Titel: | Rankine's Schiffsmaschinen-Regulator. |
Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 294 |
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Rankine's Schiffsmaschinen-Regulator.
Mit einer Abbildung auf Taf. V [a/2]
Rankine's Schiffsmaschinen-Regulator.
Unter den zahlreichen Vorrichtungen, statt der bei Schiffsmaschinen unverwendbaren
Centrifugalkraft rotirender Massen, andere Regulirungsmittel der Geschwindigkeit
einzuführen, verdient die in Fig. 1 (nach Engineering, April 1875 S. 272) dargestellte
Construction von Robert Rankine in Glasgow einige
Aufmerksamkeit. Das Regulirungsmittel ist hier atmosphärische Luft, welche von der
mit C bezeichneten Luftpumpe bei jedem Einwärtsgange des
Kolbens bis zu einem gewissen Grade comprimirt wird, während sich beim Auswärtsgange
des Kolbens der Cylinder durch das im Kolben angebrachte Ventil v mit frischer Luft füllt. Die beim Einwärtsgang des
Kolbens comprimirte Luft kann durch ein am geschlossenen Ende des Luftcylinders C angebrachtes Ventil E
sowie durch ein zweites Ventil F entweichen, und zwar
mittels des Verbindungsrohres w, welches den
Luftpumpencylinder C mit dem Gehäuse B eines Kolbenschiebers verbindet. Dabei muß jedoch die
Luft, in Folge der kleinen Austrittsöffnungen, einen gewissen Ueberdruck erhalten,
der sich mit Hilfe der Ventile E und F (durch Verkleinerung der Austrittsöffnungen) so
reguliren läßt, daß der Luftdruck auf das Ende des Kolbenschiebers genau dem
Dampfüberdruck, welcher der Differenz der Durchmesser d
und d′ des Kolbenschiebers entspricht, das
Gleichgewicht hält. In Folge dessen bleibt der Kolbenschieber in seiner
Mittelstellung, bei welcher er den Dampfzutritt zu dem Steuerungscylinder A vollkommen absperrt. Das Gehäuse B ist nämlich in der Mittelachse mit einem
Dampfzuleitungsrohre verbunden, so daß im Inneren des Schiebers fortwährend
Dampfdruck nach beiden Seiten herrscht; die beiden äußeren, in den Schieber
eingedrehten Ringe stehen mit dem Dampfausströmungsrohre in Verbindung.
Sobald sich nun der Druck der comprimirten Luft verändert, kommt auch der
Kolbenschieber aus seiner Gleichgewichtslage, läßt dabei auf der einen oder anderen
Seite des Steuercylinders A frischen Dampf ein und
verschiebt den Kolben nach rechts oder links, bis die normale Pressung der
comprimirten Luft wieder hergestellt ist.
Die Verbindung des hier beschriebenen Regulators mit der Dampfmaschine ist nun leicht
erklärlich. Der Kolben der Luftpumpe C steht durch die
Schubstange s mit irgend einem oscillirenden oder
rotirenden Theile der Maschine in fester Verbindung, die Kolbenstange des
Steuercylinders A dagegen durch das Gelenk H mit dem Drosselventil oder der Expansionsvorrichtung.
Bei erhöhter Geschwindigkeit der Maschine genügen die Oeffnungen bei E und F nicht mehr zum
normalen Austritt der Luft, die Spannung erhöht sich und der Kolbenschieber wird
nach rechts verschoben; umgekehrt bei Abnahme der Geschwindigkeit genügt schon ein
geringerer Ueberdruck, um das angepumpte Luftquantum aus den Oeffnungen E und F hinaus zu treiben;
die Spannung der Luft
nimmt ab, und der Kolbenschieber wird von dem auf die Ringfläche d′—d herrschenden Dampfüberdruck nach
rechts verschoben.
Dabei genügt eine kleine Regulirung mittels der Ventile E
und F, um den Regulator auf jede beliebige
Geschwindigkeit einzustellen — ein Vorzug, welcher im Vereine mit der
prompten Wirkungsweise des ganzen Apparates dessen mehrfache Anwendung in der
englischen Marine veranlaßt haben dürfte. (Mit der Ausführung beschäftigt sich die
Firma Steven und Struthers in
Glasgow.)
Für stabile Maschinen erscheint derselbe, abgesehen von der complicirten und
kostspieligen Einrichtung, schon aus dem einen Grunde nicht anwendbar, als die hier
gewöhnlich stark wechselndeu Kesselspannungen, selbst bei unveränderter
Geschwindigkeit der Maschine, ein fortwährendes Reguliren der Luftcompression auf
wechselnde Gleichgewichtsdrücke erfordern würde.
Zum Schlüsse möge noch auf das interessante Detail des Dampfkolbens verwiesen werden,
welcher am oberen Ende mit schiefen Löchern durchbohrt ist, um auch beim
Ueberschreiten des Dampfcanales dem Dampfe noch Zutritt hinter den Kolben zu
ermöglichen.
M.