Titel: | Mechanischer Kesselspeisewasser-Rectificator von H. Paucksch in Landsberg a. W. |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 89 |
Download: | XML |
Mechanischer Kesselspeisewasser-RectificatorRectifactor von H. Paucksch in Landsberg a. W.
Mit Abbildungen auf Taf.
IV [a. b/1].
Paucksch's mechanischer Kesselspeisewasser-RectificatorRectifactor.
Die Wirksamkeit des vorliegenden Apparates zur Vermeidung der Bildung von Kesselstein
in Dampfkesseln beruht darauf, daß derselbe innerhalb des
Kessels mittels der im Kesselwasser befindlichen Wärme das ihm zugeführte Wasser
unter einer hohen Temperatur auskocht und dem Kessel selbst nur reines Speisewasser
zuführt. Derselbe gestattet, die ausgeschiedenen Bestandtheile abzuführen, ohne daß
sie mit dem Kessel selbst und dessen Inhalt in Berührung kommen, und erfordert keine
besondere Bedienung und Mühewaltung seitens des Kesselwärters, sowie auch der
Reinigungsproceß selbst keine besonderen Kosten verursacht.
Der Apparat, welcher den Namen Speisewasser-RectificatorRectifactor erhalten hat, ist in Fig. 1 und 2 im Längs- und
Querschnitt dargestellt; er besteht aus einem fast durch die ganze Länge des Kessels
sich erstreckenden Cylinder a (aus ganz dünnem, nur 3mm starkem Eisenblech), welcher mittels 4
Schrauben an dem Deckel c des Stutzens b befestigt ist. Von diesem Cylinder erheben sich der
Länge nach senkrechte Rohre d (aus dünnem Eisenblech)
von solcher Höhe, daß die Oberkanten im Niveau der obersten Reihe der Siederohre
liegen. Die obere Oeffnung dieser Rohre d ist durch
einen durchlochten, leicht heraus zu nehmenden Deckel bis auf ein gewisses Maß
verengt, ausgenommen des letzten Rohres f, welches am
oberen Ende offen ist und bis über den Wasserspiegel hinausragt. Die Rohre d und f stecken lose in an
dem Cylinder a genietete Flanschen (aus Gußeisen),
getragen von einem gedrehten schmiedeisernen Bund. welcher zugleich die Dichtung
bildet. Der an den Deckel c festgeschraubte Cylinder
kann also bequem durch den Stutzen b in den Kessel
eingeschoben oder aus demselben herausgezogen werden, während die Rohre d, f innerhalb des Kessels mit wenig Mühe eingesetzt
oder ausgehoben werden können. In eines dieser Rohre d
mündet nun das Speiserohr e.
Durch das Speiserohr wird also das unreine Wasser in den Cylinder
a eingeführt, in welchem es sich in der ganzen Länge
desselben vertheilt, und von welchem es nach und nach, je nachdem die Speisepumpe
immer mehr Wasser zuführt, in den aufrechtstehenden Röhren steigt, oben überläuft
und so allmälig in den Kessel gelangt. (Die oben erwähnte Querschnittsverengung am
oberen Ende der Rohre d setzt dem Austritt des Wassers
einen gewissen Widerstand entgegen und verhindert dadurch, daß das Wasser aus den
nächst dem Speiserohr e befindlichen Rohren stärker
austritt als aus den übrigen.)
Auf diesem Wege erhält das Speisewasser nahezu die Temperatur des Kesselwassers (etwa
150°), ohne daß im Apparat eine Dampfbildung möglich würde, weil das Wasser
in demselben keine directe Wärmezufuhr bekommt, sondern nur durch das ihn umgebende
Kesselwasser erwärmt wird, welchem selbst noch etwas Wärme fehlt, um unter dem
herrschenden Druck zu Dampf zu werden; es entstehen also keine Wallungen im Inneren
des Apparates. Während der Thätigkeit der Speisevorrichtung entsteht aber auch keine
nennenswerthe Strömung im Apparate, weil sowohl der Cylinderquerschnitt als auch die
Summe der Querschnitte der Rohre d etwa 30mal größer
sind als der Speiserohrquerschnitt. Ferner ist der ganze Inhalt des Apparates größer
als das Volum Wasser einer vollen Speisung des Kessels. Es werden also die
sämmtlichen durch Auskochen des Wassers ausgeschiedenen festen Bestandtheile
desselben sich ungestört und ruhig am Boden des Apparates ablagern können.
Um nun die Niederschläge aus dem Apparat zu entfernen, steckt im Cylinder a ein an seiner unteren Seite mit Schlitzen versehenes
Rohr h, vorn mit einem Schlammventil g versehen, welches von Zeit zu Zeit vom Kesselwärter
geöffnet wird, um die Schmutzansammlung aus dem Apparat auszublasen. In dem Maße, in
welchem sich dabei der Inhalt des Apparates vermindert, wird derselbe durch
Nachströmen des im Kessel befindlichen Wassers durch sämmtliche Rohre d wieder ergänzt. Das Rohr f, welches, wie schon erwähnt wurde, an seiner oberen Mündung nicht verengt
ist, hat den Zweck, die im Apparat befindliche, beim Ausblasen entstehende Strömung
im hinteren Ende zu vergrößern und im Ganzen gleichmäßig zu machen, sowie es zu
gleicher Zeit als Sicherheitsvorrichtung bei etwaiger Vernachlässigung und
Verstopfung der Rohre d dient.
Sollten sich in dem Speisewasser Substanzen befinden, welche sich nicht durch
Abkochen allein ausscheiden, so können auch durch das Speiserohr Chemikalien in den
Apparat eingeführt werden, um die beabsichtigte Abscheidung zu erzielen.
J.