Titel: | Die Motoren auf der Wiener Weltausstellung 1873; von Professor J. F. Radinger. |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 107 |
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Die Motoren auf der Wiener Weltausstellung 1873;
von Professor J. F.
Radinger.
Mit Abbildungen.
(Fortsetzung von S. 17 dieses Bandes.)
Radinger, über die Motoren auf der Wiener Weltausstellung
1873.
Hochdruck-Partialturbine von
Escher, Wyß und Comp. in Leesdorf bei Wien.
Diese Filialfabrik der bekannten Zürcher Firma stellte eine kleine
Hochdruck-Partialturbine aus, welche für das städtische Kleingewerbe, unter
Benützung von Hochdruck-Wasserleitungen, einen ökonomischen Motor abgeben
soll.
Die Maschine ist im Principe eine Girard'sche Verticalturbine, hat einen innern
Durchmesser von 0m,300, einen
Außendurchmesser von 0m,365 soll bei 35m Druckhöhe 790 Mal in der Minute
rundlaufen und dabei bei einem Aufwande von 3l,0 per Secunde eine effective Leistung von 1e,0 bieten. Die Geschwindigkeit am innern
Umfange, wo die Einströmung stattfindet, beträgt hierbei 12m,4 oder 0,48 der der Druckhöhe
entsprechenden absoluten Einlaufgeschwindigkeit von 26m. Der angegebene Wasserverbrauch (10cbm,8 per Stunde) läßt einen
vorausgesetzten Nutzeffect von 62 Proc. nachrechnen.
Textabbildung Bd. 219, S. 107
Ein wesentlicher Vortheil dieses Motors gegenüber den gleichstrebenden kleinen
Wassersäulenmaschinen scheint in der Regulirbarkeit des Effectes zu liegen. Letztere
verbrauchen nämlich fast gleich viel, ob sie mit geringer oder voller Leistung
arbeiten, während hier der Wasserbedarf fast gleichen Schrittes mit dem Effecte
sinkt.
Die Regulirung geschieht hier nach einem einfachem Principe als bei den großen
Turbinen und wird durch einen excentrischen Cylinder in der Einströmöffnung besorgt,
der ohne weitern Leitapparat die Oeffnung vergrößert oder schließt, je nachdem ihn
eine Handkurbel stellt. Dabei bleibt die Winkelstellung des Einlaufes immer
dieselbe, während sich diese z.B. bei den Schiebern der Tangentialräder mit jeder
Stellung ändert. Der Ausguß des Wassers aus dem Treibrade findet in einen weiten
Mantel statt, welcher weder Rückwirkungen noch Unbequemlichkeiten durch
Wasserverluste zuläßt.
Das Treibrad selbst besitzt 60 eingegossene Schaufeln, ist außen auf die doppelte
Breite des Einlaufes gebracht und sitzt außen frei auf einer rückwärts zweimal
gelagerten Achse, welche beim Hinterlager die Riemenscheibe von 0m,125 Durchmesser zur Kraftabgabe
trägt.