Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, Nr. , S. 459 |
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Miscellen.
Miscellen.
Rotationsdampfmaschine von H. Chr. Voß und West's Sechscylindermaschine.
Die im Engineering, Juli 1875 S. 28 als epochemachende
Novität dargestellte und danach in Dingler's polytechn. Journal, 1875 217 441 mitgetheilte Sechscylindermaschine von West ist mit Ausnahme einiger kleinen Detailveränderungen
nichts anderes als die genaue Copie der Voß'schen (Viercylinder-) Rotations-Dampfmaschine, welche in Uhland's praktischem
Maschinenconstructeur, 1868 S. 42 beschrieben wurde. Aber auch diese Publication ist
nicht das erste Lebenszeichen dieser originellen Idee,
indem bereits in Dingler's polytechn. Journal, 1864 172
241 eine genaue Beschreibung und Abbildung der Voß'schen
Maschine von Dr. Rob. Schmidt
enthalten ist. Hier wird nach Versuchen mit dem Bremsdynamometer constatirt, daß
eine Maschine dieses Systems von 4e einen
Nutzeffect von 73 Proc. ergeben hat, und gleichzeitig durch eine eingehende
Darstellung der Bewegungsverhältnisse nachgewiesen, wodurch dieses ausnehmend
günstige Resultat erzielt werden konnte.
Von irgend welcher praktischen Bedeutung ist weder die Voß'sche Maschine vom J. 1864 noch die vom J. 1868 geworden, und es läßt sich
wohl ein gleiches von der West'schen Maschine voraussagen, obwohl dieselbe in Bezug
auf Abnützungsverhältnisse (wie schon in diesem Journal, 1875 217 442 richtig bemerkt wurde) bedeutend günstiger angeordnet ist.
Interessant bleibt aber die merkwürdige Entwickelung eines Gedankens, welcher in
allen drei Maschinen genau derselbe bleibt, dennoch aber in seiner mechanischen Verkörperung so variirt,
daß, ohne das Bindeglied der Voß'schen Maschine vom J. 1868, wohl Niemand die nahe
Verwandtschaft zwischen der alten Voß'schen und der neuen West'schen Maschine ahnen
würde.
M-M.
Wellen-Motor von Beauchamp Tower.
Dieser erfinderische Kopf erklärte in der jüngsten Versammlung der British
Association in Bristol in einem längeren Vortrag (ausführlich und ohne jeden
Commentar wiedergegeben im Engineering, November 1875 S.
387) sein neues System zur Ableitung einer bewegenden Kraft aus den verticalen
Oscillationen eines Seeschiffes. Zu diesem Zwecke soll ein 4000 Ctr. schweres System
von Windkesseln durch Luftbuffer balancirt, inmitten des Schiffes frei beweglich
aufgehängt werden – derart, daß es durch die Verticalschwingungen des
Schiffes gleichfalls in Schwingungen geräth. Die hierdurch beim Niedergange der
schwingenden Masse freiwerdende Kraft, welche in Gestalt von Luftüberdruck auftritt,
wird zum Betriebe einer hydraulischen Maschine verwendet und setzt hiermit die
Schiffsschraube in Bewegung. Die aufgestellten Formeln sind vollkommen correct,
sobald das Schiff auf festem Lande und das „schwingende
Gewicht“ mit den Wogen des Meeres in Verbindung ist; wie aber ein von
fremden Kräften in Bewegung gesetzter Körper aus dieser
Bewegung eine Kraft für sich ableiten soll, ist bis jetzt
noch Geheimniß des Erfinders. Er könnte dasselbe dann auch in dem Sinne verwerthen,
daß er die Bewegung der Erde im Sonnensystem seinen Zwecken dienstbar machte.
M.-M.
Explosion eines Dampfkolbens.
Im Anschluß an die in diesem Journal, 1875 217 427
gebrachte Notiz dürfte folgende (Heusinger's Organ, 1875 S. 240 entnommene)
Mittheilung aus dem Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten in
Berlin den betreffenden Fachkreisen nicht ohne Interesse sein.
In der Werkstätte der Westphälischen Eisenbahn zu Lingen explodirte vor einiger Zeit
ein schmiedeiserner Dampfkolben unter starker Detonation, als derselbe (wie dies
schon seit Jahren daselbst allgemein Gebrauch war) behufs Reparatur der zu weit
gewordenen Nuthen für die Kolbenringe in einem gewöhnlichen Schmiedefeuer handwarm
gemacht wurde. Der nach dem Vorfalle sofort untersuchte Dampfkolben zeigte eine
weitere Veränderung, als daß die ringförmige eingenietete Bodenplatte fehlte.
Dieselbe wurde in geringer Entfernung von dem Schmiedefeuer aufgefunden.
Unter den vorliegenden Umständen dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß durch die
Einwirkung des Feuers im Inneren des Kolbens ein starker Druck entstanden ist,
welcher den Unfall veranlaßte. Daß die im Kolben eingeschlossene Luft eine
bedeutende Spannung erhalten hat, ist nicht anzunehmen, weil der Kolben höchstens
eine Temperatur von 160° erreicht haben kann, der Druck der atmosphärischen
Luft aber erst bei einer Temperatur von 272,8° 2at beträgt. Es muß daher, gestützt auf
anderweite Beobachtungen, angenommen werden, daß sich im Inneren des Kolbens Wasser
befunden hat, welches sich durch die Erhitzung bis auf 160° zu Wasserdampf
von etwa 6at Druck verwandelte, der im
Stande war, die Explosion herbeizuführen.
Nach der gemachten Erfahrung kann nicht mit Sicherheit darauf gerechnet werden, daß
bei derartigen Dampfkolben die angewendete kalte Vernietung der Platten wirklich
dampfdicht wird. Es ist vielmehr anzunehmen, daß Dampf in das Innere des Kolbens
gelangen und sich daselbst condensiren kann. Um ähnliche Unfälle wie den
vorbezeichneten zu verhüten, erscheint es daher empfehlenswerth, die Dampfkolben vor
dem Anwärmen anzubohren und nach der Reparatur die entstandene Oeffnung mittels
einer Schraube zu schließen.
Biegen von Metallröhren.
Nach dem amerikanischen Patente von M. L. Orum in
Philadelphia (Scientific American, September 1875 S.
150) wird beim Biegen von Metallröhren zur Verhinderung des Einknickens derselben (statt
Kolophonium, Sand oder Blei) eine aus vierkantigem Draht gewundene Spiralfeder
angewendet, welcher als biegsamer Kern das zu krümmende Rohr ausfüllt. Nach
vollzogener Krümmung wird die Spiralfeder unter Drehung im Sinne ihrer Windung aus
dem Rohr ausgezogen.
Die dem Franklin Institute vom Erfinder vorgelegten
Muster von derart gekrümmten Röhren aus Kupfer, Eisen, Zinn, Messing in Weiten von
12 bis 52mm werden im Journal dieser
Gesellschaft (October 1875 S. 228) günstig begutachtet und die Anwendung solcher
biegsamen Kerne bestens empfohlen.
Z.
Befestigung des Bohrgestelles für Bohrratschen.
Beim Bohren größerer Löcher, bei welchen der mit der Brust auszuübende Druck auf eine
Brustleier nicht ausreicht, oder wo solche Löcher in senkrechter Richtung gebohrt
werden müssen, setzt man bekanntlich ein der Brustleier im Wesentlichen gleiches,
nur stärker gebautes Werkzeug (Kurbel) unter eine sogen. Bohrmaschine (Bohrgestelle)
und dreht es langsam und kräftig, nöthigenfalls mit beiden Händen. In analoger Weise
kann auch eine Bohrratsche in Thätigkeit gesetzt werden. Das Bohrgestell wird
gewöhnlich mittels Schrauben auf der Werkbank oder dergl. befestigt.
Nach H. J. H. King in Newmarket (Engineering, September 1875 S. 247) ist das Bohrgestelle ein hohler
säulenförmiger Ständer mit Querarmen, gegen welche das Bohrgeräthe sich stützt. Die
Befestigung des Ständers erfolgt aber mittels Luftdruck.
Die Grundplatte des Ständers liegt nämlich nur am Rande auf der Tischfläche auf, und
zwar mittels eines luftdicht abschließenden Kautschukringes. Im Ständer selbst
befindet sich eine kleine Luftpumpe, mittels deren die Luft in dem Raume unter der
Grundplatte verdünnt werden kann. Die Grundplatte hat beiläufig 30cm Durchmesser, würde also bei
vollständiger Luftleere unterhalb derselben durch die Luft einen Druck von ca.
700k erleiden.
Dieser Vorschlag erinnert übrigens an die in der Deutschen Industriezeitung, 1870 S.
312 mitgetheilte Methode von Jacques zum Festhalten der
bearbeitenden Gegenstände auf Drehbankspindeln.
Das Bohren artesischer Brunnen mittels Wasserstrahl.
Nach einer Mittheilung von H. Speck (Journal für
Gasbeleuchtung, 1875 S. 586) ist dieses Verfahren, welches namentlich auf der
skandinavischen Halbinsel angewendet wird, folgendes. Aehnlich wie bei den
Norton'schen oder Abyssinischen Röhrenbrunnen wird ein starkes, schmiedeisernes
Rohr, welches unten offen ist und auf 2m
Länge in der Wandung durchlocht, durch einen Rammapparat eingetrieben. Man nimmt
hierzu meistens starke Gasröhren von 44mm
lichter Weite, welche durch übergeschraubte Muffen verbunden werden. Hat man etwa
6m Rohr weggerammt, so beginnt man mit
der Aufräumung desselben durch die Druckpumpe. Man setzt ein schwächeres von 22mm Weite in das erstere, bringt dieses
schwächere Rohr durch einen starken Gummischlauch mit der Druckpumpe in Verbindung
und treibt einen kräftigen Wasserstrahl in die eingerammte Röhrentour. Indem man das
eingeschobene schwächere Pumprohr, welches die „Bohre“ genannt
werden mag, um 45° hin- und zurückdreht, wird der Boden gelockert und
der Wasserstrahl treibt ihn nach oben. Man setzt die Bohrung, in dieser Weise
unterhalb der Röhrentour fort und kann im Thonboden 2 bis 3m vorbohren. Man treibt dann wieder durch
Rammung die Röhrentour tiefer, schreitet wieder zur Bohrung und setzt so abwechselnd
die Arbeit fort. Um mit dem Bohrohre den Boden besser lockern zu können, ist hier
ein kleiner Meißel eingeschoben, welcher den Querschnitt in der Mündung des Rohres
halbirt, so daß zu beiden Seiten dieses Meißels ein feiner kräftiger Wasserstrahl
austritt. Um die Arbeitsleistung durch einige Zahlen der Praxis zu illustriren, wird
aus einer vorliegenden Kopenhagener MittheilungVon der Kjöbenhavns nye
Bröndborings-Selskab (Kopenhagener neuen
Brunnenbohrgesellschaft) über die im J. 1873/74 in Holstein, Dänemark und
Schweden ausgeführten Bohrungen, mit den Profilen der 72 Bohrlöcher,
gefälligst eingeschickt. D. Red. v. D. P. J. entnommen, daß bei 72 Bohrungen in Tiefen von 7 bis 170m in 968 Arbeitstagen 2867m durchbohrt wurden, also im Durchschnitt
pro Arbeitstag 2m,96. Da nun 4 Mann die
Arbeit ausführen und hierfür, wie für Unterhaltung der Apparate (Ramme und Pumpe) 24
M. pro Tag gezahlt werden,
so stellt sich 1m
Tiefe an Arbeitslohn auf
8,10 M.
1m 4mm-Rohr
3,20 M.
––––––––
Zusammen
11,30 M.
Man trifft natürlich nicht immer auf solche wasserführende Sande oder Kieslager, daß
das Wasser zu Tage tritt und überfließt. Oftmals steigt es nur bis auf einige Meter
unter Terrainoberfläche, und man muß dann ein Brunnenbassin aufbauen, in diesem das
Wasser sammeln und aufpumpen. Von den obengenannten 72 Bohrungen waren 18 (also 25
Proc.) ohne Resultat, zum Ueberfließen kamen 31 (also 43 Proc.), die übrigen 23
erhielten Brunnenschachte und erforderten Pumpen.
In Kiel sind im letzten Halbjahr 22 solcher artesischer Brunnen erbohrt; hiervon
fließen über 14, während 5 gepumpt werden und 3 resultatlos blieben. Auf der Kieler
Gasanstalt hat der Verfasser 2 Brunnen bohren lassen, der eine 24, der andere 27m tief, und liefert der erstere 100l in 58 Sec., der andere in 44 Sec., also
in 24 Stunden 345cbm. Bei beiden steigt das
Wasser 3m,5 über Terrain. Die Arbeitsdauer
war 11 Tage. – Sieben Kieler Brunnen, welche überfließen, sind seit 6 Monaten
regelmäßig alle 8 Tage gemessen, und lieferten dieselben im Januar d. J. zusammen
575cbm in 24 Stunden, Ende Juni 464cbm, also ist die Abnahme 19,3 Proc.,
welche zum Theil darauf zurückzuführen ist, daß später erbohrte Brunnen den früheren
Wasser entzogen haben. Von den vorstehend genannten sieben sind 3 constant geblieben
und liefern jetzt noch dasselbe Wasserquantum wie zu Anfang.
Als Hindernisse und Schwierigkeiten bei solchen Bohrungen sind die Steine zu
betrachten. In dem Diluvialboden der norddeutschen Ebene, wo diese Bohrmethode Wohl
vorzugsweise als die geeignetste zu empfehlen ist, hat man die Findlinge theils aus
den Gebirgen des Nordens, theils des Südens zugeführt. Sind diese klein, so kann man
sie entweder mit der Bohre zerstoßen, oder man schiebt sie seitlich in eine
kesselförmige Vertiefung, welche der Wasserstrahl aushöhlt. Trifft man aber auf
einen größeren Steinblock, so muß man zur Sprengung schreiten. Man legt ihn durch
den Wasserstrahl etwas frei, zieht die Röhrentour, wenn selbige darauf steht, etwas
auf, und sprengt nun durch eine Dynamitpatrone, die man in die Röhrentour durch ein
beschwerendes Bleistück hinunterläßt. In den meisten Fällen wird der Stein dermaßen
zertrümmert, daß die Rammung und Bohrung ohne Hindernisse fortgesetzt werden
kann.
Die Qualität dieses aus großen Tiefen zu Tage tretenden Wassers anlangend, so ist es
frei von organischen und hieraus entstandenen Substanzen. Es ist meist etwas
eisenhaltig und hart. Die in Kiel beobachteten haben 9 bis 10°, und diese
Temperaturgrade bleiben sehr constant.
Erichton und Craig's hörbares Signal für Eisenbahnen.
Bei jedem Distanzsignale ist neben den Schienen ein mit einem Gegengewichte
versehener Arm angebracht, welcher, so lange das Signal auf
„Gefahr“ steht, so nahe an die Schiene herantritt, daß ein
an der Maschine befestigter Holzstab an ihm abbrechen muß, wenn der Führer an dem
Signale vorbeifährt. Der Holzstab befindet sich an dem unteren Ende einer in einer
aufrechtstehenden Röhre befindlichen Stange und ruht auf einem Träger; sobald daher
der Holzstab zerbricht, senkt sich jene Stange und in Folge dessen ertönt die
Dampfpfeife. Will aber der Führer an dem
„Gefahr“-Signal vorbeifahren, so braucht er nur jene
Stange zu heben, bis der Holzstab über den Arm hinaufgehoben ist; dabei ertönt aber
die Dampfpfeife ebenfalls, was besonders verhüten soll, daß der Führer den Stab
dauernd in der gehobenen Stellung läßt. Die Holzstäbe werden den Führern zu
verhältnißmäßig hohen Preisen geliefert, damit die Führer um so mehr zur
Aufmerksamkeit genöthigt werden. Um die Benützung nachgemachter Stäbe
auszuschließen, sollen dieselben an ihrer schwachen Stelle gezeichnet, etwa mit
einem Siegel versehen werden. (Engineer, Juli 1875 S.
76.)
E–e.
Vaes' Blitzableiter für
Telegraphen.
Hr. Vaes macht brieflich darauf aufmerksam, daß es in der
Beschreibung seines Blitzableiters (in diesem Journal, 1875 218 208 Z. 14 v. o.) anstatt „durch Blitzschläge“
schon im Originale habe heißen sollen „bei feuchtem Wetter“.
Ferner wünscht er noch besonders hervorzuheben, daß bei den gewöhnlichen
Blitzableitern für Leitungen die einander gegenüberstehenden Spitzen wegen der
Hin- und Herbewegung der Leitungsdrähte, wenn sie an diesen befestigt würden,
in größeren Entfernungen von einander gehalten werden müßten, daß sie ferner dem
Einflusse der Atmosphäre ausgesetzt seien, und daß dabei namentlich die zwischen den
Spitzen sich ansetzenden Spinnweben von nachtheiligem Einflusse seien. Sein
Blitzableiter solle in diesen Beziehungen mehr leisten. Es ist indessen nicht zu
übersehen, daß gerade, weil die Schutzspitze dem Leitungsdrahte bis unter 1mm genähert werden kann, ein Schutz gegen
die leicht auch am Leitungsdrahte selbst in das Innere des Blitzableiters
eindringende Feuchtigkeit um so nöthiger, aber auch um so schwieriger wird, während
bei Regenwetter die nicht mit einer besonderen Hülle umgebene Spule sich leicht mit
Wasser vollständig überziehen und den Leitungsdraht mit dem Ringe, d.h. der Erde in
Verbindung bringen könnte.
E–e.
Amerikanisches Brom.
Alter in Freeport stellte schon 1846 bis 1856 Brom
fabrikmäßig her. Brom diente damals nur für die Daguerreotypie; als diese daher
durch die Ambrotypie ersetzt wurde, hörte die Nachfrage nach Brom und damit die
Fabrikation desselben vollständig auf. 1866 wurden die Bromalkalien in die Medicin
eingeführt, und die Darstellung in den Vereinigten Staaten wurde wieder aufgenommen.
Hierzu dienten die Mutterlaugen der Salzwerke in Natrona und Tarentum am Alleghany.
Bei steigendem Bedarf kamen 1868 die Salzwerke von Pennsylvanien dazu, dann die von
Ohio und von Kanahwa. Seitdem sind Fabriken in allen Salzgegenden entstanden,
namentlich in Ohio und West-Virginia.
Die Herstellung des Broms geschieht in bekannter Weise durch Erwärmen mit Braunstein
und Schwefelsäure.
Die Fabrikation stieg von 1867 bis 1873 von 5000 auf 88000k. Bis 1870 wurde das ganze Product in den
Vereinigten Staaten verbraucht, dann wurde das erste Gefäß Brom nach Deutschland
exportirt. Seitdem hat der Export fortgedauert, da die Production die Nachfrage
übersteigt. Die Ueberproduction hat die Preise jedoch so gedrückt, daß neue Fabriken
nicht mehr angelegt werden. (American Journal of
Pharmacy, 1875 v. 47 p. 69.)
Calorimetrische Untersuchung der Silicumverbindungen des
Eisens und des Mangans.
Troost und Hautefeuille (Comptes rendus, 1875 t. 81
p. 264) zeigen, daß sich Silicium mit Mangan unter
Wärmeentwickelung verbindet, dem Eisen gegenüber sich aber verhält, als ob es sich
in demselben auflöst. Silicium verhält sich demnach auch hier dem Kohlenstoff völlig
analog (vergl. 1875 218 274).
Entfernung der Silberflecken von Kleidungsstücken.
Dieses Verfahren gelingt vornehmlich bei solchen Stoffen, die schon mehrmals
gewaschen wurden. Man bereite eine gesättigte Auflösung von Chlorkupfer, tauche das
fleckige Stück hinein und lasse einige Minuten einwirken, je nach der Intensität des
Fleckens. Schließlich reibt man den Flecken mit einem in eine gleichtheilige
Mischung von Wasser und Ammoniak getauchten Krystall von unterschwefeligsaurem
Natron ab. Wenn man möglichst neutrales Chlorkupfer anwendet, wird die Farbe des
Stoffes gar nicht verändert. Uebrigens kann man das Verfahren einigemal wiederholen.
(Photographisches Archiv, 1875 S. 175.)
Verbessertes Zinkweiß.
Nach dem Vorschlage von Orr wird rohes Schwefelbarium
ausgelaugt, die erhaltene Flüssigkeit mit gleichen Aequivalenten Chlorzink und
Zinksulfat vermengt, der entstandene Niederschlag gesammelt, gepreßt, getrocknet,
auf einem Herde erhitzt und noch heiß in kaltes Wasser geworfen. Diese letztere
Behandlung soll eine starke Verdichtung der Masse zur Folge haben. Das gewaschene
und feingemahlene Product ist eine Anstrichfarbe von besonderer Reinheit und Weiße.
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1875 S. 1366.)
Sand's Lederschwärze.
Diese anerkannt gute Lederschwärze kann nach Eitner (Der
Gerber, 1875 S. 229) auf folgende Weise dargestellt werden. 5k Eisenvitriol und 150g Weinsäure werden in 40l Wasser gelöst, nach dem Absetzen wird die
klare Flüssigkeit abgezogen. Ferner werden 7k,5 Blauholz mit etwa 80l Wasser
auf circa 50l Flüssigkeit eingekocht. Die
erhaltene Brühe läßt man etwa 8 Tage stehen, gießt sie vom Bodensatz ab, löst in
derselben 1k Traubenzucker und mischt diese
Flüssigkeit mit der Eisenvitriollösung. Der so erhaltenen Schwärze kann man durch
Vermischen der Blauholzabkochung vor dem Vitriolzusatz mit 125g Anilinschwarzblau einen erhöhten Glanz
ertheilen.
Die Anwendung der Schwärze ist sehr einfach. Die Leder werden zuerst mit einer
Sodalösung, oder besser noch mit Salmiakgeist, welchem man das 25fache an Wasser
zugesetzt hat, gut gebürstet, um das Fett zu entfernen. Ist dies geschehen, so wird
mit der eigens dazu bestimmten Schwärzbürste die Schwärze aufgetragen.
Calculation für die Verarbeitung des Steinkohlentheers auf
Anthracen; nach F. Duprey.
Da die fabrikmäßige Darstellung des Anthracens nunmehr auch in Frankreich eine
Bedeutung zu gewinnen scheint, so veröffentlicht F. Duprey im Bulletin de Rouen, 1875 S. 241 eine
hierauf bezügliche Calculation, welche zwar die Ausgaben nur insofern berührt, als
sie durch den Einkauf des Steinkohlentheers verursacht werden, die aber dennoch sehr
ermuthigend für die Einführung dieser in Frankreich neuen Industrie abschließt. Der
Ankaufspreis von 900l oder 1000k (1t) Steinkohlentheer wird gleich 56 Mark gesetzt. (Gegenwärtiger Marktpreis
in Paris und Lyon 50 M.)
Die Destillation derselben liefert:
Angesetzt
Werth
k
M.
14l
ammoniakhaltiges Wasser
–
–
20 – 40k sehr leichte benzolhaltige
Oele
20
= 8
70 – 80k leichte Oele
70
= 28
320 – 350k
schwere Oele (Kreosot-Oele)
320
= 25
100 – 110k
grünes Schmierfett mit 10 Proc. Anthracen
100
= 48
450k hartes
Pech
450
= 18
––––––
127
Es erübrigt nur noch anzuführen, daß gegenwärtig Anthracen zu 8 M. verkauft wird, und
daß die Ausbeute des Steinkohlentheers an Anthracen eher mehr als weniger denn 1
Proc. beträgt, daß aber für obige Angaben eine Destillation in großem Maßstabe, von
jedesmal 8000 bis 10000k Steinkohlentheer,
vorausgesetzt ist.
Kl.
Zur Guanoverfälschung.
Seit einigen Jahren werden von England aus große Mengen (bis jetzt schon über 1000t) einer braunen Substanz in Dünkirchen
eingeführt, welche ausschließlich zur Verfälschung des Guanos dient. Nach den Untersuchungen
von Jean (Comptes rendus,
1875 t. 81 p. 197) ist
dieselbe geruchlos, neutral, hat äußerlich die größte Aehnlichkeit mit den
gewöhnlichen Guanosorten und hinterläßt beim Glühen eine weiße Asche. Das
Verfälschungsmittel besteht aus:
Wasser
16,80
Calciumsulfat
63,50
Calciumphosphat mit wenig Eisen
22,06 (?)
Calciumcarbonat
1,60
Chlornatrium
3,71
Kieselsäure
0,50
Organische Stoffe
1,80
(darin 0,3 Proc.
–––––
Stickstoff)
99,97
Es ist demnach ein Gemisch von Gyps mit Calciumphosphat und gefärbt mit organischer
Substanz, welche in England durch Behandlung von Wollabfällen mit gespannten
Wasserdämpfen dargestellt wird.
Da die Summe in der Analyse 109,97 ausmacht, so ist die Menge einer Substanz,
vielleicht Calciumphosphat, offenbar um 10 Proc. zu hoch angegeben.
F.
Die Bankulnuß.
Diese Nuß ist die Frucht eines Baumes (Aleurites triloba)
der Familie der Euphorbiaceen. Man kennt zwei oder drei Arten desselben, welche auf
den Mollukken, auf Ceylon, im Archipel des stillen Oceans verbreitet sind, aber auch
sehr häufig in Cochinchina, Neu-Caledonien, Taiti u.s.w. vorkommen (1874 214 256). Die reife Nuß besteht nach Corenwinder (Comptes rendus,
1875 t. 81 p. 43) aus:
Wasser
5,000
Oel
62,175
Stickstoffhaltige Substanz
22,653
Stickstofffreie „
6,827
Aschenbestandtheile
3,345
––––––
100,000
Der Stickstoffgehalt derselben beträgt 3,625 Proc.
Die Asche besteht aus:
Kaliumphosphat
1,017
Magnesiumphosphat
1,388
Calciumphosphat
0,763
Kieselsäure, Verlust
0,177
–––––
3,345.
Die Nuß ist demnach reich an Oel, stickstoffhaltigen Bestandtheilen und Phosphaten
und daher der Beachtung der Industriellen und Landwirthe werth.
F.
Kaffeeproduction.
Nach Mittheilungen des preußischen statistischen Bureau ist die Kaffeeproduction seit
40 Jahren von 1900000 Ctr. auf 8500000 Ctr. gestiegen. Was den Verbrauch von Kaffee
in den einzelnen Ländern Europas betrifft, so kommen auf je einen Einwohner in
Belgien 8,82, in den Niederlanden 7, in der Schweiz 6,76, in Dänemark 4,83, im
Zollvereine 4,35, in Schweden 3,60, in Frankreich 3,20, in Oesterreich-Ungarn
1,46, in Italien 0,94, in Großbritannien 0,83 und in Rußland 0,18 Pfund pro
Jahr.