Titel: | Mathematische Bestimmung der Ableitungsstellen in Telegraphenleitungen; von Friedr. Schaack, Telegraphen-Directions-Secretär in Cöln. |
Autor: | Friedr. Schaack |
Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 206 |
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Mathematische Bestimmung der Ableitungsstellen in
Telegraphenleitungen; von Friedr.
Schaack, Telegraphen-Directions-Secretär in
Cöln.
Mit Abbildungen auf Taf.
III [d/1].
Schaack, Aufsuchung mehrerer Fehler in einer
Telegraphenleitung.
Wenn in einer Telegraphenleitung mehr als eine Ableitungsstelle vorhanden und außer
der schadhaften noch eine fehlerfreie Leitung vorhanden ist, so läßt sich durch zwei
eigenthümliche Messungen die Entfernung der Fehlerpunkte von den beiden, die
Fehlerstrecke begrenzenden Stationen genau bestimmen. Eine solche Bestimmung ist
aber bei langen Leitungen und Telegraphenkabeln in Bezug auf Kostenersparniß bei
Aufsuchung der Fehler und beschleunigter Wiederherstellung der Leitungen von großer
Wichtigkeit.
Zwischen den Stationen A und B (Fig.
21) befinden sich die fehlerfreie Leitung l
und die gestörte Leitung amb, an welch letzterer die
Ableitungen p und q sind,
über die also der elektrische Strom zur Erde fließt. Setzt man den Widerstand,
welchen die Erde beim Durchgange des Stromes von p nach
q diesem entgegensetzt, gleich Null, läßt man die
beigesetzten Buchstaben als die Widerstandswerthe gelten, und ist a + m + b = l, so läßt sich zunächst die Differenz des
Widerstandes zwischen l und der gestörten Leitung
bestimmen. Die Art der Schaltung zeigt die Figur 22, in welcher R den Widerstandsmesser (Rheostat), T die Batterie, G das
Differentialgalvanoskop bezeichnet. Bei Station B werden
beide Leitungen verbunden. Da in den Stationen A und B die Leitungen nicht mit der Erde verbunden sind, so
zeigt der Rheostat nach dem Ohm'schen Gesetze, nach Abzug
der bekannten Widerstände, für das gestörte System einen bestimmten Werth α, nämlich:
Textabbildung Bd. 216, S. 206
Den durch die Erde verbundenen Widerstand p + q kann man wie einen metallenen Leiter
betrachten, dessen Endpunkte mit denen von m metallisch
verbunden sind. Da nun der Widerstand Textabbildung Bd. 216, S. 206 kleiner als m
ist, so ist auch α kleiner als l. Nennen wir die Differenz
r, setzen also l - α = r, so
wird
2) l = r + α, oder
3) Textabbildung Bd. 216, S. 206
Schaltet man, wie die Skizze Fig. 23 andeutet, den
Widerstand r zwischen den
einen Schenkel z des Differentialgalvanoskops und a ein, so muß der Rheostat nun, außer den bekannten
Widerständen, l
ergeben.
Durch das Zwischenschalten des Widerstandes r zwischen G und
a hat man den Widerstand Textabbildung Bd. 216, S. 207 = a + m erhöht.
Unterbricht man nunmehr die Verbindung zwischen G und r (bez. a), schaltet dagegen
den Widerstand w zwischen
den Schenkel z und die Erde und regulirt man w so, daß der Rheostat wie
bei Gleichung 3 den Widerstand l zeigt, so hat nach dem Ohm'schen Gesetze
das gestörte System den Gesammtwiderstand: Textabbildung Bd. 216, S. 207 und es ergibt sich also:
Textabbildung Bd. 216, S. 207
Aus den Gleichungen 3 und 4 aber ergibt sich:
Textabbildung Bd. 216, S. 207
Verbindet man nunmehr auch r wieder mit z, so treten in die beiden gleichen Zweige zwischen z und y gleiche
Stromstärken, und der reducirte Widerstand beider Zweige ist nach dem Ohm'schen Gesetze kleiner als der jedes Zweiges. Da durch
das Hinzuschalten von r der Widerstand des Systems
Textabbildung Bd. 216, S. 207 auf a + m gewachsen ist, so kann
man für jeden Zweig den Werth a + m
setzen. Der reducirte Werth ergebe etwa am Rheostaten β, dann ist nach Ohm:
Textabbildung Bd. 216, S. 207
Nun war aber l = a + m + b, folglich. l - β =
a + m/2 oder a + m = 2(l - β) und
daraus ergibt sich b = l - (a + m) = l - 2(l - β).
Dieselben Messungen von Station B aus ergeben, wenn
b + m/2 + a = β,
7) a =
l - 2(l - γ).
Man kann also von den beiden Stationen A und B aus die beiden Ableitungspunkte x und y (Fig. 23) genau bestimmen.
Liegen zwischen diesen
Punkten noch mehrere Ableitungen, so ändert dies an dem Resultate nichts, indem nur
m kleiner, r größer wird. Nur muß in
diesem Falle nach Beseitigung der Fehler bei x und y zur Bestimmung der weiteren Fehlerpunkte die
Manipulation wiederholt werden. Ob übrigens noch mehr Ableitungsstellen vorhanden
sind, läßt sich nun leicht bestimmen, nachdem a und b bekannt sind. Nach Gleichung 1 ist
Textabbildung Bd. 216, S. 208
da nun l - (a + b) = m und folglich m = r + m(p + q)/m + p + q ist, so ergibt sich hieraus sofort, ob
letztere Gleichung stimmt. Ist m größer als die rechts liegende Summe, so liegen zwischen p und q noch weitere
Ableitungen, die unter Umständen nun von den gefundenen Fehlerpunkten aus, oder nach
Beseitigung dieser, von den Stationen aus bestimmt werden können.
Wenden wir das Kirchhoff'sche GesetzDasselbe lautet: „Wenn ein System von Drähten, die auf eine ganz
beliebige Weise mit einander verbunden sind, von galvanischen Strömen
durchflossen wird, so ist1) die Summe der Stromstärken in allen denjenigen Drähten, welche in einem
Punkte zusammenstoßen, gleich Null, und2) in allen denjenigen Drähten, welche eine geschlossene Figur bilden, die
Summe aller Producte aus den Stromstärken in jeder Strecke und dem
Widerstände in derselben gleich der Summe der erregenden Kräfte auf diesem
Wege.“ auf diesen Fall an, so erhalten wir die Bestätigung
sämmtlicher Voraussetzungen.
Wird der galvanische Strom in der Richtung der Pfeile (Fig. 24) fließend
angenommen und sind die in a und w vorhandenen Ströme, wie oben angenommen, gleich, so fließen von den
Punkten x und v dieselben
Mengen ab, als in a und w
vorhanden. Es ist daher
für den Weg a der Strom S - (s + s′) = 0
für den Weg w der Strom S - (i + i′) = 0
für den Weg p der Strom i′ - i′ = 0 und s′ - s′ = 0
Da in den geschlossenen Figuren awp und mpq keine erregenden Kräfte vorhanden sind, so sind in
beiden auch die Producte aus den Stromstärken und den Widerständen gleich Null,
daher
in der Figur awp: aS + p(s′ - i′) - wS = 0
in der Figur mpq: m(s + i′) - p(s′ - i′) - q(s′ + i) = 0;
daraus ergibt sich durch Addition: aS + m(s + i′) = wS + q (s′
+ i), mithin Gleichheit der
beiden Zweige bez. Stromwege.