Titel: | Gegenbemerkungen zu Prof. H. Meidinger's „Grundsätze der Galvanoplastik“; von Friedrich Kick. |
Autor: | Friedrich Kick [GND] |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 61 |
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Gegenbemerkungen zu Prof. H. Meidinger's
„Grundsätze der Galvanoplastik“; von Friedrich Kick.
Kick's Gegenbemerkungen zu Meidinger's Grundsätze der
Galvanoplastik.
Prof. Meidinger sagt in seiner Abhandlung
„Grundsätze der Galvanoplastik“ (im vorhergehenden Bande S.
465 ff.), daß die Ergebnisse der von mir angestellten Untersuchungen in der
Hauptsache nicht unbekannt sind und er dieselben bereits in Meyer's
Conversationslexikon 1864, Artikel Galvanoplastik, niedergelegt habe. –
Abgesehen davon, daß man in Conversationslexikas über Alles eher nachliest, als über
sein specielles Fach, ganz abgesehen also davon, daß mir die Unbekanntschaft mit
jenem Artikel daher wohl nicht zum Vorwurfe gemacht werden kann, scheint mir die
Behauptung des geehrten Hrn. Collegen auf einem entschiedenen Mißverständnisse zu
beruhen.
Das Hauptresultat meiner Untersuchungen gipfelt in dem Satze: Die Beschaffenheit metallischer Niederschläge ist unabhängig von der
Stromstärke, aber abhängig von der Zusammensetzung der Flüssigkeit (des
Elektrolytes).
Daß diese Behauptung innerhalb sehr weiter Grenzen richtig ist, habe ich durch mehr
denn 70 Versuche dargethan, deren Daten in den meiner Abhandlung beigefügten
Tabellen (Technische Blätter, 1874 S. 160 bis 167) so genau enthalten sind, daß man
sich durch Wiederholung der Versuche leicht von deren Richtigkeit überzeugen
kann.
Prof. Meidinger hingegen sagt: Die
krystallinische Beschaffenheit und damit die Dichte, Festigkeit und praktische
Verwendbarkeit des galvanoplastischen Niederschlages hängt wesentlich von der
Stromstärke in ihrer
Beziehung zur Größe der Poloberfläche und der Concentration der Lösung
ab.
In meinen Untersuchungen fanden sich mehrere Versuche mit den gleichen Lösungen, aber
mit sehr verschiedenen Stromstärken (im Verhältniß von 1 : 50) durchgeführt, welche
gleich gute Niederschläge lieferten. Prof. Meidinger
hingegen sagt: „wird der Strom nur um Weniges
schwächer oder stärker, so ändert sich der Niederschlag nicht
wesentlich.“
Dieser Satz muß doch glauben machen, daß 50 mal stärkerer Strom eine wesentliche
Aenderung bereits hervorbringe. Allerdings ist der Begriff
„wenig“ sehr relativ.
Ferner sagt derselbe, es gilt für dieselbe Kathodengröße als Regel: „Bildet
sich in der concentrirten Lösung ein normaler Niederschlag bei einem Strom,
welcher in der Stunde z.B. 1g Metall
ausscheidet, so ist in der halb concentrirten Lösung der Niederschlag
gleichfalls normal, wenn er in der Stunde blos 1/2g fällt, in der Lösung von 1/10 der
Concentration bei 1/10g Niederschlag
pro Stunde etc.
Mir will es nun als unzweifelhaft erscheinen, daß dieser Satz mit meiner Behauptung
(resp. meinen Versuchen) im directesten Widerspruch steht, und halte ich denselben
auch für unrichtig.
Da die Niederschlagsmengen proportional den Stromstärken und – bei gleicher
Größe der Kathoden – auch proportional den Stromdichten sind, so ließe sich
obiger Satz allgemeiner so aussprechen: Die Stromstärke und Stromdichte (bei
gleicher Kathodengröße) muß proportional der Concentration der Flüssigkeit sein. In
dieser Form gegeben ist der Gegensatz mit der von mir ausgesprochenen (eingangs
citirten) Behauptung gewiß augenfällig.
Der verehrte Hr. Verfasser hätte meine Abhandlung eher bekämpfen, aber durchaus nicht erklären können, daß sie mit seiner früher
publicirten Abhandlung in der Hauptsache übereinstimme, – weil sie eben in
der Hauptsache gerade das Gegentheil behauptet. Es sei mir gestattet, meine
Anschauungen in so lange aufrecht zu erhalten, als nicht auf Versuche gestützte
Gegenbeweise mit Angabe der Versuchsdaten geliefert werden.
Hr. Prof. Meidinger sagt in der Anmerkung (S. 468) in
Bezug auf meine Angabe, daß sich unter Umständen eine Kupferanode mit Kupferoxyd und
Oxydul überziehe, folgendes: „Die Ansicht, der positive Pol überziehe sich
bei starkem Strome mit Kupferoxyd und Oxydul ist unbegründet.“
Kupferoxyd könne sich nicht ausscheiden, da es sofort gelöst würde, und die
Erzeugung von Kupferoxydul ist geradezu unmöglich.
Hierauf habe ich zu entgegnen, daß sich meine Angaben nicht auf Speculation, sondern
auf Versuche gründeten. Bei vielen Versuchen überzog sich die Kupferanode mit einer
schwarzen, pulverigen, oft ziemlich dicken Schichte, und war diese Erscheinung
besonders auffällig bei den Versuchen 59a und 59b, worauf auch eine bezügliche Anmerkung in der Tabelle
(S. 167 der Technischen Blätter, Jahrg. 1874) hinweist. Von einer Täuschung kann
eben so wenig die Rede sein, wie von einer Erklärung der Bildung dieser Schichte aus
Verunreinigungen des Kupfers, und wird Jederman dasselbe Resultat erhalten, welcher
nach den Angaben der Tabelle den Versuch wiederholt. Daß die auf der Anode
abgeschiedene Schichte größtentheils Kupferoxyd war, ergab die Analyse, welche s.
Z., wie auch dort erwähnt, Hr. Assistent Janowsky
auszuführen die Freundlichkeit hatte. Die diesbezügliche Angabe wird daher
gleichfalls aufrecht erhalten.
Prag, December 1875.