Titel: | Dampfpumpe von Julius Jacobi, Hüttendirector in Kladno. |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 288 |
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Dampfpumpe von Julius Jacobi, Hüttendirector in
Kladno.
Mit Abbildungen im Text und auf Taf. VI [a/1].
Jacobi's Dampfpumpe.
Die hier zu besprechende, vom Hüttendirector Julius Jacobi
in Kladno (Böhmen) im vorigen Jahre patentirte Dampfpumpe hat vor vielen ihrer
fremdländischen Zeitgenossen den Vortheil äußerster Einfachheit voraus –
derart, daß überhaupt kein weiterer Fortschritt in dieser Richtung bei
directwirkenden Dampfpumpen gedacht werden kann.
Außer zwei Stopfbüchsen, welche bisweilen nachzuziehen sind, erfordert der ganze
Steuerungsapparat (Fig. 1) keine wie immer geartete Pflege, und kann derselbe überhaupt nur
dann den Dienst versagen, wenn sich die in ihre Gehäuse eingeschliffenen
Steuerkolben allmälig ausgelaufen haben. Es möchte anfänglich erscheinen, daß dies
bald erfolgen müßte, nachdem speciell die innern Steuerkolbentheile (D und E in Figur 1) vor jeder
Umsteuerung einseitigen Drücken ausgesetzt werden; letztere sind jedoch nur
unbedeutend, und längere Erfahrung hat nachgewiesen, daß auch in dieser Beziehung
die Jacobi-Pumpe keine Concurrenz zu scheuen hat.
Selbstverständlich erfolgt auch hier, nachdem ja der Dampf das treibende Medium ist,
bei jedem Hub ein kleiner Dampfverlust, gleich dem Volum
des vom Steuerkolben durchlaufenen Raumes. Directe
Dampfverluste in den Auspuff, wie sie bei vielen directwirkenden Dampfpumpen
– u.a. beispielsweise bei der weitverbreiteten Cameron-Pumpe von Tangye Brothers in Birmingham – bei jedem Hube
stattfinden, sind hier ganz unmöglich.
Das Princip der patentirten Steuerung wird durch Figur 1 näher
veranschaulicht. A ist der Dampfcylinder, C der Dampfkolben, welcher in der Richtung des Pfeiles
von der punktirten Stellung 1 nach 2 und 3 in Bewegung gedacht ist. B, B sind die an dem Dampfcylinder angebrachten
Steuercylinder, in welchen sich die Steuerkolben D, E, F
und G, und zwar alle unter einander durch eine Stange
fest verbunden, befinden.
Weinhold: Resultate der Untersuchung
des Nutzeffectes von Kesselfeuerungen.
Textabbildung Bd. 219, S. 288
Lauf. Nr.; n; Brennmaterial; c = 0;
h = 0; w = 0; a = 0; W; T; t; Ω; Ω/W; Gemenge von Braun- u.
Steinkohle; Westphälische Pechkohle; Steinkohle von Potschappel; Braunkohle von
Meuselwitz; Braunkohle aus der Nähe von Döllnitz; Englische Schmiedekohle;
Meuselwitzer Braunkohle; Braunkohle (Nußkohle I) von Ladowitz; Braunkohle
(Nußkohle II) von Ladowitz; Klare Rußkohle von Bockwa; Nußkohle I von Ladowitz
wie bei Nr. 50; Nußstückkohle von Oelsnitz; Gewasch Maschinenkohle v.
Oberhohndorf; Braunkohle von Meuselwitz
* Die zwischen Nr. 14 und Nr. 34 fehlenden Versuche sind
weggelassen, weil sie an einem Kessel angestellt waren, dessen Mauerung derart
defect war, daß ein großer Theil der Gase kurz hinter der Feuerbrücke direct nach
dem Schornstein, anstatt durch die lammenröhren und Züge des Kessels ging. Der
Widerspruch zwischen den Ergebnissen der Gasuntersuchung und der Leistung des
Kessels führte zur Auffindung dieses Fehlers.
† Der auf S. 28 und 29 im Detail mitgetheilte Versuch.
K ist der
Dampfzuströmungs-, J der Dampfauspuffcanal, beide
auf die in der Zeichnung ersichtliche Weise mit dem Dampfcylinder in Verbindung;
außerdem communicirt derselbe noch durch vier besondere Canäle mit dem Innern in den
Steuercylinder. Die Mündungen dieser Canäle in den Dampfcylinder sind a, c und e, g, in den
Steuercylindern b, d und f,
h. Die Kolben G und F sind (wie dies punktirt angedeutet) durchbohrt, so daß stets auf beiden
Seiten derselben gleicher Druck herrschen muß.
In der gezeichneten Stellung tritt der Dampf aus dem Dampfcanal K in der Richtung des Pfeiles in den Steuercylinder und
durch denselben in den Dampfcylinder, wo er den Dampfkolben in der Richtung des
Pfeiles fortbewegt. In dieser Stellung herrscht auf beiden Seiten der Kolben G und D gleicher Druck, da
der Dampf durch den Canal cd auch hinter den
Kolben D treten kann. Auf der andern Seite des
Dampfcylinders ist durch den Kolben E die Verbindung mit
dem Auspuffcanal J hergestellt, während auf beiden
Seiten der Steuerkolben E und F ebenfalls gleicher Druck herrscht, nämlich die Spannung des
Auspuffdampfes. Alle Steuerkolben befinden sich also in vollkommenem
Gleichgewichte.
Sobald aber der Dampfkolben C in seiner weitern Bewegung
von der Stellung 2 nach 3 den Dampfcanal e passirt hat
(wie in Stellung 3), tritt Dampf durch ef auf die
rechte Seite des Steuerkolbens E und drückt denselben
nach links, so daß der Dampfzuströmungscanal K nun mit
dem Innern des Dampfcylinders rechts in Verbindung tritt, und der einströmende Dampf
den Dampfkolben C nunmehr von rechts nach links bewegt.
Auf der entgegengesetzten Seite hat dabei der Steuerkolben D die Einströmung K geschlossen und den
Auspuff J geöffnet. Der Kolben F hat in dieser Stellung den Canal fe
abgesperrt, somit kein Betriebsdampf nach der Auspuffseite hin entweichen kann.
Sobald der Dampfkolben C sich von rechts nach links
bewegt und die Oeffnungen g und e überschritten hat, wirkt voller Dampfdruck auf beiden Seiten der Kolben
E und F, so daß sich
dieselben im Gleichgewicht befinden. Wenn nun der Dampfkolben C, von rechts nach links sich bewegend, in der Stellung 1 angekommen ist,
so tritt Dampf durch den Canal ab auf die linke
Seite der Kolben G und D,
während der Canal cd noch durch den Dampfkolben
C gesperrt ist. Es muß also, da bei E und F auf beiden Seiten
gleicher Druck herrscht, der Dampfdruck alle Kolben nach rechts in dieselbe
Stellung, welche in der Zeichnung angenommen wurde, schieben und den Dampfeintritt
von K nach der linken Cylinderseite öffnen, während aufanf der andern Seite die Communication mit dem Auspuff J hergestellt
wird. Da nun wieder die Oeffnung b geschlossen, so ist
auch hier Dampfverlusten vorgebeugt.
Nun beginnt wieder das Spiel der Pumpe, von welchem in der Beschreibung ausgegangen
wurde.
Hervorzuheben ist noch, daß die Steuerung mit einem einfachen Katarakte versehen
werden kann, welcher Hubpausen ermöglicht.
Textabbildung Bd. 219, S. 290
Diese Pumpen, deren Ausführung die Maschinenfabrik von Bolzano,
Tedesco und Comp. in Schlan (Böhmen) übernommen
hat, sind schon mehrfach und zwar hauptsächlich als unterirdische
Wasserhaltungsmaschinen ausgeführt. Sie erhalten für diesen Zweck zumeist
Plungerkolben, und zeigt vorstehender Holzschnitt eine solche Anordnung. Durch die
Exactheit ihrer Function und durch die Einfachheit, welche billigen Preis gestattet,
dürfte sich die Jacobi-Pumpe auch als Speisepumpe, für
Wasserstationseinrichtungen und ähnliche Zwecke bald allgemeinern Eingang
verschaffen.
C. L.