Titel: | Orsat's Apparat zur schnellen Untersuchung der Rauchgase; von Dr. J. Aron. |
Autor: | Julius Aron |
Fundstelle: | Band 217, Jahrgang 1875, S. 220 |
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Orsat's Apparat zur
schnellen Untersuchung der Rauchgase; von Dr. J. Aron.
Mit einer Abbildung.
Aron, über Orsat's Apparat zur schnellen Untersuchung der
Rauchgase.
Der Orsat'sche Apparat ermöglicht, binnen weniger Minuten
die Zusammensetzung der Rauchgase festzustellen. Die Wichtigkeit einer solchen
Bestimmung ist einleuchtend. Wenn man die Zusammensetzung der aus einem Ofen
entweichenden Gase kennt, ist man im Stande, den Gang desselben so zu reguliren, daß
man den größten Nutzeffect von dem verbrannten Material erzielt, daß man das für
eine vollkommene Verbrennung nöthige Quantum atmosphärischer Luft ohne schädlichen
Ueberschuß in den Ofen hineinläßt. Läßt man mehr Luft
durch den Ofen streichen, als zur vollkommenen Verbrennung des Brennmateriales
nöthig ist, so wird einmal die überschüssige atmosphärische Luft sich auf Kosten der
wirklich erfolgten Verbrennung erhitzen, mithin die durch jene Verbrennung
erzielbare Endtemperatur herabsetzen; sodann wird aber, da die Luft zum Entweichen
aus dem Schornstein einer gewissen Endtemperatur bedarf, eine gewisse Menge Wärme
ungenützt verloren gehen, und zwar steht letztere im Verhältniß zu der Menge Luft,
die man überschüssig durch den Ofen gejagt hat. Läßt man weniger Luft in den Ofen treten, als zur vollständigen Verbrennung
erforderlich ist, so bildet sich bekanntlich nicht nur Kohlensäure, sondern auch
Kohlenoxyd, und in diesem Falle entweicht direct wirkliches Brennmaterial, noch dazu
mit der zum Entweichen aus der Esse erforderlichen Wärme beladen.
Es ist nun erfreulich, einen Apparat zu besitzen, mit Hilfe dessen man im Stande ist,
in wenigen Minuten
Bei Versuchen, welche in letzter Zeit auf dem Kalkwerk des Baumeisters
Friedrich Hoffmann am Nordhafen in Berlin
angestellt wurden, war es möglich, in Zeit von ca. 6 Stunden 60 Analysen mit
zwei Orsat'schen Apparaten auszuführen, so daß
auf jede Analyse ca. 12 Minuten incl. der Vorbereitungen bei Aenderung der
Aufstellung der Apparate entfallen, um an verschiedenen Stellen des
Ringofens Proben zu nehmen. Was die Genauigkeit der Resultate betrifft, so
sei bemerkt, daß Proben, zu gleicher Zeit mit zwei Apparaten aufgesogen, in
der Regel nicht 1/2 Proc., nie über 1 Proc. in ihrer Zusammensetzung von
einander abweichen, was für technische Zwecke ausreichend sein dürfte. eine Untersuchung der Feuerluft auszuführen und je nach dem Ausfall
derselben den Luftzutritt zum Feuer zu reguliren, und welcher zu seiner Handhabung
nicht der Hand eines Chemikers bedarf, sondern von jedem intelligenten Fabrikanten
oder geschickten Arbeiter bedient werden kann. Der Apparat ist von Orsat angegeben und beschrieben in einer Broschüre von A.
Fichet in Paris: Ueber die Anwendung der Gasfeuerung
für industrielle Zwecke. Der Apparat gibt zwar nicht die genauen Resultate, welche
für wissenschaftliche Zwecke gefordert werden müssen und beschränkt sich auch nur
auf die Bestimmung der Hauptbestandtheile der Feuerluft, Kohlensäure, Sauerstoff,
Kohlenoxyd und Stickstoff, besitzt aber immerhin eine genügende Genauigkeit für
praktische Zwecke.
Der erste aus Paris von J. Salleron bezogene Apparat
erwies sich als zu zerbrechlich für den Gebrauch in der Fabrik und in den Händen
Ungeübter, und erschien es deswegen nöthig, einige Abänderungen mit demselben
vorzunehmen. In dieser verändertenDas chemische Laboratorium der Deutschen Töpfer- und
Ziegler-Zeitung in Berlin hat einige Apparate anfertigen lassen und
kann dieselben zum Preise von 150 M. incl. Chemikalien für 1500 bis 2000
Rauchgasanalysen abgeben. Gestalt zeigt ihn die Abbildung auf Seite 222. Die Benützung des Apparates
beruht darauf, daß ein gemessenes Quantum der Rauchgase aus dem Ofen aufgesogen und
dieses nach und nach mit auf einer großen Oberfläche vertheilter Natronlauge, dann
mit pyrogallussaurem Natron und schließlich mit einer ammoniakalischen
Kupferchlorürlösung zusammengebracht wird. Die erstere nimmt die Kohlensäure daraus
fort, das zweite den Sauerstoff, das dritte ist ein Lösungsmittel für das
Kohlenoxydgas, so daß als Rest nur Stickstoff bleibt. Werden nun 100cc der Rauchgase abgemessen und nach jeder
Behandlung derselben mit den verschiedenen Absorptionsflüssigkeiten die Volumabnahme
gemessen, so erhält man direct ohne Rechnung die Volumprocente der einzelnen
Hauptbestandtheile durch die in Cubikcentimeter ausgedrückten Volumabnahmen. Die Einrichtung des Apparates
ist folgende.
Textabbildung Bd. 217, S. 222
Eine cylindrische graduirte Glasröhre M steht einerseits
mittels eines durch einen Quetschhahn verschließbaren Kautschukschlauches mit einer
Flasche A in Verbindung, andererseits läuft sie in ein
sehr enges Glasrohr aus, welches durch eine
Stopfbüchse mit einem sehr eng gebohrten Zinnrohr luftdicht verbunden ist. Dieses
Zinnrohr hat vier Abzweigungen, von denen drei, h₁, h₂ und h₃, durch Zinnhähne verschließbar sind, unter welchen sich wiederum
drei Stopfbüchsen befinden. Senkrecht unter diesen Hähnen finden sich drei
zweihalsige Glasflaschen n, p, k, welche als Reservoirs
für die Absorptionsflüssigkeiten dienen und in deren mittelsten Hals die
Absorptionsgefäße N, P, K mittels Gummipfropfen eingesetzt sind. Die
letzteren sind cylindrische Glasgefäße von etwa 150cc Inhalt, welche unten in ein Rohr
auslaufen, das bis nahe auf den Boden der Reservoirs n, p,
k hinabreicht, und oben zu einem engen Halse zusammengezogen sind. Diese
Gefäße sind ganz mit engen Glasröhren angefüllt, welche benetzt der
Absorptionsflüssigkeit eine große Oberfläche geben. In dem für das Aufsaugen des
Kohlenoxydes bestimmten Gefäße K befindet sich außerdem
noch eine Quantität Kupfer oder Messingdrähte.Bei dem aus Paris bezogenen Apparat war das Gefäß K mit Kupferdrahtnetz gefüllt; es zeigte sich jedoch, daß dieses
zu oft erheblichen Fehlern Veranlassung gab, weil häufig Luftbläschen an
demselben hängen blieben und sich dadurch der nachherigen Messung
entzogen. Die vorerwähnte Zinnröhre ist bei der vierten Ableitung mit einem dreifach
durchbohrten Hahn H verschließbar, dessen
Bohrungsrichtung am Griff durch einen kleinen angesetzten Dorn D sich schon durch das Gefühl markirt. Durch den Hahn
H kann die Zinnröhre und damit der ganze Apparat
abgeschlossen, resp. mit dem zum Ofen führenden Gummischlauch R und mit dem kleinen Luftinjector J in
Verbindung gebracht werden. Der Injector J hat den
Zweck, vor der Benützung des Apparates die in der Rohrleitung R enthaltene Luft oder Stickstoff auszupumpen und sie mit den Rauchgasen
zu füllen. Bläst man kräftig durch das an einem Gummischlauch hängende Mundstück i, so treibt man durch eine kleine Glasspitze einen
kräftigen Luftstrahl in einen kleinen Trichter, reißt die im Injector enthaltene
Luft mit und bewirkt dadurch in demselben eine Luftverdünnung, welche zur Aussaugung
der Rohrleitung R dient. Die Verbindung der
Absorptionsgefäße mit den Hähnen h₁, h₂, h₃ ist
hergestellt durch sehr enge, dickwandige Glasröhren, welche oben in die Stopfbüchsen
der Hähne luftdicht eingelassen und an die Hälse der Absorptionsgefäße mittels
kleiner Gummischläuche luftdicht befestigt sind. Durch diese Anordnung gewinnt der
Apparat eine gewisse Biegsamkeit, so daß er vor einem Zerbrechen geschützt ist. Zu
bemerken ist noch, daß das Meßrohr M mit einem
Glasmantel umgeben ist. Der Zwischenraum ist mit Wasser gefüllt, um etwa noch
übergehende Wasserdämpfe aus den Rauchgasen zu condensiren und
Temperaturschwankungen während des Versuches zu vermeiden. Der ganze Apparat ist in
einem Holzkasten mit Schiebedeckeln angeordnet, so daß er vor Verletzungen geschützt
ist; außerdem sind die Reservoirs für die Absorptionsflüssigkeit verschließbar, so
daß bei dem Transport desselben ein Verlust nicht stattfinden kann. Ueber die praktische Handhabung ist Folgendes zu bemerken.Um auch denen, welche mit chemischen Arbeiten nicht vertraut sind, den
Gebrauch des Apparats zu ermöglichen, geben wir eine etwas ausführlichere
Instruction.
Es ist dafür Sorge zu tragen, daß die Flüssigkeiten in den drei Absorptionsgefäßen
und in der graduirten Röhre bis zu den an ihnen eingeätzten Marken emporreichen,
also die Natronlauge in N bis m₁, das pyrogallussaure Natron in P bis
m₂ die Kupferlösung in K bis zu m₃ und endlich das Wasser in
M bis zur Marke m. Dies
geschieht in folgender Weise.
Man entfernt den Gummipfropfen von A und nimmt die
Glasstopfen von den Flaschen n, p und k ab; die Hähne h₁,
h₂ und h₃
werden geschlossen, H so gestellt, daß die Zinnröhre mit
der äußeren Luft communicirt. Letzteres ist der Fall, wenn der Handgriff des Hahnes
H horizontal ist, also in der Richtung der
horizontalen Zinnröhre steht. Man hebt die Aspiratorflasche A mit der rechten Hand, öffnet den Quetschhahn Q mit der linken Hand und läßt aus A so lange
Wasser in die Röhre M fließen, bis die Marke m erreicht ist, worauf man Q
wieder schließt. Nunmehr sperrt man die Communication der Zinnröhre mit der äußeren
Luft ab, indem man den Hahn H so stellt, daß sein
Handgriff senkrecht zur Röhre steht, während der Dorn D
nach links zeigt. Zunächst ist nun die Natronlauge in N
bis zur Marke m₁ zu bringen. Zu diesem Behufe
öffnet man h₁ so daß die Meßröhre M mit dem Gefäße N
communicirt. Senkt man nun die Flasche A und öffnet den
Quetschhahn Q, so sinkt das Wasser in M, und es steigt in Folge der Luftverdünnung die
Natronlauge in N in die Höhe. Das Auge hat stets die steigende Flüssigkeit zu fixiren. Man läßt die Natronlauge nur genau bis m₁ steigen, indem man in dem Augenblick, wo dieser Punkt erreicht
ist, den Quetschhahn Q schließt. Dieses Einstellen
erfordert einige Aufmerksamkeit, damit man die Natronlauge nicht bis über die Marke
oder gar in die Zinnröhre hineinzieht. Ist die Natronlauge nur eben über die Marke
hinausgegangen, so hat man nur A zu heben, Q zu öffnen und die Natronlauge vorsichtig bis zur Marke
m₁ sinken zu lassen. Sollte aber
unvorsichtiger Weise die Natronlauge bis in das Zinnrohr gezogen sein, so muß man
dasselbe wieder reinigen. Dies geschieht in der Weise, daß man durch Heben von A mit geöffnetem Quetschhahn einige Tropfen Wasser durch
die Röhre spült. Ist aber die Lauge gar bis in die Meßröhre M gezogen worden, so bleibt nichts übrig, als das Wasser in Ml durch reines Wasser zu ersetzen, weil sonst Fehler in
der Analyse entstehen würden. Dies würde in der Weise auszuführen sein, daß man
sofort h₁ schließt, H
öffnet, A senkt, Q öffnet
und sämmtliches Wasser aus M in die Flasche A ausfließen läßt. Man kehrt dann A um, gießt das Wasser fort und ersetzt es durch neues. Mit diesem Wasser
spült man die Zinnröhre aus, indem man durch Heben von A
dasselbe in die Röhre
eintreten läßt, zieht es durch Senken von A wieder in
die Flasche A und schüttet auch dieses Wasser aus.
Nachdem man nun nochmals frisches Wasser in A gegeben
hat, ist der Apparat als gereinigt zu betrachten. Um solche Wirkungen zu vermeiden,
beachte man sorgfältig die Regel, daß das Auge auf die steigende Flüssigkeit zu richten ist, damit die Flüssigkeit nur genau bis
zur Marke emporgesogen werde. Deshalb agire man, sobald die aufsteigende Flüssigkeit
sich dem engen Rohre, auf welchem die Marke eingeätzt ist, nähert, sehr vorsichtig
mit dem Quetschhahn und wende nur leichten Druck und in kleinen Intervallen an. Ist
die Natronlauge ordnungsmäßig bis m₁
emporgehoben, so schließe man den Hahn h₁.
Es handelt sich nun darum, das pyrogallussaure Natron in P bis Marke m₂ zu heben. Dies geschieht
genau in der oben geschilderten Art. Man öffnet zuerst H, so daß der Handgriff dieses Hahnes horizontal steht, hebt A, öffnet Q dabei und läßt
das Wasser in M bis zur Marke m steigen, dann schließt man H, öffnet diesmal
aber h₂ statt h₁, und verfährt sonst, wie oben angegeben. Steht das pyrogallussaure
Natron bei Marke m₂, so schließt man h₂, und es wiederholt sich nun das analoge Spiel
bei dem dritten Absorptionsgefäß K. Steht auch hier die
Flüssigkeit bei Marke m₃, so schließt man h₃, und es bleibt nur noch übrig, in bereits
bekannter Weise das Wasser in M bis zur Marke m zu treiben.
Ist der Apparat so eingestellt, so untersuche man vor jedem Versuche, ob alle
Verschlüsse luftdicht sind. Ob die Hähne h₁, h₂, h₃ oder
die unter den Hähnen befindlichen Stopfbüchsen und Schlauchverbindungen dicht sind,
erkennt man sofort daran, daß die Flüssigkeiten an den betreffenden Marken stehen
bleiben. Sinken dieselben aber, so sind entweder die Hähne oder die Stopfbüchsen,
oder der kurze Schlauchverband nicht dicht. Im ersteren Falle sind die Hähne neu zu
schmieren, im anderen die Gummiverschlüsse nachzuziehen oder durch neue zu ersetzen.
In keinem Falle ist eine Analyse mit einem nicht absolut dicht schließenden Apparate
anzustellen. Bleiben die Flüssigkeiten aber an den betreffenden Marken stehen, so
ist der Apparat in den Absorptionstheilen dicht. Ob er sonst dicht ist, erkennt man
daran, daß, wenn H so geschlossen ist, daß der Dorn D nach links zeigt, A
gesenkt, Q geöffnet wird, das Wasserniveau bei Abschluß
der Hähne h₁, h₂, h₃ außer einer geringen
anfänglichen Senkung constant stehen bleibt, nicht aber beständig wenn auch langsam
sinkt. Sinkt das Niveau, so ist entweder H nicht dicht
und muß geschmiert werden, oder es ist die Stopfbüchse der Meßröhre M nicht dicht, und dann muß letztere in Ordnung gebracht
werden. Erweist sich
aber der Verschluß überall zuverlässig, so kann, wenn die Einstellung genau erfolgt
ist, die Analyse begonnen werden.
Analyse der Rauchgase. Es handelt sich zunächst darum,
aus der Röhrenleitung, welche zum Apparat führt, die atmosphärische Luft zu
entfernen und sie mit den zu untersuchenden Rauchgasen anzufüllen. Dies geschieht in
folgender Weise.
Der Hahn H wird so gestellt, daß die Röhrenleitung R mit dem kleinen Injector J
in Verbindung steht. Dies ist dann der Fall, wenn H
horizontal steht und der angelöthete Dorn D nach J gesenkt ist. Nun nimmt man das Mundstück i in den Mund und bläst mehrere Male kräftig hinein,
indem man kurz vor Ende des jedesmaligen Hineinblasens mit der linken Hand den
Schlauch R zukneift, beim Beginn des Hineinblasens aber
R frei läßt, und dreht beim fünften oder sechsten
Luftstoße den Hahn H so, daß seine Verbindung mit dem
Injector J unterbrochen ist, d.h. H horizontal steht, aber mit dem angelötheten Dorn D nach oben gekehrt. Senkt man nun Flasche A,
öffnet Q und läßt das Wasser aus M so lange ausfließen, bis der untere Rand des Wasserniveaus genau bei dem
Theilstriche 100 steht, während das beobachtende Auge sich in derselben Höhe mit
Theilstrich 100 befindet, schließt dann H, d.h. stellt
man ihn senkrecht zur Zinnröhre, während der Dorn des Hahnes nach links gekehrt ist,
so hat man 100cc von den Rauchgasen im
Apparate, abgeschlossen von der äußeren Luft. Es handelt sich nunmehr darum, die
Zusammensetzung derselben zu ermitteln.
Zu diesem Behufe öffnet man zunächst h₁, hebt
Flasche A, öffnet Quetschhahn Q und treibt die Gase in das Absorptionsgefäß N, in welchem die Kohlensäure in Folge der Aufsaugung derselben durch die
Natronlauge zurückbleibt. Man lasse hierbei das Wasser nicht über die Marke m steigen. Um auch den letzten Rest von Gas der von
Marke m bis zur nächsten durch Natronlauge benetzten
Stelle, also etwa bis m₁ zurückbleibt, von
Kohlensäure zu befreien, läßt man die Natronlauge in bekannter Weise wieder
aufsteigen und dann zurücksinken. Schließlich hebt man dieselbe wieder bis m₁, schließt Hahn h₁ und mißt nun in der Meßröhre M das Volum
des Gasrückstandes. Um keinen Fehler zu begehen, muß das Messen des Gases in der
Weise erfolgen, daß es dabei 'genau unter dem Druck der Atmosphäre steht, was dann
der Fall ist, wenn man den Quetschhahn Q öffnet und A so hebt, daß das Niveau des Wassers in A und das Niveau des Wassers in M genau gleich hoch steht. Dann schließt man, während A sich noch in dieser Stellung befindet, den Quetschhahn
Q und liest nunmehr ab, wieviel Cubikcentimeter Gas
sich noch in M befinden, wobei man immer den unteren
Rand des Wasserniveaus
als Maßstab wählt und das Auge genau horizontal in die Höhe dieses Niveaus bringt.
Die Differenz des gefundenen Volums und des ursprünglichen von 100cc gibt das Volum der Kohlensäure in Cubikcentimeter, resp. in Proc. an. Hierbei ist zu
bemerken, daß die Natronlauge, so lange sie noch frisch ist, fast momentan
absorbirt; später muß man einige Minuten warten, selbst die Glasröhren in den
Absorptionsgefäßen durch mehrfaches Heben und Senken der Natronlauge neu benetzen.
Bemerkt man, daß die Absorption langsam sich vollzieht, so ist es gerathen, die
Natronlauge durch frische zu ersetzen.
Hat man die Menge der Kohlensäure so ermittelt, so ist zunächst die Menge des freien
Sauerstoffes zu bestimmen. Dies geschieht in der
Weise, daß man jetzt h₂ öffnet und den
Gasrückstand aus M durch Heben der Flasche A bei geöffnetem Quetschhahn Q in das Gefäß mit pyrogallussaurem Natron treibt. Die Manipulationen sind
in diesem Falle völlig analog denen, wie sie vorher für die Absorption der
Kohlensäure beschrieben sind. Die Absorption erfordert in diesem Gefäße nur etwas
längere Zeit, etwa 5 Minuten, und ist es zweckmäßig, die Glasröhren in P mehrmals mit der sich dunkelbraun färbenden Lösung der
Pyrogallussäure zu benetzen. Schließlich mißt man den Gasrückstand, analog wie oben,
die Differenz zwischen der letzten Messung und der nunmehrigen gibt die Menge des
freien Sauerstoffes in Cubikcentimeter an.
Um endlich das Kohlenoxydgas zu bestimmen, treibt man nach
Oeffnung von h₃ den Rest des Gases aus M in das Gefäß K. Ist hier
das Kohlenoxydgas verschluckt, so mißt man wieder den Rückstand des Gases in M und findet aus der zurückbleibenden Menge und der
vorhergehenden Messung die Menge desselben.
Das Gas, welches nun noch in M zurückgeblieben ist, ist
Stickstoff. Man hat also die Menge der vier Gase, die
man bestimmen wollte, festgestellt.
Um eine neue Analyse zu machen, hat man den Apparat wieder einzustellen. Da die
Flüssigkeiten in den drei Absorptionsgefäßen, wie aus dem Obigen erhellt, bis zu den
dazu gehörigen Marken aufgesogen sind, so ist nur das Wasser in M bis zur Marke m zu
bringen. Zu diesem Behufe dreht man H so, daß M mit dem Injector J
communicirt, d.h. daß der Dorn D nach unten gerichtet
ist, und läßt nun durch Heben von A bei geöffnetem
Quetschhahn das Wasser bis zur Marke m steigen. Nunmehr
ist der Apparat zu einer neuen Analyse hergerichtet.
Zu bemerken ist noch, daß die Natronlauge passend in einer Concentration von 1
G.-TH. geschmolzenem Natronhydrat in 3 G.-Th. destillirtem Wasser gewählt wird. –
Für das pyrogallussaure Natron nimmt man 25g Pyrogallussäure, löst dieselbe in möglichst wenig heißem Wasser und
versetzt mit 150cc der obigen Natronlauge.
– Die dritte Flüssigkeit wird hergestellt durch Vermischen von gleichen
Theilen Ammoniakflüssigkeit und einer gesättigten Salmiaklösung, welche man mit
Kupferhammerschlag oder geglühten Kupferspänen schüttelt, bis sie intensiv
dunkelblau gefärbt ist. Man gießt passend auf die drei Lösungen in den Flaschen
etwas Solaröl in einer Schicht von einigen Millimeter, damit sie vor Berührung mit
der Luft geschützt sind, weil sie sonst, namentlich die Lösung der
Pyrogallussäurelösung wie die Kupferlösung, sehr bald unwirksam werden. In diesem
Falle reichen die Lösungen für mehrere Hundert von Analysen aus.