Titel: | Kohlensäure-Bestimmungs-Büretten für Saturationsgase; von F. Kroupa und Dr. O. Kohlrausch. |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 446 |
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Kohlensäure-Bestimmungs-Büretten
für Saturationsgase; von F.
Kroupa und Dr. O. Kohlrausch.
Mit Abbildungen.
Kroupa und Kohlrausch's
Kohlensäure-Bestimmungs-Büretten.
Das Bedürfniß, zur Bestimmung der Kohlensäure im Saturationsgase ein einfacheres und
billigeres Instrument als den Scheibler'schen Apparat und einen weniger
zerbrechlichen als die Stammer'sche Röhre zu besitzen, hat zur Construction
nachstehender (in Kohlrausch's Organ für Rübenzuckerindustrie, 1875 S. 222 ff.
ausführlicher beschriebenen) Büretten geführt.
Fig. 1., Bd. 218, S. 447
Holzschnitt I stellt die Bürette von F. Kroupa in
Bedihost dar, welche an beiden Enden in schwache Glasröhrchen ausgehend, am
unteren Theile an der Seite auch ein Glasröhrchen angeschmolzen hat; alle Röhren
sind durch Glashähne a, b, c absperrbar. Der leere
Raum in der Bürette, bis an den Conus der Glashähne gerechnet, faßt genau 50cc (mit 2/10 Theilung). Unten bei c ist der Nullpunkt, oben bei a der Theilstrich 50cc. Die
Fortsetzung des Glasröhrchens am unteren Ende mündet, bis an den Boden reichend,
in einen kleinen Glaskolben, welcher mit Kalilauge gefüllt ist und durch einen
Kautschukstöpsel mit dem Röhrchen befestigt ist, so daß er mit der Bürette ein
festes Ganzes bildet. Der Kautschukstöpsel hat außerdem noch eine Bohrung zur
Aufnahme eines rechtwinkelig gebogenen Glasröhrchens, das nicht bis an die
Kalilauge heranreicht und am anderen Ende ein angesetztes Kautschukschlauchstück
hat, welches durch den Quetschhahn d dicht
schließbar gemacht wird. An dem seitlich angeschmolzenen Glasrohre, welches
durch den Hahn b abgesperrt wird, ist ein längerer
Kautschukschlauch angebracht, der zur Gasleitung geht.
Diese Bürette wird bei der Saturationsstation an einem sicheren Orte an der Wand
vertical so aufgestellt, daß sie beiläufig in der Mitte der Theilung von einem Ring
umfaßt wird, welcher an einem eisernen, in der Wand festgemachten Halter feststeht.
Der eiserne Halter ist mit einer Kurbeldrehung versehen, die eine Bewegung der
Bürette in der verticalen Ebene gestattet.
Die Ausführung der Kohlensäure-Bestimmung ist
folgende: Glashahn c ist gesperrt, b und a aber offen; somit
strömt das Gas durch die Bürette, was man etwa 20 Secunden andauern läßt, und
vertreibt die atmosphärische Luft aus derselben; alsdann wird a gesperrt. Bei offenem Hahn b wird noch unter
dem Drucke, welcher in der Gasleitung sich befindet, Saturationsgas zuströmen
gelassen, was auch circa 20 Secunden dauert, und hiernach b auch gesperrt.
Um nun genau 50cc Saturationsgas in der
Bürette zu belassen, muß man bei a auf einen Moment
öffnen, um das überschüssige Gasvolum zu entfernen, und sogleich wieder
schließen.
Sofort läßt man durch Oeffnen des Hahnes c das Aetzkali,
welches sogleich ein kleines Volum von Kohlensäure absorbirt, in die Bürette
aufsteigen, und nur unter dem Drucke der Atmosphäre steigt das Aetzkali aus dem
Kolben in die Bürette, da der Quetschhahn d gelüftet
ist.
Wenn eine kleine Quantität Aetzkali sich in der Bürette befindet, wird wieder d und c geschlossen und die
Bürette geschüttelt, dann wieder in die verticale Lage gebracht, d und c geöffnet, worauf
wieder mehr Aetzkali nach oben steigt, und diese Procedur 3 bis 4 mal wiederholt,
wonach das Aetzkali unveränderten Stand faßt. Die abgelesenen Cubikcentimeter,
doppelt genommen, geben die Volumprocente an Kohlensäure im Saturationsgase. Nach
Beendigung eines Versuches läßt man das Aetzkali in den Kolben zurückfließen und
sperrt c ab.
Um aber zur nächsten Untersuchung ein Gas von der Qualität zu bekommen, in welcher es
zur Saturation verwendet wird, ist es rathsam, das Saturationsgas continuirlich
durch die Bürette durchstreichen zu lassen und erst vor der Untersuchung den Hahn
a sperren.
Es wird wohl Jedem einleuchten, daß diese Methode der Gasuntersuchung nicht
theoretisch richtig ist, denn hier fällt Temperatur, Barometerdruck, Tension der
Dämpfe etc. als Factor außer Rechnung. Für praktisch schnell und bequem ausführbare
Versuche ist diese Methode aber vollkommen geeignet.
Die Controlversuche, die Kohlrausch zur selben Zeit nach
Weiler's Angabe anstellte, stimmten bis auf 0,1 Proc.
genau. Um etwaigen Beschädigungen an der Bürette vorzubeugen, könnte man den ganzen
Apparat in einen Holzschrank aufstellen.Diese nach Angabe Kohlrausch's construirte Bürette
liefert äußerst nett und billig die Firma Blaha
und Kappus, Handlung chemischer Apparate in
Prag.
Der in Holzschnitt II abgebildete Apparat von Kohlrausch
wird mittels
Holländerverschraubung derart an dem Regulator oder einer Stelle der
Kohlensäuregasleitung befestigt, daß er sich leicht drehen läßt. Die Stange ab ist hohl, und es tritt die Kohlensäure bei a in dieselbe ein, bei b in
eine der Leitungen des Dreiweghahnes A aus. E ist die Meßröhre, B
ebenfalls ein Dreiweghahn, C ein Kautschukballon für
Chlornatriumlösung und D ein solcher für die
Kalilauge.
Fig. 2., Bd. 218, S. 449
Um den Apparat zur Arbeit in Stand zu setzen, werden die Ballons gefüllt, die
Dreiweghähne A und B so
gestellt, daß A nach außen, B aber gegen C geöffnet ist. Durch
Zusammendrücken des Ballon C wird die Röhre E mit Chlornatriumlösung gefüllt, bis ein Tropfen am
oberen Ende ausfließt, der Hahn A hierauf so
gerichtet, daß er nach außen und zum Gasbehälter geöffnet ist, kurze Zeit
Kohlensäuregas durchstreichen gelassen, dann A zu
der Meßröhre und dem Gasbehälter gestellt und nun die Meßröhre mit dem
Kohlensäuregas gefüllt, wobei die Chlornatriumlösung wieder in den Ballon C zurückfließt.
Ist die Röhre, welche vom oberen bis zum unteren Hahn 100cc faßt, so daß also die Zahlen 0 und 100
auf der Röhre nicht mehr sichtbar sind, sondern in die Fassung hineinfallen würden,
in dieser Weise mit Kohlensäuregas gefüllt, so wird der Hahn A einen Augenblick nach außen geöffnet, um einen eventuellen Druck
auszugleichen, dann der Hahn B gegen D und E geöffnet, durch
Zusammendrücken des Ballon D Kalilauge in die Meßröhre
gedrückt und letztere durch Aufhebung der Ballons mit den Händen und Drehen im
Holländerverschluß wagrecht gehalten, so daß die Lauge in der Röhre entlang fließt.
Die Absorption erfolgt sehr rasch, Kalilauge wird in die Meßröhre nachgezogen und
der Ballon durch die entstehende Luftleere zusammengedrückt. Mehr als zweimaliges
Heben ist nicht nothwendig, um alle Kohlensäure absorbiren zu lassen. Ist dann in der
bekannten Weise abgelesen, so wird der Hahn A nach außen
geöffnet, und die Lauge fließt in den Ballon D
zurück.
Durch die Anwendung der Kautschukballons und Vermeidung jedes Glaszwischengefäßes
wird erreicht, daß die Flüssigkeitssäule in der Meßröhre stets nur unter dem
Luftdruck steht, sobald man nicht an den Ballons drückt.
Die Fassungen und Hähne sind aus Zinn angefertigt; es werden aber noch Versuche
gemacht, diese Theile des Apparates aus Britanniametall herzustellen. Zu den
Kautschukballons ist nach vorhergehenden Versuchen, d. i. Behandeln des Kautschuks
mit Kalilauge, das beste Material ausgesucht; wie lange aber speciell derjenige,
welcher mit Kalilauge gefüllt ist, brauchbar sein wird, muß die Zeit
entscheiden.
Ob die neueste Kohlensäure-Bestimmungs-Bürette allen Anforderungen
entspricht, welche man in der Praxis der Fabrikation an ein solches Instrument zu
stellen berechtigt ist, darüber will Dr. O. Kohlrausch nach eingehender Erprobung referiren.