Titel: | Grundsätze der Galvanoplastik; von Prof. H. Meidinger. |
Autor: | Heinrich Meidinger [GND] |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 465 |
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Grundsätze der Galvanoplastik; von Prof.
H. Meidinger.
Meidinger, über Grundsätze der Galvanoplastik.
Im Octoberheft dieses Journals (1875 218 1) befindet sich
der Auszug einer Abhandlung aus den Technischen Blättern: „Studien über
Galvanoplastik von Prof. Kick“, worin die
Bedingungen zur Herstellung eines guten Metallniederschlages untersucht und
experimentelle Ergebnisse mitgetheilt werden. Der Verfasser rügt dabei mit Recht die
Unklarheit, ja Irrigkeit der in den bekannten Schriften über Galvanoplastik hierüber
aufgestellten Sätze; unsere deutsche Literatur namentlich ist in der That, was die
theoretische Begründung dieser Kunst anlangt, durchaus mangelhaft abgefaßt, wie ich
dies bereits in einer früheren Kritik der vorhandenen Werke (Badische
Gewerbezeitung, 1868 S. 32) ausgesprochen habe; auch in dem rein praktischen Theile
sind uns die französischen und englischen Publicationen überlegen.
Die Ergebnisse der von Professor Kick angestellten
Untersuchung sind übrigens der Hauptsache nach nicht unbekannt; dieselben finden
sich bereits niedergelegt in der zweiten Auflage von Meyer's Conversationslexikon
1864, Artikel Galvanoplastik, welcher aus meiner Feder stammt und von dem nebst
einigen zugehörigen Artikeln ein Separatabdruck ausgegeben wurde. Die Abhandlung hat
wohl in Fachkreisen nicht genügende Verbreitung gefunden; es dürfte deshalb nicht
ungeeignet scheinen, einen kurzen Auszug aus derselben hier zu geben, soweit die
allgemeinen Grundsätze, nach denen der galvanoplastische Niederschlag erfolgt,
berührt werden; abgesehen von der Darstellungsweise gegenüber den Kick'schen
Auseinandersetzungen dürfte sich vielleicht auch noch einiges Neue darin vorfinden
und anschließen lassen.
„Seiner eigentlichen Natur nach ist das galvanisch ausgefällte Metall
immer krystallinisch, d.h. es scheiden sich unausgesetzt äußerst kleine
Metalltheilchen in krystallinischer (d. i. regelmäßig geformter) Structur aus;
dieselben legen sich dicht an einander, wirren sich durch einander und bilden
auf diese Weise, wie der Filz, eine stark zusammenhängende Masse von großer
Festigkeit und Widerstandsfähigkeit. Oft schon mit bloßem Auge, gewöhnlich mit
der Loupe, zuweilen erst mit der stärksten Vergrößerung durch das Mikroskop läßt
sich die krystallinische Beschaffenheit des Niederschlages deutlich erkennen, und in
letzterem Falle lassen sich stets die einzelnen Kryställchen als durch
Zwischenräume von einander getrennte, wirr durch einander liegende Körperchen
unterscheiden. Der Niederschlag stellt danach eigentlich nicht eine ganz
homogene, dichte Masse dar, wie das geschmolzene Metall. In der That besitzt er
auch nicht ganz die Festigkeit des letzteren, und insbesondere beim Drucken mit
galvanisch dargestellten Kupferplatten (wenn sie sich nicht noch präpariren
lassen) wird dies sehr fühlbar, indem sich nur eine weit kleinere Anzahl von
Abdrücken davon machen läßt. Ist man jedoch im Stande, den zumeist harten
Niederschlag auszuglühen und zu hämmern, oder zu pressen und zu poliren, so wird
er ebenso dicht wie das geschmolzene (und gewalzte) Metall und steht demselben
überhaupt in allen Beziehungen gleich. Die krystallinische Beschaffenheit und
damit die Dichte, Festigkeit und praktische Verwendbarkeit des galvanischen
Niederschlages hängt jedoch wesentlich von der Stromstärke in ihrer Beziehung
zur Größe der Poloberfläche und der Concentration der Lösung (d.h. der Menge in
einer bestimmten Quantität Wasser aufgelösten Metalles) ab. Wir wollen annehmen,
es habe sich ein Niederschlag von normaler Beschaffenheit gezeigt in einer
gegebenen Metalllösung bei einer gewissen Stromstärke auf der Oberfläche eines
Pols von beispielsweise 1qc. Wird der
Strom nur um Weniges schwächer oder stärker, so ändert sich der Niederschlag
nicht wesentlich, z.B. Kupfer von etwa Papierdicke, mit verschiedener
Geschwindigkeit niedergeschlagen, läßt sich noch um die Kante biegen, ohne zu
brechen, das Zeichen eines guten, normalen Metalles. Läßt man den Strom
unausgesetzt wachsen, so tritt jedoch ein Zeitpunkt ein, wo die anfangs hellrosa
Farbe des Niederschlages ins Dunkelrothe, dann ins Braune und zuletzt ins
Schwarze übergeht. Dabei verliert der Niederschlag immer mehr an Zusammenhang,
wird locker und endlich ganz schwammig, zart wie das weichste Mehl. Seiner Natur
nach ist er auch jetzt noch immer krystallinisch, die Krystalle wurden aber
durch den kräftigen Strom so stark und schnell ausgeschieden, daß sie keine Zeit
hatten, sich auszubilden und sich dicht an einander zu lagern. Ist die
Metalllösung blos von der halben Concentration, so tritt die gleiche Erscheinung
schon bei der halben Stromstärke ein, und schon bei einem Drittel derselben,
wenn die Lösung blos den dritten Theil des Metalles in Lösung hat etc. Es ergibt
sich daraus, daß man aus concentrirten Lösungen das Metall auf eine gegebene
Oberfläche schneller normal ausscheiden kann als aus verdünnten Lösungen, d.h.
im ersteren Falle kann es in kürzerer Zeit eine gewisse Dicke erreichen als im
letzteren.
In einem ähnlichen, jedoch nicht in gleich hohem Grade nachtheilig wirkt ein
allzu schwacher Strom in sehr concentrirter Lösung. In diesem Falle bilden sich
die einzelnen Krystalle zu lebhaft aus, und es entstehen häufig Zwischenräume,
die sich nicht mit Metall füllen, sondern von benachbarten Krystallen
überwachsen werden. Dann ist der Niederschlag zwar hart, aber sehr brüchig und
für fast alle technischen Verwendungen gleich ungeeignet. Verdünnt man jedoch
die concentrirte Metalllösung mit sehr viel Wasser, so kann man auch dann
mittels eines ganz schwachen Stromes einen normalen Niederschlag darstellen, und
es gilt, immer dieselbe Oberfläche vorausgesetzt, worauf sich das Metall
ausscheidet, als Regel: Bildet sich in der concentrirten Lösung ein normaler
Niederschlag bei einem Strom, welcher in der Stunde z.B. 1g Metall ausscheidet, so ist in der
halb concentrirten Lösung der Niederschlag gleichfalls normal, wenn in der
Stunde blos 1/2g gefällt wird, in der
Lösung von 1/10 Concentration bei 1/10g
Niederschlag pro Stunde etc. Verändert man, nachdem man einmal für eine gegebene
Polfläche dieses richtige Verhältniß der Concentration der Lösung zur Stromstärke
durch den Versuch ausfindig gemacht hat, um den normalen Niederschlag zu
erhalten, nunmehr die Größe der Polfläche, während die Concentration der Lösung
und der Strom immer in gleicher Stärke erhalten bleiben, so nimmt man wahr, daß
mit Verkleinerung der Oberfläche der Niederschlag wieder braun und schwarz wird,
gerade als wäre die Stromstärke gewachsen, und daß mit Vergrößerung der
Oberfläche der Niederschlag wieder mehr krystallinisch wird, gleichsam als habe
sich die Stromstärke vermindert.
In der That, wenn auch die Stromstärke dabei in absoluter Größe dieselbe
geblieben ist, so ist sie es doch nicht in Bezug auf jeden kleinsten Theil der
Poloberfläche geblieben, wo die Ausscheidung von Metall statt hatte. Hat der Pol
blos die halbe Größe, so schlägt sich bei demselben Strom in gleicher Zeit auf
jeden einzelnen Theil doppelt so viel Metall nieder, d.h. der Niederschlag wird
von doppelter Dicke, gerade als habe der doppelte Strom auf die unverändert
große Polfläche gewirkt; die Erscheinung bleibt somit die gleiche. Erhält man
einen nicht normalen Niederschlag, indem der Strom z.B. zu stark ist, so kann
man denselben somit normal machen, indem man die Oberfläche des Pols vergrößert,
und ist der Strom zu schwach, so muß man die Oberfläche des Pols verkleinern.
Ist aber, wie gewöhnlich, die Oberfläche des Pols von einer gegebenen und nicht
abzuändernden Größe, so muß man entweder, um den normalen Niederschlag zu
erhalten, die Concentration der Lösung nach der Stromstärke richten (wenn man in
gegebener Zeit eine gewisse Quantität Metall fällen will), oder häufiger wird
man, da die Concentration der Lösung eine einmal für lange Zeiten gegebene ist,
alsdann die Stromstärke, d.h. die Größe der galvanischen Batterie, nach der
Poloberfläche reguliren. Wenn man derartige Versuche anstellt, ist es durchaus
nothwendig, mittels eines Galvanometers zu arbeiten, welches durch die Stellung
der Magnetnadel jeden Augenblick erkennen läßt, wie es mit der Stromstärke
beschaffen sei, ob diese gleichförmig, oder größer und kleiner. In der
Galvanoplastik reicht meist ein einfacher Draht als Galvanometer aus, welcher
direct über oder unter einer Nadel horizontal hinläuft, da man es hier
gewöhnlich mit sehr starken Strömen zu thun hat.
Um den negativen Pol mit einem gleichförmigen normalen Niederschlag allseitig zu
bedecken, genügt es nicht blos, daß der Strom eine angemessene Stärke besitze,
sondern es muß auch der positive Pol von einer richtigen Beschaffenheit sein, ja
von derselben hängt häufig die Fortdauer des Stromes überhaupt ab. Am positiven
Pol scheidet sich das mit dem Metall in der Salzlösung verbundene Säureradical
ab; dasselbe besitzt eine so große Verwandtschaft zu dem Pol, daß es denselben
in allen Fällen zu einem neuen Salz auflöst, wenn es überhaupt damit eine in der
Flüssigkeit lösliche Verbindung eingehen kann. Ist z.B. in der Flüssigkeit
Kupfervitriol gelöst, so wird am positiven Pol das Radical SO₄ ausgeschieden, und besteht der Pol aus
Kupfer, so vereinigt sich dasselbe mit einem Aequivalent Kupfer und bildet von
Neuem Kupfervitriol, der sich wiederum in der Flüssigkeit auflöst. Es ist bei
diesem Vorgang das Kupfer gleichsam vom positiven Pol auf den negativen Pol
übertragen worden. Die Flüssigkeit bleibt auf die Dauer in ihrer ursprünglichen
Beschaffenheit unverändert. Damit sich das am positiven Pol sich neubildende
Salz aber in der Flüssigkeit auflösen könne, ist es nothwendig, daß hinreichend
Wasser vorhanden sei. Besitzt man nun eine ganz concentrirte Lösung, z.B. von
Kupfervitriol (1 Th. desselben bildet bei gewöhnlicher Temperatur von 15°
mit 4 Th. Wasser eine gesättigte Auflösung), so ist in der Flüssigkeit kein
freies, ungebundenes Wasser mehr enthalten; bildet sich am positiven Pol das
schwefelsaure Kupferoxydsalz, so kann sich dies somit nicht auflösen, es wird
vielmehr den ganzen Pol mit einer harten Salzkruste überziehen, und da dieselbe
ein völliger Nichtleiter der Elektricität ist, so wird der Strom alsbald
unterbrochen; es hört demnach auch jegliche Ausscheidung von Metall am negativen
Pol auf.Die von Professor Kick geäußerte Ansicht, der
positive Pol überziehe sich bei starkem Strom mit Kupferoxyd und Oxydul,
ist unbegründet. Elektrolytisch wird an dem Pol immer das Säureradical,
im vorliegenden Falle SO₄
ausgeschieden, sowohl bei Anwendung reiner wie mit Schwefelsäure
vermischter Kupferlösung. Daß das Wasser zugleich zersetzt werde,
wodurch sich Sauerstoff am positiven Pole ausscheide, ist eine veraltete
Anschauung. Chemisch reines Wasser ist so gut wie Nichtleiter des
galvanischen Stromes; es macht nur die Bestandtheile der eigentlichen
Elektrolyte beweglich. Kupferoxyd könnte sich schon aus dem Grunde am
positiven Pole nicht ausscheiden, weil dieses durch die freie Säure des
Bades sofort gelöst würde. Die Erzeugung von Kupferoxydul ist nun
geradezu unmöglich, da am positiven Pol immer die höchsten
Oxydationsproducte entstehen, wie schon aus der Bildung von
Wasserstoffhyperoxyd bei Elektrolyse reiner Schwefelsäure hervorgeht,
wie ich selbst zuerst 1853 (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 88 S.
64) nachgewiesen habe, wodurch sich gerade das Verschwinden des
Sauerstoffes erklärte. Wenn, was nun in der That bei Anwendung eines
positiven Pols aus gewöhnlichem Kupfer vorkommt, Kupferoxydul an dessen
Oberfläche erscheint, so stammt solches lediglich aus der Verunreinigung
des hüttenmännischen Kupfers selbst; dasselbe löst sich in der freien
Schwefelsäure nicht auf und bleibt somit bei der elektrolytischen
Auflösung des Kupfers zurück.
Wir erkennen hieraus, daß, falls ein Metallsalz zwischen Polen desselben Metalles
zersetzt wird, die Lösung des Salzes nicht gesättigt sein darf, sondern einen
Ueberschuß von Wasser enthalten muß, in welchem sich das neugebildete Salz
auflösen kann. Kupfervitriol, zwischen Kupferpolen zersetzt, wird deshalb
gewöhnlich in 6 bis 8 Th. Wasser gelöst, d.h. in der anderthalbfachen bis
doppelten Menge von derjenigen, die es zur Bildung einer concentrirten Lösung
nöthig hat. Selbst dann kann jedoch auch noch eine Unterbrechung des Stromes
durch Ausscheidung einer Salzkruste auf dem positiven Pol eintreten, falls
nämlich der Strom sehr stark und die Polfläche sehr klein ist. Damit sich das
neugebildete Salz in dem noch ungebundenen Wasser auf die Dauer auflösen kann,
muß eine unausgesetzte Strömung sich bilden können, die immer frisches Wasser an
den Pol führt. Dies macht sich nun von selbst, indem die entstandene Auflösung
als schwerere Flüssigkeit langsam nach unten abfließt. Ist jedoch die
Ausscheidung von Metallsalz zu rasch, so reicht das freie Wasser der den Pol
einhüllenden Flüssigkeit nicht hin, um dasselbe vollständig und schnell genug
aufzulösen, da die Strömung verhältnißmäßig zu langsam von Statten geht; auch
muß sich dann nothwendig eine Kruste auf dem positiven Pol bilden, welche eine
Unterbrechung, oder zum Mindesten doch starke Schwächung des Stromes bewirkt.
Durch unausgesetztes lebhaftes Bewegen des Pols in der Flüssigkeit läßt sich in
diesem Falle allerdings eine vollständige Auflösung des Salzes bewerkstelligen.
Man erreicht dasselbe jedoch auf einfachere Weise, indem man entweder, wenn
thunlich, die Flüssigkeit noch weiter mit Wasser (oder allgemein mit dem
Lösungsmittel) versetzt, oder indem man die Polfläche hinreichend vergrößert und
dadurch das sich ausscheidende Salz mit einer größeren Menge freien Wassers in
Berührung bringt.“
„Um massive Gegenstände aus Kupfer darzustellen, die überhaupt aus keinem
anderen Metall bereitet werden, wendet man blos den käuflichen Kupfervitriol an,
welcher das billigste Kupfersalz ist und sich auch aus anderen Gründen am
meisten geeignet zeigt. Salpetersaures Kupferoxyd verhält sich jedoch in fast
allen Fällen gleich gut, und um Kupfer mit der größten Schnelligkeit
niederzuschlagen, ist es sogar besser, da es eine weit concentrirtere Lösung
bildet als der Vitriol. Doch ist dasselbe weit kostspieliger und kommt deshalb
nur ausnahmsweise in Anwendung.“
„Die Grenze des normalen Niederschlages in der concentrirten
Kupfervitriollösung ist erreicht, wenn sich in 24 Stunden auf 1qc etwa 1 1/2g Kupfer niederschlagen. Doch wird der
Niederschlag in diesem Falle schon dunkelroth und körnig. Hingegen ist er noch
völlig normal, wenn die Fällung blos 1g
beträgt, was einer Dicke des Metalles von 1mm,1 entspricht. Selten wird jedoch mehr als 1/2g in 24 Stunden (0mm,6 Dicke) auf 1qc mittels des einfachen
galvanoplastischen Apparates niedergeschlagen, und das Maximum bei Anwendung der
unconstanten Batterie mag 0,2 bis 0g,3
(oder 0mm,3 Dicke) betragen. Will man
in besonderen Fällen sehr schnell arbeiten, so daß man schon in wenig Stunden
einen dicken, haltbaren und z.B. in der Druckerei verwendbaren Niederschlag
erlangt, so muß man eine nicht ganz concentrirte Lösung von salpetersaurem
Kupferoxyd anwenden und diese mittels einer Bunsen'schen Batterie bei 30 bis
40° zersetzen. Man kann dann recht gut schon in einer Stunde einen
haltbaren Niederschlag von der Form abziehen, der beinahe 0g,1 schwer ist (auf der Fläche von 1qc) und eine Dicke von 0mm,1 besitzt; in 24 Stunden etwa 2g von 2mm,2 Dicke. Dies dürfte wohl die Grenze
der Geschwindigkeit sein, mit der sich das Kupfer niederschlagen
läßt.“
„Es ist zweckmäßig der Kupfervitriollösung 5 bis 7 Proc. concentrirte
Schwefelsäure zuzusetzen, da einerseits ihre Leitungsfähigkeit bedeutend
vergrößert, also der Kupferniederschlag (in Folge verstärkten Stromes)
beschleunigt wird, andererseits der Niederschlag selbst an Festigkeit und Güte
gewinnt. Besonders bei sehr schwachen Strömen (und großen Polflächen), zeigt
sich die angesäuerte Kupfervitriollösung vortheilhafter als die neutrale Lösung,
indem der Niederschlag bei weitem nicht so ausgeprägt krystallinisch und, wie
oben auseinandergesetzt, brüchig wird; man kann deshalb eine concentrirte
Kupferlösung von der oberen Grenze des normalen Niederschlages an fast bei jeder
geringeren Stromstärke anwenden, ohne daß die Güte desselben leidet.“
So viel aus meiner oben citirten Abhandlung. Eine Erklärung der Wirkung des
Schwefelsäurezusatzes wurde von mir später gegeben bei einem Vortrag in dem
naturwissenschaftlichen Verein zu Heidelberg. (Siehe dessen Berichte, 1865 Bd. 3 S.
116.) Verschiedene Elektrolyte, in Wasser gelöst, werden im Verhältniß ihrer
Leitungsfähigkeit durch den elektrischen Strom zersetzt; da Schwefelsäure bei etwa
12facher Verdünnung mit Wasser mindestens siebenmal besser leitet als concentrirte
Kupfervitriollösung, so wird dieselbe so gut wie allein durch den Strom in einem mit
7 Proc. davon versetzten Kupferbad zersetzt; es sucht sich somit Wasserstoff am
negativen Pol auszuscheiden. Im statu nascendi reducirt
derselbe jedoch die Kupferlösung, und es scheidet sich, sofern nur genügend Kupfer
an dem Pol vorhanden, so lange also der Strom im Verhältniß zur Concentration der
Lösung nicht zu stark ist, nur Kupfer aus. Wie erklärt sich nun aber der Unterschied
in der Beschaffenheit des Metalles?
So lange der Strom so stark ist, daß die Fällung sich an der Grenze des normalen Niederschlages
befindet, ist kein Unterschied zu bemerken; derselbe gibt sich nur bei schwachem
Niederschlag zu erkennen. Bei neutraler Lösung ist gewissermaßen ein der freien
Elektricität an den Polen entsprechender Ueberschuß von Kupfer vorhanden, so daß
eine sehr regelmäßige Krystallbildung erfolgen kann; in saurer Lösung besteht der
Ueberschuß von Stoff an dem Pol jedoch aus Wasserstoff, welcher erst im Verhältniß,
als er elektrolytisch wirklich frei wird, eine Ausscheidung von Kupfer bewirkt; die
Theilchen werden somit nur vereinzelt in äußerst kleiner Größe sich ansetzen können.
Ob der Strom, resp. die Stromdichte, groß oder klein ist, hat auf den Vorgang dabei
gar keinen Einfluß. So erklärt es sich, daß der Metallniederschlag auch immer gut
geräth, sobald man Schwefelsäure zu dem Kupferbad zusetzt, und daß sich somit die
massive Galvanoplastik im Allgemeinen so leicht ausüben läßt; denn der Grenze des zu
raschen Niederschlages nähert man sich unter gewöhnlichen Umständen nicht.
Auch wird auf jene Wirkung der Schwefelsäure die zuweilen vorgefundene Behauptung
zurückzuführen sein, daß ein Bad erst nach einiger Zeit des Gebrauches gute
Niederschläge gäbe. Häufig wird nämlich zu dem Zink Schwefelsäure gegeben; diese
diffundirt durch die poröse Scheidewand zu der neutralen Kupferlösung über,
verbessert dadurch erstens deren Leitungsfähigkeit, wodurch der Niederschlag rascher
erfolgt, und zweitens findet secundäre Zersetzung statt. Auch das allmälig
überdiffundirende Zinkvitriol wird ähnliche Wirkungen zeigen. Dasselbe bewirkt, daß
die Lösung relativ ärmer an Kupfervitriol wird und erleidet ferner selbst eine
Zersetzung, die allerdings nicht so bedeutend ist, da beide Salze sich in ihrer
Leitungsfähigkeit nahe stehen; jetzt ist es das am negativen Pol sich ausscheidende
Zink, welches die theilweise Kupferfällung bewirkt.
Die Elektrolyse sonst scheinbar indifferenter Substanzen und die durch deren
Zersetzungsproducte erfolgende secundäre Ausscheidung des Metalles spielt ohne
Zweifel in der Galvanoplastik überhaupt eine große Rolle; die Wirkung der
Cyankaliumbäder, aus denen Gold und Silber sich so schön niederschlagen, läßt sich
gewiß auf die indirecte Zersetzung zurückführen. In manchen Fällen mag jedoch auch
eine eigenthümliche Verbindung, eine Art Legirung, eintreten, welche dem
Niederschlag andere bessere Eigenschaften ertheilt, als es das aus reiner Lösung
niedergeschlagene Metall besitzt. So habe ich bei dem Eisenniederschlag aus
Salmiakeisenvitriollösung einen kleinen Gehalt von Ammonium nachgewiesen (vergl.
1862 163 283).