Titel: | Analytische Mittheilungen aus dem Laboratorium der vereinigten Königs- und Laurahütte; von Dr. H. Uelsmann. |
Autor: | H. Uelsmann |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 492 |
Download: | XML |
Analytische Mittheilungen aus dem Laboratorium
der vereinigten Königs- und Laurahütte; von Dr. H. Uelsmann.
Uelsmann, Bestimmung des Phosphors in Roheisen, Stahl und
Eisenerzen.
Die nachfolgenden Mittheilungen und Notizen verfolgen weniger den Zweck, vollständig
Neues zu bringen, als vielmehr die seit Jahren im hiesigen Laboratorium erprobten
und praktisch angewendeten Modificationen meist schon bekannter analytischer
Methoden, namentlich für Hüttenproducte der Eisen- und Stahlbranche zur
Kenntniß und Nutzanwendung auch anderer Collegen zu bringen.
Bestimmung des Phosphors in Roheisen, Stahl und
Eisenerzen. Eine der Hauptaufgaben und häufigsten Anforderungen für das
Laboratorium bilden die Phosphorbestimmungen in den Materialien und Producten der
Hütte, da der Phosphor einmal die häufigste, dann aber, vor allem für ein Stahlwerk,
die mit am meisten Einfluß habende Verunreinigung derselben ist, und schon 0,10
Proc. Phosphor im Stahl die Maximalgrenze der Zulässigkeit bildet. Für Erze
vermindert sich diese Grenze auf die Hälfte bis ein Drittel, je nach dem
Eisengehalt, und es ist hier häufig der Fall, daß ein sonst ganz vorzügliches Erz
zur Erzeugung von Bessemereisen zurückgewiesen werden muß, weil 0,01 bis 0,02 Proc.
Phosphor zu viel darin sind. Bei dieser Strenge steigern sich natürlich in gleichem
Maße die Anforderungen an die Genauigkeit der Bestimmungen, und es lag daher vor
allem nahe, die vorhandenen verschiedenen Methoden in dieser Hinsicht zu
vergleichen. Ohne der vielfältigen von mir ausgeführten Versuche im Einzelnen zu
erwähnen, sei als Resultat derselben hervorgehoben, daß allein die Abscheidung des Phosphors mit Molybdänsäure dem vorliegenden
Zweck entspricht, und daß die correcte Ausführung des unten zu beschreibenden
praktischen Verfahrens die minimalsten Mengen Phosphor genau zu bestimmen gestattet.
Das gewöhnliche Verfahren, wobei der Molybdänniederschlag in Ammoniak gelöst und als
Magnesiadoppelsalz daraus abgeschieden wird, als bekannt voraussetzend, sei schon
jetzt bemerkt, daß wir diesen Weg, namentlich bei Bestimmung geringer Mengen
Phosphor, hier nicht einschlagen, sondern den Molybdänniederschlag direct auf die Waage bringen, wie
Eggertz dies schon vor Jahren in Vorschlag gebracht
hat (vergl. 1860 158 283). Es hat sich diese Methode
meines Wissens bisher nicht viel Freunde erworben, da man meist der alten Ansicht
huldigte, daß der Niederschlag nicht gleichen Behalt an Phosphor habe, was
allerdings der Fall sein kann, wenn der Niederschlag unter wesentlich verschiedenen
Umständen erzeugt wird. Arbeitet man jedoch, was sich in einem Hüttenlaboratorium,
wo meist ähnliche Materialien vorliegen, leicht erreichen läßt, unter nahe zu gleichen Verhältnissen, so enthält der bei
110 bis 120° getrocknete Molybdänniederschlag stets die
gleiche Menge an Phosphor, nämlich die von Eggertz bereits angegebenen 1,63 Proc. Ich habe, da es von größter
Wichtigkeit war, sicher zu constatiren, ob diese weit einfachere und zeitsparende
Methode sich bewährte, bereits vor 4 Jahren eine ganze Reihe von Analysen des bei
120° getrockneten Molybdänniederschlages ausgeführt und dabei für den Gehalt
an Phosphor im Minimum 1,60, im Maximum 1,65 erhalten, so daß wir hier ohne Bedenken
die Zahl von Eggertz, 1,63 Proc., zu Grunde legen.
Außerdem hat Dr. Strehle hier
kürzlich in einigen fremden Puddelschlacken den Phosphor nach beiden Methoden
bestimmt; er erhielt:
Als Molybdänniederschlag
Mit Magnesia
1,679
1,658 Proc.
Phosphor.
2,908
2,923
„ „
2,303
2,336
„ „
Zwei Bedingungen sind namentlich ins Auge zu fassen, um der gleichen Zusammensetzung
sicher zu sein. Die Lösung darf 1) keine freie Salzsäure, sondern nur Salpetersäure,
außerdem möglichst wenig Chlorverbindungen enthalten und 2) müssen beide Lösungen
erwärmt zusammenkommen, so daß der Niederschlag sich schnell bildet. Wie dies erzielt wird, soll bei der Beschreibung der
speciellen Analyse angeführt werden. Vielleicht ist es nicht überflüssig, anzugeben,
daß wir die Molybdänlösung aus reiner Molybdänsäure bereiten, und zwar 1 Th. auf 3
Gew.-Th. Ammoniak von 0,925 und 15 Gew.-Th. Salpetersäure von 1,28.
Diese Lösung wird nach 2 bis 3tägigem Stehen durch Asbest filtrirt und hält sich
dann unverändert, auch beim Erwärmen bis 60°. Es werden jedesmal 200g Molybdänsäure in Arbeit genommen.
Dies im Allgemeinen vorausgeschickt, wird die Bestimmung selbst danach in folgender
Weise hier ausgeführt. 4g des in einem
Stahlmörser gröblich zerkleinerten Roheisens
beziehungsweise Stahl- oder
Schmiedeisen-Bohrspäne werden in einem Kolben in
etwa 100cc Salpetersäure von 1,20 spec.
Gew. erst unter Abkühlung, später unter Erwärmen gelöst. Die Einwirkung ist gleich
von Anfang an so heftig, daß ein Entweichen von Phosphor- oder
Siliciumwasserstoff nicht zu befürchten ist; – man muß sogar mit Wasser etwas
abkühlen. Die Lösung wird in einer etwa 200cc haltenden Platinschale erst auf dem Wasserbade, dann im Luftbade
eingetrocknet und schließlich der Rückstand geglüht, bis keine rothen Dämpfe mehr
entweichen. Mittels eines Platinspatels wird die sich sehr leicht loslösende Masse
in eine Porzellanschale gebracht und darin mit etwa 100cc concentrirter Salzsäure erwärmt, bis sie
gelöst ist, was in etwa 1/4 Stunde der Fall sein wird, worauf man auf dem Wasserbade
die überschüssige Salzsäure möglichst weit abdampft, Wasser hinzufügt und in einem
200cc-Kolben filtrirt. Durch das
Lösen und Abdampfen wird alle etwa bei dem vorherigen Glühen entstandene
Pyrophosphorsäure in dreibasische Phosphorsäure verwandelt und in Lösung gebracht,
so daß der Rückstand, welcher den Graphit neben sämmtlicher Kieselsäure (die hierbei
mit bestimmt werden kann) enthält, völlig frei von Phosphor ist. Von dem auf 200cc gebrachten Filtrat werden 50cc zur Bestimmung des Phosphors, 50cc zur Manganbestimmung verwendet, der Rest
als Reserve für etwaige verdorbene Bestimmungen aufgehoben. Erstere 50cc, worin also 1g,00 Eisen enthalten ist, werden in einem
Becherglase erwärmt, Ammoniak zugefügt, bis ein Theil Eisenoxydhydrat sich
ausgeschieden hat, und der Niederschlag dann mit Salpetersäure fortgenommen. Hat die
Flüssigkeit eine Temperatur von 60 bis 70° angenommen, so wird die schwach
erwärmte Molybdänlösung zugegeben, und unter öfterem vorsichtigem Umrühren 3 bis 5
Stunden lang warm stehen gelassen. Der Niederschlag wird sodann auf ein gewogenes
Filter gebracht, mit ganz schwacher Salpetersäure (100 Wasser auf 1 bis 1,5 Vol.
Salpetersäure) ausgewaschen, bei 120° getrocknet und gewogen. Er enthält so,
wie erwähnt, stets 1,63 Proc. Phosphor.
Liegen Erze zur Untersuchung vor, so werden dieselben nach
dem Auflösen und Abdampfen mit Salzsäure, entweder mit oder ohne vorheriges
Schmelzen mit kohlensaurem Alkali, in gleicher Weise behandelt, d.h. die Lösung mit
Ammoniak und Salpetersäure übersättigt und mit Molybdänlösung gefällt.
Noch eine andere Erwägung ist es, welche diesem directen Verfahren gegenüber dem mit
Magnesia nicht nur den entschiedenen Vorzug gibt, sondern dasselbe für Schmiedeisen
und Stahl sowie dessen Rohmaterialien als das genaueste allen anderen Methoden
voranstellt. Nehmen wir einen Stahl, welcher 0,05 Proc. Phosphor enthält, so gibt dies
für 1g zur Analyse verwendeter Substanz
0g,0307 (31mg Molybdänniederschlag, aber nur 0g,00087, also noch nicht 1mg Magnesiapyrophosphat, welches mit
Sicherheit ohne Fehler zu bestimmen mindestens problematisch wäre, während der
Molybdänniederschlag ganze Milligramme verträgt, ohne die Zahl wesentlich zu
alteriren. Desgleichen würden, wenn man den Phosphorgehalt anstatt zu 1,63 nur zu
1,60 resp. 1,66 Proc. annimmt, sich 0,0491 und 0,0509 Proc. Phosphor anstatt 0,050
ergeben – Zahlen, welche wohl hinreichend beweisen dürften, daß diese Methode
bei richtiger Ausführung völlig brauchbar und zuverlässig ist.