Titel: | Ueber das Absüssen des Chlorkaliums in den chemischen Fabriken von Strassfurt und Leopoldshall; von G. Krause. |
Autor: | G. Krause |
Fundstelle: | Band 217, Jahrgang 1875, S. 45 |
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Ueber das Absüssen des Chlorkaliums in den
chemischen Fabriken von Strassfurt und Leopoldshall; von G. Krause.
Krause, über das Absüßen des Chlorkaliums.
Bei dem Uebergange eines festen Körpers in den flüssigen Zustand wird Wärme gebunden.
Man hat in chemischen Laboratorien vielfach Gelegenheit, dieses Gesetz beim Lösen von Salzen verfolgen
zu können. Vorzugsweise eignen sich hierzu aber chemische Fabriken, welche die
producirten Salze, um ihren Procentgehalt zu erhöhen, abzusüßen pflegen; ich
beobachtete nun in einer Chlorkaliumfabrik die Temperaturerniedrigungen, welche beim
Decken des Salzes durch Wasser eintraten.
Das Chlorkalium wird durch gewisse Lösungsverhältnisse den Carnellitsalzen entzogen
und aus der Lösung durch Krystallisation ausgeschieden. Dieses sogen. erste Product
hat folgende Zusammensetzung, wenn es unabgesüßt und feucht ist:
Chlorkalium
58,24
Chlornatrium
21,80
Chlormagnesium
4,75
Magnesiumsulfat
1,46
Wasser
13,75
In diesem quantitativen Verhältnisse wird das Chlorkalium jedoch nicht abgegeben, da
es zu 80, 85, 90 und 95 Proc. verlangt wird. Durch ein Umkrystallisiren würden die
Kosten zu erheblich und die Ausbeute zu gering werden. Um nun das Salz reicher an
Chlorkalium zu machen, wird es mit kaltem Wasser behandelt, es wird gedeckt oder
abgesüßt. Man füllt hölzerne Bottige oder eiserne Kästen von 2m Höhe und 2m Breite damit vollständig an und läßt dann
so viel Wasser darauf, daß dieses 5 bis 10m
übersteht. Nach Verlauf von 1 bis 2 Stunden wird die entstandene Lösung, die
Absüßlauge, durch eine Oeffnung nahe am Boden des Bottigs abgelassen und
nöthigenfalls das Salz nochmals abgesüßt. Hierdurch werden zunächst Chlormagnesium
und Chlornatrium entfernt, zuletzt Magnesiumsulfat. Es geht freilich auch
Chlorkalium zum Theile mit in Lösung, jedoch löst sich dieses in der Kälte viel
weniger als in der Wärme, während Chlornatrium in beiden Fällen nahezu gleich
löslich ist. Die Wärme, welche beim Ueberführen der festen Salze in den flüssigen
Zustand latent wird, ist mithin sehr günstig für den Proceß. Ich gebe in Weiterem
die Resultate eines Absüßversuches und die Analysen der aus der Wirkung dieser
Operation hervorgegangenen Producte.
1. Absüßen.
Bemerkungen.
Zeit.
Grade.
11 U. 30 M.
15
Temperatur der Luft.
11 „ 40 „
14
Temperatur des Salzes; Wasser aufgelassen.
12 „ 30 „
12
Salz und Lauge.
2 „
– „
10
Salz.
2 „ 2 „
6
Lauge; abgelassen zeigte sie 28,5° B.
2. Absüßen.
4 „
– „
12
Wasser aufgelassen.
4 „ 10 „
10
Salz.
4 „ 11 „
5
Lauge.
5 „
– „
– 2
Salz mit viel Lauge umgeben.
6 „
– „
– 1
Lauge abgelassen, 27,5° B.
Das Chlorkalium, dessen Zusammensetzung oben angegeben, wurde nach dem zweimaligen
Absüßen im Flammofen calcinirt. Die Zusammenstellung der Analysen der
Durchgangsproducte bis zum Endproduct zeigt das Steigen des Gehaltes an Chlorkalium
durch das Decken.
Unabgesüßt.
1mal abgesüßt.
2mal abgesüßt.
Calcinirt.
Wasserhaltig.
Chlorkalium
58,24
62,82
80,61
85,51
Chlornatrium
21,80
18,42
9,97
11,21
Chlormagnesium
4,75
1,10
0,04
0,00
Magnesiumsulfat
1,46
0,70
0,66
0,66
Wasser
13,75
16,96
8,72
2,62
––––––––
––––––––
––––––––
––––––––
100,00
100,00
100,00
100,00
Wasserfrei
berechnet.
Chlorkalium
67,52
75,65
88,31
87,81
Chlornatrium
25,27
22,18
10,92
11,50
Chlormagnesium
5,50
1,32
0,04
0,03
Magnesiumsulfat
1,69
0,84
0,72
0,64
––––
––––
––––
––––
99,98
99,99
99,99
99,98
Die scheinbare Ungenauigkeit bei der Analyse des zweimal abgesüßten wasserhaltigen
Productes im Vergleich zu der des calcinirten ist in der Schwierigkeit zu suchen,
mit welcher eine genaue Durchschnittsprobe einer großen Menge Salz erhalten werden
kann. Das Wasser ist aus dem Verluste berechnet.
Analysen der Süßlaugen.
1. Süßlauge
2. Süßlauge
(28,5° B., 20° C.)
(27,5° B., 21° C.)
Wasserhaltig.
Chlorkalium
7,59
8,90
Chlornatrium
9,07
13,10
Chlormagnesium
11,28
5,62
Magnesiumsulfat
1,85
1,10
Wasser
70,21
71,28
––––––––
––––––––
100,00
100,00
Wasserfrei
berechnet.
Chlorkalium
25,47
30,98
Chlornatrium
30,44
45,61
Chlormagnesium
37,86
19,56
Magnesiumsulfat
6,21
3,83
––––––––
––––––––
99,98
99,98
Es ist hiernach ersichtlich, daß beim ersten Absüßen das Wasser ungefähr 1/8 der
Menge des Chlorkaliums vom Rohproducte, jedoch fast die Hälfte Chlornatrium, also
das Vierfache vom Chlorkalium, löste; beim zweiten Absüßen: 1/1 Chlorkalium, 2/3
Chlornatrium, worauf der Nutzen des Deckens beruht.