Titel: | Belgische Tramway-Locomotive. |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 386 |
Download: | XML |
Belgische Tramway-Locomotive.
Mit Abbildungen auf Taf.
VIII [a/3].
Belgische Tramway-Locomotive.
Die Société métallurgique et
charbonnière belge hat in ihren Werkstätten zu Nivelles nach einem
neuen Systeme Tramway-Locomotiven gebaut, deren allgemeine Disposition (nach
der Revue
industrielle, December 1875 S. 461) aus den Skizzen Fig. 9 und 10 ersichtlich
ist. Die Locomotive ist bestimmt, ohne selbst Passagiere aufzunehmen, die
Tramwaywaggons statt der Pferde zu ziehen; zu ihrer Bedienung ist ein
Maschinenführer und ein Heizer erforderlich.
Der Kessel ist nach dem bekannten System Belleville aus
Röhren zusammengesetzt, wodurch die Herstellung großer Heizflächen bei geringem
Volum ermöglicht wird. Zum Antrieb dient eine Dreicylindermaschine, nach dem
bekannten Systeme von Brotherhood und Hardingham (vgl. * 1873 207
177. 1874 213 272). Auf der Welle dieser Maschine sitzt
eine Schnecke, die eine Zwischenwelle antreibt, von welch letzterer aus die beiden
Achsen des Wagens durch Treibstangen bewegt werden. In dieser Weise wird die hohe
Geschwindigkeit der Dreicylindermaschine in den langsamen Gang der Treibräder umgesetzt –
allerdings nicht ohne bedeutenden Effectverlust, welcher immer die Anwendung von
Schneckengetrieben zur Kraftübertragung begleitet. Der Exhaustdampf wird nicht in
den Schornstein geleitet, sondern gelangt in die Röhren eines sogen.
Luftcondensators, welcher den geräuschlosen Austritt des Dampfes vermittelt. Der für
den Kessel erforderliche Zug dagegen wird durch einen Körting'schen Aspirator (vgl.
* 1875 218 287) hervorgebracht.
Die Geschwindigkeit wird regulirt durch einen Absperrschieber, welcher die Pressung
des zur Maschine strömenden Dampfes bestimmt; die Bewegungsumkehr erfolgt durch
Verdrehung eines Schiebers, wie dies den Brotherhood'schen Maschinen eigenthümlich
ist, in einfachster Weise. Der Zug zu diesem Schieber befindet sich zur linken Hand
des Führers, zur rechten Hand hat er die Bremskurbel, endlich von der Decke
herabhängend den Zug zum Drosselventil. Selbstverständlich müssen diese drei Züge
symmetrisch auf den beiden Platformen angebracht sein.
Die Maschine, deren Gewicht leider nicht angegeben ist, soll auf 1/50 Steigung
2800k mit 12km Geschwindigkeit ziehen und dabei 12k Coaks pro Stunde verbrauchen. Bei
vorkommenden Entgleisungen kann der Führer ohne fremde Hilfe in wenig Minuten die
Maschine wieder auf die Schienen bringen.
R.