Titel: | Untersuchung der Biere, die in Wien getrunken werden; von Professor Fr. Schwackhöfer. |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 148 |
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Untersuchung der Biere, die in Wien getrunken
werden; von Professor Fr.
Schwackhöfer.
Mit Abbildungen auf Taf.
IV [a.d/3].
Schwackhöfer, über Untersuchung von Wiener Bieren.
Vor längerer Zeit wurden mir von einer ausländischen Brauerei mehrere Biere zur
Analyse eingesendet mit dem Bemerken, dieselben mit den in Wien gangbarsten Bieren
zu vergleichen, so weit dies durch die chemische und physikalische Untersuchung
möglich ist. Ich suchte damals in der ganzen Fachliteratur vergebens nach
ausführlichem Bieranalysen; überhaupt fand ich die Analysen österreichischer Biere
nur sehr schwach vertreten, und die wenigen Angaben, welche zu finden waren, bezogen
sich lediglich auf Alkohol und Extractgehalt. Erst später veröffentlichte Dr. O. Kohlrausch eine Anzahl
Bieranalysen (vgl. 1875 216 57), wo neben Alkohol und
Extract auch Dichte, Kohlensäure- und Aschengehalt, sowie die Farbe des
Bieres mit berücksichtigt wurden. Ich faßte damals, als die Frage nach
vergleichenden Bieranalysen an mich gestellt wurde, den Entschluß, eine Reihe
österreichischer Biere einer eingehendern Untersuchung zu unterziehen, konnte aber
wegen Mangel an Zeit die Arbeit erst im heurigen Winter unternehmen.
Die Resultate dieser Untersuchungen, die ich in Gemeinschaft mit Hrn. Assistenten Stua ausgeführt habe, sind im Anschlusse tabellarisch
zusammengestellt. Zwei Biere, das Schwechater und Pilsner Lager (Tabelle I S. 149), von denen das erstere
gewissermaßen das specifische Wiener Bier, das letztere das moderne böhmische Bier
repräsentirt, und die auch in Wien in großer Menge consumirt werden, wurden einer
ausführlichen Prüfung unterzogen.
Bei den übrigen Biersorten (Tabelle II S. 150
ff.) bezog sich die Untersuchung nur auf Alkohol, Extract, stickstofflose
Extractivstoffe, Proteïn, Asche, Acidität, Dichte, Farbe und Vollmundigkeit,
resp. viscosimetrische Anzeige. In letzterer Tabelle sind die meisten Biere
verzeichnet, die in Wien getrunken werden.
Da einzelne Bestimmungsmethoden, sowie auch einige analytische Hilfsmittel, welche
dazu verwendet wurden, etwas abweichend sind von den bisher üblichen, so will ich im
Folgenden die Methode, welche bei der Untersuchung eingehalten wurde, angeben, und
die Schlußfolgerungen, die sich aus den gefundenen Daten ergeben, betreffenden Ortes
einschalten.
Der Alkohol wurde durch die Destillationsprobe und der
Extract durch Abdampfen ermittelt.Nebenbei wurde die Balling'sche Probe ausgeführt und hierfür ein Spindelsatz
benützt, an welchem noch 0,05 Saccharometergrade ganz scharf abzulesen sind.
Den Extractgehalt gab die Balling'sche Probe fast immer um 0,2 Proc. zu hoch
an; der Alkoholgehalt differirte mit der directen Bestimmung in einzelnen
Fällen bis zu 0,3 Proc. Für jede Extractbestimmung wurden 2 Partien Bier (je 40 bis 50g) abgewogen, die eine Partie in einer
Glasschale, die andere in einer Platinschale zuerst auf dem Wasserbad bis zur
Syrupconsistenz eingeengt, alsdann in einem gleich näher zu beschreibenden
Tabelle I.
A.Schwechater Lager. –
B. Pilsner Lager aus dem
Actien-Brauhause.
Textabbildung Bd. 219, S. 149
In 100 Gew.-Th. des
entkohlensäuerten Bieres sind enthalten; Das Extract besteht aus
Gewichtstheilen; Kohlensäuregehalt des Bieres in Gewichtsproc.; In 1l Bier sind cc Kohlensäure enthalten
(1l Kohlens. bei 6° u.
760mm Druck = 1g,9244); Vergährungsgrad;
Viscosimetrische Beobachtung; Dichte des entkohlensäuerten Bieres bei
17,5°; Wasser; Alkohol; Essigsäure; Extract; Dextrin; Traubenzucker;
Glycerin; Milchsäure mit geringen Mengen von Bernsteinsäure; Proteïn;
Hopfenextractivstoffe etc.; Mineralbestandtheile; in verspundeten Faß; Nach d.
Anschlagen des Fasses u. Ablassen des Bieres durch die Pipe; ohne Brause; mit
Brause; Ursprüngliche Concentration der Würze in Gewichtsprocenten;
Gew.-Th. des vergohrenen Würzeextractes; Von 100 Gew.-Th.
Würzeextract sind vergohren; Auf 1 Gew.-Th. Alkohol entfallen Extract (E
/ A); Auf 1 Gew.-Th. Traubenzucker entfallen Dextrin; Auf 1
Gew.-Th. stickstoffhaltige Extractivstoffe entfallen Gewichtstheile
stickstofffreie; Farbe; Ausflußgeschwindigkeit in Secunden; Auf Procente
umgerechnet; Alter des Bieres in Monaten;
Tabelle II.
Textabbildung Bd. 219, S. 150–151
Lufende Zahl; Bennenung des Bieres;
Bezugsort; Dichte des Bieres bei 17,5°; In 100 Gew.-Th. des
entkohlensäuerten Bieres sind enthalten; Wasser; Alkohol; Extract; Das Extract
besteht a. Gew.-Th.; Stickstofflose Extractivstoffe; Proteïn;
Asche; Ursprüngliche Concentration der Asche; Vergährungsgrad; Gew.-Th.
des vergohrenen Würzeextractes; Von 100 Gew.-Th. Würzeextract sind
vergohren; Acidität in Proc. Milchsäure; Vollmundigkeit; Farbe; Bemerkungen;
Schwechater Lager; Schwechater Märzen; Schwechater Export; Liesinger Lager;
Liesinger Abzug; Liesinger Export; St. Marxer Märzen; St. Marxer Abzug;
Simmeringer Lager (?); Simmeringer Abzug; Brunner Lager; Brauhaus direct;
Gasthaus „Zur Linde“, I., Rothenthurmstraße; Depot Gabler;
Liesinger Bierhalle, I., Schottenring; Gasth. „Z.
Posthorn“, VIII., Lederergasse;; Brauhausschank; Brauhaus direct;
Siehe vollständige Analyse Tab. I; Kohlensäuregehalt in der verschlossenen
Flasche 0,352 Proc.; 3 Monate alt; 6 Wochen alt; 5 Monate alt; Brunner Märzen;
Brauhaus direct; Brunner Abzug; Hütteldorfer Lager; Hütteldorfer Abzug;
Nußdorfer Lager; Nußdorfer Abzug; Währinger Lager;
Währinger Abzug; Brauhausschank; Grinzinger Lager; Grinzinger
Abzug; Lichtenthaler Lager; Loibl's Gasthaus, vis-à-vis
Lichtenthaler Brauhause; Lichtenthaler Abzug; Ottakringer Lager; Gasthaus
„Zum Pelikan“, Lerchenfelderlinie; Ottakringer Abzug;
Schellenhofer Märzen; Schellenhofer Bierhalle, I., Kärthnerstraße; Schellenhofer
Lager; 14 Monate alt; 1 Monat alt; 3 Monate alt; 6 Wochen alt
Fortsetzung der Tab. II.
Textabbildung Bd. 219, S. 152–153
Lufende Zahl; Bennenung des Bieres;
Bezugsort; Dichte des Bieres bei 17,5°; In 100 Gew.-Th. des
entkohlensäuerten Bieres sind enthalten; Wasser; Alkohol; Extract; Das Extract
besteht a. Gew.-Th.; Stickstofflose Extractivstoffe; Proteïn;
Asche; Ursprüngliche Concentration der Asche; Vergährungsgrad; Gew.-Th.
des vergohrenen Würzeextractes; Von 100 Gew.-Th. Würzeextract sind
vergohren; Acidität in Proc. Milchsäure; Vollmundigkeit; Farbe; Bemerkungen;
Rauhensteiner Lager; Zobel's Bierhalle, Fünfhaus;
Rauhensteiner Abzug; Pilsner Lager bgl. Brauhaus; Gasth. „Zum
Riedhof“ VIII., Schlösselgasse; Pilsner Export bgl. Brauhaus;
Depot I., Wallfischplatz 7; Pilsner Lager Actien-Brauhaus; Brauhaus
direct; Pilsn. Schank (?) Actien-Brauhaus; Dreher's böhm. Bier; Dreher's Bierhalle; Wittingauer Lager; Wittingauer
Bierhalle, IV., Technikerstraße 1; Budweiser Lager; Budweiser Bierhalle VII.,
Schlösselgasse; Jaroschauer Lager; Jaroschauer Bierhalle, Lerchenfelder Linie;
Napagedler Lager; Napagedler Bierhalle, III., Rasumofskygasse; S. Analyse Tab.
I; 6 Monate alt; 3 Monate alt; Kohlensäuregeh. in geschl. Fl. 0,348 % 1 Jahr
alt; Leitmeritzer Lager; Frankl's Bierhalle, IX., Lichtensteinstraße;
Pardubitzer Lager; Pardubitzer Bier-Dep., III., Hauptstraße 37;
Pardubitzer Export; Medelschitzer Lager; Adametz' Bierhalle, IV., Waaggasse;
Olmützer Lager; Ottakringer Hauptstraße: Lundenburger Export. Lichtenstein'sche
Schloß-Brauerei; Depot Gabler, IV., Hauptstraße 1; Reichenberger Salon;
Depot I., Wallfischplatz 7; Königinhofer Lager; Königinhofer Bierhalle I.,
Wollzeile; Münchner Bock; Restauration „Zum Kühfuß“, I.,
Tuchlauben; Münchener Salvator; Gasthaus „Zur Linde,“ I.,
Rothenthurmstr.; Klumbacher; Nürnberger; Hamburger Lager; Gasthaus
„Zur Stadt Rötz“, I., Schottenring; Ale; Sacher's
Delicatessenhandl. I., verl. Kärnthnerstraße; Porter; Kohlensäuregehalt in der
geschlossenen Flasche 0,290 Proc.; Kohlensäuregehalt in der geschlossenen
Flasche 0,300 Proc.
Bei den mit einem Strich bezeichneten Rubriken wurde die
Bestimmung nicht ausgeführt.
Trommelwasserbade unter Luftverdünnung völlig
ausgetrocknet.
Der Extract in der Platinschale wurde für die Asche, das
andere für die Stickstoffbestimmung in bekannter Weise
verwendet. Zur Ermittlung des Trockengehaltes aller Flüssigkeiten, die beim
Eindampfen Syrupconsistenz annehmen, wie Würze, Bier, Milch, Zuckersäfte etc., sowie
überhaupt zum Austrocknen aller Substanzen, welche die letzten Antheile ihres
hygroskopischen Wassers nur schwierig entlassen und nicht über 100° erhitzt
werden dürfen, benütze ich schon seit Jahren ein Wasserbad, wie es in Fig. 16 und 17 dargestellt
ist. Es besteht im Wesentlichen aus einem kleinen cylindrischen Kupferkessel K, in welchem das Rohr T
central eingelöthet ist. Dasselbe ist gleichfalls aus Kupfer hergestellt und im
Innern gut verzinnt. Das äußere Rohr hat 22, das innere 11cm im Lichten. Der Zwischenraum beider
Röhren ist mit Wasser gefüllt. Um das Niveau constant zu erhalten, tropft
fortwährend Wasser bei a zu; ein etwaiger Ueberschuß
desselben fließt durch die Dampfausströmungsröhre Z ab,
welche bei uns in einen Abzugscanal einmündet, so daß der Apparat frei am Tisch
stehen kann, ohne im mindesten durch die Dämpfe zu belästigen. a und Z sind aus Glas, um
den Zu- und Ablauf des Wassers ersehen und danach reguliren zu können. w ist ein Wasserstandszeiger, t ein Thermometer, welches in den Trockenraum reicht.
Das Rohr T ist am vordern Ende geschlossen und hat oben
eine Abzugsöffnung, in welche eine Glasröhre m mittels
eines Kautschukringes dicht eingepaßt ist, und die mit der Bunsenpumpe in Verbindung
gesetzt wird. Am rückwärtigen Ende ist eine Flansche f
aufgelöthet, welche mit der Platte p luftdicht
verschlossen werden kann. Zur bequemen Handhabung ist die Verschlußplatte mit einem
Holzheft h versehen, und zur Befestigung derselben an
die Flansche dienen drei Schraubkloben k. Die Luft,
welche die Pumpe durch den Apparat saugt, passirt zuerst in der Flasche B concentrirte Schwefelsäure, hierauf einige mit
Chlorcalcium gefüllte Röhren, tritt dann durch das Rohr l in den Trockenraum und wird am entgegengesetzten Ende bei m abgesaugt.
Das Rohr l liegt im siedenden Wasser, geht vom
rückwärtigen Ende des Kessels bis vorne hin, biegt sich dort um, nimmt den Weg
wieder zurück und mündet an der untersten Stelle, ganz nahe bei der Verschlußplatte
in den Trockenraum ein. Auf diesem langen Wege wird die Luft gut erwärmt und tritt
heiß in den Trockenraum ein, auch selbst dann, wenn man sehr rasch durchsaugen läßt.
Durch Regulirung des Schraubenquetschhahnes 1 kann man eine Luftverdünnung von 50
bis 40cm Barometerstand hervorbringen und doch
dabei einen Luftwechsel erhalten, so daß alle Bedingungen zum raschen Austrocknen
vorhanden sind.
Bierextracte und andere Flüssigkeiten von Syrupconsistenz, die am gewöhnlichen
Wasserbad selbst nach 12 und 18 Stunden noch auf kein constantes Gewicht zu bringen
sind, trocknen hier binnen wenigen Stunden vollkommen aus. In der Liebig'schen
Trockenröhre (sogen. Trockenenten) kann man allerdings auch eine Austrocknung unter
Luftverdünnung vornehmen, aber die erhaltene Trockensubstanz ist für weitere Zwecke
nicht mehr verwendbar, weil sie aus der Röhre nicht herauszubringen ist, und zum
Eindampfen von größern Flüssigkeitsquantitäten sind diese Röhren überhaupt nicht zu
gebrauchen.
Der Trockenraum im Wasserbade ist so groß, daß bequem acht Schalen mit je 50 bis
60cc Capacität in 2 Etagen
untergebracht werden können. Die Temperatur bleibt, so lange das Wasser im Kessel
siedet, constant auf 98°. Hat man Tags über getrocknet und will am nächsten
Morgen wägen, so brauchen die Schalen nicht herausgenommen und unter dem Exsiccator
gestellt zu werden, sondern man schließt einfach den Quetscher 2 und öffnet 1. Es
kann alsdann bei der Abkühlung nur vollkommen trockene Luft in den Trockenraum
eintreten.
Sollen Substanzen ausgetrocknet werden, die sich an der Luft verändern, so wird
anstatt Luft Wasserstoffgas durchgeleitet. Dasselbe geschieht auch, wenn man ohne
Pumpe arbeiten will.
Der Wasserstoff-Entwicklungsapparat A ist, wie aus
der Zeichnung ersichtlich, nach dem Principe der Döbereiner'schen Zündmaschine
construirt und hat in dieser Form viel Bequemes. Man kann jeden Augenblick ganz ohne
weitere Vorbereitung Wasserstoff zur Verfügung haben, der Strom läßt sich mit einem
Schraubenquetschhahn ganz beliebig reguliren und unterbrechen, und die Entwicklung
ist eine sehr gleichmäßige. Der Apparat ist namentlich dort recht bequem, wo öfter
kleine Quantitäten des Gases gebraucht werden, z.B. zur Reduction des
Kaliumplatinchlorides bei der Kalibestimmung etc.
Der Zucker wurde im entgeisteten Bier in der bekannten
Weise mit Fehling'scher Kupferlösung austitrirt. Zur Bestimmung des Dextrins wurden
ca. 20g Bier mit 3cc verdünnter Schwefelsäure (100g SO₃ im Liter) versetzt und in
einer zugeschmolzenen Glasröhre, im Kochsalzbad bei 108 bis 110°, durch 6 bis
7 Stunden digerirt, hierauf die Röhre geöffnet, der Inhalt derselben mit Kalilauge
nahezu neutralisirt, auf 200cc verdünnt und
mit Fehling'scher Lösung austitrirt.
Die Differenz der beiden Titrirungen gibt sodann die Zuckermenge, welche aus dem
Dextrin gebildet wurde. Durch Multiplication der so erhaltenen Zahl (Proc. Zucker
nach der Behandlung des Bieres mit Schwefelsäure minus
Proc. Zucker im ursprünglichen Bier) mit dem Factor 0,9Traubenzucker C₆H₁₂O₆ = 180, Dextrin
C₆H₁₀O₅ = 162.162 : 180 = 0,9; d.h. aus 0,9 Gew.-Th. Dextrin ist 1 Gew.-Th.
Traubenzucker entstanden. erfährt man den Procentgehalt des Bieres an Dextrin.
Für die Bestimmung des Glycerins wurden etwa 2000g Bier in einer großen Platinschale bei 60
bis 70° bis zur Syrupconsistenz eingeengt und dann in dem vorbesprochenen
Trommelwasserbade bei 50 bis 60° und unter Luftverdünnung noch weiter
getrocknet. Der Trockenrückstand wurde zehnmal mit Aetherweingeist (1 Th. 90proc.
Alkohol mit 1 1/2 Th. rectificirtem Aether) extrahirt, der so erhaltene Auszug (ca.
800cc) filtrirt, zuerst bei möglichst
niederer Temperatur bis auf etwa 150cc
abdestillirt, dann mit Kalkwasser schwach alkalisch gemacht, unter Luftverdünnung
bei ungefähr 60° beinahe zur Trockne verdampft, hierauf mit Aetherweingeist
mehrmals extrahirt, die Lösung filtrirt, in einer kleinen Platinschale abgedunstet,
und das nun so erhaltene Glycerin im Trommelwasserbade bei 30° und unter
starker Luftverdünnung getrocknet. Das Austrocknen wurde so lange fortgesetzt, bis
die Gewichtsdifferenz nach Verlauf von 8 Stunden nur mehr 5mg betrug. – Dieses ursprünglichursprüglich von Pasteur angegebene Verfahren ist allerdings
etwas umständlich und langweilig, eine bessere Methode ist aber meines Wissens
bisher nicht bekannt geworden.
Das auf die eben beschriebene Weise erhaltene Glycerin ist schön durchsichtig,
geruchlos, fast farblos, hat nur einen schwachen Stich ins Gelbe, schmeckt aber
nicht rein süß; wahrscheinlich haften ihm noch bittere Hopfenextractivstoffe an. Es
enthält nur Spuren von Traubenzucker; 0g,5
des Glycerins gaben mit Fehling'scher Lösung eine kaum merkliche Reaction.
Die gefundene Menge des Glycerins ist sowohl im Schwechater als auch im Pilsner Bier
beträchtlich kleiner, als sie sich nach den Pasteur'schen Angaben für die Quantität
des vergohrenen Würzeextractes berechnen würde. 100 Gew.-Th. Rohrzucker (oder
105,3 Gew.-Th. Traubenzucker) entsprechen nach Pasteur 2,5 bis 3,6 Gew.-Th. Glycerin; hier sind in beiden Bieren
7,3 Gew.-Th. Würzeextract vergohren und sollten demnach im Minimum 0,173
Gew.-Th. Glycerin geben, während nur 0,039 und 0,045 Proc. im Bier vorhanden
sind, also nur etwa 1/4 von dem, was die Rechnung ergibt. Der vergohrene
Würzeextract bestand allerdings nicht aus Traubenzucker allein, sondern aus einem
Gemenge von Traubenzucker und Dextrin, und bei letzterm wurde Glycerin als
Gährungsproduct bisher
nicht nachgewiesen. Offenbar ist aber mehr Zucker als Dextrin vom Würzeextract
vergohren, und sollte demnach die Differenz keine so große sein. In der
Bestimmungsmethode dürfte wohl auch kein so bedeutender Fehler liegen. Das Glycerin
ist zwar im Aetherweingeist nicht ganz leicht löslich, dafür wurde aber die
Extraction länger als eine Woche hindurch fortgesetzt, der Aetherweingeist dabei
zehnmal erneuert und immer nach Möglichkeit gut mit dem Bierextract vermischt; auch
wurde während der ganzen Procedur, wie vorhin angegeben, stets eine angemessen
niedere Temperatur eingehalten, so daß auch der Verlust durch Verflüchtigung kein
beträchtlicher gewesen sein kann. Es hat demnach den Anschein, als ob bei der
Biergährung weniger Glycerin entstehen würde, als dem Gewichte des vergohrenen
Zuckers entspricht. Jedenfalls ist die Sache einer eingehendern Prüfung werth.
Zur Ermittlung der Acidität wurden 25cc des durch Schütteln und schwaches
Erwärmen von der Kohlensäure befreiten Bieres mit 1/10 Normalnatronlauge austitrirt.
Als Indicator diente empfindliches Curcumapapier. Da die saure Reaction des
entkohlensäuerten Bieres zum allergrößten Theil von Milchsäure herrührt, so wurde
die Acidität auf Procente dieser Säure (C₃H₆O₃) berechnet.
Wie die Tabelle II (S. 150 ff.) zeigt, sind
die untersuchten Bierproben in ihrem Säuregrad nicht unbeträchtlich von einander
verschieden. Der niedrigste Säuregehalt wurde im Lichtenthaler Abzug, der höchste im
Ale- und Porterbier gefunden. Die Differenzen liegen allerdings nur in den
Grenzen von 0,08 bis 0,34 Proc., nichts desto weniger gibt aber schon 0,1 Proc. mehr
oder weniger dem Bier einen wesentlich andern Geschmack.
Daß ein gewisser Säuregrad für den Wohlgeschmack des Bieres nothwendig, übrigens bei
der Fabrikation auch unvermeidlich ist, steht außer Frage; es fragt sich nur, wie
hoch darf der Säuregehalt in einem normalen Bier steigen? Daß mit 0,17 bis 0,20
Proc. die Maximalgrenze noch nicht überschritten, wahrscheinlich auch noch nicht
erreicht ist, läßt sich wohl annehmen, da sowohl das Bier aus der Pilsner
Actien-Brauerei, als auch einige andere Biere, die in Wien zu den
gesuchtesten gehören, diesen Säuregehalt zeigen. Bei Ale und Porter dürfte aber die
Grenze des normalen Bieres bereits überschritten sein; wenigstens waren diese beiden
Biere, wie sie aus der Delicatessenhandlung von Sacher in
Wien per Flasche mit 1 fl. 50 kr. bezogen wurden, für unsern Wiener Geschmack
geradezu ekelhaft. Der hohe Säuregehalt mag wohl nicht die alleinige Ursache davon
sein, aber gewiß hat er dazu beigetragen, denn neben dem bekannten widerlichen
Methgeschmack, den alle
schweren englischen Biere besitzen, war auch hier ein saurer Geschmack ganz deutlich
hervortretend.
Da die Säuerung beim Lagern nicht in allen Bieren gleich schnell fortschreitet, so
wäre es für den Brauer, welcher das Bestreben hat, stets ein Bier von möglichst
gleicher Beschaffenheit abzusetzen, gewiß nicht ohne Interesse, von Zeit zu Zeit den
Säuerungsgrad der verschiedenen Bierpartien des Lagerkellers durch einzelne
Stichproben zu ermitteln. Die Probe ist so einfach und setzt so wenig Hilfsmittel
voraus, daß sie in einer jeden Brauerei ohne Weiters ausgeführt werden kann.
Der Säuregehalt gäbe dann einen bessern Anhaltspunkt, ob die eine oder andere
Bierpartie früher oder später zum Ausstoß gelangen soll, als einfach die Zeit des
Ablagerns. Auch wäre es dann leichter zu vermeiden, daß eine ganze Partie zu sauer
wird, weil noch eher Abhilfe geschaffen werden könnte.
Zu bemerken wäre noch, daß beim Schwechater und Pilsner Lagerbier (Tabelle I S. 149) Essigsäure und Milchsäure separat bestimmt
wurden. Die Ermittlung der Essigsäure geschah einfach durch Austitriren einer
gewogenen Menge des Destillats von der Alkoholbestimmung. Ebenso wurde ein Theil des
Destillationsrückstandes austitrirt und die gefundene Acidität auf Milchsäure
berechnet.
Der Kohlensäuregehalt wurde nur beim Schwechater und
Pilsner Faßbier und bei einigen Flaschenbieren ermittelt. Von der Bestimmung in
allen vorliegenden Bierproben wurde abgesehen, weil ich es für werthlos halte, die
Kohlensäure in einem Biere zu ermitteln, von dem man nicht weiß, wie lange es im
verspundeten Schenkfasse gelegen hat, wie bei der Ueberfüllung in die Flasche, aus
der die Probe zur Untersuchung genommen wird, zu Werke gegangen wurde, ob das Faß
frisch angeschlagen oder schon längere Zeit gelaufen hat etc., denn alles das hat
großen Einfluß auf den Kohlensäuregehalt des Bieres. Dazu kommt aber noch, daß beim
Transport aus dem Schenklocale in das Laboratorium und beim Ueberfüllen des Bieres
aus der Flasche in den Kolben, worin die Bestimmung vorgenommen wird, ganz
erhebliche Mengen von Kohlensäure verloren gehen. Da diese Verluste gewiß nicht bei
allen Bieren gleich groß sind, so lassen sich auch selbst nur relative Vergleiche
der einzelnen Bierproben unter einander nicht anstellen.
Für uns war es vorzüglich von Interesse, den Kohlensäuregehalt des eigentlichen
Wiener und des Pilsner Bieres zu ermitteln, weil darüber die Angaben und Ansichten
so sehr widersprechend sind. Die Einen behaupten, das Pilsner Bier hätte viel mehr
Kohlensäure als das Schwechater, Marxer, Liesinger etc., die Andern sind wieder entgegengesetzter
Meinung. Auch selbst analytische Daten, die von Chemikern angegeben wurden, von
denen ich die Ueberzeugung habe, daß sie exact zu arbeiten verstehen, weisen ganz
merkwürdige Differenzen auf. Diese Verschiedenheit in den Angaben findet in unsern
Beobachtungen wenigstens theilweise eine Erklärung.
Wir haben nun die Kohlensäure im Bier unter verschiedenen Modalitäten bestimmt:
1. Im verspundeten Faß;
2. nachdem das Faß angeschlagen und das Bier mit einer Pipe
ohne Brause in das Glas abgelassen wurde;
3. nach dem Ablassen unter Anwendung der Brause, und
4. nachdem das Bier 6 Stunden in einer offenen Flasche bei
einer Temperatur von 18° gestanden war.
Derartige vergleichende Bestimmungen wurden meines Wissens noch niemals ausgeführt;
immer wurde nur Bier in Untersuchung genommen, wie es eben durch die Pipe aus dem
Fasse ausläuft. Zur Ermittlung, wie viel Kohlensäure durch die Anwendung der Brause
(durch das sogen. Spritzen des Bieres) verloren geht, benützten wir eine Pipe, die
mit und ohne Brause zu gebrauchen ist, so wie sie in den meisten hiesigen
Gasthäusern in Verwendung steht.
Um die Kohlensäure im Biere zu bestimmen, so lange dasselbe noch im verspundeten Faß
sich befand, wurde in folgender Weise verfahren.
Der Kolben A (Fig. 18) wurde zuerst mit
den beiden daran befindlichen Schläuchen und Schraubenquetschhähnen a, b austarirt, alsdann mit der Bunsenpumpe in
Verbindung gesetzt und evacuirt. Einstweilen wurde der Korkspund am Fasse mit einem
Korkbohrer, der mit einem Hahn versehen ist, angebohrt. (In Fig. 19 ist das Anbohren
einer Flasche dargestellt.) Da sich bei der Durchbohrung des Korkes das vordere Ende
der Messingröhre mit dem ausgebohrten Korkstück verschließt, so sind für den Ausfluß
des Bieres, etwa auf halber Länge der Röhre, zwei kleine Oeffnungen α angebracht. Ist die Verbindung des Kolbens mit
dem Hahne des Korkbohrers hergestellt, so tritt beim Oeffnen beider Hähne H und a das Bier in den
Kolben ein. Man läßt so viel davon einströmen, daß das untere umgebogene Ende der
Zuflußröhre unter die Flüssigkeitsoberfläche zu stehen kommt. Hierauf schließt man
die beiden Hähne, zieht den Schlauch von dem Hahne H ab
und öffnet dann den Quetschhahn a, um die im Schlauch
und in der Zuflußröhre befindliche Flüssigkeit einzusaugen und auch so viel Luft
eintreten zu lassen, daß
der Druck im Kolben mit jener der äußern Atmosphäre ins Gleichgewicht kommt.
Ein Verlust an Kohlensäure ist dabei nicht möglich, weil die Luft nur in den Kolben
eindringen, aber nichts davon austreten kann, da, wie erwähnt, das untere Ende der
Einströmungsröhre unter dem Niveau der Flüssigkeit steht. Zum Gelingen der
Manipulation ist es nur nothwendig, daß alles gut schließt, was mit einem gut
passenden Kautschukstöpsel und guten Schraubenquetschhähnen ganz leicht zu erreichen
ist.
Sobald keine Luft mehr in den Kolben eintritt, wird der Quetscher a geschlossen und der Kolben sammt Inhalt gewogen. Wir
hatten für jede Bestimmung ca. 200 bis 250g
Bier genommen. Der gewogene Kolben wird dann mit dem
Kohlensäure-Bestimmungsapparat (Fig. 18) in Verbindung
gesetzt, der Quetscher b geöffnet, das Bier anfangs ganz
gelinde, später etwas stärker erhitzt und schließlich durch einige Minuten im
wallenden Kochen erhalten, so daß sicherlich alle Kohlensäure ausgetrieben wird. Hat
die Flüssigkeit genügend lange gekocht, so wird der Schlauch a mit dem Thurm T verbunden, der mit
Natronkalk gefüllt ist, hierauf der Quetscher a geöffnet
und die Flamme abgedreht. In dem Maße, als sich der Kolben abkühlt, tritt
kohlensäurefreie Luft in denselben ein. Nach einiger Zeit setzt man den Schlauch g mit einem Aspirator in Verbindung und läßt langsam
Luft durch den Apparat saugen – so lange, bis man sicher sein kann, daß alles
im Apparat vorhanden gewesene Kohlensäuregas durch kohlensäurefreie Luft verdrängt
ist.
Zur nähern Beschreibung des Apparates genügen wenige Worte; er ist ja im Wesentlichen
dem bekannten Kolb'schen Apparat nachgeahmt. B ein
Kühler, C eine kleine Vorlage, um etwa mit übergerissene
Tröpfchen zurückzuhalten; sie kann übrigens auch wegbleiben, weil es bei nur
halbwegs vorsichtiger Arbeit und genügender Länge des Kühlers niemals vorkommt, daß
Tröpfchen mitgerissen werden. D ein U-förmiges, mit Chlorcalcium gefülltes Rohr, E ein Liebig'scher Kaliapparat, an welchem noch eine mit
Aetzkalistücken gefüllte Röhre befestigt ist, und endlich das U-förmige Schutzrohr F, das in einem
Schenkel Chlorcalcium, im andern Natronkalk enthält. Der Kugelapparat sammt der
daran befindlichen Kaliröhre wird vor und nach dem Versuche gewogen, die
Gewichtszunahme gibt die Menge der im Bier vorhanden gewesenen Kohlensäure.
Die ganze Bestimmung kann in einer Stunde bequem ausgeführt werden, und die Resultate
lassen an Genauigkeit nichts zu wünschen übrig.
Beim Schwechater Bier wurden zwei Bestimmungen auf diese Weise ausgeführt und bei der
ersten gefunden 0,389 Proc., bei der zweiten 0,393 Proc. Beim Pilsner Bier wurden in
drei Bestimmungen gefunden: 0,379, 0,381 und 0,374; die größte Differenz ist also
0,007 Proc.
Die Ermittlung des Kohlensäuregehaltes, nachdem das Faß angeschlagen und das Bier mit
und ohne Brause abgelassen wurde, geschah in ganz gleicher Weise, nur wurde hierbei
der Kolben A vor und nach der Füllung offen, ohne
Armatur, gewogen und dann in den Apparat eingeschaltet.
Wie die Tabelle I (S. 149) zeigt, ist der
Kohlensäuregehalt des Schwechater und Pilsner Bieres im Faß nahezu gleich groß. Die
Differenz beträgt nur ganz wenig über 0,01 Proc. Beide Biere wurden drei Tage vor
der Untersuchung in das kleine Gebinde (1/2 Eimerfaß) abgezogen und blieben vor dem
Anbohren des Fasses 6 Stunden ruhig liegen. Die Biere hatten bei der Untersuchung
eine Temperatur von 6°.
Es zeigte sich ferner, daß der Kohlensäureverlust durch das sogen. Spritzen gerade
nicht so erheblich ist, als man etwa aus der starken Schaumbildung vermuthen könnte.
Dem Gewichte nach beträgt der Verlust beim einfachen Ablassen des Bieres ohne Brause
0,04 und 0,08 Proc., beim Ablassen unter Anwendung der Brause 0,06 und 0,10 Proc.;
auf Rechnung der Brause kommen also nur 0,02 Proc. Verlust.
Wenn man auf das Volum umrechnet, so zeigt sich, daß in 1l Bier, so lange sich dasselbe noch im
verspundeten Faß befindet, etwa 2l
Kohlensäuregas absorbirt sind, eine Menge, die für den ersten Augenblick allerdings
überraschend groß erscheint, aber leicht erklärlich ist, wenn man bedenkt, daß
gleiche Volume Kohlensäuregas und Bier sich ihrem Gewichte nach annähernd wie 1 zu
500 verhalten, d.h. daß das Bier 500 Mal schwerer ist als ein gleiches Volum
Kohlensäuregas.
Beim Ablassen ohne Brause wurden aus 1l
Schwechater Bier 217cc und aus 1l Pilsner Bier 420cc Kohlensäuregas, also nahezu das
Doppelte, frei. Beim Ablassen unter Anwendung der Moussévorrichtung entwichen
aus 1l Schwechater Bier 312cc und aus 1l Pilsner Bier 531cc Kohlensäure. Der Verlust war also bei
Anwendung der Brause nur um etwa 100cc
größer als ohne derselben. Immerhin bleibt aber das Spritzen des Bieres ein Unfug,
denn der Kohlensäuregehalt ist ja ein ganz wesentlicher Factor für den
Wohlgeschmack, und jede Verminderung desselben bedingt daher auch eine
Verschlechterung der Bierqualität.
Aus diesen Versuchen schien ferner hervorzugehen, daß das Pilsner Bier die
Kohlensäure leichter entläßt als das Schwechater. Ein weiterer Versuch gab die Bestätigung
dafür. Gleiche Quantitäten von Schwechater und Pilsner Bier (ca. 1/2l) blieben in einer offenen Flasche bei der
Temperatur von 18° 6 Stunden hindurch stehen, und dann wurde die Kohlensäure
bestimmt. Im Schwechater Bier waren noch 0,190 Proc., im Pilsner nur mehr 0,154
Proc. enthalten. Das leichtere Entweichen der Kohlensäure bedingt das stärkere
Moussé des frisch abgezogenen Pilsner Bieres, und das ist wohl auch der
Grund, weshalb dieses Bier vielfach für kohlensäurereicher gehalten wird, obwohl
dies in Wirklichkeit nicht der Fall ist.Es hat mich auch interessirt zu erfahren, wie viel Kohlensäure in einem guten
Syphon enthalten ist, der sich durch eigenen Druck, ohne Schütteln
vollständig entleert. Es zeigte sich, daß das Wasser, so lange es sich noch
in der geschlossenen Syphonflasche befindet, 1,745 Gew.-Proc.
Kohlensäure enthält, oder daß in 1l
Wasser ca. 9l Kohlensäure absorbirt
sind. Eine zweite Bestimmung wurde ausgeführt, nachdem das kohlensaure
Wasser einfach aus der Syphonflasche in den offenen Kolben ausgespritzt war.
Das Wasser enthielt jetzt noch 0,799 Gew.-Proc. Kohlensäure oder in
1l etwa 4l Kohlensäure absorbirt. Aus 1l kohlensauren Wasser entweichen
also beim Ausspritzen in das Glas ca. 5l Kohlensäure.
Die ursprüngliche Concentration der Würze und der Vergährungsgrad wurde nach der directen Analyse
berechnet; erstere durch Verdopplung der Alkoholprocente und Addition des
Extractgehaltes, letzterer durch Subtraction der Extractprocente des Bieres vor dem
ursprünglichen Concentrationsgrad der Würze. In einer zweiten Rubrik der Tabellen
ist zur bessern Vergleichung der Vergährungsgrad auch in Procenten des
ursprünglichen Würzeconcentrationsgrades ausgedrückt.
Wolfbauer hat zur Berechnung der ursprünglichen
Würzeconcentration p die Formel aufgestellt:
p = (2,0776 A + E)/(1 + 0,0107 A),
worin A den Alkohol- und
E den Extractgehalt des Bieres ausdrückt.
Dieser Formel liegen die Pasteur'schen Zahlen zu Grunde, wonach bei der Vergährung
von 100 Gew.-Th. Glycose im Mittel entstehen:
46,16
Gew.-Th.
Alkohol,
44,15
„
Kohlensäure,
4,10
„
Glycerin und Bernsteinsäure,
1,55
„
Hefe.
Daraus berechnet sich, daß 2,1666 Gew.-Th. Glycose (z) nothwendig sind zur Entstehung von 1,0000 Gew.-Th. Alkohol, und
daß nebenher noch 0,9582 Gew.-Th. Kohlensäure (c), 0,0890 Gew.-Th. Glycerin und Bernsteinsäure (g) und 0,0336 Gew.-Th. Hefe (h)
gebildet werden.
Das absolute Gewicht der Würze (W), welche zur Erzeugung
von 100 Gew.-Th. Bier nothwendig war, wird demnach durch den Ausdruck
gefunden:
W = 100 + (c + h) A.
In diesem Gewichte der Würze waren gelöst die Zuckermenge (z
A), welche den Alkohol geliefert hat, ferner jener Theil des Bierextractes,
der nach Abzug des Glycerins und der Bernsteinsäure vom vollen Extractgehalt (E) des Bieres resultirt.
Das Gewicht des durch die Gährung nicht alterirten Extractantheiles wird durch den
Ausdruck: E – gA repräsentirt. Der absolute volle
Extractgehalt obiger Würzemenge W ist sohin zA + E – gA oder (z – g) A + E, und daraus ergibt
sich weiters der Procentgehalt (p) der Würze an Extract
durch die Proportion:
Textabbildung Bd. 219, S. 163
Substituirt man für z, g, c und
h die oben angeführten Zahlenwerthe, so gelangt man
zu der vorhin citirten Schlußformel:
p = (2,0776 A + E)/(1 + 0,0107 A).
Wenn man nach dieser Formel den ursprünglichen Würzeconcentrationsgrad berechnet, so
fällt er durchschnittlich nur um etwa 0,1 bis 0,2 Proc. höher aus als nach der
einfachen Berechnung.
Wichtiger ist die Thatsache, daß das Saccharometer nicht den richtigen Extractgehalt
der Würze anzeigt, sondern stets eine höhere Anzeige gibtSiehe auch O. Knab: Bayerischer Bierbrauer, 1872
Nr. 6.; es stimmt daher auch der aus der Analyse berechnete Concentrationsgrad mit
dem wirklich erhobenen nicht vollkommen überein.
Viscosimetrische Beobachtung. Das Viscosimeter, wie es in
Fig. 20
dargestellt ist, hat die Bestimmung, die Vollmundigkeit des Bieres anzuzeigen. Es
ist im Wesentlichen nichts anderes, als eine ca. 30 bis 40cc fassende Pipette mit gleichförmiger
Ausflußgeschwindigkeit und sehr engem Auslaufrohr. Bei der Füllung des Apparates
wird das Rohr B in das zu prüfende Bier eingetaucht und
bei C gesaugt. Hat sich das Gefäß A mit Bier vollgefüllt, so wendet man den Apparat um, so daß jetzt das
enge Auslaufrohr nach unten zu stehen kommt, und läßt so lange von der Flüssigkeit
ausfließen, bis Luftblasen durch B eintreten. Von diesem
Momente an ist die Ausflußgeschwindigkeit eine gleichförmige. Man verschließt jetzt
die obere Oeffnung mit dem Daumen, befestigt das Viscosimeter an einem Stativ,
stellt ein 25cc-Kölbchen unter das
Auslaufrohr, hebt alsdann den Daumen in einem bestimmten, an der Secundenuhr
abgelesenen Momente ab und beobachtet nun die Zeit, welche zum Austropfen von 25cc Bier erforderlich ist.
Die Ausflußzeit soll nun die Vollmundigkeit des Bieres angeben. Je langsamer das Bier
austropft, desto vollmundiger soll es schmecken. In der That zeigen auch
verschiedene Biere ganz wesentlich verschiedene Ausflußgeschwindigkeiten.
In den angeschlossenen Tabellen ist die Vollmundigkeit der Biere, der bessern
Uebersicht wegen in Procenten ausgedrückt, und zwar wurde die Ausflußgeschwindigkeit
von 25cc in 10 Minuten (600 Sec.) gleich
100 angenommen und danach die Berechnung bei den verschiedenen Bieren ausgeführt. So
zeigte beispielsweise das Schwechater Lager Nr. 1 eine Ausflußgeschwindigkeit von 7
Minuten 10 Sec. (oder 430 Sec.), es ist daher die Vollmundigkeit 430 × 100 :
600 = 71,7 Proc.
Ueber die viscosimetrische Beobachtung ist noch Folgendes erwähnenswerth. Die
Ausflußgeschwindigkeit aus dem Viscosimeter ist unabhängig vom specifischen Gewichte
der Flüssigkeit, und wird nur beeinflußt durch die Consistenz derselben und durch
die Molecularwirkung im Haarröhrchen. Die Consistenz oder Zähflüssigkeit des Bieres
hängt zunächst ab von dem Gehalte desselben an Proteïnstoffen, ferner auch
von dem Gehalte an Dextrin und Zucker. Diese Stoffe verringern also die
Ausflußgeschwindigkeit. Ein Gleiches gilt aber auch vom Alkohol. Er macht das Bier
allerdings nicht consistenter, im Gegentheil dünnflüssiger, besitzt aber dafür eine
größere Adhäsion zum Glase als das Wasser und fließt in Folge dessen langsamer aus
der Capillarröhre aus als letzteres. Während 25cc Wasser von 24° in 208 Sec. austropfen, braucht das gleiche Volum
absoluten Alkohols bei derselben Temperatur 285 Sec.Aether verhält sich gerade umgekehrt. Unter den gleichen Umständen zeigt
Aether eine Ausflußgeschwindigkeit von 107 Sec.
Außer der Zusammensetzung des Bieres hat auch noch die Temperatur desselben Einfluß
auf die viscosimetrische Anzeige. Je höher die Temperatur, desto größer ist die
Ausflußgeschwindigkeit.
Sollen verschiedene Viscosimeter unter einander vergleichbare Zahlenresultate geben,
so muß bei allen Instrumenten:
1. die Capillarröhre C gleich lang
und von gleichem Durchmesser sein; je kürzer oder je weiter die Röhre ist, desto
geringer ist die Ausflußgeschwindigkeit;
2.
muß der Abstand ef gleich groß sein; denn je
höher diese Flüssigkeitssäule, desto größer der Druck, und mit diesem wächst
auch die Geschwindigkeit.
Das Volum des Gefäßes A, sowie die Länge und der
Durchmesser der Röhre B beeinträchtigen die
Ausflußgeschwindigkeit nicht.
Schließlich wäre noch zu erwähnen, daß zur Farbebestimmung
des Bieres das Stammer'sche Farbenmaß benützt wurde, welches sich für diesen Zweck
ganz gut eignet, weit besser als die bisher gebräuchlich gewesene
1/10-Normal-Jodlösung.
Bei den meisten Bieren kann man mit dem genannten Instrument sehr genau einstellen,
nur manche Biere besitzen einen eigenthümlich braunen Farbenton, der sich mit jenen
der Normalgläser im Stammer'schen Apparat nicht gut vergleichen läßt. (Aus
Kohlrausch's Organ für Rübenzuckerindustrie etc., 1875 S. 398.)