Titel: | Theorell's Typendruck-Meteorograph. |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 138 |
Download: | XML |
Theorell's Typendruck-Meteorograph.
Theorell's Typendruck-Meteorograph.
Am Observatorium der österreichischen Centralanstalt für Meteorologie befindet sich
seit September 1874 ein selbstregulirendes Instrument in Thätigkeit, das seine
Angaben direct in Zahlen druckt, während die sonst
gewöhnlichen Registrir-Instrumente CurvenEin elektrischer Meteorograph von Theorell,
welcher seine Angaben ebenfalls als (aus einzelnen getrennten Punkten
bestehend) Curven liefert, ist beschrieben in Carl's Repertorium, 1869 Bd. 5 S. 121. Er wurde für Upsala und
Kopenhagen ausgeführt; ersterer liefert die Beobachtungen alle 10 Minuten,
letzterer alle 15 Minuten; beide sind übrigens dem hier beschriebenen sehr
ähnlich. – Vergl. auch Carl's Repertorium, Bd. 7 S. 177. – Der
in diesem Journal (1875 218 117) ausführlich
besprochene und abgebildete Universalmeteorograph Van
Ryßelberghe's registrirt die Angaben in auf Metall gravirten
Curven. liefern, die erst durch nachfolgende Messungen in Zahlenwerthe übertragen
werden müssen. Erfunden ist dieser Apparat von Prof. Dr.
Theorell in Upsala, ausgeführt von dem Mechaniker der
Stockholmer Akademie, P. M. Sörensen.
Der Wiener Apparat ist der dritte seiner Art und nach denselben Grundsätzen
construirt, wie der 1871 auf der Londoner Ausstellung ausgestellte, in den
Verhandlungen der schwedischen Akademie der Wissenschaften für 1872 beschriebene und
gegenwärtig an dem meteorologischen Observatorium zu Upsala verwendete; doch
brauchen die einzelnen Beobachtungsinstrumente und der Druckapparat nicht in
unmittelbarer Nähe von einander aufgestellt zu werden, sondern sie können durch Drahtleitungen in
elektrische Verbindung gebracht werden. Am Wiener Observatorium befinden sich die
Windfahne und das Anemometer auf der Terasse des Beobachtungsthurmes, das
Psychrometer in einem eigens für dasselbe hergestellten Schutzhäuschen mitten im
Garten, und blos das Barometer ist in demselben Raume mit dem Druckapparate
aufgestellt. Außer der Windrichtung, der Windgeschwindigkeit, der Lufttemperatur,
der Temperatur des befeuchteten Thermometers und dem Luftdrucke wird noch die Zeit
jeder Beobachtung registrirt.
Der Apparat liefert stündlich 4 Beobachtungen aller dieser Elemente, täglich also 96.
Die Betriebskraft für ihn liefert ein galvanischer Strom, welcher alle 15 Minuten
durch den Zeiger einer Uhr geschlossen wird. Dieser während der ganzen Zeitdauer
jeder Beobachtung geschlossene Strom vermittelt zugleich das Aufziehen der Uhr und
stellt alle 15 Minuten die nämliche Spannung der Uhrfeder wieder her. Jener
„bewegende“ Strom wirkt in einem Elektromagnete, welcher
durch die oscillirende Bewegung seines Ankerhebels ein kleines Schwungrad in
Umdrehung versetzt, an dessen Achse die Stromunterbrechungsfedern
(Selbstunterbrechung) angebracht sind; der Ankerhebel ertheilt aber zugleich durch
eine Hebelverbindung einem Rahmen eine hin- und hergehende Bewegung, welche
dieser seinerseits durch Zugfedern auf die einzelnen Typenräder übertragen kann, aus
denen im Bereiche der Zugfedern Stifte vorstehen. Die wichtigste Rolle im
Druckapparate spielt aber die Commutatorachse, durch welche zur rechten Zeit die
Umschaltung des bewegenden Stromes auf die verschiedenen Beobachtungsinstrumente und
die Einstellung der Typenräder, nach den jeweiligen Angaben der verschiedenen
meteorologischen Instrumente, nach einander bewirkt wird.
Die Umschaltung erfolgt gleichfalls mittels elektrischer Ströme, welche
„regulirende“ Ströme heißen mögen. In den oben offenen
Thermometerröhren und im untern Schenkel des Heberbarometers bewegen sich
Stahldrähte auf und nieder, welche in der Zwischenzeit zwischen zwei Beobachtungen
ein wenig über die Quecksilberoberfläche gehoben sind, bei der Beobachtung selbst
sich unter gleichzeitiger und entsprechender Umdrehung des betreffenden Typenrades
auf das Quecksilber herabsenken und bei dessen Berührung den regulirenden Strom
schließen. In jedem der zur Messung der Windverhältnisse bestimmten Instrumente ist
ein kleines Platinplättchen angebracht, isolirt und um dieselbe Achse beweglich, wie
der entsprechende zur Angabe der jedesmaligen Stellung des Instrumentes bestimmte
Contactarm, der bei seiner Berührung des Platinplättchens ebenfalls den regulirenden
Strom schließt. Der regulirende Strom setzt einen zweiten Elektromagnet (den
„regulirenden“) im Druckapparate in Thätigkeit.
Der Druckapparat enthält auf einer wagrechten Achse sechs, theils einfache, theils
doppelte Typenräder. Jedes Typenrad dreht sich unter der Wirkung der zugehörigen
Zugfeder um je einen Schritt durch dieselbe Wirkung des bewegenden Stromes, welche
mittels eines besondern Elektromagnets den beweglichen Pol des regulirenden Stromes
um einen Schritt weiter gehen macht. Hat dieser Pol seinen ganzen Weg zurückgelegt
und den regulirenden Strom geschlossen, so überträgt letzterer sofort die Bewegung
auf ein anderes der meteorologischen Instrumente und zugleich auf das entsprechende
Typenrad. Das sich bisher bewegende Typenrad aber zeigt dann an seiner höchsten
Stelle den die Angabe des Instrumentes markirenden Typen.
Sind alle Typenräder nach einander eingestellt worden, so werden von dem die
Typenräder bewegenden Mechanismus unter Mithilfe eines besondern Mechanismus
zunächst die eingestellten Typen von einer Walze mit Druckfarbe gespeist und dann
auf einem von unten nach oben an den Typenrädern vorübergeführten Papierstreifen
abgedruckt. Dieser Meteorograph kommt zum Stillstand durch die Unterbrechung des
„bewegenden“ Stromes.
Zu jedem Thermometer und zu dem Barometer gehören je zwei Typenräder, das eine für
die Ganzen, das andere, von den Zugfedern bewegte, für die Zehntel; letzteres trägt
20 Zahlen 00, 05, 10, 15 u.s.w.; jeder Hin- und Hergang der Zugfeder
entspricht also 0,05 Grad oder Millimeter, und es kann das Typenrad nach Herstellung
des regulirenden Stromes sich nicht noch um 1/20 bewegen. Im Barometer bewegt sich
der Stahldraht natürlich schrittweise nur um je 1/40mm, weil die Veränderung des
Barometerstandes nur am offenen Schenkel gemessen wird. Das Typenrad des Anemometers
zeigt die Nummern 0 bis 71, und jede Einheit entspricht 1km pro Stunde. Das Typenrad der Windfahne
trägt die Zahlen 1 bis 32 zur Bezeichnung der 32 verschiedenen Windrichtungen. Für
alle Typenräder, außer bei dem der Windfahne, ist noch eine zweite Zugfeder
angebracht, um dieselben auch im entgegengesetzten Sinne drehen zu können.
Zur Erzeugung der auf einander folgenden Bewegung der verschiedenen Typenräder genügt
es, wenn die Zugfedern, welche die Bewegung auf die Typenräder übertragen, eine nach
der andern in einer bestimmten Ordnung zum Eingreifen gebracht und dann wieder
ausgelöst werden. Dies besorgt eine Regulatorwelle unter der Mitwirkung des
regulirenden Elektromagnets. Auf der Regulatorwelle sitzen eine Reihe von Kreisscheiben, gegen welche
sich die Zugfedern anlegen; die Kreisscheiben sind mit Ausschnitten versehen und
gestatten ihren Zugfedern nur dann den Eingriff in die Stifte an dem zugehörigen
Typenrade, wenn die Einschnitte den Zugfedern gegenüberstehen. Die Zugfedern sitzen
sämmtlich an dem früher erwähnten, hin- und hergehenden Rahmen. An dem einen
Ende trägt die Regulatorwelle einen Commutator zur Vertheilung des bewegenden und
des regulirenden Stromes. Somit wird durch die Drehung der Regulatorwelle sowohl die
richtige Einschaltung der Elektromagnete an den einzelnen Apparaten, wie auch das
Eingreifen der Zugfedern an den zugehörigen Typenrädern vermittelt. Diese Drehung
selbst aber wird durch den regulirenden Elektromagnet mit Zuhilfenahme eines
Bewegungsmechanismus vollzogen, welcher ebenfalls eine Zugfeder zum Eingriff in
Stifte an der Regulatorwelle bringt.
Nach dem jedesmaligen (gleichzeitigen) Aufdrucken aller Beobachtungen kommt die
Druckvorrichtung wieder zur Ruhe, und nun treten die schon erwähnten, zur
Rückwärtsbewegung sowohl der Typenräder wie der Stahldrähte und der Contactarme an
den Beobachtungsinstrumenten dienenden zweiten Zugfedern in Thätigkeit. Eine der
Zugfedern der Typenräder setzt mittels ihres rückwärtigen Endes ein Zahnrad in
Umdrehung, das den regulirenden Strom schließt, wenn es eine vollständige Umdrehung
vollbracht hat. Die Anzahl der Zähne dieses Rades bestimmt also die Entfernung der
Stahldrähte von den Quecksilberoberflächen. Diesmal unterbricht die Regulatorwelle
die Leitung des bewegenden Stromes, indem sie einen kleinen Haken am Rande des
Zifferblattes der Uhr anhängt. Durch die Auslösung dieses Häkchens setzt die Uhr den
Meteorographen von neuem in Thätigkeit.
Damit die Stahldrähte sich frei bewegen können, mußten die Thermometerröhren von
ziemlich starkem Kaliber genommen werden; zur Erzielung genauer Angaben erhielten
deshalb die Thermometergefäße die Form von stark verlängerten Cylindern. Da die
Röhren oben offen sind, so mußten die Stahldrähte und das Quecksilber gegen Staub,
Feuchtigkeit und Kohlensäure geschützt werden; dazu wurden die obern Enden der
Röhren in einen hermetisch geschlossenen Zinkkasten eingekittet, in welchem
Chlorcalcium und Aetzkali aufgestellt wurde. Zugleich werden ziemlich schwache
Ströme benützt, um jede Funkenbildung zu verhüten.
An dem Wiener Instrumente stellten sich einige Aenderungen als nöthig heraus. Damit
die Windfahne bei ihren Schwankungen das Contactrad nicht drehen konnte, ward am
Ankerhebel des Elektromagnets ein Sperrzahn angebracht, welcher eine Drehung des
Contactrades unmöglich macht, so lange der Elektromagnet nicht thätig ist. Die Bewegungsrichtung des
Windfahnenapparates wurde so gewählt, daß die Zahlen des Typenrades von NNE – 1 über Est = 8 bis Nord = 32 fortschreiten. Die
Bewegung des Contactrades für die Windgeschwindigkeit wurde so verlangsamt, daß es
eine volle Umdrehung (nicht schon bei 18km,
sondern) erst bei 72km Windweg vollführte;
die gedruckten Zahlen geben dann einfach die in 15 Minuten zurückgelegten Kilometer,
und zur Ermittlung der stündlichen Geschwindigkeit müssen die 4 innerhalb einer
Stunde gedruckten Zahlen addirt werden. Die größte Windgeschwindigkeit, welche noch
beobachtet werden kann (sofern der Apparat widerstandsfähig genug ist), ist demnach
288km in der Stunde. (Nach der
Zeitschrift der österreichischen Gesellschaft für Meteorologie, August 1875 S.
245.)
E–e.