Titel: | Bericht über Versuche mit einer Swain'schen Turbine; von James B. Francis in Towell (Mass.). |
Autor: | J. B. Francis |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 387 |
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Bericht über Versuche mit einer Swain'schen Turbine; von James B. Francis in Towell (Mass.).
Mit Abbildungen auf Taf.
IX [a/2].
Francis, Bericht über Versuche mit einer Swain'schen
Turbine.
Den besten Maßstab zur Beurtheilung von Motoren bieten bekanntlich direct an ihnen
vorgenommene Versuche; solche sind jedoch besonders dann, wenn sie zur Erzielung
genauerer Resultate in größerer Zahl vorgenommen werden sollen, meist mit
bedeutenden Schwierigkeiten, häufig auch mit Betriebsstörungen verbunden, und dies
mag wohl der Grund sein, weshalb sie seltener ausgeführt werden, als es im Interesse
der Sache selbst liegt. Es gilt dies namentlich bezüglich der Wassermotoren, und es muß deshalb die
durch Ingenieur Francis erfolgte umfassende Untersuchung
einer Swain'schen Turbine,
deren Ergebnisse im Journal of the Franklin Institute
Daraus im Engineering, Juli 1875 S. 61. niedergelegt sind, nur um so dankenswerther erscheinen.
Die Versuchsturbine, deren Construction die Fig. 2 bis 6 zeigen, ist eine
Radialturbine, deren volle äußere Beaufschlagung durch ein Leitrad geregelt wird.
Den Körper ihres Laufrades W bilden eine gußeiserne, mit
Nabe versehene Platte P und ein Ring R. In diesen sind 25 bronzene Schaufeln eingegossen,
welche durch Pressen in Matrizen hergestellt sind. Die Form dieser Schaufeln ist aus
Fig. 5
(Horizontalschnitt unterhalb P) und Fig. 6 (Abwickelung des
äußeren Umfanges) ersichtlich. Die nach Innen gekehrte Austrittskante liegt in einer
verticalen Ebene, welche durch die Turbinenachse geht, und ist bis etwa 152mm von P aus
parallel zu letzterer, worauf sie in einen Kreisbogen übergeht, dessen Mittelpunkt
im äußeren Umfangscylinder der Schaufeln liegt, und dessen Radius gleich 1/5
Laufraddurchmesser ist. Derselbe mißt 1m,830, die Höhe von der Unterkante der Schaufeln bis zur Platte P beträgt 590mm, der Abstand von der Oberkante des Ringes R bis
zur Platte P 337mm. Der Ausfluß des Wassers erfolgt mit Rücksicht auf die Form der
Innenkante gleichzeitig radial und achsial. Den Eintritt desselben vermittelt ein
Leitrad G mit 24 Schaufeln, welche in eine Platte Q eingegossen sind; 21 derselben sind aus Bronze, 3
dagegen (siehe e
Fig. 5) aus
Gußeisen hergestellt, da sie zur Aufnahme dreier Hängstangen h bestimmt sind, welche den ganzen Leitapparat tragen und bei Aenderungen
der Wassermenge eine verticale Verstellung desselben zulassen. Bei einer solchen
treten die Schaufeln in eine hohle ringförmige Kammer E,
welche von drei Ständern o getragen wird. Das Leitrad
wird hierbei gleichzeitig durch zwei an Q angegossene
Ringe M und N geführt,
welche einen am Gestelle C angegossenen Cylinder
umgreifen. Gegen diesen ist der Ring M, um
Wasserverlusten vorzubeugen, durch eine Ledermanschette besonders abgedichtet. Bei
ganz gehobenem Leitapparat berühren sich Q und E mit genau abgerichteten Kanten, verhindern also dann
gänzlich den Zutritt des Wassers zum Laufrad. Die Schaufeln des Leitrades sind
480mm lang; die Bronzeschaufeln haben
eine Dicke von 58mm, welche gegen die Enden
bis auf 1mm abnimmt. Letztere sind bis auf
25mm von der inneren Leitradperipherie
gerechnet geradlinig und schließen mit der Radtangente einen Winkel von 14°
ein. Der radiale Spielraum zwischen Leitrad- und Laufradschaufeln mißt 42mm, der Hub des Leitrades 332mm. Seine Schluckweite beträgt 115mm, der Totaleintrittsquerschnitt 0qm,918, der totale Austrittsquerschnitt des
Laufrades dagegen 0qm,888.
Bemerkenswerth ist noch die Lagerung des Laufrades. Das
gußeiserne, dicht in den Wasserkasten der Turbine eingebaute Gestell C trägt mit drei eingegossenen Armen d die Spurpfanne. Die Stelle der Spurplatte zwischen
dieser und dem Laufrade vertritt ein cylindrischer, an beiden Enden kegelförmiger
Block S aus hartem Holze, welchem durch eine Rohrleitung
f beständig Wasser zugeführt wird. Eine achsiale
Bohrung in S ermöglicht auch die Bespülung der oberen
Kegelfläche mit Wasser. Der Holzblock kann ohne besondere Schwierigkeiten
ausgewechselt werden, da Laufrad und Turbinenspindel durch ein Zwischenstück z verbunden sind, welches sich leicht beseitigen und
dadurch den Block S bloslegen läßt. Die nach Maßgabe der
Abnützung des letzteren nöthige Verstellung des Laufrades erfolgt mittels der
Schrauben t.
Zur Vornahme der Bremsversuche wurde das conische Antriebsrad auf der Turbinenspindel
gegen eine Bremsrolle B (Fig. 2 und 3) ausgewechselt, an
welche eine gewöhnliche Bremse b angelegt wurde. Der
Bremshebel war durch eine Zugstange mit einem Winkelhebel H verbunden, welcher das Belastungsgewicht trug. Dieses bestand zumeist
aus großen Eisenstücken, deren Schwere durch das Aichamt bestimmt wurde. Bei leerer
Waageschale befand sich der Winkelhebel im Gleichgewicht. Zur Erzielung derselben
inneren Widerstände der Turbine während Versuch und Betrieb war das an der
Turbinenspindel lastende Gewicht der Bremse (1465k) und der Bremsrolle (2279k)
abzüglich des Gewichtes des conischen Antriebrades (1107k), in Summe also 2637k, durch ein System c von Zugstangen und Hebeln ausbalancirt.
Gleichzeitig mit den Bremsungen wurde die von der Turbine verbrauchte Wassermenge
bestimmt. Zu diesem Zweck war in den Abflußgraben ein Ueberfallwehr w eingebaut, dessen Länge 4m,972 betrug und dessen Krone 3m,682 über der Grabensohle lag. Die
Wassermenge wurde nach der Formel:
Q = 3,33 LH3/2,
welche frühere Versuche ergaben, bestimmt. In derselben bedeutet Q die Wassermenge in Cubikfuß engl., L die Länge des Wehrs und H
die Höhe des Wasserspiegels über der Wehrkrone in Fuß engl.
Für Qcbm, Lm und Hm lautet die
Formel:
Q = 1,838 LH3/2.
Die Bewegung des Wassers im Ablaufgraben, welche von schädlichem Einfluß auf die
Bestimmung seiner Quantität gewesen wäre, wurde durch einen Rechen r aufgehoben. Derselbe war, 1m,367 vom Wehr entfernt, parallel zu diesem
eingebaut; sein Durchgangsquerschnitt betrug 1/5 seiner ganzen Fläche. Die durch den
Rechen hervorgerufene Stauung ergab bei Versuchen mit voller Beaufschlagung eine
Niveaudifferenz vor und hinter demselben von 6mm.
Der Wasserstand über der Wehrkrone wurde durch ein Heberrohr (hookgauge) beobachtet, welches sich in einem abgeschlossenen Behälter
zwischen Rechen und Radstube befand; seine Communication mit dem Wasserraum zwischen
Rechen und Wehr war durch ein 1mm weites,
am Ende mit Seiher versehenes Rohr erzielt, welches etwa 5mm über dem Wasserkastenboden in den
Behälter mündete. Das Wasser hatte stets freien Fall vom Wehr, denn der
Wasserspiegel unterhalb des Wehres war in keinem Fall weniger als 76mm von der Wehrkrone entfernt.
Das Gefälle wurde durch Vergleichung des Wasserstandes zwischen Rechen und Radstube
und des Oberwasserspiegels ermittelt. Ersterer wurde wieder durch ein Heberrohr
beobachtet, dessen Behälter durch ein 1mm
weites Rohr mit dem zugehörigen Wasserraum zwischen Rechen und Radstube
communicirte. Auch dieses Rohr war mit einem Seiher versehen, welcher den Einfluß
der Strömung fernzuhalten hatte. Das Gefälle war 5m,486. Bemerkt sei noch, daß der
Wasserkasten der Turbine vollkommen dicht war, und das Wehr zeigte ein so geringes
Lecken, daß dieses unberücksichtigt bleiben konnte.
Mit den erwähnten Einrichtungen wurden 146 Versuche vorgenommen, die ersten 20 zur
Prüfung der Verläßlichkeit der Apparate. Hierbei war eine Leitradöffnung von 33mm, welche jedoch in Wirklichkeit 33mm betrug, angenommen. Die Versuche wurden
von Zoll zu Zoll (25,4 zu 2mm,4)
Leitradöffnung bis zur totalen Oeffnung vorgenommen, mit besonderer Berücksichtigung
des Wasserverbrauches in jedem einzelnen Fall. Die Resultate wurden graphisch
verzeichnet, damit die Zwischenwerthe leicht bestimmt und Unregelmäßigkeiten aus der
Zahlenreihe entfernt werden konnten. Nach den Curven wurden dann die Resultate
tabellarisch zusammengestellt. Diese Tabelle gibt die Beziehungen zwischen
Wassermenge, Gefälle, Beaufschlagung, Kraftabgabe, Nutzeffect, Tourenzahl und
Geschwindigkeitsverhältniß zwischen Rad und Wasser, sowie die Dauer jedes Versuches
und die herrschenden Luft- und Wassertemperaturen an; sie ist indeß zu
umfangreich, um hier mitgetheilt werden zu können. Dagegen führen wir auf S. 390
eine zweite Tabelle an, welche die Effectscoefficienten bei verschiedenen
Leitradöffnungen und verschiedenen Geschwindigkeiten der Turbine angibt, und heben aus
derselben hervor, daß der größte Nutzeffect von 2/3 bis voller Beaufschlagung
zwischen 0,828 und 0,839 schwankt, und daß das Geschwindigkeitsverhältniß zwischen
äußerem Radumfang und Wasser bei voller Beaufschlagung und größtem Effect 0,765, bei
halber Beaufschlagung und 78 Proc. Nutzeffect 0,68 und bei 1/4 Beaufschlagung und 61
Proc. Nutzeffect 0,66 war.
Tabelle der Coefficienten des Nutzeffectes bei verschiedenen
Höhen der Einlauföffnung und verschiedenen Geschwindigkeiten der Swain'schen
Turbine.
Höhen desLeitrades.
Coefficienten des
Nutzeffectes.(Das Verhältniß der Umfangsgeschwindigkeit des
Rades zu der dem Gefälle entsprechenden Geschwindigkeit ist im Kopfe
jeder Columne eingetragen.)
mm
Zollengl.
0,60
0,61
0,62
0,63
0,64
0,65
0,66
0,67
0,68
0,69
0,70
332
13,08
0,765
0,771
0,776
0,782
0,788
0,793
0,798
0,803
0,808
0,813
0,818
305
12,00
0,775
0,781
0,786
0,791
0,796
0,802
0,807
0,811
0,816
0,820
0,824
279
11,00
0,775
0,781
0,786
0,792
0,797
0,802
0,807
0,812
0,817
0,821
0,825
254
10,00
0,782
0,788
0,794
0,800
0,805
0,810
0,815
0,820
0,824
0,828
0,831
229
9,00
0,779
0,785
0,791
0,797
0,803
0,808
0,812
0,816
0,820
0,823
0,825
203
8,00
0,771
0,777
0,783
0,788
0,793
0,797
0,800
0,802
0,804
0,805
0,806
178
7,00
0,764
0,769
0,774
0,778
0,781
0,784
0,787
0,788
0,790
0,790
0,790
152
6,00
0,742
0,747
0,751
0,754
0,757
0,759
0,760
0,761
0,761
0,760
0,759
127
5,00
0,708
0,711
0,714
0,717
0,719
0,721
0,722
0,722
0,721
0,720
0,719
102
4,00
0,654
0,658
0,661
0,664
0,666
0,668
0,669
0,669
0,668
0,667
0,665
76
3,00
0,576
0,579
0,581
0,583
0,585
0,585
0,586
0,586
0,585
0,584
0,582
51
2,00
0,474
0,474
0,473
0,472
0,471
0,469
0,466
0,463
0,460
0,456
0,451
Höhen desLeitrades.
Coefficienten des
Nutzeffectes.
mm
Zollengl.
0,71
0,72
0,73
0,74
0,75
0,76
0,77
0,78
0,79
0,80
332
13,08
0,822
0,827
0,830
0,832
0,834
0,835
0,835
0,834
0,833
0,831
305
12,00
0,828
0,832
0,835
0,837
0,838
0,839
0,838
0,837
0,835
0,831
279
11,00
0,829
0,831
0,833
0,833
0,832
0,830
0,827
0,824
0,819
0,815
254
10,00
0,833
0,834
0,834
0,833
0,831
0,828
0,824
0,820
0,814
0,809
229
9,00
0,827
0,828
0,827
0,825
0,823
0,820
0,815
0,811
0,806
0,800
203
8,00
0,807
0,806
0,805
0,803
0,800
0,798
0,795
0,791
0,788
0,783
178
7,00
0,790
0,788
0,786
0,783
0,780
0,777
0,772
0,768
0,763
0,757
152
6,00
0,758
0,756
0,753
0,751
0,747
0,743
0,739
0,734
0,728
0,722
127
5,00
0,718
0,717
0,715
0,713
0,710
0,707
0,704
0,701
0,697
0,693
102
4,00
0,663
0,660
0,657
0,655
0,652
0,648
0,645
0,641
0,637
0,633
76
3,00
0,580
0,578
0,575
0,571
0,568
0,563
0,559
0,555
0,550
0,545
51
2,00
0,446
0,441
0,434
0,428
0,420
0,412
0,404
0,395
0,385
0,375