Titel: | Fabrikation von Alaun unter Druck; von Dr. M. Faudel. |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 365 |
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Fabrikation von Alaun unter Druck; von Dr.
M. Faudel.
Faudel, über Fabrikation von Alaun unter Druck.
Eine Anzeige von A. Barber in Hamburg kam mir vor einiger
Zeit gerade zu Gesicht, als ich auf Anregung des Hrn. Moritz Behrend zu Varzin damit beschäftigt war, die Einwirkung von Schwefelsäure
auf Bornholmer und englische Thone zu untersuchen.
Es war mir sofort klar, daß der angepriesene englische Alaunkuchen, der sich weit
vortheilhafter als gewöhnlicher Alaun stellen sollte, nichts weiter als das directe,
ungereinigte Product der Einwirkung von Schwefelsäure auf Thone oder
China-Clay sei.
Ich digerirte 1 Gew.-Th. Thon von 20 Proc. Wassergehalt, wie er als
Füllmaterial in der Papierfabrik angewendet wird, mit 1,4 Th. Schwefelsäure von
1,525 spec. Gew. längere Zeit bei 100°. Die Masse ward nach dem Erkalten
härtlich, zeigte aber bei der Analyse, daß nur etwa 24 Proc. der angewendeten
Schwefelsäure sich mit der Thonerde chemisch verbunden hatten. Ein ähnliches
Resultat erhielt ich, nachdem ich den Thon vorher stark geglüht hatte. Doch waren
auch hier nur, nach beendeter Operation, etwa 30 Proc. der angewendeten
Schwefelsäure in Verbindung mit Thonerde getreten.
Als ich nun aber die Erhitzung der obigen Mischung unter Druck bei 2 1/2at in einem mit Blei ausgefütterten
Kupferkessel vornahm, änderte sich das Verhältniß der freien zur gebundenen Säure
ganz wesentlich. Schon das Aeußere des erhaltenen Productes zeigte deutlich, daß ein
Aufschluß des Thons stattgefunden hatte; die Masse war heiß, weich, leicht
schneidbar, ward beim Erkalten steinhart und spröde und löste sich ziemlich leicht
in heißem Wasser, wobei sich ein zarter pulveriger Niederschlag von Kieselsäure
ausschied. Es fanden sich 80 Proc. der angewendeten Schwefelsäure an Thonerde
gebunden.
Auch, als ich 1,5 Th. Thon und 1,8 Th. Schwefelsäure von 1,525 spec. Gew. 2 Stunden
bei 135 bis 140°, die einem Druck von 3 bis 3 1/2at entsprechen, in einem zugelötheten
Bleigefäße im Paraffinbade erhitzte, wurde ein sehr fester Alaunkuchen mit wenig
freier Schwefelsäure erhalten.
Die Durchschnittsanalyse von drei so hergestellten Alaunen ergab:
Schwefelsaure Thonerde
37,0
Kieselsäure
19,5
Wasser und Unreinlichkeiten
37,5
Freie Schwefelsäure
6,0
–––––
100,0.
Die englischen Alaunkuchen sollen dagegen enthalten:
Schwefelsaure Thonerde
43,72
Kieselsäure
20,00
Wasser und Unreinlichkeiten
36,30
Freie Schwefelsäure
0,00
––––––
100,02.
Man sieht, die Zahlen beider Analysen stimmen bis auf die 6 Proc. für freie
Schwefelsäure, die im zweiten Falle der schwefelsauren Thonerde zugeschrieben sind,
ziemlich überein. Durch die Zersetzung des Thons mit Schwefelsäure wird Kieselsäure
abgeschieden, welche bei der Benützung des Alauns zum Leimen von Mittelpapieren als
weißer Füllstoff ganz wohl brauchbar ist.
Unangenehm mag ein Gehalt des Alauns an freier Schwefelsäure wirken, der aber leicht
durch Zusatz von Thonerdehydrat zur Lösung des Alauns neutralisirt werden kann.
Man muß bei einem Gehalt von 6 Proc. freier Schwefelsäure dem Alaun etwa 5 Proc.
seines Gewichtes Thonerdehydrat hinzufügen, welche Quantität in den meisten Fällen,
wenn sonst richtig gearbeitet worden, ausreichen wird.
Wer die Annehmlichkeit der Verwendung von Thonerdehydrat und Schwefelsäure zur
Selbstdarstellung von Alaun kennen gelernt hat, wird dieselbe unbedingt jeder andern
Art von Alaun-Beziehung oder Selbstfabricirung vorziehen.
Eine Lösung von 90 Th. Thonerdehydrat, das leicht und wohlfeil mit einem Gehalt von
53 Proc. reiner Thonerde zu beziehen ist, in 150 Th. reiner Schwefelsäure von 1,84
spec. Gew. gibt eine Lösung von schwefelsaurer Thonerde, welche bei fast gänzlicher
Abwesenheit von Eisen leicht herzustellen und für die feinsten Papiere zu verwenden
ist.
Zur Leimung von geringern Papiersorten mag aber der oben beschriebene Proceß der
Behandlung von Kaolin oder China-Clay mit Schwefelsäure in mit Blei
ausgeschlagenen Kesseln bei 2 bis 3 1/2at
Druck, den jeder Papierfabrikant leicht selbst ausführen kann, vollständig genügen
und muß sich bei den billigen Preisen für Thon und Schwefelsäure bei weitem billiger
stellen, als der mit Thonerdehydrat. – Die Erhitzung des Gemenges von
Schwefelsäure und Thon darf nicht durch directes Einleiten von Dampf erfolgen, weil
dabei eine Verdünnung durch Condensationswasser stattfindet und verdünnte
Schwefelsäure den Thon nur schwach angreift. Es bleibt da nichts übrig, als das
verschlossene Bleigefäß mit einem Mantel zu umgeben, in welchen man den nöthigen
Dampf einströmen läßt. (Nach der Papierzeitung, 1876 S. 12 u. 36.)