Titel: | Die Kampher-Bereitung in Japan. |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 451 |
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Die Kampher-Bereitung in
Japan.
Mit einer Abbildung auf Taf. IX [a/4].
Die Kampherbereitung in Japan.
Der einzige Baum, welcher den aus Japan und Formosa in den Handel gelangenden Kampher
(japanisch Shono) liefert, ist, wie (nach der
Wochenschrift des n.-ö. Gewerbevereins, 1875 S. 511) Dr. A. v. Roretz in Otanijama berichtet, Laurus camphoratus (japanisch Tsunoki). Sein Vorkommen in Japan ist ein weitverbreitetes und er gehört
den drei Hauptinseln Nipon, Kiushin und Sikok gleichmäßig an. Am besten gedeiht er
jedoch in den südlichen Theilen des Reiches, namentlich in der Provinz Tosa auf
Sikok. Die Seeküste mit ihrer milden, feuchten Luft sagt ihm hier am meisten zu, und
so ist denn in dieser Provinz auch die Hauptstätte der Kamphererzeugung.
Die Kamphergewinnung wird das ganze Jahr hindurch betrieben, ergibt aber im Winter
die besten Resultate. Die Kampherarbeiter ziehen, sobald ein Platz ausgemittelt ist,
in dessen Umgebung sich einige Kampherbäume finden, dahin und errichten daselbst
eine Wohnstätte, sowie die zur Darstellung des rohen Kamphers dienenden Oefen. Ist
der Platz ausgenützt, so wird die Hütte abgebrochen und weiter getragen.
Das zur Gewinnung des Kamphers beobachtete Verfahren ist ein sehr einfaches. Die
Arbeiter suchen sich einen Kampherbaum aus, zerhacken ihn mit einer
hohlgeschliffenen, sehr kurzstieligen Haue in kleine, regelmäßige Späne. Sobald der
ungeheure Baum gefallen, werden der Stamm, die großen Wurzeln und Aeste ebenso
zerkleinert und die Späne in Tragkörben nach den Oefen gebracht. Dieselben sind
meist an einem Abhange
errichtet, in dessen Nähe sich etwas fließendes Wasser vorfindet, und dienen zur
nassen Destillation der Späne.
Die höchst einfache Construction der Oefen zeigt Figur 39. Auf einem
kleinen, aus Steinen gebildeten Kranze A, welcher als
Herd dient, liegt eine flache, 65cm im
Durchmesser haltende Eisenpfanne F. Auf ihr ruht ein
vielfach durchlöcherter Deckel, welcher mit Lehm befestigt ist und gleichzeitig den
Boden E eines 1m hohen und oben 45cm weiten
Fasses B bildet. Nahe am Boden hat dasselbe eine
quadratische, mit einem Brete genau verschließbare Oeffnung D. Das Ganze ist mit einer dicken Lehmschichte C umkleidet und diese selbst mit Bambusreifen zusammengehalten. Die obere
Oeffnung ist durch einen mit Lehm verstrichenen Deckel G
verschlossen, welcher ein mit einem Zapfen K
absperrbares Loch besitzt. Nahe unter diesem Deckel führt ein Bambusrohr L nach dem Condensator H. Es
ist dies ein viereckiger, unten offener Kasten, der durch vier Scheidewände in fünf
mit einander communicirende Theile geschieden ist und mit seiner offenen Seite in
einen Wasserbehälter taucht. Durch Ueberrieseln mit Wasser wird er beständig
abgekühlt.
Die Manipulation bei der Darstellung des Kamphers ist nachstehende. Die gesammelten
Späne des zerhackten Baumes werden nach Abnahme des Deckels G in das Faß B gefüllt. Sodann wird der Deckel
aufgesetzt, mit Lehm gut verstrichen und nun durch die Oeffnung K ein bestimmtes Quantum Wasser eingegossen, welches,
nachdem es die Späne durchfeuchtet, sich in der Pfanne F
ansammelt. Nun beginnt man langsam zu heizen und fährt damit durch 12 Stunden fort,
indem fortwährend ein kleines Feuer unterhalten wird, sobald das Wasser in F zu sieden begonnen hat. Die aufsteigenden Dämpfe
nehmen, durch die Späne durchstreichend, allen Kampher nebst dem in denselben
enthaltenen Oele mit sich, welche beide nach der in H
stattfindenden Condensirung des Dampfes sich auf der Fläche des Wassers ablagern.
Nach 12 Stunden werden die ausgezogenen Späne durch die Oeffnung D entfernt und frische Späne und frisches Wasser von
oben nachgefüllt. Nach 24 Stunden wird der Proceß unterbrochen, der ganze Apparat
gereinigt und der in H angesammelte Kampher in Fässer
gefüllt. In diesen wird durch ganz geringes Pressen und Abgießen der feste Kampher
vom Oele, das mindestens 25 Proc. beträgt und wasserhell ist, geschieden und werden
sohin beide Producte zu Markte gebracht. In besonderen Localen wird der rohe Kampher
einer nochmaligen, etwas stärkeren Pressung unterzogen, wobei noch ziemlich viel Oel
durch die Fugen der Gefäße abgeht. Das so ziemlich trocken gemachte Product geht
zumeist nach Osaka, dem Hauptstapelplatze für diesen sich eines sehr bedeutenden
Exportes erfreuenden Handelsartikel.
Das gewonnene Kampheröl, japanisch Shono abura, dient
jetzt wohl zu keinem anderen Zwecke wie als Beleuchtungsmaterial für sehr arme
Leute, die es trotz seines starken Geruches und vielen Rußes in offenen Lampen
brennen.
Vollständig gereinigter Kampher wird nicht exportirt, sondern das japanische
Landesproduct stets erst in Europa durch weitere Destillation von den ihm noch
anhaftenden Oelbestandtheilen befreit.
Die ausgenützten Späne dienen, nachdem sie auf dem Herde I getrocknet worden, als
Feuerungsmaterial.