Titel: | Ein Wink für Grünspan-Fabrikanten. |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 466 |
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Ein Wink für
Grünspan-Fabrikanten.
Ein Wink für Grünspan-Fabrikanten.
Aus einer Fabrik, welche Kupferasche und Essigsäure auf krystallisirtes Acetat
verarbeitet, erhielt ich ein Fläschchen, worin sich unter einer dunkelgrünen
Grünspanlösung ein grauweißer schlammartiger Satz befand, welcher während des
Processes entstanden war und selbst durch neue Behandlung mit Essigsäure nicht
wieder verschwinden wollte. Es sollte ermittelt werden, woraus dieser Satz bestehe,
wie er entstanden, und wie seine fernere Bildung zu verhüten sei.
Als erste Operation in dem Untersuchungsgange war naturgemäß das Sammeln des
Schlammes auf einem Filter und Auswaschen mit Wasser erforderlich. Ich hoffte, bald
damit fertig zu werden; allein, obgleich dies 3 volle Tage ununterbrochen
stattgefunden, besaß das zuletzt abgelaufene Wasser doch noch die nämliche blaugrüne
Farbe, die es schon vom zweiten Tage an gezeigt hatte. Der Schlamm wurde nun
probweise mit Essigsäure von 20 Proc. versetzt, doch ohne erheblichen Erfolg; beim
Erwärmen nahm die Flüssigkeit eine dunkelgrüne Farbe an, blieb aber trübe.
Rasch wirkten dagegen beim Erwärmen die verdünnten Mineralsäuren –
Schwefelsäure, Salzsäure und Salpetersäure; in allen drei Fällen blieben nur einige
ganz unbedeutende Flocken zurück. Diese Lösungen besaßen sämmtlich eine tief grüne
Farbe. Meine nächste Vermuthung richtete sich jetzt auf Kupferchlorür, und in der That entstanden in der salpetersauren und
schwefelsauren Lösung mit Zusatz von Silbernitrat sofort weiße Flocken von
Chlorsilber.
Da die Essigsäure im Großen häufig durch Destillation des essigsauren Kalkes mit
Salzsäure bereitet wird, und dabei gleichzeitiges Mitübergehen kleiner Antheile der
letztern Säure nicht zu verhindern ist, so muß eine solche Essigsäure davon
enthalten, und wird sie in diesem Zustande, d.h. ohne vorhergehende Rectification
über etwas Soda, in den Handel gebracht, so kann es nicht überraschen, wenn durch
die Behandlung der stets Oxydul enthaltenden Kupferasche damit neben dem Acetat auch
Chlorür auftritt, das als schwer löslicher Körper sich ausscheidet. Dieser Art
mochte die Essigsäure sein, bei deren Anwendung in der Fabrik der weiße Schlamm
entstanden war, denn der noch vorhandene Rest davon reagirte stark auf Chlor.
Die Nutzanwendung dieser Beobachtung ergibt sich von selbst: Man vermeide zur
Fabrikation des Kupferacetats Essigsäure, welche Chlor enthält.
G. C. Wittstein.