Titel: | Ueber directe Bildung von Methylviolett auf der Baumwollfaser; von A. Dupuy. |
Autor: | A. Dupuy |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 266 |
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Ueber directe Bildung von Methylviolett auf der
Baumwollfaser; von A.
Dupuy.
Dupuy, über directe Bildung von Methylviolett auf der
Baumwollfaser.
Wird in dem gewöhnlichen, mit chlorsaurem Anilin und einem Kupfersalz bereiteten
Anilinschwarz das Anilinöl durch Methylanilin ersetzt und die damit bedruckte
Baumwolle dem Anilinschwarz entsprechend behandelt, so resultirt auf der
Baumwollfaser nicht etwa ein Violett, wie die sonst analoge Darstellungsweise des
Methylvioletts erwarten lassen könnte, sondern je nach der Concentration der
aufgedruckten Farbe ein mehr oder weniger dunkles Grau, das aber nie die Tiefe eines
Anilinschwarz erreicht. Das im ersten Stadium der Reaction erzeugte Violett wird
durch die fortgesetzte Einwirkung derselben Agentien, durch welche es entstanden
ist, wieder zerstört.
Nimmt man neutrales oder, noch besser, schwach alkalisches chlorsaures Methylanilin,
erhalten durch directes Auflösen von Methylanilin in reiner Chlorsäure, so daß die
Lösung 3 bis 4 Proc. des ersteren enthält, verdickt man diese Lösung und verhängt
die damit bedruckte Waare in einem 35 bis 40° warmen, aber nicht nach Art der
Oxydationshängen besonders feucht gehaltenen Local, so entwickelt sich nach A. Dupuy (Bulletin du Mulhouse,
1875 S. 373) auf der Baumwolle ein wirkliches Violett. Die Lebhaftigkeit der Nüance
ist durch die Reinheit
des verwendeten Methylanilins bedingt, aber die Bildung des Violetts erfordert
mindestens 8 bis 10 Tage, und ist auch nach dieser Zeit auf ein regelmäßiges Product
mit Sicherheit nicht zu rechnen. Gibt man dagegen der Druckfarbe einen Zusatz von
1/4 oder höchstens 1/2 Proc. rothem blausaurem Kali, so entwickelt sich unter sonst
gleichen Bedingungen dasselbe Violett schon nach 2 bis 3 Tagen, und zwar in ganz
gleichmäßiger, regelmäßiger Weise. Ein größerer Zusatz von Ferridcyankalium ist zu
vermeiden, da er schlechtere, trübere Nüancen liefert.
Das so direct auf der Baumwolle erzeugte Anilinviolett zeigt dieselben Eigenschaften,
wie das Violett-Poirrier; natürlich, da ihm die
verschiedenen Reinigungsproceduren des letzteren nicht ertheilt werden konnten,
fehlt ihm die Lebhaftigkeit der Nüance, wie wir sie an dem aus den
Anilinfarbenfabriken gelieferten Methylviolett gewöhnt sind. Es ist wie dieses
wasserlöslich, durch kochendes Wasser wird es von der Baumwolle abgezogen und läßt
nur ein Grau auf derselben zurück; doch läßt es sich in kaltem Wasser waschen und
kann wohl auch durch ein lauwarmes Seifebad genommen werden.
Dupuy glaubt zwar selbst nicht, daß auf die von ihm
angegebene Methode der Anilinviolettdarstellung ein lebensfähiges Druckverfahren
sich basiren lasse; aber seine Versuche verlieren dadurch, daß sie ein mehr
negatives als positives Resultat lieferten, nicht an Interesse, insofern sie als
Glied einer Reihe theils früherer, theils später mit Sicherheit zu erwartenden
Versuche anzusehen sind, neben dem Anilinöl noch andere Kohlenwasserstoffderivate
zur directen Erzeugung echter Farben auf der Baumwollfaser zu benützen.
Kl.