Titel: | Ueber die Wirkung des Quarzsandes und des Kalkes auf die Thone beim Brennprocess; von Dr. Julius Aron. |
Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 258 |
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Ueber die Wirkung des Quarzsandes und des Kalkes
auf die Thone beim Brennprocess; von Dr. Julius Aron.Vom Verf. gütigst eingesendeter Separatabdruck aus dem Notizblatt des deutschen
Ziegelvereins.
Aron, über Wirkung des Quarzsandes und des Kalkes auf die Thone
beim Brennproceß.
Wie wichtig auch für sämmtliche Zweige der Thonwaarenfabrikation die Eigenschaften
der feuchten Thonmasse sind, indem sie der Verarbeitung des Thones bald förderlich
entgegen kommen, bald hindernd in den Weg treten, wie wichtig es auch ist, diese
Eigenschaften zu verstehen, damit man sie je nach Bedürfniß, so weit es thunlich
ist, modificiren könne, so ist es doch auf gewissen Gebieten der
Thonwaarenfabrikation möglich, allen Schwierigkeiten in der Weise aus dem Wege zu
gehen, daß man das nasse Verfahren überhaupt gänzlich fallen läßt. Bei der
Herstellung von Mauersteinen hat man es in einigen Gegenden Englands vorgezogen, aus
trockenem Pulver Steine mit Anwendung erheblicher Kraft zu pressen, und es hat sich
dieses Verfahren, sowohl was die Güte des Productes anlangt, als auch was die
Herstellungskosten betrifft, als ein lebensfähiges erwiesen. Bekannt ist ferner, daß
die schönen Mettlacher Fliesen aus Thonpulver gepreßt werden, und die Zukunft dürfte
dieser nach mehr als einer Richtung hin sich empfehlenden Fabrikationsmethode
vielleicht auch noch anderweitig Eingang verschaffen. Was aber vorerst auf keinem
Gebiete der Thonwaarenproduction zu umgehen ist, das ist der Brennproceß. Durch das
Brennen werden die Thonwaaren erst befähigt, denjenigen Zwecken zu dienen, zu denen
wir sie verwenden wollen, indem dabei einerseits die leicht zerstörbare Form, welche
man ihnen in den vorbereitenden Operationen gab, zu einer innerhalb gewisser Grenzen
dauernden, widerstandsfähigen wird, andererseits die in eine bestimmte Form
gebrachte Masse erst diejenigen Eigenschaften erhält, welche sie zu der
beabsichtigten Verwendung befähigen.
So sehr gerade der Brennproceß in Ermangelung anderer sicherer Untersuchungsmethoden
zur Prüfung der Brauchbarkeit eines Thones für einen bestimmten Zweck in der Praxis
verwendet wird, so ist man doch weit entfernt, wenn der Ofen sein Urtheil gefällt
hat, sich klar zu sein über die Bedingungen, denen in dem einen Falle die
Brauchbarkeit, in dem anderen die Unbrauchbarkeit zuzuschreiben ist. Es ist aber
ganz sicher, daß wenn man diese Bedingungen besser kennte, man häufig aus demselben
Rohmateriale durch rationelle vorbereitende Operationen ganz verschiedenartige
Objecte erzeugen könnte, deren Herstellung aus demselben Thone fast unmöglich erscheint,
oder daß man im Stande wäre, die Objecte, die man fabriciren will, besser
herzustellen. So kommt es dann, daß man die Fähigkeit, gewisse Fabrikate zu liefern,
häufig einem bestimmten Thone als Monopol zuerkennt, während eine genauere
Erkenntniß der einschlägigen Erscheinungen den Kreis der dazu verwendbaren Thone
bedeutend erweitern würde.
Von den Arbeiten, die zur Aufhellung dieses Gebietes angestellt wurden, sind die
Versuchs von Brongniart zu registriren, künstliche
Porzellanmasse herzustellen, ferner besonders die Arbeiten von Richters und Bischof. Letztere haben das Ziel
gehabt, zu finden, von welchen Bedingungen es abhängig ist, daß Thonproducte
innerhalb bestimmter hoher Temperaturen ihre Form beibehalten, nicht in Fluß
gerathen.
Die angeführten Arbeiten stehen in einem gewissen Widerspruche mit einander. Während
die Arbeiten von Richters und Bischof die chemische Formel als das im Wesentlichen Maßgebende für den
Schmelzpunkt des Thones hinstellen, kam Brongniart zu dem
Ergebniß, daß physikalische Momente eine sehr erhebliche Rolle dabei spielen.
Letzterer versuchte nämlich das Kaolinporzellan durch eine Zusammenmischung seiner
auf chemischen Wege gewonnenen Bestandtheile zusammenzusetzen. Indem er nun aus den
chemischen Bestandtheilen den Kaolin genau durch Mischung reproducirte, gelang es
ihm nicht, eine Masse herzustellen, die auch nur annähernd die Schwerschmelzbarkeit
des Kaolins besessen hätte. Wenn also zwei Massen, welche der chemischen Analyse
unterworfen, genau dieselben Elementarbestandtheile in denselben Proportionen
ergeben, dennoch in Bezug auf ihre Schwerschmelzbarkeit sehr bedeutend von einander
abweichen, so muß man sich fragen, ob auf diesem Gebiete nicht noch einiges Dunkel
liegt, das der Aufhellung bedarf.
Ueber die für die eigentliche Thonwaarenfabrikation überaus wichtigen Momente der
Schwindung im Ofenfeuer, der Porosität des resultirenden Scherbens, der Einflüsse
verschiedener Temperaturen, der Wirkungsweise von verschiedenen Magerungssubstanzen,
wie z. B. Quarzsand oder kohlensauren Kalk, darüber scheinen allgemeinere
Beziehungen entweder nicht bekannt, oder doch nicht veröffentlicht zu sein. Brongniart hat zwar in seinem Werke (Traité des arts céramiques) Beobachtungen über
Schwindung verschiedener Materialien verzeichnet, indessen haben dieselben kein
eigentliches allgemeineres Interesse, einerseits weil die dort aufgeführten
Materialien nicht definirt sind, andererseits weil häufig die Schwindung beim
Trocknen und die Schwindung im Ofen zusammen aufgeführt sind, während es doch zwei
ganz verschiedene Erscheinungen sind.
Nachstehende Versuche hatten nun den Zweck, in dieser Richtung etwas mehr Licht zu
verbreiten. Es handelte sich bei denselben namentlich darum, welche Schwindung
verschieden gemagerte Massen im Ofenfeuer bei verschiedenen Temperaturen erfahren.
Dieser Punkt ist von überaus großer Wichtigkeit, weil davon die Porosität des
Scherbens und damit seine Festigkeit gegen Druck, seine Widerstandsfähigkeit gegen
atmosphärische Einflüsse, sein Verhalten gegen Temperaturwechsel u. s. w. abhängig
ist. Indem nun zunächst die Wirkungsweise des Quarzsandes und des kohlensauren
Kalkes studirt werden sollte, wurden Massen verwendet, die sämmtlich aus demselben
Thone hergestellt, bei der einen Versuchsreihe sich nur durch die Mengen, nicht
durch die Korngrößen des in ihnen enthaltenen Sandes unterschieden, bei der anderen
Versuchsreihe nur durch die Mengen des beigefügten kohlensauren Kalkes.
Der Thon war in beiden Versuchsreihen derselbe, nämlich ein aus dem Senftenberger
Braunkohlenthone bei einer Stromgeschwindigkeit von 0,48 Mm. pro Secunde
übergeschlämmtes Product. Derselbe wurde bei 130° längere Zeit getrocknet und
dann mit den verschiedenen Mengen derselben Substanz versetzt, zu einem Teige
angerührt und in die Form von Prismen gebracht, die nach sorgfältigem Trocknen bei
130° gewogen und gemessen in der Zahl, die unten näher ersichtlich ist,
gemeinsam in einer kleinen, mit ziemlicher Gleichmäßigkeit befeuerten Kapsel, also
bei einer für alle Proben nahezu gleichen Temperatur gebrannt wurden. Es wurden die
Proben zuerst bei einer niederen Temperatur gebrannt und dann erst Gewicht, Maß und
Porosität bestimmt. Dann kehrten sie in die Kapsel zurück, um nunmehr einer
gesteigerten Temperatur und darauf wiederholter Untersuchung unterworfen zu
werden.
In dieser Weise wurden 3 bis 4 Brennstufen hergestellt, die man in Ermangelung eines
Pyrometers durch die Glutfarbe der Kapsel unterschied. Gemessen wurde die Schwindung
durch die Bestimmung der Entfernung zweier auf jeder Probe befindlicher Marken mit
Hilfe des kleinen Apparates, dessen Einrichtung in einem früheren Aufsatze (Ueber
Plasticität und Schwindung; Notizblatt 1873; vergl. 1875 215 136) besprochen wurde. Für die Porosität wurde dadurch ein Maß
gewonnen, daß man die Proben einige Zeit in destillirtem Wasser kochte, bis die Luft
aus den Poren derselben ausgetrieben war, und sie dann unter Wasser abkühlen ließ.
Eine in dieser Weise mit Wasser gefüllte Probe wurde dann herausgenommen, schnell
oberflächlich abgetrocknet und in einer verschlossenen tarirten Flasche gewogen. Die
eingesogene Wassermenge im Verhältniß zu dem Gewicht der trockenen Probe lieferte
ein Maß für die Porosität.
Hierbei ist nun zu bemerken, daß dieses Verfahren der wissenschaftlichen Schärfe
entbehrt. Einerseits müßte die Vergleichung der eingesogenen Gramme oder
Kubikcentimeter Wasser nicht mit dem Gewichte der Probe, sondern mit ihrem kubischen
Inhalte geschehen, andererseits erhält man bei dieser Methode nicht nur den Inhalt
der der physikalischen Constitution der Masse entsprechenden normalen Poren, sondern
auch der in der Masse zufällig vorhandenen, nicht gut ausschließbaren Hohlräume und
Luftblasen, die sich gleichfalls mit Wasser vollsaugen. Der erste der beiden
hervorgehobenen Fehler kann die Vergleichung der Resultate nicht sehr stören, da es
sich hier immer um denselben Thon und denselben Sand handelt, und außerdem beide,
wenigstens im ungebrannten Zustande, nahezu dasselbe specifische Gewicht hatten. Der
zweite Fehler hindert aber die Vergleichbarkeit der Resultate der verschiedenen
Proben unter einander, denn je nachdem die eine Probe mehr zufällige Luftblasen
enthielt als die andere, wird der Gesammtwerth des Wassers um den Inhalt dieses
Luftblasenüberschusses größer ausfallen. Jedoch behalten die Zahlen ihren Werth,
sobald es sich um die Betrachtung derselben Probe in verschiedenen Brennstadien
handelt, weil hier derselbe Fehler bei allen wiederkehrt und sich dadurch
ausschließt; deshalb ist auf diese bequeme Porositätsbestimmung nicht verzichtet
worden. Außerdem sind die Zahlen auch insofern von Interesse, als sie die wirkliche
Porenmenge nach oben hin abgrenzen, indem letztere in fast allen Fällen geringer
sein wird als die gefundene Zahl. Gehen wir nunmehr zu den Versuchen selbst
über.
Mischungen mit Quarzsand.
Als Sand diente ein mit Glimmerblättchen vermischter feiner Quarzsand, der, durch
Schlämmung gewonnen, zwischen den Stromgeschwindigkeitswerthen von 0,48 und 1,48 Mm.
pro Secunde überging. Die untersuchten Proben sind dieselben, die in einem anderen
Aufsatze (Beitrag zur Aufklärung der Wirksamkeit der Magerungsmittel in den Thonen,
Notizblatt 1873; vergl. 1875 215 136) der Besprechung
unterzogen wurden. Dabei ergaben sich die in Tabelle
I zusammengestellte Rohzahlen. Eine andere Versuchsreihe ergab die in Tabelle II gegebenen Rohzahlen. Diese Tabellen dürften
ohne Weiteres verständlich sein, wenn hinzugefügt wird, daß die Köpfe 0, 20, 50 etc.
jedesmal ebensoviel Gewichtstheile Sand auf je 100 G. Th. Thon bedeuten. Aus diesen
beiden Tabellen ergeben sich nun einige bemerkenswerthe Resultate, die sofort
hervortreten werden, wenn mir aus ihren Zahlen zwei neue durch Umrechnung
feststellen.
Textabbildung Bd. 216, S. 262
Sand zu 100 Thon; Tab. I; Gewicht.
Gramm; Maß. Millimeter; Mit Wasser. Vor dem Brennen; II. Dunkelrothgult; III. Helle Rothglut;
IV. Hellste Rothglut.
Textabbildung Bd. 216, S. 262
Sand zu 100 Thon; Tab. II; Gewicht.
Gramm; Maß. Millimeter; Mit Wasser. Vor dem Brennen; II. Dunkelrothglut; III. Rothglut; IV. Hellste Rothglut.
Textabbildung Bd. 216, S. 263
Sand zu 100 Thon; 0; Tab. III;
Gewichtsverlust; Schwindung; Gewicht des Wassers; Gewichtsverlust; Schwindung;
Gewicht des Wassers; Gewichtsverlust; Dunkelrothglut; II. Rothglut; III. Hellste Rothglut.
Die für 0 unter I aufgeführten Zahlenwerthe
gehören eigentlich nicht in diese Columne, da diese Probe nur in den
Brennstufen II und III mit den anderen gemeinsam gebrannt wurde, Stufe I aber im Töpferthon gebrannt war.
Textabbildung Bd. 216, S. 263
Sand zu 100 Thon; Tab. IV;
Gewichtsverlust; Schwindung; Gewicht des Wassers; Gewichtsverlust;
Dunkelrothglut; II. Rothglut; III. Hellste Rothglut.
Zum Verständniß der Tabellen III und IV ist zu bemerken, daß von den drei Columnen, die
jeder Sandmischung beigegeben sind, die erste jedesmal den procentischen
Gewichtsverlust, bezogen auf den trocknen ungebrannten Thon, die zweite die
procentische Schwindung, bezogen auf die Längenausdehnung im ungebrannten trocknen
Zustande, die dritte endlich die eingesogene Wassermenge, procentisch bezogen, auf
das jeweilige Gewicht des gebrannten Thones bedeutet. Wo in der Columne der
Schwindung ein Pluszeichen über der procentischen Zahl gesetzt ist, hat die
Entfernung der Marken nicht abgenommen, sondern um die darunterstehende Procentzahl
zugenommen. Daß bei der etwas unsicheren Methode, die nasse Probe oberflächlich
rasch zu trocknen, kleine Fehler unvermeidlich sind, ist an sich klar, weshalb diese
Columne einige kleine Unregelmäßigkeiten zeigt.
Gehen wir nun zur näheren Betrachtung der beiden letzten Tabellen über, so gibt die
erste Columne über den Gewichtsverlust kaum zu Bemerkungen Veranlassung, wenn nicht
zu der, daß der beigemischte Sand selbst einen kleinen Glühverlust zeigt. In der
That hatten 5,1171 Grm. bei 130° getrocknet einen Gewichtsverlust von 0,0197
Grm. = 0,38 Proc. Hierdurch erklärten sich die Abweichungen des Glühverlustes in den
höheren Magerungsstufen von den Werthen, welche man nach ihrem Procentgehalt an Sand
erwarten sollte.
Was nun die zweite Columne anlangt, welche die Schwindungen angibt, so zeigt sich
zunächst, daß bei Weitem nicht in allen Fällen eine Verkleinerung der Proben erfolgt
ist, sondern in einer Reihe von Fällen eine Vergrößerung, und zwar stellen sich die
einzelnen Werthe so, wie folgende Auszüge aus Tabelle
III und IV ergeben.
Tabelle IIIa.
Sand zu 100 Thon.
0
20
50
80
110
140
350
I. Dunkelrothglut
?
0
*0,32
+0,46
+0,59
+ 0,69
+ 0,71
II. Helle Rothglut
2,19
1,73
1,14
0,53
0
+ 0,40
+ 0,53
III. Hellste Rotyglut
3,29
2,54
1,52
0,61
0,19
+ 0,23
+ 0,53
Tabelle IVa.
Sand zn 100 Thon.
10
40
70
100
130
160
I. Dunkelrothglut
0
+ 0,37
+ 0,37
+ 0,44
+ 0,36
+ 0,71
II. Rothglut
1,12
0,22
0
+ 0,39
+ 0,48
+ 0,77
III. Hellste Rothglut
5,59
3,67
2,60
1,88
1,14
0,35
Man sieht aus diesen beiden Tabellen, daß bei Dunkelrothglut, d. h. bei einer
Temperatur, bei welcher das chemisch gebundene Wasser aus dem Thone entweicht, bei
allen Proben eine kleine Vergrößerung eingetreten ist, mit Ausnahme von 10 und 20,
bei denen die Messungen weder Zuwachs noch Schwindung ergaben. Außerdem ist
ersichtlich, daß diese Vergrößerungen der Proben zunehmen mit der Menge des Sandes.
Einige hierbei sich zeigenden Unregelmäßigkeiten sind jedenfalls auf kleine
Messungsfehler zurückzuführen, da sie nur geringfügige Abweichungen von der durch
beide Tabellen gehenden Regel zeigen. Weiter sieht man, daß einige der Proben,
welche bereits die zweite Brennstufe, also helle Rothglut durchgemacht hatten, immer
noch eine Vergrößerung aufweisen, und zwar sind dies diejenigen, die am meisten Sand
enthalten. Ja, aus Tabelle IIIa sieht man sogar die Magerungsstufen 140 und 350 noch
vergrößert, nachdem sie bereits die dritte Brennstufe, also hellste Rothglut passirt
hatten, zu einer Zeit, wo der ungemagerte Thon bereits die erhebliche Schwindung von
3,29 Proc. zeigte. In Tabelle IVa hat in der dritten Brennstufe, welche offenbar
einer höheren Temperatur entsprach, als die entsprechende in Tabelle IVa, wie aus
den Schwindungen hervorgeht, allerdings bei allen die Vergrößerung aufgehört; indeß
ist bei der letzten darin enthaltenen Magerungsstufe auch nur eine ganz unerhebliche
Schwindung zu constatiren.
Aus diesen Umständen geht hervor, daß es nicht der Thon ist, auf welchen die
Vergrößerung der Proben beim Brande zurückzuführen ist, sondern der Quarzsand. In
der That zeigte ein Stück Quarz, auf dem zwei Marken angebracht waren, nach dem
Glühen eine Vergrößerung von 0,59 Proc. in linearer Ausdehnung. Die absolute
Genauigkeit dieser Zahl will ich indeß nicht vertreten, da die Marken nicht genügend
scharf hergestellt waren. Außer Zweifel schien mir aber die Vergrößerung zu sein. Es
ist übrigens bekannt, daß krystallinische Kieselsäure, sehr heftiger Hitze
ausgesetzt, specifisch leichter wird, also sich dem Volumen nach ausdehnt, und zwar
kann vor dem Knallgasgebläse die krystallinische Kieselsäure von 2,6 spec. Gew. in
die amorphe mit dem spec. Gew. 2,2 übergeführt werden, was einer Volumvergrößerung
von etwa 18 Proc. entspricht. Es ist weiter bekannt, daß ein der Oberfläche eines
Mauersteines nahe liegendes größeres Quarzstück beim Brande ähnlich sprengend wirkt,
als säße ein Kalkstück in dem Steine — eine Wirkung, die auch nur auf die
Volumvergrößerung des Quarzes zurückgeführt werden kann. Diese Vergrößerung scheint
nun nach obigen Versuchen nicht erst bei hoher Hitze einzutreten, sondern beginnt
bereits, sich bei dunkler Rothglut bemerklich zu machen. Man ist nicht berechtigt,
aus dem Umstande,
daß die meisten Proben in den späteren Brennstufen meiner Versuche keine
Vergrößerung mehr aufweisen, den Schluß zu ziehen, daß mit der gesteigerten
Temperatur die Ausdehnung des Quarzes nicht mehr zugenommen habe. Die beobachteten
Zahlenwerthe sind vielmehr zusammengesetzter Natur, indem sie einen Ausdruck für die
Differenz aus der Volumvergrößerung des Quarzes einerseits und der Schwindung des
Thones andererseits bilden. Es wird dies noch klarer hervortreten, wenn wir auf die
Porositätszahlen näher eingehen.
Zunächst also steht für die Ziegelfabrikation fest, daß mit
Quarzsand gemagerte Steine bei Dunkelrothglut größer sind als im getrockneten
Zustande, und zwar weist das Maximum meiner Versuche eine Vergrößerung von
0,77 Proc. auf. Nähme man also an, daß, abweichend von einer Zieglerregel, die
Steine nicht bis genau ans Gewölbe eines Ofens zu setzen, dies dennoch geschehen
wäre, so würde unter Umständen bei einer Höhe des Einsatzes von 6 M. das Ofengewölbe
um etwa 46 Mm. durch die Vergrößerung herausgedrückt werden, und dies wäre nicht
durch die vorübergehende Ausdehnung in Folge der Temperaturerhöhung geschehen,
sondern durch die dauernde Volumveränderung des Quarzes. Der vorübergehenden
Ausdehnung der Steinsäule des Ofeneinsatzes durch die Temperatur entspricht auch die
Vergrößerung der Ofenwände durch die Temperatur, so daß hierbei wohl ein Heben des
ganzen Ofengewölbes stattfindet, nicht aber ein Herausdrücken des Gewölbes an der
Berührungsstelle des obersten Steines.
Indem wir die Zahlen von Tab. IIIa. und Tab. IVa betrachten, zeigt es sich weiter,
daß die Schwindungsgrößen mit der Magerung beständig abnehmen, daß also der fettere
Thon stärker schwindet als der gemagerte, und zwar für ein und dieselbe Temperatur
betrachtet ganz entsprechend seinem Magerungsgrade. Wenn also der Ziegler allgemein
behauptet, der Sand vermindere die Schwindung des Thones, so hat er diese
Beobachtung von dem schließlichen Endproduct abgeleitet, ohne dabei zu untersuchen,
in welchem Stadium der an einem Steine sich beim Trocknen und Brennen vollziehenden,
ganz verschiedenartigen Vorgänge der Sand diese Wirksamkeit übt. Daß die Schwindung
beim Trocknen aber bis zu einer gewissen Grenze durch Sandzusatz nicht vermindert
wird, haben wir bereits in einer früheren Arbeit (Notizblatt 1873, vergl. 1875 215 136) nachgewiesen.
Von Interesse ist endlich der Aufschluß, welchen die in den Tabellen befindlichen
Porositätszahlen über die Raumveränderungen gewähren, die sich während des Brandes
in einem Steine vollziehen. Zur besseren Veranschaulichung stellen wir auch diese Zahlen in zwei
besonderen Tabellen zusammen.
Tabelle IIIb.
Sand auf 100 Thon.
0
20
50
80
110
140
350
I. Dunkelrothglut
15,03
14,60
13,91
14,18
14,53
13,74
23,14
II. Helle Rothglut
12,19
11,85
12,92
14,13
16,11
16,93
25,14
III. Hellste Rothglut
10,93
10,97
12,77
14,72
16,55
18,01
25,54
Tabelle IVb.
Sand auf 100 Thon.
10
40
70
100
130
160
I. Dunkelrothglut
14,35
14,49
15,12
14,95
14,41
14,00
II. Rothglut
13,43
13,17
15,04
15,05
15,24
13,99
III. Hellste Rothglut
3,59
7,83
11,61
13,41
15,79
16,44
Man hat für gewöhnlich die Vorstellung, daß in dem Maße, als ein Stein stärker
gebrannt wird, sein Gefüge dichter und die Porenmenge des Steines geringer wird.
Diese Vorstellung trifft nicht in allen Fällen zu, und selbst da nicht immer, wo der
Stein offenbar eine Schwindung äußerlich kundgibt, man also zu erwarten berechtigt
ist, daß dieses Schwinden auf Kosten der Poren erfolgt sei. Es liegt dieser
Vorstellung wohl stillschweigend die Annahme zu Grunde, daß bei einer Temperatur,
die hinreicht, eine bedeutende Schwindung des Thones hervorzubringen, namentlich
aber, wenn letzterer einen solchen Grad von zäher Beweglichkeit erlangt, daß man
sagt, er fange an zu klinkern, das in dem Steine enthaltene, häufig recht bunte
Gemisch von verschiedenen Körpern anfange, sich chemisch zu homogenisiren und alle
einzelnen Individuen, um diesen Ausdruck zu gebrauchen, ihre Sonderexistens
aufgeben. Dies ist indeß nicht allgemein zutreffend. Doch lassen wir die Zahlen
sprechen. Vergleichen wir die Porositätszahlen in Tab. IIIb, so sehen wir, daß die
ersten drei Proben 0, 20, 50 nach jeder höheren Brennstufe dichter geworden sind,
daß die Probe 80 gleichsam die Grenze bildet insofern, als hier auf allen drei
Brennstufen kein wesentlicher Unterschied in der Porosität sich zeigt, daß endlich
die drei letzten Magerungsstufen 110, 140 und 350 mit jedem höheren Brande poröser
geworden sind. Aehnliche Erscheinungen zeigen sich bei Tab. IVb, und muß nochmals
darauf hingewiesen werden, daß in diesem Falle die Hitze erheblich höher war, so daß
Probe 10 bereits als Klinker bezeichnet werden mußte, wie ja auch aus der
erheblichen Schwindung und dem geringen Porengehalt hervorgeht. Es ergibt sich also
für Steine, welche
nicht bis zum völligen Fluß gebrannt werden: Durch Quarz
gemagerte Thone werden von einem gewissen Punkte der Magerung ab beim Brennen
nicht dichter, sondern poröser, und zwar um so poröser, je stärker sie gebrannt
werden.
(Fortsetzung folgt.)