Titel: | Eine neue Darstellungsweise des Thalliums; von Dr. J. Krause. |
Autor: | J. Krause |
Fundstelle: | Band 217, Jahrgang 1875, S. 323 |
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Eine neue Darstellungsweise des Thalliums; von
Dr. J. Krause.
Krause, über eine neue Darstellungsweise des Thalliums.
Wenn man große Mengen Flugstaub von Meggener Kiesen auf Thallium verarbeiten will, so
ist die Umsetzung des Thalliumchlorürs mit concentrirtercondensirter Schwefelsäure eine ebenso schwierige als unangenehme Arbeit. Da ich große
Quantitäten oben genannten Staubes aus der chemischen Fabrik von Engelcke und Krause zu Trotha
zu verarbeiten beabsichtigte, so schlug ich folgendes Verfahren ein.
Trockenes Thalliumchlorür wurde in geschmolzenes zweifach schwefelsaures Natron
eingetragen, worin die Umsetzung zu schwefelsaurem Thalliumoxydul leicht und schnell
erfolgte. Die Schmelze wurde in Wasser gelöst und durch chemisch reines Zink das
Thallium metallisch ausgefällt. Obgleich dieses Verfahren schon zur Darstellung im
Großen geeignet ist, so machte mich Hr. Julius Hoffmann
darauf aufmerksam, die Umsetzung des Thalliumchlorürs mit krystallisirtem
schwefelsaurem Natron zu versuchen. Die Versuche ergaben, daß eine sehr schwache
Lösung dieses Salzes von ungefähr 3 bis 5° B. die Umsetzung am besten
bewirkt, und aus dieser schwach angesäuerten Lauge mittels Zink Thallium metallisch
ausfällt.
Im Großen verfuhr ich folgendermaßen: Drei große Spritfässer, die gut ausgehobelt und
gedichtet waren, wurden so neben und über einander aufgestellt, daß die Flüssigkeit
des oberen durch einen Heber in das darunter stehende Faß entleert werden konnte. Im
obersten Fasse wurde Flugstaub durch Wasser unter Erwärmung mit Dampf ausgelaugt,
die geklärte, starke Lauge durch einen Heber in das zweite Faß gebracht und durch
Salzsäure das darin enthaltene schwefelsaure Thalliumoxydul als Thalliumchlorür
niedergeschlagen. Der zweite Auszug des Flugstaubes im obersten Fasse wurde bei
neuer Beschickung als Lösungsmittel angewendet. Thalliumchlorür setzt sich sehr
schnell ab wie Chlorsilber, wenn man die Flüssigkeit, in welcher es suspendirt ist,
stark bewegt. Ich ließ mittels eines Glasrohres Luft durchblasen, und nach kurzer
Zeit konnte die überstehende Flüssigkeit durch einen Heber abgezogen werden. Alsdann
wurde das zweite Faß mit reinem Wasser gefüllt, durch Dampf erwärmt und so viel
krystallisirtes schwefelsaures Natrium eingetragen, bis die Lauge die oben genannte
Stärke von 5° B. hatte. Unter starkem Umrühren erfolgte die Umsetzung bald,
und wurde nun die Lauge durch einen Heber in das unterste Faß gebracht, schwach
angesäuert mit Schwefelsäure und mit reinem Zink das Thallium metallisch ausgefällt.
Dieses schwammartige Thallium wird mit ausgekochtem luftfreiem Wasser ausgewaschen,
unter starkem Druck gepreßt, um alles Wasser zu entfernen, und alsdann
geschmolzen.
Diese Methode hat den Vortheil, daß die Darstellung ohne Erhitzung über directem
Feuer bewerkstelligt werden kann, die Kosten derselben sehr gering sind, und daß man
große Mengen continuirlich aufarbeiten kann, indem man jeden Tag aus dem
betreffenden Quantum Flugstaub im obersten Gefäß das metallische Thallium im
untersten gewinnt. Hat man einmal die betreffenden Gewichtsverhältnisse von
Flugstaub, krystallisirtem schwefelsaurem Natron und Wasser bestimmt, so können
große Mengen Flugstaub durch einen gewöhnlichen Arbeiter aufgearbeitet werden. Nach
diesem Verfahren habe ich 10k,5
metallisches Thallium dargestellt, und bleibt es der Zukunft überlassen, welche
Verwendung dieses jetzt noch so seltene Metall finden wird.
Trotha, den 28. Juni 1875.