Titel: Reversirvorrichtung mit Hilfscylinder.
Fundstelle: Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 469
Download: XML
Reversirvorrichtung mit Hilfscylinder. Mit Abbildungen auf Taf. X [a/3]. Reversirvorrichtung mit Hilfscylinder. Das englische Fachblatt Engineering bringt in seinen letzten Nummern von April und Mai ausführliche Zeichnungen über die Propeller Maschinen eines neuen Postschiffes zwischen Liverpool und Newyork, welche nun schon seit 1½ Jahren in Betrieb stehen und wohl zu den größten jetzt existirenden Schiffsmaschinen gehören (Durchmesser des Hochdruckcylinders 1930mm, des Niederdruckcylinders 3048mm, Hub 1524mm). Referent entnimmt diesen Zeichnungen die in Fig. 1 und 2 dargestellten Skizzen, welche ein besonders interessantes Detail, die Umsteuerungsvorrichtung, enthalten. Vorher sei noch angeführt, daß der Hochdruckdampfcylinder eine Doppelschiebersteuerung besitzt, welche durch Verstellung des Expansionsschiebers auf variablen Hub — in einer von einem Excenter bewegten Coulisse — den Füllungsgrad von 10 bis 60 Proc. zu variiren gestattet. Die Vertheilungsschieber des Hoch- und Niederdruckcylinders werden durch Stephenson'sche Coulissen bewegt, die je von einem auf Vorwärtsgang und einem auf Rückwärtsgang aufgekeilten Excenter in Thätigkeit gesetzt werden, während das Excenter des Expansionsschiebers um 180° der Kurbel vorauseilt, und in Folge dessen bei der Reversirung unverändert bleiben kann. Es handelt sich somit hierbei nur um die Verschiebung der beiden Coulissen für die Vertheilungsschieber, und, nachdem diese Coulissen durch gegabelte Zugstangen mit den Hebeln einer eigenen Reversirwelle verbunden sind (vergl. den Grundriß in Fig. 2), schließlich nur mehr um die Verdrehung dieser Welle im einen oder anderen Sinne. Zu diesem Zweck ist über der erwähnten Reversirwelle ein Steuercylinder angebracht, dessen Kolbenstange einen Kreuzkopf trägt, von welchem aus zwei Zugstangen zu den aufrechtstehenden Hebeln der Reversirwelle gehen. Durch die von Hand bewerkstelligte Verschiebung des Dampfschiebers, mittels der in Fig. 1 ersichtlichen Hebelverbindung, könnten nun ohne weiteres die Coulissen auf Vor- oder Rückwärtsgang mittels des Steuerkolbens geschoben werden, wenn es nicht hier speciell erwünscht wäre, die Umsteuerung und die jeweilige Stellung der Coulisse unter genauer Controle zu haben. Und hierzu ist ein äußerst sinnreicher Mechanismus verwendet, der darin besteht, daß die Kolbenstange des Steuercylinders zwar direct an den Kreuzkopf, welcher die Schubstangen zur Reversirwelle trägt, angreift, denselben aber doch nicht selbstständig bewegen kann, nachdem sie innen ausgebohrt und auf ein steiles Schraubengewinde eingeschnitten ist, das an dem Ende einer von Hand mittels Griffrades drehbaren Spindel angebracht ist. Dieses Gewinde nun leistet der Fortbewegung des Kolbens soviel Widerstand, daß selbst bei Dampfzutritt vor oder hinter dem Steuerkolben keine Bewegung des Kreuzkopfes erfolgen kann; andererseits aber genügt der Druck des Kolbens vollkommen, um den Widerstand der Coulissen und der Dampfschieber zu überwältigen, so daß der Drehung der Spindel keine weitere Function zufällt, als der Arbeit des Steuerkolbens auf die Reversirwelle freies Spiel zu lassen. Der Maschinist hat somit beim Umsteuern nichts weiter zu thun, als den Schieber des Steuercylinders zunächst entsprechend zu verschieben, dann aber durch im selben Sinne erfolgende Drehung der Steuerspindel die Reversirwelle vom Steuercylinder so weit verschieben zu lassen, als es ihm erforderlich dünkt. M.

Tafeln

Tafel Taf.
									X
Taf. X