Titel: | Weichencontrolapparat von Alex. Bernstein in Chemnitz. |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 26 |
Download: | XML |
Weichencontrolapparat von Alex. Bernstein in
Chemnitz.
Mit einer Abbildung.
Bernstein's Weichencontrolapparat.
Zugleich mit seinem pneumatisch-elektrischen Contacte (vergl. dieses Journal
217 253), am 5. November 1873, erhielt Bernstein in Bayern ein Patent auf einen
Weichencontrolapparat, dessen Eigenthümlichkeit sich mit Hilfe des nachstehenden
Holzschnittes deutlich machen läßt.
Textabbildung Bd. 218, S. 26
Neben jeder Weiche W ist ein viereckiger Kasten
aufgestellt, in welchen durch eine Stopfbüchse und rückwärts mit geeigneter Führung
eine Stange s eintritt; auf dieser Stange ist isolirt
ein metallener Doppelkegel befestigt, die Stange s
selbst aber ist mittels einer Zugstange so mit einer Kurbel oder excentrischen
Scheibe an der die Signalvorrichtung der Weiche tragenden verticalen Welle
verbunden, daß sie den beiden Weichen- und Signalstellungen entsprechend mehr
oder weniger tief in den Kasten hineingeschoben wird; im ersteren Falle setzt der
Doppelkegel zwei im hinteren Theile, im letzteren zwei im vorderen Theile des
Kastens angebrachte Blattfedern in leitende Verbindung. Von diesen 4 Contactfedern
sind die beiden in der Abbildung rechts von s liegenden
unter sich und durch den Draht 8 überdies mit dem einen Pole der Batterie B leitend verbunden; die anderen beiden Federn links von
s sind gegen einander und gegen die eben erwähnten
beiden isolirt, und es laufen von ihnen Leitungsdrähte nach dem Inspectionszimmer,
in welchem sich außer der Batterie B noch ein
Galvanometer G und ein eigenthümlicher Umschalter
befindet, dessen eine Schiene m durch den Draht 7, durch
das Galvanometer G hindurch, mit dem zweiten Pole der
Batterie B verbunden ist, während an die anderen
Schienen a, b, c.... desselben die von den links von den
Stangen s gezeichneten Contactfedern kommenden Drähte 1,
2, 3.... gelegt sind. Die letzteren Schienen sind z. Th. unter sich leitend
verbunden und so gruppirt, daß jede Gruppe derselben durch einen in die Löcher I,
II, III.... einzusteckenden Stöpsel mit der Schiene m
leitend verbunden werden kann. Mittels dieses Umschalters kann sich der Inspector
jederzeit über die augenblickliche Stellung der Weichen Auskunft verschaffen.
Der in dem Holzschnitte gezeichnete Umschalter ist für den Fall berechnet, wo von dem
Einfahrtsgleise drei Gleise mittels dreier Weichen W
abzweigen, welche mit der Spitze dem in der Richtung des Pfeiles kommenden Zuge
entgegenliegen, denn nur um die Controls solcher Weichen soll es sich handeln. Bei
dieser Schienenanlage können dann 4 Fälle vorkommen:
I. der Zug fährt in die erste Weiche W₁ ein (nach dem Güterschuppen),
II. der Zug fährt in die zweite Weiche W₂ ein (in den sogen. dritten Strang),
III. der Zug fährt in die dritte Weiche W₃ ein (nach der Drehscheibe oder dem
Wagenschuppen),
IV. der Zug geht nach der Personenhalle durch.
Wenn der Zug in das durch die betreffende Weiche abgezweigte Gleise einfährt, so
steht die Weiche so, daß der Doppelkegel die beiden vorderen Federn des Kastens
berührt; bei der dem durchfahrenden Zuge entsprechenden Weichenstellung berührt der
Doppelkegel die beiden hinteren Federn.
In dem Falle I muß also der Doppelkegel in W die Drähte 4
und 8 verbinden, und es darf demnach die elektrische Klingel K nicht läuten, wenn der Inspector den Stöpsel in das Loch I steckt und
dadurch die Schienen a und m
verbindet.
In dem Falle II muß der Doppelkegel in W₁ die
Drähte 1 und 8, der in W₂ die Drähte 5 und 8
verbinden, und es darf sonach der Wecker K nicht läuten,
wenn der Stöpsel in das Loch II gesteckt wird, wobei er die Schienen b und c mit m verbindet.
In dem Falle III muß der Doppelkegel in W₁ die
Drähte 1 und 8, in W₂ die Drähte 2 und 8, in W₃ aber die Drähte 6 und 8 verbinden; der Stöpsel
wird in das Loch III gesteckt und verbindet die Schienen d,
e und f mit m,
allein bei richtiger Weichenstellung kann das Läutewerk K wieder nicht läuten.
In dem Falle IV endlich muß der Draht 8 in W₁ mit
1, in W₂ mit 2 in W₃ mit 3 verbunden sein, damit der Wecker wieder nicht läutet, wenn bei
Stöpselung im Loche IV die Schienen g, h und n mit m verbunden
werden.
Sowie dagegen in einem dieser 4 Fälle die eine oder die andere für die Zugbewegung in
Frage kommende Weiche falsch steht, muß der Wecker K bei
richtiger Stöpselung läuten, wovon man sich leicht bei Verfolgung der Stromläufe in
der Abbildung überzeugen kann.
Sehr bequem läßt sich dieser Weichencontrolapparat mit dem
pneumatisch-elektrischen Contacte verbinden, durch welchen der einfahrende
Zug sich selbstthätig im Inspectionszimmr anmeldet. Es bekommt dann der Umschalter
nur noch ein Loch 0, in welches der Stöpsel für gewöhnlich eingesteckt wird, um die
Schiene m mit dem nach dem
pneumatisch-elektrischen Contacte und nach den beiden die Platinspitze des
Relais erfassenden Metallfedern fortzuführenden Drahte 8 zu verbinden, während von
dem anderen Batteriepole noch ein besonderer Draht durch das dann nöthige zweite
Läutewerk und die Multiplicationsrollen des Relais hindurch zur Erde geführt wird.
(Nach dem bayerischen
Industrie- und Gewerbeblatt, 1875 S. 147.)
E–e.