Titel: | Das Färben der Wolle mit Methylgrün nach Ch. Lauth. |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 354 |
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Das Färben der Wolle mit Methylgrün nach Ch. Lauth.
Lauth, über das Färben der Wolle mit Methylgrün.
Das Methylgrün, erhalten durch Einwirkung von Jodmethyl oder von salpetersaurem
Methyl auf Methylviolett, hat wie sein Vorgänger, das Jodgrün, in der Seiden-
und Baumwollfärberei eine ausgedehnte, in der Wollfärberei dagegen fast gar keine
Anwendung gefunden, weil es an einer richtigen Vorschrift hierfür fehlte. Lauth kam nun schon im J. 1871 zu dem Resultate, daß die
Wolle vor dem Färben mit diesem Anilingrün eine besondere Präparation erfordere. Er
behandelte dieselbe mit einer kochenden Lösung von unterschwefligsaurem Natron und
einer Zinkverbindung, fand jedoch später, daß unterschwefligsaures Natron für sich
allein mit einem schwachen Zusatz von Schwefelsäure dieselben, wenn nicht bessere
Dienste leiste. Im Bulletin de Mulhouse, 1875 S. 422
spricht Lauth geradezu die Ansicht aus, daß der auf diese
Weise in und auf der Wolle niedergeschlagene Schwefel sich gegen das Anilingrün wie
ein förmlicher Mordant verhalte.
Das hierauf basirte neue Verfahren, welches schon in einer Anzahl von Wollfärbereien
sich bewährt hat, besteht nun darin, daß man die Wolle ungefähr 1/4 Stunde mit einer
Lösung von unterschwefligsaurem Natron, 3g
auf 600g Wasser, auskocht und dann, wenn
die Wolle ganz von der Flüssigkeit durchdrungen ist, einen Zusatz von 2g Schwefelsäure gibt. Das Bad muß nach dem
Herausnehmen der Wolle ganz klar sein, und versteht es sich von selbst, daß das
anzuwendende Gefäß für diese Präparation nicht aus Kupfer, Eisen oder Blei bestehen
darf. Wird die Lösung des unterschwefligsauren Natrons zu stark genommen, so
verliert die Wolle an Griff, sie fühlt sich eigenthümlich weich an, geht ein und
gleichzeitig schadet der Ueberschuß des Schwefels der resultirenden Nüance; das Grün
erscheint nachher ebenso matt, wie wenn man zu wenig Schwefel auf der Wolle fixirt
hat. Nach dieser Operation wird gewaschen, und die Wolle ist zum Färben oder
Bedrucken fertig. Zu bemerken ist nur noch, daß eine vollkommen reine Wolle
vorausgesetzt ist; die geringste Spur einer Metallverbindung würde ein Schwärzen
derselben verursachen, und müßte eine so verunreinigte Wolle vor der eigentlichen
Präparation mit einer schwachen Salzsäure behandelt werden.
Das Färben geschieht ohne weiteren Zusatz mit einer wässerigen Lösung des
Methylgrüns, wenn man ein bläuliches Grün zu erhalten wünscht; handelt es sich aber
um eine gelbere Nüance, so wird zuerst Pikrinsäure aufgesetzt, und dann empfiehlt es
sich, um eine saure Reaction des Farbbades zu erzielen, demselben einen Zusatz von
essigsaurem Zink zu
geben, auf 600g Wasser 0g,07 Pikrinsäure und 0g,6 essigsaures Zink. Nach dem Gelbfärben
wird derselben Flotte etwas essigsaures Natron zugefügt und hernach mit 0g,2 krystallisirtem Methylgrün ausgefärbt.
Je nach dem Verhältniß, in welchem man die beiden essigsauren Salze anwendet, hat es
der Färber in seiner Gewalt, aus derselben Flotte, bald gelbliche, bald bläuliche
Nüancen zu färben.
Bemerkenswerth sind noch die Schlußbetrachtungen Lauth's,
in welchen er darauf aufmerksam macht, daß nur der in Schwefelkohlenstoff unlösliche
Schwefel, wie er durch Säuren aus unterschwefeligsauren Salzen frei gemacht wird,
als Mordant für Methylgrün auf Wolle fungirt. Behandelt man die auf obige Weise
präparirte Wolle mit Schwefelkohlenstoff, so verliert dieselbe in keiner Weise die
Eigenschaft, das Anilingrün aus der Farbflotte auszuziehen; andererseits liefert die
Präparation der Wolle mit einer Auflösung von Schwefelblumen in Schwefelkohlenstoff
oder auch die Passage durch eine Polysulfuretlösung mit darauf folgendem Säurebad
nur schlechte Färberresultate – um Nichts besser, als wenn man die Wolle gar
nicht präparirt.
Kl.