Titel: | Die Surrogatbrauerei; von Dr. J. Hanamann. |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 346 |
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Die Surrogatbrauerei; von Dr. J. Hanamann.
Hanamann, über die Surrogatbrauerei.
Wie bekannt, gehen bei der Bierbereitung nutzbare Stoffe verloren, und es werden bei
dem fortwährenden Steigen der Gersten- und Hopfenpreise, der Arbeitslöhne,
Steuern und Abgaben wohl wenige Fragen unter den praktischen Bierfabrikanten und
Brauereibesitzern so lebhaft ventilirt, als diejenigen über die Verwendung von
Rohstoffen, durch welche man einen Theil des Getreides unbeschadet der Qualität des
Bieres ersetzen kann.
Es fehlt nicht an mehlhaltigen Substanzen, welche, in gewisser, nicht übertriebener
Menge dem Gerstenmalz zugesetzt und damit nach verschiedenen Methoden verbraut, ein
gutes Getränk zu liefern im Stande sind.
Die Stärkemenge, welche von einem Hektar durch verschiedene in dieser Hinsicht
beachtenswerthe Culturpflanzen geerntet werden kann, beträgt bei dem Anbau von
Kartoffeln im Durchschnitt das Drei- bis Vierfache, von Reis und Mais das
Doppelte von dem Gewichte der Gerste, und wenn auch die Anbauversuche mit Wildreis
noch kein günstiges Resultat in Deutschland ergeben haben, so besitzen doch südliche
Gegenden Europas, der Süden der neuen Welt etc. ausgedehnte Reisculturen, die daher
nicht unterschätzt werden dürfen. In größerer Ausdehnung wie der Reis wird heute
schon der Mais als Surrogat des Malzes verwendet, freilich erst heimlich, weil
Vorurtheile oft so fest wurzeln, daß sie nur durch listige Ueberführung ausgerottet
werden können. Am stärksten bedient man sich wohl des gereinigten
Kartoffelstärkemehles in Deutschland als Ersatz eines geringen Malzantheiles, und
thatsächlich wäre gegen dessen bedeutendere Verwendung nichts einzuwenden, wenn
nicht comparative Versuche darthun würden, daß – wie ich mich in Forbes und
Cheinov im Großen zu überzeugen Gelegenheit hatte – eine mit Stärke zu einem
Drittel ihres Extractes versetzte Malzwürze in derselben Zeit stärker attenuire als die
gewöhnliche Malzwürze und im Verhältniß zu ihrem Vergährungsgrade mehr neue Hefe
liefert als das Normalbier, und daß diese Hefe auch stickstoffärmer ist, so daß sie
nach dem zweiten „Anstellen“ bereits ausartet, leicht und
breiig wird, weshalb ihre weitere Verwendung unterbleiben muß. Die mit Stärkezusatz
gebrauten Biere sind geistiger, blässer von Farbe, lieblich im Geschmack, sofern zu
ihrer Erzeugung immer wieder reine, neue, gute Malzhefe, gewonnen von reinen
Malzwürzen, verwendet wird. Die präparirten Kartoffelscheiben eignen sich aber
keinesfalls zur Darstellung eines wohlschmeckenden Getränkes, nur die
reingewaschene, nasse oder trockene Stärke oder der Stärkezucker. Durch den
letzteren werden zuweilen größere Gypsmengen in die Würze gebracht, welche dem
fertigen Biere einen bitteren fremdartigen Geschmack verleihen.
Eine eingehendere Berechnung lehrt, daß 100k
Malz im Ganzen 2k,5 lösliche, nicht
gerinnbare Eiweisstoffe und ebensoviel Asche, die zur Hälfte aus Phosphaten besteht,
enthalten. Nehmen wir in den Hefezellen 3 Th. Proteïnstoffe auf 2 Th.
stickstofffreie Stoffe an, so reicht dieses Material hin, um 4k,2 Hefetrockensubstanz zu liefern, die
etwa 8 Proc. einer beinahe nur aus phosphorsaurem Kali gebildeten Asche enthält. Die
breiige Hefe enthält noch 75 Proc. Wasser, von dieser Hefe müßten daher 100k Malz 16k,64 liefern. 100k Malz geben aber 70 Proc. Extract, welches
durchschnittlich 7 Proc. Eiweisstoffe enthält. Wären alle diese Proteïnstoffe
zur Umsetzung in Hefe tauglich, so würden die angeführten Malzmengen 14k trockener Hefe geben können. Es sind
bekanntlich aber nur die in Wasser löslichen, nicht gerinnbaren, durch Sublimat und
Gerbsäure fällbaren, durch Blutlaugensalz nicht fällbaren, in Alkohol nur theilweise
löslichen Proteïnkörper der Gerste und des Malzes, die sogen. peptonisirten
Eiweisstoffe, vorzügliche Hefennährstoffe und deren Menge ist in den besten
Malzsorten nicht sehr groß.
Diese Eiweißstoffe sind es, welche nicht nur die Vollmundigkeit, sondern auch die
Nahrhaftigkeit eines Bieres bedingen, welche es besonders geeignet machen,
Säfteverluste rasch zu ersetzen, denen daher eine hohe physiologische Bedeutung
zukommt, insbesondere auch deshalb, weil sie mit dem Kaliphosphat gemeinschaftlich
in das Blut übertreten, daher auch stillenden Frauen so vorzüglich zusagen. In
dieser Beziehung vermag freilich am wenigsten das reine Stärkemehl, eher der Reis,
am besten der Mais das Malz zu ersetzen, und da die Bierbrauerei ein
landwirthschaftlicher Industriezweig ist, welcher einer Wirthschaft auch möglichst
viele und werthvolle Futterstoffe in den Abfällen liefern soll, so nimmt selbst in
dieser Hinsicht der Mais nicht die letzte Stelle ein, denn er liefert einen sehr starken,
proteïnreichen und fettreichen Oberteig, welcher sich auf der Oberfläche der
Treber leicht abscheidet und ein sehr concentrirtes, nahrhaftes Futtermittel
repräsentirt.
Der Stärkegehalt des Maises bildet natürlich den Werthmesser desselben für
Brauereizwecke und ist je nach der Varietät des Maises ein sehr verschiedener. Der
Stärkegehalt schwankt in den lufttrockenen Körnern von 50 bis 65 Proc. Im
amerikanischen Maismehl fand Gorham 77 Proc. Nach meinen
Erfahrungen geben 86 Gew.-Th. Mais so viel Extract wie 100 Gew.-Th.
Gerste. Von einem Hektar erntet man überdies nur 1000k Gerste, dagegen 2500k Mais, so daß man von gleichen Feldflächen
die dreifache Extractmenge gegenüber der Gerste gewinnt. Selbst bei weitem Transport
kommt ein Gewichtstheil Maisextract bedeutend billiger zu stehen als ein
Gewichtstheil Gerstenextract, abgesehen davon, daß gewisse Maisvarietäten auch in
Deutschland zur Reife kommen und als sehr ertragreiche Pflanzen befunden wurden. So
habe ich wiederholt Anbauversuche auf dem Versuchsfelde der chemischen
Versuchsstation Lobositz mit dem König-Philipp-Mais, dem kleinkörnigen
Cinquantino, dem großen Karpathen-Mais, dem griechischen, dem Tiroler
Frühmais, dem Quarantino, dem Sechswochenmais und vielen anderen unternommen und
diese Sorten durch mehr wie sechs Jahre nach einander angebaut.
Bekanntlich finden wir bei keinem Getreide eine so ungeheuere Menge von Spielarten
wie bei Mais. Das kleine runde Korn des Cinquantino reift überall, wo Weizen reift.
Da wir aber wissen, daß unterhalb der Schale die Eiweißstoffe in größerer Menge
angehäuft sind als im Inneren des Kornes und mit der Größe des Kornes die Oberfläche
zum Inhalt abnimmt, so verlohnt es sich für zymotechnische Zwecke insbesondere die
großkörnige Frucht zu wählen und den Anbau großkörniger Sorten nach Kräften zu
fördern. Der frühe amerikanische weiße Mais, der nicht so hoch heranwächst wie der
gewöhnliche Mais, trägt kürzere aber körnerreichere Kolben. Der ungarische Mais
treibt kräftige Stauden und setzt große Kolben an, welche hier recht gut reifen. Der
vom Berliner Acclimatisationsverein bezogene King-Philipp-Mais mit
großen, etwas platten, hellbraunen und der mit weißen Körnern erwies sich, wenn er
recht weit aus einander gebaut wurde, als sehr ertragreich, gab Pflanzen von 1m,5 Höhe mit langen breiten Blättern. Die
drei Kolben, welche jede Pflanze trägt, erreichten eine Länge von 25 bis 30cm und reiften so ziemlich gleichzeitig mit
dem Cinquantino. Der Sechswochenmais reift, wenn auch in kürzerer Zeit, in unserem
Klima recht gut aus und verdient wegen seiner Einträglichkeit alle Beachtung. Der
langkolbige Tiroler
Frühmais zeigte sich am lohnendsten. Er gab durch mehrere Jahre große, gut
ausgereifte, weiße Körner und lieferte einen dem gewöhnlichen Mais mindestens gleich
hohen Ertrag. Vom landwirthschaftlichen Standpunkte empfiehlt sich der Mais schon
wegen der beträchtlichen Menge Grünfutter, welches die sämmtlichen Blatt- und
Stengeltheile zwei bis drei Wochen nach dem Verblühen oberhalb der Fruchtkolben
liefern.
Soll der Mais zu Brauereizwecken verwendet und mit dem größten Nutzen verarbeitet
werden, so verlangt er wegen der eigenthümlichen Beschaffenheit seiner Körner und
der Zusammensetzung seiner Bestandtheile eine eigenthümliche Behandlung. Die
Maismälzerei entspricht freilich nicht in ihren Erfolgen den anfänglich gehegten
Erwartungen, weil der Mais ein Kind wärmeren Klimas ist, daher einer höheren
Temperatur während des Malzens bedarf als unsere Getreidearten, dann weil die
Structur des Maiskornes eine solche ist, daß die Trennung der hornartigen Schale von
dem Mehlkörper und die Auflösung des mehligen Sameninhaltes längere Zeit beansprucht
wie bei der Gerste, und die während dieser Zeit höher gehaltene Temperatur der
Malztennen die unvermeidliche bedeutende Schimmelbildung begünstigt, unter welcher
der Wohlgeschmack des Erzeugnisses leidet, während die lange Keimdauer große Tennen
nöthig macht, daher bedeutendes Anlagecapital verschlingt. Das Keimenlassen des
Maises zeigt sich weder rentabel noch vortheilhaft für den Geschmack der aus ihm
erzeugten Biere. Zwar wissen wir aus alten englischen Schriften, daß der Mais seit
Jahrhunderten in Amerika gemalzt und aus Maismalz Bier bereitet wurde. Die Spanier
brachten den Mais im 16. Jahrhundert von Westindien zuerst mit nach Europa, von wo
er sich nach Afrika und Asien ausbreitete. Wildwachsend fand man den Mais noch
nicht, aber cultivirt wurde derselbe seit undenklichen Zeiten. Die ältesten
Katakomben Perus, die Gräber der Inkas enthielten neben den Resten der Todten
gewöhnlich auch Maiskörner, wie die egyptischen Mumien den Weizen. Der Mais diente
zur Erzeugung des sogen. Cordillerenweines, indem man ihn in die Erde eingrub,
häufig besprengte und, wenn die grünen Blätter zum Vorschein kamen, die in einander
gefilzten Maishaufen ausgrub, gut auswusch und an der Sonne oder am Feuer trocknete.
Alsdann zerkleinerte man dieses Malz, rührte den Brei mit dem fünffachen Gewichte
Wasser an und ließ die Masse gähren. Nach 24 Stunden war die Gährung beendigt. In
Soccoro kaute man den Mais, mischte den ausgespuckten Brei mit Zucker und ließ
dieses ekelhafte Gemenge vergähren. Auch in der neuesten Zeit befaßte man sich
mehrseitig mit Versuchen, aus Maismalz Biere zu bereiten, alle Versuche aber scheiterten
an dem Umstande, daß das erzeugte Vier außerordentlich leicht säuert und keine
Haltbarkeit besitzt. Ich habe mich selbst vergebens bemüht, aus einem gequellten,
warm geführten Maishaufen ein gut aufgelöstes und fehlerfreies Maismalz zu erhalten,
welches ein geeignetes Material für Brauzwecke hätte abgeben können.
Glücklicherweise besitzen wir im langgewachsenen Malze ein vortreffliches
Auflösungsmittel des Maises; es fragt sich nur, ob man den Mais in Substanz oder in
Mehlform verwenden soll. Habich hat den amerikanischen
Brauern gerathen, Maismehl zu verbrauen, und behauptet, daß man aus dem gut
getrockneten amerikanischen Maismehl mehr als 90 Proc. Extract ohne Zuhilfenahme
anderer, als der in der gewöhnlichen Brauerei üblichen Gefäße erhalten könne. Dieser
Benützung des Maismehles steht aber der höhere Marktpreis des Mehles und die
Erfahrungen Haeker's entgegen, nach welchen die
Haltbarkeit solcher Biere, die aus einem längere Zeit aufbewahrten Maismehl bereitet
wurden, nicht die beste sein soll.
Der frisch geerntete Mais enthält noch 28 bis 30 Proc. Wasser, der lufttrockene Mais
aber nur 12 bis 13 Proc. desselben. Es gibt zwischen weiß, roth und schwarz keine
Farbenmischung, welche die verschiedenen Spielarten des Maises nicht zeigen würden.
Der äußere Theil des Maiskornes ist glasig und durchscheinend, von besonderer
Festigkeit. Das Innere des Kornes zeigt einen großen Reichthum von vielseitig
gestalteten, gegen die äußere Hülle an Größe abnehmenden Stärkekügelchen, die
durchschnittlich dreimal kleiner als wie die der Gerste sind. Diese Stärkekörnchen
liegen in festen Zellen, welche der Verflüssigung und Auflösung der Stärke
Widerstand leisten, und es muß deshalb der Mais entweder stark zerkleinert,
vermahlen werden, bei welcher Operation er sich nicht erhitzen darf, oder durch
Einweichen in schwefligsaures Wasser, Kochen oder Dämpfen vorbereitet werden, bevor
seine Vermischung mit dem Malze geschieht. Ueber die zweckmäßigste Art der
Ausführung dieses Verfahrens stehen uns viele Vorschriften zur Verfügung; in der
neuen Welt regnet es Patente, welche bald diesen, bald jenen Vorgang beim Verbrauen
des Maises als eine wichtige Erfindung in Schutz nehmen sollen, und in nicht langer
Zeit werden wir Fortschritte auf diesem Gebiete auch in Europa zu verzeichnen haben.
So viel ist übrigens sichergestellt, daß man den Maiszusatz niemals über 50 Proc.
vom Gewichte des Malzes – langgewachsenes und langsam geführtes Malz
vorausgesetzt – nehmen sollte, weil man sich leicht der Gefahr einer
unvollkommenen Zucker- und Dextrinbildung aussetzt. Doch entscheiden auch die Preisverhältnisse
zwischen Gerste und Mais und die vorhandenen Werksvorrichtungen.
Während sich Kartoffelmalzbiere schon in der Hauptgährung stark ausarbeiten und daher
anders in der Gährung behandelt werden müssen wie reine Malzbiere, verläuft die
geistige Gährung bei den Maismalzbieren sehr langsam und regelmäßig; nur klären sie
sich langsamer wie Malzbiere, werden aber nach dem Ablagern außerordentlich feurig
und mousirend. Auch die neugebildete Hefe ist von vorzüglicher Qualität.
Weder die Gerste noch der Mais gehören bekanntlich zu den kleberbildenden Samen. Es
ist hinlänglich bekannt, daß das Maismehl nur bei beträchtlichem Zusatz anderer
Mehlsorten sich gut verbacken läßt, daß dem aus bloßem Maismehl bereiteten Teige die
nöthige Zähigkeit und Klebrigkeit abgeht. Man spricht noch immer vom Kleber der
Gerste, obwohl es längst bekannt ist, daß man, wenn Gerstenmehl in einem Tuche unter
Wasser geknetet wird, keinen Kleber, sondern als Rückstand im Tuche eine sehr
geringe Menge eines aus Eiweißzellstoffen und Stärkemehl bestehenden Gemenges von
nichts weniger als elastischer, klebriger Beschaffenheit erhält. Wiederholt man den
Versuch mit Maismehl, so erhält man ebenfalls einen sehr geringen Rückstand, kaum 3
Proc. des verwendeten Mehles, welchem man den Namen „Zein“
(Maiskleber) beilegte. So wie das Hordein kein der Gerste eigenthümlicher Stoff,
sondern ein Gemenge der oben bezeichneten, etwas schwerer von einander trennbaren
Körper ist, ebenso besteht dieses Zein nur in den Analysen von Gorham und stellt nur ein schwer trennbares Gemenge mehrerer bekannter
Bestandtheile des Maismehles dar.
Der zum Bierbrauen im Großen verwendete Mais, die daraus erzeugte Würze und das
Jungbier, sowie eine Partie aus Hamburg bezogenen Reises und dessen Erzeugnisse in
den verschiedenen Stadien ihrer Fabrikation sind mit folgenden Resultaten untersucht
worden; der zum Brauen verwendete Mais war großer, weißer Tiroler Mais von folgender
Zusammensetzung, und ihm zum Vergleich mag die Mulder'sche Gerstenanalyse hier Platz finden.
Mais.
Gerste.
Stärkemehl
72,55
65,72
Dextrin
3,04
5,53
Albumin
0,38
0,30
Nicht coagulirbare, in Wasser lösliche
Proteïnstoffe
1,33
1,92
Fibrin
2,46
0,28
Unlösliche Proteïnkörper
7,67
9,27
Fett
4,52
2,50
Hülsenstoffe
5,27
9,42
Extractivstoffe
0,84
1,96
Mineralstoffe
1,94
3,10
–––––––––––––––––
100,00
100,00.
Das Fett des Maises ist nach der Varietät des Maises verschiedenartig gefärbt, war in
diesem Falle lichtgelb, über Thierkohle filtrirt wurde es farblos, zeigte eine
dünnflüssige Beschaffenheit, und wurde durch längeres Aufbewahren dunkelgelb und
fest. Es gehört zu den trocknenden Oelen und löst sich auch in Alkohol und Weingeist
von 80 Proc. Tr. auf.
Die Elementaranalyse des Maisfettes ergab:
Kohlenstoff
76,34
Wasserstoff
11,38
Sauerstoff
12,28
Das Maisöl besteht aus den Glyceriden der Oelsäure und Palmitinsäure. Es verlangt
nämlich:
Trioleïn
77,38
Kohlenstoff
und
11,76
Wasserstoff
Tristearin
76,85
„
„
12,26
„
Tripalmitin
75,93
„
„
12,16
„
Wird das luftrockene Material, nach der Behandlung mit Aether, mit Spiritus von 87
Proc. Tr. ausgekocht, durch welche Behandlungsweise der Zersetzung organischer
Stoffgruppen am besten vorgebeugt wird, hierauf filtrirt und der geistige Auszug
stark abgedampft, so scheidet sich beim Erkalten Maisfibrin ab, welches über
Schwefelsäure getrocknet und gewogen wird. Nach Ritthausen besteht das Maisfibrin nicht etwa aus einem Gemenge von
Pflanzenleim und Caseïn, sondern aus einem Körper, welcher mit dem
Glutenfibrin des Weizenklebers völlig identisch ist und sich nur durch einen
unbedeutend niedrigeren Stickstoffgehalt von letzterem unterscheidet.
Der entfettete und mit Alkohol behandelte Mais wurde mit Wasser ausgezogen. Der gelb
gefärbte, vollkommen klare, feurige Auszug reagirt schwach sauer und schied beim
Erhitzen und Abdampfen viel Eiweiß ab.
Gegen Reagentien zeigte die gekochte, vom Eiweiß befreite wässerige Lösung des Maises
folgendes Verhalten.
Gelbes Blutlaugensalz gab weder eine Trübung noch einen
Niederschlag.
Verdünnte Salpetersäure eine schwache Trübung.
Sublimatlösung einen starken weißen Niederschlag.
Concentrirte Salpetersäure ein starkes Präcipitat.
Neutralisirtes essigsaures Bleioxyd einen starken, voluminösen, in
Essigsäure unlöslichen Niederschlag.
Gerbsäure einen auffallend starken Niederschlag von
Eiweißstoffen.
Salpetersaures Silberoxyd einen starken, in Salpetersäure löslichen
Niederschlag.
Kupferprobelösung wurde beim Erwärmen stark reducirt.
Essigsäure bewirkte eine unbedeutende Trübung.
Der Auszug enthält noch Eiweißkörper, Zucker, Gummi, Phosphate,
Extractivstoffe.
Der mit Wasser erschöpfte Maisrückstand betrug im getrockneten Zustande 86,69 Proc.
des wasserfreien Maises, und wurde nach der Methode von Oudemans der Stärkemehl-, Zellstoff- und Eiweißgehalt
desselben in bekannter Art und Weise ermittelt und die einzelnen Bestandtheile auf
wasserfreie Substanz umgerechnet.
Von diesem Mais wurden jedesmal 500k fein
gemahlen, gedämpft und in zwei Portionen der ersten und zweiten Dickmaische
zugesetzt, bei 75° das Feuer unter der Braupfanne erstickt, eine halbe Stunde
der Zuckerbildung überlassen, hierauf bis zum Sieden erhitzt, eine halbe Stunde lang
gekocht und nach innigem Vermischen mit dem rückständigen Maischschrot auf die
„Ruhe“ gebracht. Der Maiszusatz betrug 40 Proc. vom
Malzgewicht. In ähnlicher Weise wurde ein Reismalzgebräu und ein
Malzstärkemehlgebräu ausgeführt und die Würzen derselben mit der Würze eines aus
demselben Malze gewonnenen reinen Malzgebräues verglichen.
Die Zuckerbestimmung geschah mittels einer gut titrirten Fehling'schen Kupferlösung.
Die auf den Dextringehalt zu untersuchenden Flüssigkeiten wurden entsprechend
verdünnt in einer weiten und dickwandigen Glasröhre nach Zufügung von Schwefelsäure
eingeschmolzen und jedesmal sechs Stunden im Oelbade auf 110° erhitzt. Man
verwendete auf 10cc der auf 5 Proc.
Extractgehalt verdünnten Würze unter Zugabe von 1cc,5 einer verdünnten Schwefelsäure von 116g wasserfreier Säure im Liter. 9/10 des
neugebildeten Zuckers waren als Dextrin vorhanden. Aus sämmtlichen Würzen wurden
unter bedeutender Hopfenzugabe Lagerbiere von 12,50 Proc.
Balling-Saccharometer erzeugt, und weil in Oesterreich der Extractgehalt der
Bierwürze bis auf 1/10 Proc. des Saccharometers gestellt werden muß, vor dem
Ablassen auf die Kühlschiffe sämmtliche Würzen genau auf 12,5 Proc. eingedampft.
Die Polarisationen sind mit dem Soleil'schen Polarisationsinstrument in der Art
vorgenommen worden, daß die auf die Hälfte ihrer ursprünglichen Concentration
verdünnte Würze mit etwa 5 Proc. basisch-essigsaurem Bleioxyd versetzt,
filtrirt, die farblos gewordene Flüssigkeit polarisirt, für die Verdünnung und den
Bleizuckerzusatz corrigirt und auf die ursprüngliche Dichte der Würze umgerechnet
wurden. Die vergohrenen Würzen wurden unverdünnt, blos mit Bleiessig und einigen
Tropfen Gerbsäure versetzt, filtrirt, polarisirt für den Bleiessigzusatz corrigirt
in Ansatz gebracht.
Analyse des verwendeten Reises.
Der wasserfreie Reis enthielt in 100 Gewichtstheilen:
Stärkemehl
85,19
Dextrin
2,63
Albumin
0,24
Proteïnstoffe
6,75
Fett
0,82
Hülsenstoffe
2,55
Mineralstoffe
1,82
–––––––
100,00.
Chemische Zusammensetzung der
Decoctionswürzen.
Bestandtheileder Würzen.
ReineMalzwürze.
Mais-Malzwürze.
Reis-Malzwürze.
Stärke-Malzwürze.
Zucker
4,96
4,08
4,84
4,87
Dextrin
6,05
6,83
6,35
6,60
Extract, direct bestimmt
12,29
12,27
12,30
12,32
Proteïnkörper
0,82
0,78
0,68
0,42
Andere Stoffe
0,46
0,58
0,43
0,43
Polarisation Soleil-Grade
+ 130
+ 138
+ 132
+ 136
Vergohrene Würzen. Nach der
Hauptgährung.
I.
II.
III.
IV.
Alkohol
2,71
2,76
2,90
3,19
Zucker
1,05
1,12
0,98
0,35
Dextrin
4,54
4,31
4,42
4,74
Extract
6,59
6,48
6,25
5,91
Proteïnstoffe
0,43
0,39
0,33
0,28
Andere Stoffe
0,57
0,66
0,52
0,54
Polarisation Soleil-Grade
+ 72
+ 68
+ 66
+ 69.
Am schnellsten verlief die Gährung in Nr. IV, und es mußte das Bier viel früher wie
die anderen gährenden Würzen von den Bottichen abgezogen und auf Lagerfässer
gebracht werden. Am langsamsten vergohr das Maismalzbier, es bedurfte auch der
längsten Zeit, bevor es vollkommen klar, dann aber feuerklar wurde, und schied eine
eben so schöne Hefe wie das Malzbier ab. Es unterliegt daher gar keinem Zweifel, daß
auch andere Früchte wie Gerste als Malzsurrogate mit gutem Erfolg benützt werden und
Biere liefern können, welche reinen Malzbieren in der Qualität wenig nachstehen.
Anders steht es mit der neugewonnenen Hefe, die in Reis- und Stärkemalzwürzen
ausartet. (Fühling's
landwirthschaftliche Zeitung, 1875 S. 59 und 114.)