Titel: | Ueber die Untersuchung des Nutzeffectes von Kesselfeuerungen mit Hilfe des Winkler'schen Gasanalysenapparates; von Adolf F. Weinhold. |
Autor: | Adolf F. Weinhold |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 21 |
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Ueber die Untersuchung des Nutzeffectes von
Kesselfeuerungen mit Hilfe des Winkler'schen Gasanalysenapparates; von Adolf F. Weinhold.
Weinhold, über die Untersuchung des Nutzeffectes von
Kesselfeuerungen mit Hilfe des Winkler'schen Gasanalysenapparates.
An der Lösung der beiden auf Gewinnung billiger Dampfkraft abzielenden Probleme, der
möglichst vollkommenen Umwandlung der Verbrennungswärme in Dampfspannung und dieser
in Arbeitsleistung hat die neuere Zeit in sehr ungleicher Weise gearbeitet. Der Weg
zur Construction der neuern, raschgehenden Dampfmaschinen mit weiten Canälen,
möglichst rasch wirkender automatischer Regulirung der Expansion und hoher Spannung
war durch die Theorie klar vorgeschrieben und überdies dem Constructeur in dem
Indicator ein sicherer Führer aus dem Pfade der Erfindung gegeben. Gegenüber dem
sichern und bewußten Vorgehen auf dem Gebiete der Dampfmaschinenconstruction finden
wir auf dem der Kessel- und Feuerungsanlagen einen viel unsicherern und
weniger geregelten Fortschritt. Bei einer vielleicht übergroßen Productivität in
Neuerungen zeigt sich ein tastendes Lossteuern auf Ziele, die nur im Allgemeinen und
unsicher bekannt sind, und eine mehr als mangelhafte Controle des Erreichten durch
eine unzuverlässige Empirie, welche höchstens die Qualität der Leistungen abschätzen
läßt, nicht aber die Ursachen des größern oder geringern Erfolges aufdeckt. Man
wußte wohl, daß es sich darum handelte, durch große Heizfläche die Wärme der
Verbrennungsproducte möglichst vollkommen aufzunehmen, daß es wünschenswerth ist,
das Brennmaterial mit möglichst geringem Luftüberschuß möglichst vollkommen zu
verbrennen und die Rauchgase mit möglichst niedriger Temperatur entweichen zu
lassen; man bestimmte aber gewöhnlich nur, wie viel Wasser man pro Kilogramm Brennmaterial verdampfte
oder richtiger, wieviel Wasser man aus dem Kessel verjagte; man blieb aber meist
völlig im Unklaren darüber, welcher Bruchtheil des Wassers wirklich verdampft und
welcher mechanisch mit fortgerissen, wieviel Luft dem Feuer zugeführt, inwieweit die
Kohle vollkommen verbrannt wurde, welche Wärmemenge die Kohle eigentlich zu
entwickeln vermochte und mit welcher Temperatur die Rauchgase entwichen.
Zahlenwerthe für die fraglichen Verhältnisse zu gewinnen, war bis vor kurzem so
schwierig, daß es nicht Wunder nehmen darf, wenn nur wenig exacte Versuche in der
angedeuteten Richtung vorliegen, und was wir jetzt an Mitteln besitzen, um messende
Versuche an Heizanlagen vorzunehmen, ist noch zu wenig in das technische Publicum
gedrungen. Gegenwärtiger Aufsatz möchte Anregung geben, daß man den wichtigen Fragen
über Heizung mit exacten Versuchen allgemeiner nahe tritt; was er gibt, ist außer
einigen Beobachtungen nur eine Zusammenstellung von Dingen, die entweder nicht neu
oder welche an und für sich selbstverständlich sind, die aber in ihrer gegenseitigen
Beziehung und im Zusammenhange noch nicht genug gewürdigt werden. Es sollen im
Folgendem zuerst die allgemeinern Gesichtspunkte entwickelt, die Details über die
Ermittlung der einzelnen Daten anhangsweise behandelt werden.
I. Die Wärmemenge, welche ein Brennmaterial bei vollkommener Verbrennung zu
entwickeln vermag, wurde früher und wird wohl zumeist noch jetzt aus der
Elementaranalyse des Brennmaterials berechnet unter der Voraussetzung, daß diese
Wärmemenge gleich sei der Summe der Verbrennungswärmen der einzelnen
Brennmaterialbestandtheile, wobei man soviel von dem Wasserstoffgehalte als schon
verbrannt ansieht, als mit dem im Brennmaterials vorhandenen Sauerstoff oxydirt
werden kann. Ist c der Kohlenstoff, h der Wasserstoff, o der
Sauerstoff, w das Wasser, a
die AscheLetztere zwei Größen kommen hier noch nicht in Betracht, die Bezeichnungen
derselben sind aber hier gleich mit aufgeführt, weil sie später gebraucht
werden; der Stickstoffgehalt ist vernachlässigt., W die Verbrennungswärme für 1k Brennmaterial, so gibt diese Annahme:
W = 8080 c + 34460 (h – o/8). (1)
Versuche über die wirkliche Verbrennungswärme der Brennmaterialien, welche Scheurer-Kestner und Meunier angestellt habenAnnales de chimie et de physique, IV. sér. t. 21 (1870) p. 436 und t. 26 (1872) p. 80., mit Hilfe des etwas modificirten Favre-Silbermann'schen
VerbrennungscalorimetersEbendaselbst, III. sér, t. 34 (1852) p. 357., beweisen die Unrichtigkeit der gewöhnlichen Annahme für Steinkohlen und Braunkohlen,
– für Holzfaser (Baumwolle) stimmen die Resultate der directen Versuche mit
der Rechnung nach Formel (1) ziemlich gut überein.
Bei Steinkohlen sind die wahren Verbrennungswärmen
durchgehends höher, nicht nur als die nach Formel (1)
berechneten Werthe, sondern sogar als die Werthe, welche man erhält, wenn man die
Verbrennungswärme des ganzen Wasserstoffes rechnet, also wenn man setzt:
W = 8080 c + 34460 h.
(2)
Der Ueberschuß der beobachteten über die nach (2) berechnete
Verbrennungswärme beträgt im Mittel aus 19 Bestimmungen etwa 5,4 Proc., im Minimum
1,3, im Maximum 10,6 Proc. Solange man also nicht directe Bestimmungen der
Verbrennungswärme vornimmt (was wegen der Schwierigkeit und Umständlichkeit des
Arbeitens mit dem Favre-Silbermann'schen Calorimeter wohl solange
unterbleiben wird, als nicht ein bequemeres Instrument für die directen Bestimmungen
existirt), solange man die Verbrennungswärme aus der Elementarzusammensetzung
berechnet, wird man für Steinkohlen nach Formel (2) etwas zu niedrig, aber wesentlich richtiger als nach
Formel (1) rechnen.
Bei Braunkohlen sind die wahren Verbrennungswärmen
durchgehends kleiner als die nach Formel (2) berechneten,
und zwar im Mittel aus 6 Versuchen um 7,6 Proc. aber meist
höher als die nach Formel (1) berechneten, und zwar im Mittel um 8,3 Proc.,
im Maximum um 25,6 Proc., in einem Falle aber um 5,1 Proc. niedriger. Hiernach
erscheint es angezeigt, in Ermanglung directer Bestimmungen die Verbrennungswärme von Braunkohlen nach Formel (1) zu berechnen; man wird dabei freilich noch ziemliche
Fehler begehen, aber wenigstens die Verbrennungswärme im Durchschnitt nicht zu hoch
annehmen.
Die erheblichen und – besonders bei Braunkohle – sehr wechselnden
Abweichungen zwischen direct bestimmter und berechneter Verbrennungswärme lassen die
Construction eines bequem zu handhabenden Verbrennungscalorimeters als dringendes
Bedürfniß erscheinen; ein Instrument, welches bei mäßiger Arbeit directe, wenn auch
nur auf einige Procente genaue Bestimmungen lieferte, würde für die Feuerungskunde
ein großer Gewinn sein. Es verdient aber auch hervorgehoben zu werden, daß selbst
die ungenauen berechneten Verbrennungswärmen nicht ganz werthlos sind; – ihre
Fehler sind, wie sich weiter unten ergeben wird, ohne Einfluß
auf die Berechnung der Wärmemenge, welche verloren geht durch Fortführung
in den heißen Rauchgasen und in Folge unvollkommener Verbrennung; die Verbrennungstemperatur und die nutzbare Wärmemenge werden durch die Fehler
der Verbrennungswärme zwar in ihrer absoluten Größe gefälscht, behalten aber immer
einigen Werth für die Vergleichung verschieden gearteter
Verbrennungen eines und desselben Brennmaterials.Den oben entwickelten Anschauungen entsprechend, ist im Folgenden immer für
Steinkohlen nach Formel (2), für Braunkohlen nach Formel (1) gerechnet.
Da die Verbrennung in einer Heizanlage nie eine vollkommene ist, so bleibt die bei
der Verbrennung wirklich entwickelte Wärmemenge W stets
hinter der für die vollkommene Verbrennung geltenden Größe W zurück. Wenn von dem Kohlenstoffgehalte c
der Theil c₁ zu Kohlensäure, der Theil c₂ zu Kohlenoxyd verbrennt, so ist die entwickelte Wärmemenge:
für Steinkohlen W = 8080 c₁ + 2480 c₂ +
34460 h (3)
für Braunkohlen W = 8080 c₁ + 2480 c₂ +
34460 (h – o/8). (4)
Diese Formeln entsprechen, abgesehen von der Abweichung zwischen der aus der
Elementarzusammensetzung berechneten und der wahren Verbrennungswärme, deshalb nicht
ganz der Wirklichkeit, weil nach den Untersuchungen von Scheurer-Kestner
Annales de chimie et de physique, IV. sér. t. 20 (1870) p. 66. auch etwas Kohlenstoff (bis zu 0,5 Proc. des ganzen Kohlenstoffgehaltes) in
Form von Ruß und merkliche Mengen von Kohlenwasserstoffen unverbrannt entweichen. Da
aber diese Quantitäten nur geringe und schwierig zu bestimmen sind, sollen sie im
Folgenden unbeachtet bleiben; der dabei begangene Fehler vermindert sich dadurch
noch etwas, daß bei der unten beschriebenen Methode der Analyse der Rauchgase die
etwa vorhandenen Kohlenwasserstoffe den Betrag des Kohlenoxydgehaltes etwas zu groß
erscheinen lassen.
Die bei der Verbrennung entstehende Temperatur pflegt man zu berechnen unter der
Voraussetzung, daß die entwickelte Wärme W nur zur
Erwärmung der Verbrennungsproducte verwendet werde. Man darf nicht übersehen, daß
die so berechnete Verbrennungstemperatur
T nur die Bedeutung eines (thatsächlich nie zu
erreichenden) Grenzwerthes hat, weil immer ein Theil der entwickelten Wärme schon
vor der Vollendung der Verbrennung an die Umgebung des Feuers abgegeben wird.
Solange das Brennmaterial und die zutretende Luft mit der gewöhnlichen
Lufttemperatur dem Feuer zugeführt werden, kann man anstatt der Lufttemperatur ohne
großen Fehler 0° setzen; wird die Luft vorher erwärmt, wie bei vielen
Gebläsen, bei Regeneratoren und bei den neuerdings vorgeschlagenen Kesselheizungen
mit Vorwärmung der Luft, so muß die Temperatur der zutretenden
Luft
t mit in Rechnung gezogen werden. Von großem Einflusse
auf die Verbrennungstemperatur ist der dem Feuer zugeführte Luftüberschuß. Der
Ueberschußcoefficient n ist die Zahl, welche ausdrückt,
wie viel mal so groß die dem Feuer zugeführte Luftmenge ist, als diejenige, deren
Sauerstoffgehalt wirklich zur Oxydation des Brennmaterials verbraucht wird.
Bei der Verbrennung entsteht:
aus h die Wassermenge 9 haus c₁ die
Kohlensäuremenge 11/3 c₁aus c₂ die Kohlenoxydmenge 7/3 c₂
mit einem Sauerstoffgehalte= (8 h + 8/3
c₁ + 4/3 c₂);
von dem Sauerstoffgehalte rührt das Quantum o aus dem Brennmateriale her, aus der Luft also das
Quantum 8 h + 8/3 c₁
+ 4/3 c₂ – o
da das zugeführte Quantum Sauerstoff das nfache dieses
Werthes ist und die Luft auf 23 Gew.-Th. Sauerstoff 77 Th. Stickstoff
enthält, so enthalten die Rauchgase außer den oben aufgeführten Oxydationsproducten
noch
(n – 1) (8 h + 8/3 c₁ + 4/3 c₂ – o)
Sauerstoff,
77/23 n (8 h + 8/3 c₁ + 4/3 c₂ – o) Stickstoff
und das aus dem Wassergehalte des Brennmaterials herrührende
Quantum
w Wasserdampf.
Nimmt man für
die
latente
Wärme
des Wasserdampfes
den
Werth
536
„
specifische
„
„
„
„
„
0,475
„
„
„
der Kohlensäure
„
„
0,202
„
„
„
des Kohlenoxydes
„
„
0,245
„
„
„
des Sauerstoffes
„
„
0,218
„
„
„
des Stickstoffes
„
„
0,244
„
„
„
der Asche
„
„
0,25
und setzt voraus, daß die Asche mit auf die Temperatur der
übrigen Verbrennungsproducte erwärmt wird, was nicht ganz zutreffend, aber wegen der
Kleinheit von 0,25 a gegen die Summe der andern in
Betracht kommenden Werthe von verschwindendem Einflusse ist, so erhält man zur
Berechnung von T die Gleichung:
Textabbildung Bd. 219, S. 25
und daraus:
Textabbildung Bd. 219, S. 25
oder zusammengezogen:
Textabbildung Bd. 219, S. 25
oder etwas mehr abgerundet
Textabbildung Bd. 219, S. 25
oder endlich für gewöhnliche Feuerungen, indem man t = 0 setzt:
Textabbildung Bd. 219, S. 25
Entweichen die Verbrennungsgase mit der Temperatur des
Fuchses
t, so kühlen sie sich innerhalb der Feuerungsanlage um
(T – t) ab und
geben dabei eine nutzbare Wärmemenge
Ω ab, welche das Product aus (T – t) und der Summe
der Wärmecapacitäten der gasförmigen Verbrennungsproducte ist, also:
Ω = (T – t)[0,48 w + 0,16 c₁ + 0,28 c₂ + 2,53 h + 0,22
o + n (8,28 h + 2,76 c₁ + 1,38
c₂ – 1,03 o)], (7)
während der Wärmeverlust
V = W – Ω sich zusammensetzt aus der Differenz der
vollkommenen Verbrennungswärme W und der wirklich
entwickelten w, der mit der Asche fortgehenden Wärme
0,25 aT und der von den Verbrennungsgasen
fortgeführten Wärme; es ist also:
V = W
– Ω = W
– W + 0,25 aT +
t [0,48 w + 0,16 c₁ + 0,28 c₂ +
2,53 h + 0,22 o + n (8,28 h + 2,76 c₁ + 1,38 c₂
– 1,03 o)] + 589 (9 h
+ w) (8)
Wird die Luft der Feuerung mit der Temperatur t
zugeführt, so verkleinert sich V um den Werth t n (8,28 h + 2,76 c₁ + 1,38 c₂
– 1,03 o), während sich Ω um ebensoviel vergrößert; es ist klar, daß dieser größere Werth
von Ω ohne weiteres erhalten wird, wenn man in
Formel (7) für T nicht den aus (6), sondern den aus (5)
berechneten Werth setzt.
Formel (8) läßt erkennen, daß der Werth V selbst dann
noch richtig gefunden wird, wenn die wahre Verbrennungswärme bedeutend von der aus
der Elementarzusammensetzung berechneten abweicht. Die Abweichung fälscht den Werth
W und W um den gleichen
Betrag, läßt also ihre Differenz ganz unverändert; der von der Verbrennungswärme
abhängige Werth T hat wegen des sehr kleinen Factors
0,25 a nur einen verschwindenden Einfluß auf die Größe
von V.
Die Bezeichnung nutzbare Wärmemenge für Ω ist übrigens insofern keine ganz correcte, als
diese Wärmemenge nicht ausschließlich zur Erwärmung des eigentlichen Heizobjectes
– also beispielsweise des Kessels – sondern auch zur Erwärmung des
umgebenden Mauerwerkes und dergl. dient. Die Größe von Ω wird dadurch, daß die berechnete Verbrennungstemperatur T nicht wirklich erreicht wird, nicht geändert, weil die
Wärmemenge, die schon vor vollendeter Verbrennung abgegeben wird und also die
Erreichung von T verhindert, doch dem Heizobjecte,
bezieh. der Umgebung desselben zukommt.
Die Werthe T, Ω und V,
welche die Qualität der Heizung ausdrücken, hängen für ein und dasselbe
Brennmaterial, also für ein und dasselbe W ab von der
Fuchstemperatur t, dem Ueberschußcoefficienten n und der größern oder geringern Vollkommenheit der
Verbrennung; ein Maß für diese Vollkommenheit gibt das Verhältniß des nur zu
Kohlenoxyd verbrannten Kohlenstoffes zum Gesammtkohlenstoff; – dieser Werth
c₂/c = u mag der Unvollkommenheitscoefficient heißen.
Die Coefficienten n und u
ergeben sich aus der Analyse der Verbrennungsgase. Der Wassergehalt der
Verbrennungsgase ist direct nur schwer zu bestimmen, weil sich leicht schon in der
zum Aufsaugen der Gase dienenden Röhre Wasser condensirt, und weil eine
volumetrische Bestimmung des Wasserdampfes nicht ausführbar ist. Enthalten 100
Volume der vom Wasserdampf befreit gedachten Verbrennungsgase
Sa
Volume
Sauerstoff,
St
„
Stickstoff,
Ks
„
Kohlensäure,
Ko
„
Kohlenoxyd
und beachtet man zunächst, daß 100 Vol. der dem Feuer
zugeführten Luft 79 Vol. Stickstoff und 21 Vol. Sauerstoff enthalten, so erhält man
das auf 100 Vol. zugeführter Luft oder 21 Vol. zugeführten Sauerstoffes unverbraucht
entweichende Sauerstoffvolum = 79Sa/St, also:
das Volum des zur Oxydation verbrauchten Sauerstoffes = 21
– 79Sa/St und somit
den Ueberschußcoefficienten:
n = 21/(21 – 79Sa/St). (9)
Beachtet man ferner, daß gleiche Volume von Kohlensäure und Kohlenoxyd gleiche
Gewichtsmengen Kohlenstoff enthalten, so ergibt sich der
Unvollkommenheitscoefficient
u = Ko/(Ks + Ko)
(10)
und man erhält aus der Elementaranalyse des Brennmaterials und
u die Werthe:
c₁ = c (1 – u) (11)
c₂ = cu.
(12)
Während die Coefficienten n und u von dem eigentlichen Verbrennungsprocesse abhängen, ist die
Fuchstemperatur t vorzugsweise bedingt durch die größere
oder geringere Fähigkeit des Heizobjectes, die Wärme der Verbrennungsgase
aufzunehmen; – bei einer Kesselfeuerung wird t
hauptsächlich von der Construction des Kessels und seiner Züge abhängen. Im
Allgemeinen wird eine Heizung um so besser sein, je kleiner t, u und n sind; wenn bei einer von zwei
Heizungen alle drei Werthe kleiner sind, als bei der andern, so ist ohne weiteres
klar, daß erstere die vortheilhaftere ist. Es wird aber dieser Fall nur selten
vorkommen; während t von u
und n ziemlich unabhängig ist, ist u meist um so größer, je kleiner n ist und umgekehrt. Es läßt also die Beobachtung von t und die zur Bestimmung von n und u führende Analyse der Rauchgase nur
eine ziemlich unvollkommene Beurtheilung der Heizung zu; soll der Nutzeffect der
Heizung, also das Verhältniß von Ω zu W ermittelt werden, so ist eine Elementaranalyse des
Brennmaterials unumgänglich nothwendig. Es würde sehr umständlich werden, wenn man
bei Versuchsreihen über Heizung für jeden einzelnen Versuch die Elementaranalyse
vornehmen wollte; es ist aber wohl für zulässig zu erachten, daß man die
Zusammensetzung des eigentlichen verbrennlichen Theiles des Brennmaterials so lange
als constant ansieht, als das Brennmaterial der nämlichen Quelle entstammt, also beispielsweise so
lange als man Kohle von demselben Flötze eines Werkes feuert, und daß man in solchem
Falle nur die meist sehr wechselnden Mengen von Wasser und Asche bestimmt. Wenn es
sich nur um relative Bestimmungen handelt, insbesondere um die Vergleichung der
Wirkungsweise einer und derselben Heizungsanlage bei Verwendung eines und desselben
Brennmaterials, aber verschiedener Art zu heizen, so wird man sogar für eine solche
Annäherungsrechnung eine Durchschnittszusammensetzung des verbrennlichen Theiles
annehmen dürfen, ohne daß eine Elementaranalyse überhaupt ausgeführt wird.Man würde etwa bei Steinkohlen oder Braunkohlen den Durchschnitt aus den in
der Literatur zu findenden Analysen von Kohlen der Gegend nehmen, welcher
das Brennmaterial entstammt, während man bei Holz die Zusammensetzung der
Holzfaser (C₆H₁₀O₅) rechnen würde. Insofern es wünschenswerth ist, die Werthe t, n
und u gleichzeitig möglichst zu verringern, wird für
Vergleichungen der letztgedachten Art auch die blose Bestimmung der Temperatur und
Zusammensetzung der entweichenden Verbrennungsproducte einigen Werth besitzen.
Bei der bedeutenden Unsicherheit der unsern Entwicklungen zu Grunde liegenden
Annahmen könnte es fraglich erscheinen, ob denselben eine praktische Bedeutung überhaupt beizulegen sei; dieser Zweifel schwindet
aber, wenn man sieht, welche enormen Abweichungen die Resultate verschiedener
Heizungen zeigen. Verfasser hat eine Anzahl von Gasanalysen und
Temperaturbeobachtungen ausgeführt und in einigen Fällen die verwendeten
Brennmaterialien analysiren lassen; – die Zahl der Beobachtungen ist eine zu
geringe, und es sind die Versuche zu wenig systematisch unternommen, als daß sich
aus den erhaltenen Resultaten allgemeine Schlüsse von großer Bedeutung ziehen
ließen; immerhin lassen dieselben erkennen, was auf dem betretenen Wege zu erreichen
sein wird.
Es soll zunächst ein Versuch als Beispiel für die Rechnung nach den oben aufgeführten
Formeln vollständig mitgetheilt werden, von den übrigen Versuchen nur das, was von
allgemeinem Interesse ist.
Versuch am 30. September 1875.
Piedboeuf'scher Kessel mit Planrostfeuerung. Brennmaterial Braunkohle aus der Nähe von
Döllnitz.
Zusammensetzung des Brennmaterials:
c = 0,3353
h = 0,0254
o = 0,1145
w = 0,4650
a = 0,0598.
Temperatur der Verbrennungsgase kurz vor dem Essenschieber: t = 2206 C.
Zusammensetzung der Verbrennungsgase:
Sa = 12,27
St = 80,17
Ks = 5,66
Ko = 0,90.
Aus Formel (1) berechnet sich:
W = 8080 × 0,3353 + 34460
(0,0254 – 0,1145/8) = 3092c.
Formel (9) ergibt:
Textabbildung Bd. 219, S. 29
Formel (10): u = 0,90/(5,66 + 0,90) = 0,137.
Formel (11): c₁ = 0,3353 (1 – 0,137) =
0,2894.
Formel (12): c₂ = 0,3353 × 0,137 =
0,0459.
Formel (4):
W = 8080 × 0,2894 + 2480
× 0,0459 + 34460 (0,0254 – 0,1145/8) = 2835c.
Ferner ist zur Berechnung von T nach Formel (6):
W
=
2835
– 5300 h
=
– 135
– 589 w
=
– 274
–––––––––––––––––––––––––––––
W – 5300 h – 589 w
=
2426
8,28 h
=
0,2103
2,76 c₁
=
0,7987
1,38 c₂
=
0,0633
–1,03 o
=
– 0,1179
––––––––––––––––––
8,28 h + 2,76 c₁ + 1,38 c₂
– 1,03 o
=
0,9544
n (8,28 h + 2,76 c₁ + 1,38 c₂ – 1,03 o)
=
2,2495
0,48 w
=
0,2232
0,16 c₁
=
0,0463
0,28 c₂
=
0,0129
2,53 h
=
0,0643
0,22 o
=
0,0252
––––––––––––––––––
0,48 w + 0,16 c₁ + 0,28 c₂ + 2,53 h + 0,22 o
=
0,3719
n (8,28 h + 2,76 c₁ + 1,38 c₂ – 1,03 o)
=
2,2495
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Summe
=
2,6214
0,25 a
=
0,0150
––––––––––––––––––
Nenner von Formel (6)
=
2,6364
T = 2426/2,6364 = 920° C.
Endlich ergibt sich nach Formel (7):
Ω = (920 – 220) 2,6214
= 1835c = 0,593 W
und nach Formel (8):
V = 3092 – 1835 = 1257c = 0,407 W.
Der bedeutende Wärmeverlust von 40,7 Proc. der theoretischen Verbrennungswärme ist in
vorliegendem Falle nicht ganz zur Hälfte durch den Luftüberschuß und die
Unvollkommenheit der Verbrennung bedingt, den größern Theil des Verlustes veranlaßt
der hohe Wassergehalt des Brennmaterials; wäre n = 1 und
u = 0, also die Verbrennung ohne allen Luftüberschuß
eine ganz vollkommene, so erhielte man:
W = W
T = 1925
und für t = 220
Ω = 2360 = 0,763 W
V = 732 = 0,237
W.
23,7 Proc. der Gesammtwärme würden also auch bei einer idealen
Verbrennung noch durch die Asche, die warm abziehenden Verbrennungsproducte und das
aus dem Brennmateriale verdampfte Wasser fortgeführt werden.
(Fortsetzung folgt.)