Titel: | Darlington's Patent-Gesteinsbohrmaschine; von Civilingenieur H. Simon in Manchester. |
Fundstelle: | Band 217, Jahrgang 1875, S. 177 |
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Darlington's
Patent-Gesteinsbohrmaschine; von Civilingenieur H. Simon in Manchester.Nach der Zeitschrift des berg- u. hüttenmännischen Vereins für Kärnten,
1875 S. 151.
Mit Abbildungen auf Taf.
IV [c.d/4]
Simon, über Darlington's Gesteinsbohrmaschine.
Alle bisher construirten Gesteinsbohrer leiden an zu großer Complication und sind in
Folge dessen dem Uebelstande schneller Abnützung der daran vorhandenen kleinen
beweglichen Theile unterworfen, welche zumal für die Dampf- oder
LuftvertheilungIch bemerke hierbei im voraus, daß überall, wo ich von Dampf spreche, ebenso
gleichzeitig comprimirte Luft gemeint ist, da es für die Maschine
vollständig gleichgiltig ist, ob sie mit Dampf oder Luft betrieben wird. und für die Hervorbringung der rotirenden Bewegung des Bohrstahles bis jetzt
für nöthig gehalten worden waren. Der Darlington'sche
neue Gesteinsbohrer dagegen zeichnet sich von allen anderen durch eine ans Aeußerste
grenzende Einfachheit aus. Die Maschine besitzt gar keine Ventile, auch nicht etwa
einen complicirten oder mit Canälen versehenen Kolben. In Folge dessen sind absolut
gar keine beweglichen speciellen Theile für die Dampfvertheilung nöthig, und gerade
diese sind es in allen anderen Maschinen, welche fortwährend Ersatzstücke nöthig
machen.Jeder, welcher irgend welche der bisher gebräuchlichen Gesteinsbohrmaschinen
längere Zeit benützt hat. wird wissen, daß sie ausnahmslos sehr bedeutende
Reparaturkosten verursachen, und daß diese nicht blos durch die nöthigen
Geldausgaben, sondern auch durch die fortwährenden Stillstände der Maschine
höchst lästig werden. Eine weitere Folge der Abwesenheit aller solcher kleinen Mechanismen besteht
darin, daß der Darlington'sche Bohrer eine größere Anzahl
von Hüben per Minute machen kann.
In Fig. 16 ist
die Maschine im Längenschnitte dargestellt; dieselbe besteht nur aus zwei
Haupttheilen; das eine Stück ist der Cylinder A mit
Deckel, das andere der Kolben B mit dem Bohrer. Die
Kolbenstange und der Kolben sind aus einem Stücke, an dessen Ende sich ein Loch
ausgebohrt befindet, um das Ende des stählernen Bohrers aufzunehmen. Die Befestigung
des letzteren (Fig.
16 und 17) ist ebenfalls auf eine sehr praktische Art bewerkstelligt, welche
viele Uebelstände, wie sie bei anderen Bohrern an dieser Stelle vorkommen,
beseitigt. Der Bohrer wird nämlich weder in die Kolbenstange eingeschraubt, noch
durch eine Stellschraube festgehalten, sondern geht durch eine schmiedeiserne Oese
K, welche vorher von der einen Seite durch das Ende
der Kolbenstange geschoben wird und an dem einem Ende mit einem Schraubengewinde
versehen ist. Durch Festanziehen der darauf laufenden Mutter wird der Bohrer
sicherer befestigt als auf irgend eine andere bekannte Art. Ein wohl hervorhebender
Nebenvortheil dieser Befestigungsweise ist der, daß auch die Bohrstähle dadurch viel
einfacher anzufertigen sind. Bei vielen anderen Maschinen erfordert die
Befestigungsart der Stähle entweder Gewinde und Muttern am Ende des Stahles oder
Schlitze im Bohrstahle und Keile, während beim Darlington-Bohrer das Ende ohne jede Veränderung benützt werden kann,
folglich die Herstellung dieser Bohrer bei Bergwerken oder öffentlichen Bauten, wo
Werkzeugmaschinen nicht immer zur Hand sind, auch eine sehr vereinfachte ist.
Es ist aus der Zeichnung (Figur 16, 18 und 19) leicht ersichtlich,
daß der Kolben B selbst auf die folgende Art die
Dampfvertheilung bewirkt. Der ringförmige Querschnitt des Kolbens auf der unteren
Seite ist bedeutend kleiner als der Querschnitt des Cylinders, der Druck des Dampfes
wirkt ununterbrochen auf diesen kleinen ringförmigen Querschnitt; deshalb muß sich
der Kolben im Cylinder heben, so lange auf der oberen Seite desselben kein
Gegendruck vorhanden ist. Bald nach dem Beginne dieser Hebung deckt der Kolben mit
seiner oberen Kante zuerst die Dampfausströmungsöffnung D des Cylinders und gleich darauf öffnet er dem Dampfe, welcher sich bis
dahin durch den unteren Theil des Kolbens eingesperrt befand, den Weg durch den
Canal E nach der oberen Seite des Kolbens. Das Moment,
welches bei diesem Aufgange sich im Kolben angesammelt hat, treibt ihn hierauf bis
zur Höhe, auf welcher der Druck des Dampfes auf die größere obere Seite des Kolbens
demselben gleich wird, und nunmehr seine Bewegung sich in eine rückgängige
umwandelt. Es ist hieraus klar, daß der Niedergang des Kolbens und Bohrers nur mit
jener Kraft stattfindet, welche aus der Differenz der Oberflächen der unteren und
oberen Seite des Kolbens entspringt. Die Dampfausströmungsöffnung D ist in einer solchen Höhe angebracht, daß dieselbe
niemals mit der unteren Seite des Kolbens communiciren kann, aber beim Niedergang
wird dieselbe fast augenblicklich geöffnet, nachdem die Dampfausströmungsöffnung E geschlossen ist. Je nach der diesen beiden Oeffnungen
im Dampfcylinder gegebenen Stellung zu einander wird der Dampf oder die comprimirte
Luft mehr oder weniger mit Expansion arbeiten.
Es geht aus dieser Beschreibung auch hervor, daß der Kolben an jeder beliebigen
Stelle des Cylinders seinen Gang beginnen kann. Die Durchschnittszahl der Schläge
ist bei dieser Maschine zwischen 600 und 600 per Minute. Ferner wird auch klar
werden, daß das Quantum Dampf, welches nöthig ist, um einen Doppelhub der Maschine
zu bewirken, nur so groß ist, um das obere Ende des Cylinders zu füllen; denn
derjenige Dampf, welcher zum Heben des Kolbens nöthig
ist, wird nicht wirklich
verbraucht; vielmehr bildet der untere Theil des
Cylinders bis zur Einströmungsöffnung E eigentlich nur
einen Theil des Dampfraumes, des Dampfkessels oder aber des Reservoirs für
comprimirte Luft. Der bei der Maschine zur Verwendung kommende Dampfdruck ist ein
beliebiger und muß sich nach der Arbeit der Maschine richten, oder es kann bei einem
vorhandenen bestimmten Dampfdruck und für Arbeit in bestimmten Gesteinen und unter
bestimmten Verhältnissen die Proportion zwischen der oberen und unteren Fläche des
Cylinders leicht diesen Verhältnissen angemessen werden. Das Ersparniß an Dampf,
zumal aber an comprimirter Luft, durch den eben erwähnten Umstand, daß nämlich der
zum Aufgange des Bohrers nöthige Dampf (bez. Luft) gar nicht zur Consumtion kommt,
ist ein bedeutendes.
Die Vorrichtung, um dem Bohrer eine continuirliche kleine Bewegung um seine
Längenachse zu geben, ist aus Figur 16 und 20 leicht
ersichtlich. Am Deckel des Cylinders ist nämlich eine Stange angebracht, welche drei
spirale Züge hat und an ihrem oberen Ende ein Sperrrad g
trägt. Es geht ohne weitere Erklärung aus der Zeichnung hervor, daß jeder Hub des
Kolbens diese Stange nach der einen Richtung drehen wird, daß aber beim Rückgange
die Sperrklinken der Stange nicht erlauben werden, sich zurück zu drehen, und daß in
Folge dessen der Kolben mit dem Bohrer selbst sich drehen muß; das am oberen Ende
des Kolbens auf der Zeichnung gezeigte Metallstück ist natürlicher Weise in
demselben gut befestigt und greift in die drei Züge der Stange H ein.Aus dem Vorhergegangenen geht hervor, daß auf dem Aeußeren der Maschine
irgend welche Mechanismen nicht angebracht sind, welche wie bei anderen
bekannten Gesteinsbohrern meist dem Spritzen schmutzigen und sandigen
Wassers ausgesetzt sind und dadurch noch schneller ruinirt werden.
Es ist ferner besonders hervorzuheben, daß weder der Kolben noch diejenige Stelle am
Cylinder, welche an anderen Maschinen eine Stopfbüchse enthalten würde, mit Packung
irgend einer Art, welche fortwährende Aufmerksamkeit erfordert, versehen ist. Die
Erfahrung hat gezeigt, daß bei sorgfältiger Ausführung der Maschine diese Packungen
vollständig unnütz sind und daß keine Verluste an Dampf eintreten. Die in den Kolben
eingedrehten ringförmigen Ruthen, resp. die an der unteren Führung in den Cylinder
eingedrehten Ruthen, füllen sich mit Schmiermaterial, und die Kürze der einzelnen
Hübe der Maschine, deren oft 10 bis 15 auf eine Secunde kommen, gibt diesem
Schmiermaterial nicht die Zeit, aus den Ruthen herausgeblasen zu werden. Dabei muß
berücksichtigt werden, daß während etwa 3/4 der ganzen Zeit, welche zu einem Hube
nöthig ist, der Druck auf der oberen und unteren Fläche des Kolbens derselbe ist, also auch von
dieser kurzen Zeit nur 1/4 übrig wäre, während welcher das Schmiermaterial zwischen
Kolben und Cylinder hindurch geblasen werden könnte. Diese Zeit dürfte im
Durchschnitte nicht 1/50 Secunde übersteigen. Das nöthige Schmiermaterial, in
einigen Tropfen Oel bestehend, wird leicht durch die Austrittöffnung D eingeführt. Die Praxis hat die Richtigkeit dieser
Anschauung vollständig bewährt.
Es bleibt nun nur noch zu bemerken, daß die Darlington'sche Gesteinsbohrmaschine nicht durch irgend welche selbstthätige
Vorrichtung zum Vorrücken des Bohrers complicirt ist. Die Praxis hat Beweise, daß
alle zum Theile sehr ingeniöse Vorrichtungen eben an Complication und fortwährenden
Reparaturen laboriren und daß, da jeder Gesteinsbohrer doch menschliche Aufsicht
verlangt, es den vielen Uebelständen gegenüber keinen berücksichtigenswerthen
Vortheil bietet, den betreffenden Mann nicht auch das Vorrücken der Maschine mittels
Drehung einer einfachen Kurbel und Schraube bewirken zu lassen. Es wird auf diese
Art leicht, je nach der Thätigkeit der Maschine, dem manchmal variirenden Dampfdruck
und der veränderlichen Härte des Gesteines, das augenblickliche Vorrücken mittels
der Hand den Verhältnissen anzupassen; der Gewöhnlichste Arbeiter lernt dies im
Laufe einer Stunde leichter als die Behandlung eines complicirten selbstthätigen
Mechanismus.
Was die Befestigung der Maschine über oder neben ihrer Arbeit betrifft, so kann
dieselbe auf jede beliebige Art bewerkstelligt werden, und ist es nicht nöthig, in
dieser Beziehung irgend einen Unterschied anderen Maschinen gegenüber zu machen. Es
ist vortheilhaft, beim Anfang des Bohrens eines Loches die Maschine langsamer gehen
zu lassen; sie kann mit einem Druck von 4k,5 arbeiten. Für gewöhnlich sind 15k,8 empfehlenswerth, unter gewissen Verhältnissen aber kann der Druck mit
Vortheil bis zu 22k,5 und mehr gesteigert
werden.