Titel: Ueber Thibault's Apparat zur Fabrikation von Superphosphat; von Friedr. Bode in Haspe.
Fundstelle: Band 218, Jahrgang 1875, S. 249
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Ueber Thibault's Apparat zur Fabrikation von Superphosphat; von Friedr. Bode in Haspe. Mit einer Abbildung auf Taf. VI [a.d/4]. Bode, über Thibault's Apparat zur Fabrikation von Superphosphat. Im Bulletin d'Encouragement, Mai 1875, wird ein (von P. Thiebault in der Fabrik von M. Michelet in Paris, La Villette, rue de Thionville 6 eingerichteter) Apparat zur Erzeugung von Superphosphat beschrieben, über welchen ich, obgleich er in mancher Beziehung Vereinfachungen und Verbesserungen fähig ist, referire, weil er in einer zweckmäßigen Weise die beim Aufschließen mancher Phosphate auftretenden schädlichen und lästigen Dämpfe beseitigt, und weil diese Dämpfe bei uns in Deutschland zuweilen den Grund abgeben müssen, Concessionen zu Düngerfabriken entweder zu verweigern oder nur unter erschwerenden Umständen zu ertheilen, sodann auch, weil in letzterem Falle die concessionirende Behörde wohl auch noch ein Uebriges thun zu sollen glaubt und Einrichtungen ziemlich detaillirt vorschreibt, welche jene Dämpfe unschädlich machen oder abführen sollen. Hierbei passirt es denn auch, daß den Fabrikanten Apparate und Anlagen octroyirt werden, die sich als völlig nutzlos, ja widersinnig herausstellen. Von einem vorsorglichen Hofrath ist mir ein Fall bekannt, wo derselbe zum Schutze der Arbeiter gegen Dämpfe die Anbringung von hölzernen Abzugsschloten decretirte. Er hatte aber übersehen, daß dieselben ohne Erwärmung keinen Luftwechsel erzeugten, und so wurden meistentheils umgekehrt die Dämpfe durch den Wind mit Hilfe dieser Schlote erst recht in das Local niedergedrückt und darin ausgebreitet. In der genannten Fabrik zu La Villette werden Phosphate aus dem Lot, den Ardennen und von Estremadura verarbeitet, welche so gattirt werden, daß ein möglichst gleichmäßiges Product resultirt. Die nöthigenfalls getrockneten Rohproducte werden gemahlen und gesiebt und das Siebfeine alsdann mit Schwefelsäure von 53° B. aufgeschlossen. Die Mischung erfolgt in dem Mischcylinder I (Fig. 7), mit einer rotirenden, mit Schaufeln versehenen Achse, deren Antrieb durch die Riemenscheibe K erfolgt. Dergleichen Cylinder sind in Deutschland ebenfalls mehrfach im Gebrauch, aber meistentheils länger und etwas geneigt gelegt. Ein Verschlußdeckel kann von dem Cylinder mittels des Zuges J abgehoben werden. Zwei Becherwerke F (das zweite ist in der Figur durch das erste verdeckt) heben die Schwefelsäure und das feine Rohphosphat über den Mischcylinder I, in welchen das letztere durch die Rinne H gelangt. Die beiden Becherwerke werden durch je zwei Differentialkegel G, G angetrieben, die auf derselben Welle sitzen, so daß man den Zuschuß an Säure oder Phosphat je nach dem Bedarf ändern kann. Der Elevator für Phosphat ist mit ledernem Bande und hölzernen Bechern, der für Säure mit Band und Bechern von Guttapercha. Die Schwefelsäure wird aus dem ausgebleiten Kasten A mittels der Pumpe B in das Gefäß C gehoben und gelangt durch das Rohr D in den Kasten E, aus welchem der Säure-Elevator schöpft. Derselbe gießt in einen Kasten oberhalb des Mischcylinders aus, von welchem die Säure durch eine Schwimmerregulirung nach I abfließt. Die Pumpe B besteht aus einem Stiefel von Guttapercha, Kolben von Porzellan und ist mit einer Stulpe von Kautschuck versehen. Es ist in der angegebenen Quelle nicht klar gemacht, weshalb überhaupt diese umständliche Anordnung gewählt ist. Könnte man nicht die Theile A, B, C und D ganz weglassen und die Säure direct in den Kasten E füllen, welcher an sich nicht höher ist als A und auch nicht höher steht? Die Pumpe selbst ist nicht eben zweckmäßig construirt, und scheinen mir die bei uns üblichen Säurepumpen von Hartblei mit Gummikolben entschieden den Vorzug zu verdienen. Man kann mit denselben Kammersäure bis zu 20m und höher drücken, und alsdann wäre sogar der Säure-Elevator unnöthig, den ich mir als eine ziemlich unangenehme Zugabe an dem ganzen Apparate vorstelle. Man würde dann mit der Pumpe die Säure direct in das Gefäß über dem Mischapparate drücken. Noch besser würde übrigens die Anwendung eines mit einer Luftpumpe betriebenen Montejüs sein. Die Schwimmerregulirung ist etwas complicirt, und erfolgt die Absperrung der Säure wiederum mit Kautschukplatte und Schwimmer von Guttapercha. Dergleichen Regulirungen kann man aber total in Blei ausführen, und alsdann sind sie dauerhafter, wohl auch billiger. Das Ventil nebst Sitz conisch, von Hartblei und abgedreht; der Schwimmer von Bleiblech, gelöthet; Schwimmer und Ventil mit überbleiten eisernen Stangen an einem eisernen Waagebalken. Die in dem Cylinder I gemengten und fortbewegten Massen treten durch eine bewegliche Rinne L in eine der vier Kammern O, welche kreuzweis angeordnet sind, und man kann mit einem Hebel M die Rinne L beliebig über eine der Oeffnungen N dieser Kammern (jede zu etwa 20cbm Inhalt) rücken. Diese Kammern haben verschließbare Oeffnungen P und können nach 36 Stunden entleert werden, in welcher Zeit die breiige Masse hinreichend fest geworden ist. Die während und nach dem Aufschließen sich entwickelnden Dämpfe werden aus den Kammern durch einen Ventilator U abgesaugt, nachdem sie vorher eine Coakssäule R passirt haben, welche durch die Röhre T mit den Kammern in Verbindung steht und aus S mit Wasser bebraust wird. Die nicht absorbirten Gase werden vom Schornstein abgeführt. W sind Schieber zum Absperren derjenigen Kammern, welche geöffnet sind. X bedeutet eine Schleudermühle zum Zerkleinern des rohen Phosphates. Die jährliche Menge Superphosphat, welche mit der angegebenen Einrichtung erzeugt wird, beträgt 120000 bis 140000 Ctr. mit 12 bis 14 Proc. löslicher Phosphorsäure. Zum Betriebe ist eine stationäre Dampfmaschine von 30e und eine Locomobile von 10e vorhanden.

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Tafel Taf. VI
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