Titel: | Optische Telegraphie mittels Lichtblicke. |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 462 |
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Optische Telegraphie mittels
Lichtblicke.
Telegraphische Telegraphie mittels Lichtblicke
Im Anschluß an die S. 231 dieses Bandes gebrachten Mittheilungen ist nach dem Moniteur belge zu berichten, daß ein Heliotrop von neuer
Einrichtung 1869 bei den Triangulirungsarbeiten des belgischen Generalstabes mit
einigem Erfolge benützt worden ist. Schon vorher hat der Major Bouyet einen andern Heliotrop erfunden, welcher die Sonnenstrahlen nach
allen Seiten hin reflectirte; doch setzte das Licht aus, wenigstens wenn man dem
Spiegel nicht eine sehr große Umdrehungsgeschwindigkeit ertheilte. Daher wurde
dieser Heliotrop außer Gebrauch gesetzt. Bei dem neuen dreht sich ein Planspiegel um
eine verticale Achse und macht dabei stets einen Winkel von 45° mit dem
Horizonte; er wird möglichst hoch (5 bis 20m) über dem Erdboden aufgestellt. Von unten nach
oben wird auf ihn, entlang seiner Rotationsachse, ein Lichtbündel geworfen
und von ihm bei der Drehung ringsum laufend horizontal reflectirt. Bei jeder
Umdrehung des Spiegels muß also das reflectirte Lichtbündel einen Augenblick jeden
in derselben Höhe wie der Spiegel aufgestellten Beobachter treffen, sofern nicht
Hindernisse zwischen ihm und dem Spiegel liegen. Bei hinreichend schneller Umdrehung
des Spiegels empfängt aber das Auge des Beobachters in Folge der Nachwirkung des
Lichtes den Eindruck eines ununterbrochenen Lichtes. Somit kann dieses Licht
ebensowohl zur Messung von Winkeln bei geodätischen Arbeiten, wie zum Telegraphiren
benützt werden. Für den letztern Zweck wird nahe am Boden ein beweglicher Schirm
angebracht, mittels dessen man das nach dem Spiegel hinaufgehende Lichtbündel nach
Belieben abfangen kann. Man braucht dann die Verdunkelungen nur verschieden lange
dauern zu lassen, um durch sie Morseschrift zu telegraphiren. Anstatt des Schirmes
kann man aber auch verschiedenfarbige Gläser einsetzen, nur daß dabei eine
Schwächung des Lichtes eintritt. Das von unten nach oben geworfene Lichtbündel kann
bei Nacht und oft auch am Tage durch eine Lampe erzeugt werden, wie sie auf
Leuchtthürmen angewendet werden oder auch durch elektrisches Licht, Drummond'sches
Licht oder Petroleumlicht. Der leuchtende Punkt muß aber immer eine gewisse Größe
haben, so daß die Lichtstrahlen etwas divergirend reflectirt werden, damit der ferne
Beobachter sie auch dann sieht, wenn er nicht genau in der Horizontalebene sich
befindet, in welcher das Licht reflectirt wird. Bei Sonnenschein benützt man
Sonnenlicht und läßt es von einem zweiten, unter dem ersten in der Verlängerung der
Rotationsachse desselben liegenden Spiegel, der sich um eine horizontale und eine
verticale Achse drehen läßt, dem erstem zuwerfen. Um dies genau zu ermöglichen, kann
man sich auch eines beim gewöhnlichen Heliotrop angewendeten Mittels bedienen,
welches darin besteht, daß man in der Mitte des untern Spiegels einen kleinen
dunklen Kreis läßt und zwei Netze mit gekreuzten Fäden und mit einer beweglichen
Scheibe aus weißem Papier neben einander zwischen die beiden Spiegel bringt, deren
Mittelpunkte in der Verlängerung der verticalen Rotationsachse des oberen Spiegels
liegen. Der Schatten der dunkeln Partie des untern Spiegels wird sich dann auf jedem
der Netze (im Mittelpunkte) zeigen, wenn die reflectirten Strahlen die rechte
Richtung haben. Man kann sich davon durch Einfügung der beweglichen Papierschirme
überzeugen. Bei einer solchen Anordnung des Heliotrops kann das reflectirte Licht,
z.B. von einem geodätischen Signale aus, nicht blos von einem einzigen Beobachter
gesehen werden, sondern von Allen, welche in derselben Horizontalebene stehen. Im
Kriege kann man so auf Entfernungen von 15 oder 20 Meilen (150 bis 200km) telegraphiren, selbst über die Köpfe
eines dazwischenliegenden Feindes hinweg.
E–e.