Titel: Selbstthätiger Schmierapparat für Kolben und Schieber der Dampfmaschinen; von F. G. Voss in Chemnitz.
Fundstelle: Band 218, Jahrgang 1875, S. 93
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Selbstthätiger Schmierapparat für Kolben und Schieber der Dampfmaschinen; von F. G. Voss in Chemnitz. Mit einer Abbildung auf Taf. IV [b.c/3]. Voß's selbstthätiger Schmierapparat. F. G. Voß, Werkmeister in der Maschinenfabrik von C. C. Merkel in Chemnitz, hat einen selbstthätigen Schmierapparat construirt, welcher nach Mittheilung der deutschen Industriezeitung, 1875 S. 315: 1) höchst einfach und für jeden Maschinisten verständlich ist, 2) unbeschadet von jedem Verständigen auseinander genommen und wieder zusammengesetzt werden kann, 3) sehr schnell zu reinigen ist und 4) ohne Störung den Kolben resp. die Schieber ganz ökonomisch und nach Bedürfniß schmiert. Dieser patentirte Apparat besteht, wie der Durchschnitt in Fig. 3 zeigt, aus einem äußeren Gehäuse a, welches unten in einen Gewindestutzen h endigt, mittels dessen es auf den Dampfcylinder oder Schieberkasten der Dampfmaschine aufgeschraubt werden kann. Im Inneren des Gehäuses ist ein kleines becherförmiges Gefäß b concentrisch eingehängt, welches unten das Capillarröhrchen d eingeschraubt und ein feines Metallsieb g eingelegt trägt. Verschraubt und somit dampfdicht geschlossen wird der Apparat durch den Deckel e mit der Füllschraube f, durch welch letztere das Schmiermaterial (zerlassener Talg) in den Apparat eingefüllt wird. Das innere Gefäß wird so weit mit Talg gefüllt, bis letzterer dem Auge an der unteren Fläche der Gewindenabe von der Füllschraube erscheint. Das feine Metallsieb g hat den Zweck, etwaige Unreinheiten des Talges zurückzuhalten. Es kann behufs seiner Reinigung jederzeit herausgenommen werden, zu welchem Zweck der Verschlußdeckel e abgeschraubt werden muß. Der Apparat kann nur während des Stillstandes der Maschine aufgeschraubt oder gefüllt werden, und geschieht das Füllen am besten Morgens und Mittags; wenigstens sind die Apparate ihrer Größe nach für die verschiedenen Maschinen so bestimmt, daß sie ca. 6 Stunden mit einer Füllung functioniren. Ist der Apparat auf den Dampfcylinder oder Schieberkasten der Maschine aufgeschraubt und mit Talg gefüllt, so wird er auch ohne Weiteres mit dem Gange der Maschine seine Function beginnen. Der einströmende Dampf tritt in der Richtung der Pfeile in das innere Gehäuse d und drückt hier auf den Talg. Bei jeder momentanen Druckverminderung im Cylinder oder Schieberkasten, die durch das Aus- resp. Eintreten des Dampfes bei jedem Hubwechsel eintritt, wird durch den Dampf, welcher über dem Talg im Gehäuse b steht, ein Tropfen Talg durch das Capillarröhrchen d in den Cylinder resp. Schieberkasten gedrückt. Der Apparat ist also ganz selbstthätig; er ölt schnell, wenn die Maschine schnell geht, ölt langsam, wenn die Maschine langsam geht, und hört sofort ganz auf zu ölen, sobald die Maschine steht. Daß in Folge dessen der Verbrauch an Schmiermaterial ein höchst ökonomischer ist, ist einleuchtend. Der Apparat ist einfach und leicht zu bedienen. Tritt eine Störung ein, so kann dieselbe ihren Grund nur in einem Verstopfen des Siebes g oder des Capillarröhrchens d haben; beide sind aber sofort zu reinigen, denn der ganze Apparat ist in 5 Minuten aus einander geschraubt, gereinigt und wieder zusammengestellt. Um das sich im Apparat etwa bildende Condensationswasser zu entfernen, ist es nothwendig, beim Stillstande der Maschine die Füllschraube f entweder ganz oder doch so weit herauszuschrauben, bis ein an der Seite derselben eingebohrtes kleines Loch frei wird, wodurch die Luft in den Apparat eindringt und somit das Ablaufen des Wassers nach unten bewirkt, während der Talg im Apparat verbleibt. Um ein Verstopfen und Versagen des Apparates unmöglich zu machen, der Maschine überhaupt nur Talg in ganz reinem Zustande zuzuführen, hat Voß noch eine besondere Talgkanne construirt, welche den Talg, wie überhaupt alles flüssige Schmiermaterial vollständig rein liefert. Der Schmierapparat wird von Voß in fünf verschiedenen Sorten von 50 bis 90mm äußeren Durchmesser und im Preis von 12 bis 38 M. geliefert. Der Apparat hat sich bereits an vielen Dampfmaschinen sehr gut bewährt und ist auch bei Locomotiven der sächsischen Staatsbahnen mit bestem Erfolg in Anwendung.

Tafeln

Tafel Taf. IV
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