Titel: | Ueber Compression und schädlichen Raum der Dampfmaschinen von L. Trasenster. |
Fundstelle: | Band 217, Jahrgang 1875, S. 150 |
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Ueber Compression und schädlichen Raum der
Dampfmaschinen von L. Trasenster.
Trasenster, über Compression und schädlichen Raum der
Dampfmaschinen.
Einem von Trasenster in der Association des Ingénieurs in Lüttich gehaltenen
Vortrage entnimmt Ref. folgende einfache und rationelle Berechnung der
Compressionswirkung im schädlichen Raum der Dampfmaschinen, welche um so
willkommener erscheinen dürfte, als diese wichtige Partie der Dampfarbeit selbst in
der bekannten Schrift von Völkers (Indicator, S. 55 ff.)
nur wenig übersichtlich abgehandelt ist.
Es werde zunächst die Arbeitsleistung eines Volums Dampf
berechnet, wenn die Compression im schädlichen Raum bis zur Anfangsspannung des
frisch eintretenden Dampfes getrieben wird.
Dabei bezeichne
V das Volum des neu eintretenden Kesseldampfes,
v' den Inhalt des schädlichen Raumes,
P die Anfangsspannung im Cylinder,
p die Endspannung am Schlusse der Expansion,
P₀ den Gegendruck des austretenden Dampfes, und
endlich bedeute
n = P/p das Expansionsverhältniß.
Danach ist:
Die Volldruckarbeit beim Eintritte des Dampfvolums V von der Spannung P in den
Cylinder
P V.
Die Expansionsarbeit des Dampfvolums V + v' von der Spannung P auf die Spannung p
P (V + v') log nat n.
Die ganze Gegendruckarbeit bei n (V + v')
– v' Cylinderinhalt
– P₀ [n (V + v') – v'].
Die Compressionsarbeit gleich der Expansionsarbeit des
Dampfvolums v' von P auf P₀
– Pv' log nat P/P₀.
Diese Arbeit tritt an die Stelle der vorher berechneten
Gegendruckarbeit für ein Cylindervolum v' (P/P₀) – v' somit ist die Arbeitsleistung um den entsprechenden
Beitrag von
+ P₀ (v'
P/P₀ – v')
wieder zu vermehren.
Die gesammte Arbeit des Dampfvolums V
beträgt somit
T₁
=
PV + P (V + v')
log nat n – P₀ [n (V + v') – v'] – Pv' log nat
P/P₀ + Pv' – P₀ v'
=
P (V + v') (1 + log nat n) – Pv' log nat P/P₀ – P₀ n (V
+ v')
Berechnen wir statt dessen die Arbeit T₂ desselben Dampfvolums
V, wenn bei derselben
Expansion n keine Compression stattfindet, so muß
zunächst der frische Dampf den schädlichen Raum v' bis
auf den kleinen Raum v' (P₀/P) ausfüllen, welcher durch den
Gegendruckdampf erfüllt wird, und es kommt somit nur das Volum V – v' + v' (P₀/P) zur Arbeit im Cylinder, daher die Volldruckarbeit
P [V – v' (1 – P₀/P)].
Bei der Expansion kommt zum Arbeitsvolum der Volldruckperiode V – v' + v' (P₀/P) selbstverständlich der ganze Betrag v' des schädlichen Raumes hinzu, und es beträgt die
Expansionsarbeit
P (V + v' P₀/P) log nat n.
Der Gegendruck wirkt auf ein gesammtes Cylindervolum n (V + v' P₀/P) – v' und beträgt somit
– P₀ n (V + v' P₀/P) + P₀ v'.
Hiernach ist die gesammte Arbeit
T₂ = P [V – v' (1 –
P₀/P)] + P (V + v' P₀/P) lg nat n – P₀
n (V + v' P
₀/P) + P₀
v'.
Die Subtraction beider Ausdrücke ergibt
T₁ – T₂
= v' [(P – P₀) (2 + log nat n
– P₀/P n)
– P log nat P₀/P]
d. i. der Mehrbetrag an Arbeit, den man bei Verwendung desselben Dampfquantums durch Compression auf
die Anfangsspannung erhält.
Würde man aber, statt im zweiten Falle dasselbe Dampfquantum V zu verwenden, den
schädlichen Raum dadurch auf die Kesselspannung bringen, daß man außer dem Volum V noch das Dampfvolum v'
– v' (P₀/P) einströmen läßt, so erhöht sich die Arbeit
selbverständlich – entsprechend dem Mehrverbrauch an Dampf – um die
Größe
P v' (1 – P₀/P) = (P
– P₀) v',
und es entspricht nun den praktischen Bedingungen am
besten, diese durch Mehrverbrauch an Dampf erzielte
Arbeitsleistung mit der durch Compression erzielbaren zu
vergleichen. Die Division beider Ausdrücke ergibt dieses Verhältniß:
Textabbildung Bd. 217, S. 151
Dieser Ausdruck gibt das Verhältniß der durch Compression ohne erhöhten Dampfverbrauch erzielbaren Mehrleistung zu
der durch Erfüllung des schädlichen Raumes mit frischem Dampfe erhältlichen Arbeit,
und kann je nach den Umständen größer oder kleiner, positiv oder negativ sein.
Wenn die Expansion bis zur Gegendampfpressung getrieben wird,
somit P₀ = p und P/P₀ = n, so wird
D = 1 – log nat
n/(n – 1),
bleibt somit unter allen Umständen positiv und zeigt
einen thatsächlich durch Compression erzielbaren Gewinn an, welcher um so größer
ist, je höher das Expansionsverhältniß gesteigert wird; denn
für n =
2
wird D
=
0,31
4
=
0,54
10
=
0,75
20
=
0,84
100
=
0,954.
Wird hingegen die Expansion nicht bis zur Gegendampfspannung
getrieben, und dieser letztere Fall findet sogar gewöhnlich bei den Dampfmaschinen
statt, so ergeben sich aus der allgemeinen Formel, je nach dem Verhältnisse von P, P₀ (in Atm. eff.) und n sehr verschiedene Werthe für D, wie aus der
nachstehenden Tabelle ersichtlich ist.
P
P₀
n
D
2335
0,10,10,10,1
4 51010
+ 0,03– 0,08+ 0,45+ 0,10
für Condensations-Maschinen.
34557
1,01,01,01,01,0
1 1 1 4 1
+ 0,02– 0,10– 0,21+
0,57– 0,41
für Hochdruck-Maschinen.
Man sieht daraus, daß Compression desto weniger günstig wirkt, je
größer die Anfangsspannung und je geringer die Expansion ist, ja daß sie sogar in
solchen Fällen, wenn D negativ wird, entschieden
schädlich wirkt; andererseits erreicht der durch Compression erzielbare Nutzen bei
großer Expansion einen bedeutenden Werth und nähert sich beispielsweise für p = P₀ und n = 100 bis auf 5 Proc. der Einheit, welche er jedoch
nie vollkommen erreicht. Es ist somit in allen Fällen unrichtig zu erwarten, daß
durch Compression auf die Anfangsspannung der Einfluß des schädlichen Raumes
eliminirt werde, obwohl gerade diese Phrase oft genug gebraucht und wiederholt
worden ist.
Im Gegentheil ist die Compression selbst nach dieser
ausschließlich theoretischen Berechnung in den meisten Fällen der Anwendung nur von
geringem Werthe, und wird noch ungünstiger, wenn man die Ueberhitzung des
comprimirten Dampfes und verschiedene andere praktische Nachtheile in Betracht
zieht. (Vergl. damit die ziemlich übereinstimmenden Schlußfolgerungen von Völkers a. a. O.)
M.