöcher sind in solchen Entfernungen von einander
angebracht, daß eine Oeffnung auf die Mitte des Wagens und eine, welche vorzugsweise
mit Brennmaterial versehen wird, auf die Zwischenräume, welche je zwei aneinander
stoßende beladene Wagen bilden, fällt. Zugleich gestatten diese Heizöffnungen,
welche durch gußeiserne Deckel geschlossen werden, den Hitzegrad zu erkennen und
danach die Feuerung zu regeln. Die Verbrennungsgase durchstreichen dann die zu
brennenden Ziegel und entweichen, nachdem sie diese zur Rothglut erhitzt haben,
durch den Schornstein. Da sich an die feuchten Steine der Ruß niederschlägt, so wird
hier nicht nur eine möglichst vollständige Wärmeausnützung des Brennstoffes, sondern
auch eine gute Rauchverbrennung erzielt. — Für feinere Thonwaaren,
Verblendziegel u. dgl. werden die Brennöfen mit Gasgeneratoren eingerichtet.
Jeder Wagen wird nach einem, vor dem Schornsteinende in Rollen hängenden Lademaß mit
500 Ziegelsteinen oder der entsprechenden Menge Kalk u. dgl. beladen, so daß
dieselben ohne anzustreifen die Weite des oberen Ofencanales C möglichst genau ausfüllen und nur die zum Durchziehen der Flamme
nöthigen Zwischenräume bleiben. Die im Ofen befindlichen Wagen werden durch eine
starke, flachgängige Schraube, welche auf das Ende des Verschlußwagens b (Fig. 8) wirkt, in etwa 10
Minuten soweit vorgeschoben, daß nach dem Zurückziehen desselben der für einen neuen
Brennwagen erforderliche Raum frei wird, nach Oeffnung der eisernen Thür bei B aber der letzte Wagen mit gebrannter und bis auf etwa
60° abgekühlter Waare herausgeschoben wird. Dieser Verschlußwagen b hat zugleich die Aufgabe mit der Thür A den oberen Ofencanal möglichst luftdicht abzuschließen
und den durch das Vorschieben der Wagenreihe freiwerdenden Platz auszufüllen. Die
bei B heraustretenden Wagen werden mittels einer
Schiebebühne auf das Gleis f und nach dem Abladen zur
Schiebebühne vor der Eintrittsthür A zurückgebracht.
Der Braunschweiger Canalofen enthält nur 20 Wagen; alle zwei Stunden wird ein neuer
Wagen eingeschoben und ein anderer mit gebrannter Waare herausgezogen, so daß
täglich 6000 Steine fertig gestellt werden. Zur Bedienung genügen ein Brenner und
zwei Taglöhner, welche das Laden, Einschieben und Abladen der Wagen besorgen. Dieser
Ofen kostet 18 000 Mark; größere Oefen stellen sich verhältnißmäßig billiger.
Wird der Ofen auf 50 M. verlängert, so daß er gleichzeitig 30 Wagen aufnimmt und jede
Stunde ein neuer Wagen eingeschoben werden kann, so erhöht sich die tägliche
Leistungsfähigkeit auf 12 000 Stück. Ein Doppelofen (Fig. 12) liefert 24 000
Stück.
Zum Bau dieser Canalöfen sind erforderlich bei einer täglichen Leistungsfähigkeit
von
6000
Steinen
120 000
Stück Ziegel
12 000
Steinen
150 000
Stück Ziegel
24 000
Steinen
200 000
Stück Ziegel
während ein Ringofen mit 16 Abtheilungen und einer täglichen
Leistungsfähigkeit von 8000 Stück 450 000 Ziegel erfordern soll.Der Erfinder berechnet für Patent, Zeichnungen, Bauleitung, Inbetriebsetzung
und sämmtliche erforderliche Eisentheile einschließlich Wagen und Schienen,
bei einer täglichen Leistungsfähigkeit von6000Steinen10 500Mark12 000Steinen13 500Mark24 000Steinen22 500Mark
Zum Brennen von 1000 Ziegelsteinen sind nur 100 Kilogrm. ausgesiebter
Steinkohlenabfall nöthig, welche in Braunschweig zu 1 Mark geliefert werden, während
dieselben Steine im Ringofen etwa 150 Kilogramm Grußkohlen zu 2,5 Mark erfordern
würden. Diese bedeutende Brennmaterialersparniß ist dadurch bedingt, daß das Feuer
im Canalofen immer auf einer und derselben Stelle unterhalten wird und die erhitzten
Wände nicht, wie bei anderen Oefen, periodisch wieder abgekühlt werden müssen. Da
durch das immer wiederkehrende Erhitzen und Abkühlen das Mauerwerk leidet, so wird
voraussichtlich der Canalofen auch weniger rasch abgenützt werden als andere Oefen.
Daß die eisernen Wagen, ungeachtet aller Vorsicht, durch die Hitze leiden und bald
zu Reparaturen führen sollten, wie ursprünglich befürchtet wurde, hat sich durch die
bisherige Erfahrung nicht bestätigt; ebenso wenig sind irgendwelche
Betriebsstörungen durch Festklemmen der Wagen eingetreten.
Als Vorzüge des Bock'schen Canalofens sind demnach den
übrigen Ziegelöfen gegenüber hervorzuheben: Billige Herstellung, geringerer
Brennmaterialverbrauch, größere Dauerhaftigkeit sowie bequemeres und billigeres
Einsetzen und Ausbringen der Ziegel.