Titel: | Fürth's Metallkarden; von Professor Kick. |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 121 |
Download: | XML |
Fürth's Metallkarden; von Professor Kick.
Mit Abbildungen.
Kick, über Fürth's
Metallkarden.
Die Fürth'sche Metallkarde, ein Ersatz der zum Rauhen der
Zeuge in Verwendung stehenden Pflanzenkarde, wurde zwar schon auf der Wiener
Weltausstellung 1873 weitern Kreisen bekannt und ist daher nicht mehr ganz neu; es
dürfte aber mit Rücksicht darauf, daß nun Erfahrungen vorliegen, welche für die
Vorzüglichkeit dieser Erfindung sprechen, doch gerechtfertigt sein, auf dieselbe nun
näher einzugehen.
Fig. 1., Bd. 219, S. 121
Figur I stellt eine elastisch montirte Karde von M. W.
Fürth in Strakonitz dar. Die Karde selbst ist
cylindrisch; sie besteht aus einer Aneinanderreihung gestanzter, entsprechend
façonnirter Scheibchen oder Sterne, deren Spitzen, wie aus der Abbildung
ersichtlich ist, gebogen sind und so die Häkchen der Kardendistel imitiren. Das
verwendete hartgewalzte Messingblech verleiht den Häkchen eine entsprechende
Steifigkeit, und die cylindrische Form gibt weit mehr Angriffspunkte, als die
gewölbte der gewöhnlichen Distelköpfe. Diese Karde ist so gelagert, daß sie nicht
allein rotiren, sondern auch in der Längenrichtung gegen links, und nach unten
ausweichen kann, daher milde angreift. Hierdurch wird ebensowohl der zu rauhende
Stoff als auch die Karde geschont.
Ursprünglich wurde diese Karde in der Fezfabrik des Erfinders, in neuerer Zeit aber
auch zum Rauhen der Stoffe verwendet. Die Rauhmaschinen theilen sich in zwei Gruppen
– solche, welche bestimmt
Fig. 2., Bd. 219, S. 122
sind, der Waare das glatte Aussehen zu nehmen und dieselbe
rauh, haarig erscheinen zu lassen, wobei die durch das Rauhen aufgezogenen Fäserchen
stehen bleiben, sie heißen Postirmaschinen, und in
solche, welche die Aufgabe haben, nach einer Richtung Fäserchen zu ziehen und
niederzulegen, sie heißen Bestreichmaschinen und bewirken
das Instrichlegen der Härchen.
Bei den Postirmaschinen soll die Waare schneller gehen als die Rauhtrommel (Tambour),
da sich hierbei eine größere Fläche der Waare auf den Angriff einer geringern Anzahl
Rauhkarden vertheilt, die Waare mehr geschont, das Haar aber besser aufgelockert
(postirt) wird. Diese Auflockerung erfolgt bei trockenem Rauhen leichter.
Bei den Bestreichmaschinen soll der Tambour schneller laufen als die Waare und diese
feucht sein.
Das Postiren fällt besonders gut bei Handarbeit aus, wo auch der Quere nach gerauht
werden kann. Sternickel und Gülcher in Bielitz-Biala bemühten sich, durch Anwendung der
Fürth-Karden bei ihren Postirmaschinen, von welchen der nebenstehende
Holzschnitt II ein beiläufiges Bild der Anordnung liefert, der Handrauherei
möglichst nahe zu kommen. Zu diesem Zwecke sind, wie ersichtlich, die Karden am
Tambour in Reihen von wechselnder Schrägstellung angeordnet, deren federndes Spiel
eine Querverschiebung der Karden ermöglicht, durch welche eine ähnliche Wirkung wie
beim Handrauhen der Länge und Quere nach erzielt wird.
Zu den Vortheilen der Sternickel-Gülcher'schen Rauhmaschine gehört der geringe
Verbrauch an Fürth'schen Karden, da diese nur mit ihren äußersten Spitzen angreifen;
Schonung der Waare; Anwendbarkeit auch auf sehr dünne Stoffe und Wegfall des
Wechselns der Rauhstangen. Diese Rauhmaschinen erfordern nur einen Mann zur
Bedienung, brauchen nur 1/3 der Betriebskraft der gewöhnlichen Doppelrauhmaschine
und sollen nach uns zugegangener Mittheilung außer in Oesterreich auch bereits in
Sachsen, Dänemark, Holland, Belgien und England in Verwendung stehen. (Technische
Blätter, 1875 S. 200.)