Titel: | Die mechanische Wirkung des Lichtes; von W. Crookes. |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 495 |
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Die mechanische Wirkung des Lichtes; von
W. Crookes.
Mit Abbildungen auf Taf.
XI [d/3].
Crookes, über die mechanische Wirkung des Lichtes.
Das große Interesse, welches einige neuerdings in Gegenwart der Mitglieder der Royal
Society von mir angestellten Versuche über die mechanische Wirkung des Lichtes
erregt haben, gibt mir Anlaß, meine in den letzten 3 oder 4 Jahren angestellten
Beobachtungen, sowie die dazu dienlichen Instrumente in kurzen Umrissen zu beschreiben. Ich hoffe dadurch
den Leser von den stufenweisen Fortschritten zu überzeugen, welche zu dem
vollgiltigen Beweis geführt haben, daß die strahlende Wärme eine Triebkraft ist.
Den Impuls zu den ersten Versuchen gaben einige Wahrnehmungen, die ich beim Abwägen
schwerer Theile eines Glasapparates in einer chemischen Waage gemacht hatte.
Letztere war in einem eisernen Kasten eingeschlossen, aus welchem die Luft
ausgepumpt werden konnte. Wenn die Temperatur der gewogenen Substanz größer war als
die der umgebenden Luft und der Gewichte, so macht sich eine Abweichung von dem
Gravitationsgesetze bemerklich. Es wurden nun Versuche angeordnet, welche darauf
hinzielten, die Wirkung wahrnehmbarer zu machen und die Fehlerquellen zu
beseitigen.
Meine ersten Versuche stellte ich mit Apparaten an, welche nach dem Princip der Waage
construirt waren. Ein äußerst feiner und leichter Arm, an dessen Enden Kügelchen von
verschiedenen Stoffen befestigt wurden, balancirte in einer Glasröhre auf der Spitze
einer Nadel. Die Stoffe, womit ich experimentirte, waren Glas, Holzkohle, Holz,
Elfenbein, Kork, Selen, Platin, Silber, Aluminium, Magnesium und verschiedene andere
Metalle. Der empfindlichste für den Hauptversuch construirte Apparat enthielt als
Waage einen Strohhalm mit Hollundermark an den Enden. Fig. 30 gibt eine
allgemeine Ansicht dieses Apparates. A ist die zur
Sprengel'schen Luftpumpe gehörige Röhre, B der
Dessicator. Letzterer ist mit Glasperlen angefüllt, welche mit Schwefelsäure
angefeuchtet sind. C bezeichnet die Röhre, welche den
Waagebalken aus Stroh mit den Markkügelchen umschließt; sie ist an einem Ende in
einen engen Hals ausgezogen, dessen Verbindung mit der Pumpe in jedem Stadium der
Evacuation leicht aufgehoben werden kann. D ist die
Barometerprobe (Manometer) der Luftpumpe, und dicht neben dieser befindet sich das
gewöhnliche Barometer E.
Während der Apparat noch mit Luft gefüllt war, hielt ich eine Spiritusflamme bei b unter die Röhre C, wobei
ich die Bewegung des Waagebalkens mit Hilfe eines Mikrometers beobachtete. Das
Markügelchen senkte sich an dieser Stelle ein wenig, und stieg gleich darauf um ein
Beträchtliches über seine ursprüngliche Lage. Es hatte den Anschein, als ob die
Wärme eine Anziehung auf dasselbe ausgeübt habe, die jedoch augenblicklich von
aufsteigenden Luftströmen überwogen wurde. Ein heißer Metall- oder Glasstab
und eine mit heißem Wasser gefüllte Röhre, an dieselbe Stelle bei b gehalten, brachten die gleiche Wirkung hervor; bei a gehalten, bewirkten sie ein leichtes Steigen des
Kügelchens.
Der nämliche Erfolg zeigte sich, wenn der heiße Körper dem anderen Ende des
Waagebalkens genähert wurde. In diesen Fällen genügte das Vorhandensein von
Luftströmen, um sich das Steigen des Kügelchens unter dem Einflusse der Wärme zu
erklären.
Um nun die Wärme in einer regelmäßigeren Weise wirken zu lassen wurde ein Thermometer
in eine Glasröhre Fig. 31 geschoben, deren eines Ende eine Glaskugel von ungefähr 1 1/2
Zoll (38mm) Durchmesser bildete. Diese
Röhre wurde mit Wasser gefüllt, sorgfältig geschlossen und auf einem drehbaren
Ständer angeordnet, so daß ich sie, ohne das Auge von dem Mikrometer zu wenden, mit
Hilfe einer Schnur in die gewünschte Lage bringen konnte. Die Temperatur des Wassers
wurde auf 70° C. erhalten, während die des Laboratoriums ungefähr 15°
betrug. Die Glaskugel wurde bei b unter das
Hollundermarkkügelchen gebracht, während das Barometer auf 767mm stand, und das Manometer auf Null
zeigte. Das Kügelchen erhob sich rasch. Hierauf wurde die Wärmequelle entfernt, und,
sobald das Gleichgewicht wieder hergestellt war, die Kugel mit dem heißen Wasser
oberhalb des Markkügelchens bei a gehalten, worauf das
letztere wieder stieg, jedoch langsamer als im ersten Falle. Jetzt wurde die
Luftpumpe in Thätigkeit gesetzt, und als das Manometer 147mm unter der Barometerhöhe stand, der
Versuch wiederholt. Es ergab sich ein ähnliches, nur schwächeres Resultat. Die
Evacuirung wurde nun fortgesetzt, indem man die Thätigkeit der Luftpumpe von Zeit zu
Zeit einstellte, um die Wirkung der Wärme zu beobachten, wobei es sich zeigte, daß
die Einwirkung des heißen Körpers mit zunehmender Luftverdünnung regelmäßig abnahm,
bis bei einem Manometerstand von ungefähr 12mm unter der Barometerhöhe der Einfluß der Wärme kaum noch bemerkbar war.
Als der Unterschied zwischen dem Barometer- und dem Manometerstaude nur noch
7mm betrug, hatte weder das heiße
Wasser, noch die heiße Stange, noch die Spiritusflamme eine wahrnehmbare Bewegung
des Markkügelchens zur Folge.
Aus diesem Versuch ergab sich die unbestreitbare Folgerung, daß das Steigen des
Markkügelchens nur Luftströmungen zuzuschreiben und daß bei diesem annähernden
Vacuum die noch übrige Luft zu stark verdünnt war, um bei ihrem Aufsteigen die Kraft
zu besitzen, die Trägheit des Strohhebels und der Markkügelchen zu überwältigen. Ein
empfindlicheres Instrument würde zwar bei noch weiterer Annäherung an das Vacuum
unzweifelhaft Spuren von Bewegung zeigen. Es schien jedoch einleuchtend, daß, wenn
die letzte Luftspur aus der die Waage umschließenden Röhre beseitigt werden könnte,
das Markkügelchen unbeweglich bliebe, an welche Stelle man auch den heißen Körper halten
würde.
Die Luftpumpe wurde im Gang erhalten. Als ich nun wieder die Wärmequelle von unten
auf das Instrument wirken ließ, zeigte das Resultat, daß ich von der Entdeckung des
Gesetzes, welches dieses Phänomen beherrscht, noch weit entfernt war; das
Markkügelchen erhob sich stetig und ohne jene Zögerung, welche sich bei geringeren
Verdünnungen bemerklich gemacht hatte. Als dem Manometer nur noch 3mm bis zum Barometerstand fehlten, war das
Steigen des Kügelchens, wenn ein heißer Körper von unten applicirt wurde, demjenigen
gleich, welches in Luft von gewöhnlicher Dichtigkeit stattgefunden hatte, während
bei gleichem Manometer- und Barometerstand die Bewegungen nach oben nicht nur
bestimmter sich ausprägten, als dieses in der Luft der Fall gewesen war, sondern
auch schon unter dem Einflusse einer weit geringeren Wärme erfolgten. Die Annäherung
des Fingers z.B. trieb das Kügelchen augenblicklich so weit, als es nur ging,
zurück.
Zur weiteren Bestätigung dieser unerwarteten Resultate lieh ich die Luft allmälig
wieder in den Apparat einströmen, und beobachtete das Instrument bei sinkendem
Manometer. Die nämlichen Wirkungen zeigten sich in umgekehrter Ordnung, wobei der
neutrale Zustand eintrat, wenn der Manometerstand ungefähr 7mm unterhalb des Vacuums betrug. Ein Stück
Eis hatte genau die entgegengesetzte Wirkung wie ein heißer Körper.
Da die Luft einen so entschiedenen Einfluß auf die Wirkung der Wärme ausübte, so
wurde ein Apparat construirt, bei welchem die Wärmequelle (eine durch Elektricität
glühend gemachte Platinspirale) innerhalb der Vacuumröhre, anstatt außerhalb
derselben, sich befand und die Hollundermarkkügelchen durch Messingkügelchen ersetzt
waren. Durch sorgfältige Manipulation und Drehung der Röhre konnte ich das
äquilibrirte Messingkügelchen oberhalb, unterhalb und seitwärts der Wärmequelle
placiren. Mit diesem Apparate stellte ich mehrfache Versuche an, um das Verhalten
der Waage während der Evacuirung, sowohl unterhalb als oberhalb des Punktes, an
welchem keine Einwirkung mehr stattfindet, ferner um den diesem neutralen Punkte
entsprechenden Druck zu ermitteln. Bei einem dieser Versuche wurde die Luftpumpe im
Gang erhalten, bis das Manometer noch 5mm
unter der Barometerhöhe stand. Als das Kügelchen oberhalb der Spirale angeordnet und
der Contact mit der Batterie hergestellt wurde, war die Attraction immer noch stark,
indem sie das Kügelchen um 2mm abwärts zog.
Es wurde weiter gepumpt, bis die Differenz zwischen dem Manometer- und Barometerstand kaum noch
ein 1mm betrug. Die anziehende Wirkung der
heißen Spirale auf die Kugel war immer noch augenscheinlich, die Bewegung der
letzteren aber minder entschieden als vorher. Das Manometer stieg, bis die Differenz
zwischen ihm und dem Barometer nur noch 1/2mm betrug. Bei dieser an das Vaccuum grenzenden Verdünnung hörte man die
metallisch klingenden Schläge des herabstürzenden Quecksilbers, welches nur dann und
wann eine Luftblase mit sich hinabriß. Beim Schließen des Batteriestromes zeigte
sich nur eine äußerst schwache Bewegung des Messingkügelchens in der
Attracionsrichtung der Spirale. Die Luftpumpe wurde im Gang erhalten. Beim nächsten
Schluß der galvanischen Kette konnte eine Bewegung nicht mehr wahrgenommen werden.
Die rothglühende Spirale übte weder eine anziehende noch abstoßende Wirkung aus. Ich
war also bei dem neutralen Punkte angelangt. Ein Blick
auf das Manometer zeigte, daß das Quecksilber desselben mit dem des Barometers in
gleichen Niveau stand.
Die Pumpe wurde nun eine Stunde lang in vollem Gang erhalten. Ein Steigen des
Manometers war nicht wahrnehmbar, doch nahm jener hämmernde Metallklang an Schärfe
zu; auch konnte ich sehen, daß eine oder zwei Luftblasen mit hinabgerissen wurden.
Beim Erglühen der Spirale sah ich, daß der neutrale Punkt überschritten war; die
Attraction war in eine schwache, aber unverkennbare Repulsion übergegangen. Die
Pumpe blieb unausgesetzt in Thätigkeit, und mehrere Stunden hindurch wurde von Zeit
zu Zeit eine Beobachtung angestellt. Die Abstoßung nahm fortwährend zu. Die Röhren
der Luftpumpe wurden nun mit Schwefelsäure ausgespült und eine Stunde lang mit
Pumpen fortgefahren. Es zeigte sich, daß die Wirkung der glühenden Spirale eine
energisch zurückstoßende war, die Spirale mochte oberhalb oder unterhalb des
Messingkügelchens angebracht sein. Ein warmer Glasstab, eine Spiritusflamme, ein
Stück heißen Kupfers, selbst die Finger wirkten abstoßend. Um nun ein für allemal zu
entscheiden, ob diese Wirkungen Luftströmungen zuzuschreiben seien, stellte ich in
einem besonderen Apparate auf chemischem Wege ein nahezu vollkommenes Vacuum her, so
daß, wenn man die in die Röhre eingeschmolzenen Platindrähte mit einem
Ruhmkorff'schen Funkeninductor in Verbindung brachte, der elektrische Strom den Raum
nicht zu durchsetzen vermochte. In einem solchen Vacuum zeigte sich die Abstoßung
durch die Wärme stets entschieden und energisch.
Bei den folgenden Versuchen wurden directe Sonnenstrahlen, und dann verschiedene
Abtheilungen des Sonnenspectrums, auf die empfindlich aufgehängte
Markkügelchen-Waage projicirt. Im luftleeren Raume war die Abstoßung durch einen
Sonnenstrahl so heftig, daß sie das feine Instrument wie durch den physischen Stoß
eines materiellen Körpers zu beschädigen drohte.
Eine einfachere Form des Apparates zur Darstellung des Phänomens der Anziehung in der
Luft und Abstoßung im Vacuum besteht aus einem Glasrohre ab
Fig. 32, an
dessen eines Ende eine Kugel c geblasen ist. Ein
leichter Index de aus Hollundermark schwebt in
dieser Kugel an einem Coconfaden. Wenn der Apparat mit Luft von gewöhnlicher
Spannung gefüllt ist, so äußert ein auf eines der Enden des Markstäbchens de fallender Wärme- oder Lichtstrahl eine
attractive Wirkung. Wird die Röhre ausgepumpt, bis das Manometer 12mm unter der Barometerhöhe anzeigt, so
resultirt weder Anziehung noch Abstoßung; ist aber das Vacuum so vollkommen, als es
die Pumpe nur zu erzeugen vermag, so zeigt sich eine starke Abstoßung. Ein unter
Beobachtung der geeigneten Vorsichtsmaßregeln construirter und bei vollkommener
Luftleere zugeschmolzener Apparat dieser Art ist gegen die Wärme so empfindlich, daß
die Berührung einer Stelle der Kugel in der Nähe des einen Endes des Markstäbchens
mit dem Finger den Index um 90° dreht, während derselbe einem Eisstücke wie
die Nadel dem Magnete folgt.
Für noch genauere Versuche gebe ich dem Instrumente eine etwas andere EinrichtungEinrichtug. Die beste Form desselben ist in Fig. 33 dargestellt. ab ist eine Glasröhre, an welche eine andere
engere Röhre cd rechtwinkelig angeschmolzen ist.
Die verticale Röhre ist bei e ein wenig eingezogen,
damit der solide Glaspfropf d, welcher genau in die
Bohrung der Röhre paßt, nicht herabfallen kann. Das untere Ende des Pfropfes ist in
eine Spitze ausgezogen und an diese ein feiner Glasfaden von ungefähr 0,001 Zoll
(0mm,025) Durchmesser gekittet. In
gleicher Weise ist an das untere Ende des Glasfadens ein Bügel aus Aluminium nebst
einem concaven Glasspiegel befestigt, und der Bügel zur Aufnahme eines Waagebalkens
fg angeordnet, an dessen Enden Körperchen von
irgend einem verlangten Material angebracht sind. Bei c
ist ein flaches Glasfensterchen an die horizontale Röhre und ebenso bei b ein Glasplättchen gekittet. Die Evacuirung erfolgt
durch ein seitwärts in die senkrechte Röhre einmündendes Rohr h, welches an die Spiralröhre der Pumpe angeschmolzen ist. Der Pfropf de, sowie die Glasplatten c und b, werden mit Hilfe eines Kittes aus
Harz und Wachs sorgfältig befestigt. Die mit diesem Instrumente angestellten
Versuche (welche bereits in diesem Journal, 1875 216 507,
mitgetheilt wurden) lehren unter Anderem, daß der neutrale Punkt bei einem dünnen
Markplättchen niedrig,
dagegen bei einem mäßig dicken Platinblech hoch liegt, daß daher bei einer zwischen
diesen beiden Punkten liegenden Verdünnung Hollundermark durch eine und dieselbe
Quelle der Radiation abgestoßen, Platin dagegen angezogen wird. Fig. 34 dient zur
Erläuterung des Apparates, womit sich diese Thatsache nachweisen läßt. Die Stücke
fg an den Enden des einen Waagebalkens
bestehen aus Platinfolie von 1qc
Oberfläche, die Enden f' g' des anderen Waagebalkens aus
eben so großen Markplättchen. Ein nach der Mitte der Röhre gegen die Platten g, f' gerichteter breiter Strahl wirkt anziehend auf g und abstoßend auf f'. Der
atmosphärische Druck im Apparat entspricht einer Quecksilberhöhe von ungefähr 40mm.
In einem Torsionsapparate, ähnlich dem in Fig. 33 dargestellten,
habe ich verschieden gefärbte Scheiben der Einwirkung der verschiedenen Strahlen des
Spectrums ausgesetzt. Die auffallendsten Resultate ergaben sich, wenn ich diese
Strahlen auf weiße und schwarze Flächen richtete. Hier zeigte sich ein deutlicher
Unterschied zwischen der Einwirkung des Lichtes und derjenigen der strahlenden
Wärme. Beim höchsten Grade der Evacuirung ist die Wirkung der Wärme des siedenden
Wassers auf weißes und auf mit Lampenruß überzogenes Mark beinahe die gleiche, indem
sie beide mit ungefähr gleicher Stärke zurückstößt. Anders aber verhält es sich mit
den leuchtenden Strahlen. Diese treiben die dunkle Fläche energischer zurück, als
die weiße. Ist daher in dem in Fig. 33 dargestellten
Apparate die eine Markscheibe weiß, die andere schwarz, und man setzt beide dem
Lichte von gleicher Intensität aus, so wird in Folge der auf die schwarze und weiße
Fläche ausgeübten ungleichen Repulsion eine Drehung des Waagebalkens erfolgen. Wenn
also in dem Kugelapparate Fig. 32 die eine Hälfte
des Markstäbchens weiß, die andere mit Ruß geschwärzt ist, so erzeugt jener
Wirkungsunterschied eine rasche Rotation nach der einen Richtung, der nur die
Torsion des Aufhängefadens ein Ziel setzt.
Diese Thatsache führte mich auf die Construction eines Instrumentes, welchem ich den
Namen „Radiometer“ gegeben habe.
(Vergl. 1875 216 188 und 506.) Ich will hier nur auf
einige wenige der zahlreichen Anwendungen, deren dasselbe fähig ist, aufmerksam
machen. Die Anzahl der Umdrehungen des Instrumentes in der Zeiteinheit, wenn es den
directen Strahlen einer Lichtquelle z.B. einer Kerze ausgesetzt wird, ist ein Maß
für die totale Radiation. Wenn nun ein Schirm aus Alaun eingeschaltet wird, so hört
der Einfluß der Wärme beinahe ganz auf, die Geschwindigkeit wird verhältnißmäßig
geringer, und das Instrument verwandelt sich in ein Photometer. Die Photometrie wird durch Einführung dieses neuen Princips sehr vereinfacht.
Die verschiedenartigsten Flammen lassen sich leicht mit einander oder mit anderen
Lichtquellen vergleichen. Als Normalkerze kann von nun an eine solche Kerze definirt
werden, welche bei x Maßeinheiten Abstand y Rotationen des Radiometers pro Minute hervorbringt.
Anstatt also zu sagen, eine Gasflamme sei gleich so und so viel Kerzen, sagt man
genauer, dieselbe erzeugt so und so viel Umdrehungen des Radiometers in der
Zeiteinheit.
Für Photographen ist das Radiometer von unschätzbarem
Werthe. Da dasselbe in der Dunkelkammer hinter dem orangegelben Glasfenster rotirt,
so braucht der Operateur nur ein solches Instrument in das Fenster zu stellen, um zu
beurtheilen, ob das in diesem Raume dringende Licht auf die daselbst exponirten
Flächen schädlich einwirken kann. Hat er durch einen Versuch ermittelt, daß seine
Platten Schleier bekommen oder sein Papier angegriffen wird, wenn die Tourenzahl
z.B. 10 in der Minute übersteigt, so zieht er eine Reservejalousie herab, damit sich
die Rotationsgeschwindigkeit dieser Grenze nähere. Noch nützlicher wird sich das
Radiometer in dem photographischen Aufnahmelocale erweisen. Der Photograph stellt
das Instrument bei Beginn seiner täglichen Aufnahmen in der Nähe des Sitzenden auf.
Angenommen, die zur Erzielung eines guten Negatives erforderliche Expositionszeit
entspreche der Dauer von 20 Umdrehungen des Radiometers, so braucht er, so lange nur
die Chemikalien sich nicht ändern, wegen der Veränderlichkeit der Beleuchtung im
Laufe des Tages sich keine Sorgen zu machen. Jene 20 Touren sind für die ganze
übrige Tageszeit maßgebend. Er hat nur das Radiometer zu beobachten und auf die
Dauer von 20 Touren desselben, wozu einmal 5, ein anderesmal 10 Secunden
erforderlich sein mögen, zu exponiren, um Negative von gleicher Qualität zu
erhalten.
Ich habe lange in der Absicht experimentirt, irgend einer Beziehung zwischen der in
Rede stehenden Anziehung und Abstoßung und der Gravitation bei Cavendish's berühmten Versuch auf die Spur zu kommen. Meine Untersuchung
in dieser Richtung ist noch nicht weit genug vorgerückt, um die Mittheilung näherer
Details zu rechtfertigen; doch will ich hier eines der Resultate in kurzen Umrissen
mittheilen. Ich finde nämlich, daß eine schwere Metallmasse, wenn sie einer
empfindlich aufgehängten leichten Kugel genähert wird, dieselbe unter folgenden
Bedingungen anzieht oder abstößt.
I. Die Kugel befindet sich in Luft von
gewöhnlicher Dichtigkeit.
a) Wenn die Masse kälter als
die Kugel ist, so stößt sie dieselbe ab.
b) Wenn die Masse wärmer als
die Kugel ist, so zieht sie dieselbe an.
II. Die Kugel befindet sich in einem
Vacuum.
a) Wenn die Masse kälter als
die Kugel ist, so zieht sie dieselbe an.
b) Wenn die Masse wärmer als
die Kugel ist, so stößt sie dieselbe ab.
Die Dichtigkeit des die Kugel umgebenden Mediums, das Material, woraus die Kugel
besteht, und ein sehr geringer Unterschied zwischen den Temperaturen der Masse und
der Kugel üben einen so starken Einfluß auf die Attractiv- und Repulsivkraft
aus, und es war für mich so schwer, alle störenden Einflüsse der Temperatur,
Elektricität u.s.w. zu beseitigen, daß ich bis jetzt noch nicht im Stande bin, eine
unabhängige, mit Wärme und Licht in keiner Beziehung stehende Kraft mit Bestimmtheit
nachzuweisen, welche die Kugel und die Masse gegen einander treibt.
Der Versuch hat inzwischen gezeigt, daß, während die Wirkung nach der einen Richtung
in dichter Luft, nach der entgegengesetzten Richtung in einem luftleeren Raum
erfolgt, es einen zwischenliegenden Spannungszustand der Luft gibt, bei welchem
Temperaturunterschiede nur einen geringen oder gar keinen Einfluß auf das feine
Instrument ausüben. Wenn man unter Beobachtung der nöthigen Vorsicht bei diesem
neutralen Zustande experimentirt, so sollte man denken, daß die nämlichen Resultate,
welche Cavendish, Reich und Baily erzielt haben, auch hier zum Vorschein kommen müssen. (Quarterly Journal of
Science, Jahrg. 1875.)